Vorstellung <<Eva-Prinzip>>: Tumulte in Bern
Quelle:
http://www.espace.ch/artikel_326517.html
«Schreien Sie sich ruhig aus>
Die deutsche Autorin Eva Herman stellte unter Protesten das «Eva-Prinzip> in Bern vor
Eva Herman, Ikone der neokonservativen Bewegung gegen «Werteverfall, Verlust der Weiblichkeit und Entrechtung der Eltern>, war am Samstag Stargast an der Versammlung der rechtsbürgerlichen Vereinigung Pro Libertate in Bern. Dabei kam es zu tumultartigen Szenen.
Bereits zehn Minuten vor dem geplanten Beginn des öffentlichen Vortrags von Eva Herman ist der grosse Saal im Hotel Bern fast bis auf den letzten Platz besetzt. An langen Tischen vorne sitzen diejenigen, die noch früher gekommen sind, meist ältere Männer und Frauen. Hinten füllen sich die Stuhlreihen mit jüngerem Publikum, meist Frauen. Nicht alle sind aus Begeisterung für das «Eva-Prinzip> gekommen, wie sich sofort herausstellt. Als Pro-Libertate-Präsidentin Ami Bosshard die Referentin begrüsst, stellt sich eine Gruppe von Aktivistinnen aus der autonomen Szene mit einem Transparent («Das Eva-Prinzip: Eingemacht, Verkocht, Altbacken>) vor das Rednerpult und skandiert «Eva go home!>.
·
Das Transparent wird von den Veranstaltern, unter ihnen SVP-Gross-rat Thomas Fuchs und JSVP-Stadtrat Erich J. Hess, binnen Sekunden heruntergerissen, die Demonstrantinnen aus dem Saal gedrängt. Erzürnte Männer zerreissen die Protestkartons, rufen «Use, use!>. Und: «Verschwindet, sonst gibt es auf die Schnitz!> Vorne ruft Ami Bosshard mit bebender Stimme zu Respekt vor «unserer direkten Demokratie> auf.
·
Als Eva Herman schliesslich das Wort erteilt wird, kommt grosser Applaus auf. Hinten springen wiederum Aktivistinnen auf, rufen «Bravo!> und «Eva!> und hören nicht mehr auf zu klatschen. «Geht doch in die Kinderkrippe!>, ruft ein wütender Mann den Claqueuren und Claqueurinnen zu. Die Einzige, die völlig ruhig bleibt, ist Eva Herman. Sie fühle sich an einen Sketch von Loriot erinnert, «der fängt auch hundert Mal von vorne an>, sagt sie, als sie zum dritten Mal durch Klatschen und Bravo-Rufe unterbrochen wird. «Schreien Sie sich alles von der Seele und gehen Sie dann ruhig nach Hause>, sagt Eva Herman unbeeindruckt, bittet aber die Veranstalter, «jetzt vielleicht doch die Polizei zu rufen>. Das ist nicht mehr nötig. Inzwischen sind alle Demonstrierenden teils grob aus dem Saal bugsiert worden.
·
Mit halbstündiger Verspätung beginnt Eva Herman ihr Plädoyer für die Rückkehr zur Weiblichkeit und zur Aufwertung der Familie. Im Saal wird es mucksmäuschenstill. Die frühere «Tagesschau>-Sprecherin und heutige Talkmasterin fesselt mit norddeutscher Eloquenz, spricht 90 Minuten ohne Unterbruch, unterhält, belehrt, sorgt für Lacher und häufiges Kopfnicken. Nur als sie länger bei der Wichtigkeit des Stillens für die frühkindliche Entwicklung bleibt («mein Lieblingsthema, da brennt mir das Herz>) rutschen einige Männer unruhig auf ihren Sitzen herum.
·
Möglichen Widerspruch löst Eva Herman gleich selbst auf. Man halte ihr vor, mit dem «Eva-Prinzip> überholte Rollen- und Familienmodelle der Fünfzigerjahre zu propagieren, sagt sie. «Wenn man aber so nahe am Abgrund steht wie unsere Gesellschaft, kann uns nur noch ein doppelter Salto rückwärts retten.> Dazu sei nötig, dass «wir die Unterschiede zwischen Mann und Frau akzeptieren> ? die inzwischen durch Hormon- und Hirnforschung belegt seien, so Herman, die sich durch die Thesen der US-Neuropsychiaterin Louann Brizendine («Kleiner Bund> vom 17. Februar) bestätigt sieht.
·
Obwohl sie «von den Medien systematisch diskreditiert> werde, ist Eva Hermans Fangemeinde gross. In diesen Tagen erscheint eine Fortsetzung ihres Bestsellers. In «Liebe Eva> verarbeitet die Autorin die 5000 Zuschriften («95 Prozent positiv>), die sie als Reaktion auf «Das Eva-Prinzip> erhalten hat.
)