Die Zeit: Angela Merkel und die Frauenfrage
© ZEIT online 6.3.2007 - 20:25 Uhr
Angela Merkel und die Frauenfrage
Anlässlich des 20. Geburtstages des Familienministeriums diskutierte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihren fünf Ministerinnen und sechs Jugendlichen über Frauen- und Familienpolitik und offenbarte einige kurze Einblicke in das Seelenleben einer Kanzlerin. Von Christoph Seils
Vor 20 Jahren war Angela Merkel eine fleißige Physikerin. Sie saß in ihrem kleinen Büro in der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin. Sie war im Beruf erfolgreich, aber von Männern umstellt, die vermutlich vor ihr Karriere machen würden. Das war auch in der DDR so, trotz der flächendeckenden Versorgung mit Krippenplätzen. Über vieles hat sie sich die Nachwuchswissenschaftlerin Angela Merkel damals Gedanken gemacht, vor allem über Theoretische Physik. Aber vermutlich nicht darüber, dass sie einmal die mächtigste Frau Europas sein würde. Auch die Tatsache, dass die Frauenfrage "mal eine wichtige Rolle in meinem Leben einnimmt", das habe sie damals nicht erwartet, sagt die Bundeskanzlerin heute.
Für eine andere Politikerin war das Thema dagegen genau zu jener Zeit von herausragender Bedeutung: 1987 wurde die Christdemokratin Rita Süssmuth im Westen unter Kanzler Helmut Kohl die erste deutsche Frauenministerin. Der exakte Geburtstag des Frauenministeriums ist zwar erst am 5. Juni. Aber warum sollten die Frauen diese historische Wegmarke in der Geschichte der Bewegung nicht ein paar Monate lang feiern. Zumal wenn es gute Anlässe gibt, wie zum Beispiel den am 8. März anstehenden Internationalen Frauentag. Also hatte Frauenministerin Ursula von der Leyen am Dienstagvormittag die Bundeskanzlerin und alle ihre Kabinettskolleginnen in Berlin zu einer Diskussionsrunde geladen. Rita Süssmuth, die alte Dame der christdemokratischen Frauenpolitik, war auch dabei. Und damit die mächtigen Frauen auf dem Podium nicht unter sich blieben, hatte das Ministerium auch noch sechs Jugendliche beiderlei Geschlechts dazu gebeten, die allerdings eher als schmückendes Beiwerk dienten. Brav erklärten sie, wie aufgeschlossen sie für ein modernes Frauen- und Familienbild seien.
Viele Gratulanten für einen runden Geburtstag. Doch vor allem für die Bundeskanzlerin war die Veranstaltung auch eine Gelegenheit, jenseits der Tagespolitik mal ein paar klare Worte zu finden, um den Frauen den Rücken zu stärken und den Männern ins Gewissen zu reden. Einen "Skandal" nannte sie es, dass in den Vorständen der 30 Dax-Unternehmen keine einzige Frau arbeite, "unglaublich gering" fand sie die Zahl der C4-Professorinnen. Zugespitzte Worte für eine sonst so auf Ausgleich bedachte Bundeskanzlerin, aber sie erweckte den Eindruck, als müsse sie sich dies einmal von der Seele reden, so unter Frauen.
Die Politik wähnt sich schon ein paar Schritte weiter als Wirtschaft und Wissenschaft. Immerhin seien im Bundeskabinett "wichtige Kernbereiche der Politik" in die Verantwortung von Frauen übergegangen, sagte die Kanzlerin und damit sei das Kabinett "weit von dem entfernt, was man Frauen vor Jahrzehnten zugetraut hätte". Da nickten die fünf anwesenden Ministerinnen: Entwicklungsministerin Heidi Wieczorek-Zeul, Justizministerin Brigitte Zypries, Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, Forschungsministerin Annette Schavan sowie Frauen- und Familienministerin Ursula von der Leyen. Jede von ihnen könnte vermutlich alleine den ganzen Vormittag zum Thema Frauen in der Politik bestreiten. Doch in einer solch großen Runde müssen sich sogar Ministerinnen kurz fassen.
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7. Familienbericht http://dip.bundestag.de/btd/16/013/1601360.pdf
Seite 234, Familienarbeit: - Väter 70 Std. - Mütter 46 Std.
Siehe auch: http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=12360
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