Grundschulkinder erlernen Gewalt
H.-Norbert 
, Nordhessen und an (auf) der Ostsee, Wednesday, 28.02.2007, 18:40 (vor 6863 Tagen)
In den 90er Jahren tobte eine Hexenjagd auf angebliche Kinderschänder durch unsere Republik. Selbst ernannte und berufene Kinderschützer sahen überall Mißbrauch, Kinder wurden ihren Eltern entrissen, Eltern saßen unschuldig im Gefängnis. Die Welle ebbte erst ab, nachdem in mehreren Gerichtsverhandlungen wie z.B. den Wormser Prozessen die Unschuld der Angeklagten bewiesen wurde.
Später wurden dann "Selbstverteidigungskurse" für Mädchen angeboten, in denen diese lernen sollten, wie sie erwachsene Männer zu ihrem eigenen Schutz im Zweikampf besiegen.
Der Verein FaFritz bot ein Selbstschutz-Training für Grundschulkinder an. Wofür das gut sei, wird erklärt: Der Fahrer eines Autos spricht Kinder an, um sie in sein Auto zu locken. Dagegen hilft "lautes Schreien" und die Konzentration auf die "Vitalpunkte, die verletzbaren Stellen des Körpers".
Immerhin, das Training wurde nicht nur für Mädchen, sondern für alle Kinder angeboten.
Aber, glauben die Veranstalter tatsächlich, daß sich Grundschulkinder durch die Kenntnis der Vitalpunkte gegen einen zur Tat bereiten Erwachsenen durchsetzen könnten?
Eines aber haben die jungen Kursteilnehmer gelernt: Ihre Hemmungen abzulegen. Sie werden dies kaum gegenüber Erwachsenen anwenden, aber sehr wohl im Streit mit anderen Kindern. Wir beklagen die ausufernde Gewalt auf Schulhöfen. Wir sind entsetzt über ein neues Phänomen, hemmungslos gewaltbereite Mädchenbanden. Wir fragen uns entsetzt, wie diese Gewaltbereitschaft zu erklären ist.
Gleichzeitig sollen wir aber stolz darauf sein, wenn unsere Kinder ihre natürlichen Hemmungen zur Anwendung von Gewalt abtrainiert bekommen.
Ein Kind muß rechtzeitig lernen, mit keinen Fremden mitzugehen oder z.B. Geschenke anzunehmen. Es muß lernen, in unklaren Situationen Hilfe zu fordern und von wem es sie erwarten kann. Es muß so viel Selbstbewußtsein haben, daß es nicht Forderungen oder Versprechungen von Fremden folgt. Das ihnen beizubringen ist Aufgabe der Familie, dabei müssen sie die Kindergärten und Schulen unterstützen. Die Verwandlung in kleine Möchtegern-Rambos ist aber der falsche Weg. Damit erziehen wir sie zu den gewalttätigen Menschen von morgen.
Bericht über das Training: http://www.hna.de/fritzlarstart/00_20070227172821_Ein_klares_Nein_hilft_weiter.html
Dazu Hintergrund: http://www.hna.de/fritzlarstart/00_20070227171323_hintergrund.html
Verein: www.sicher-stark.de
Grundschulkinder erlernen Gewalt
Natürlich sind selbstbewußte Kinder "unbequem" und nicht mehr so "leicht handhabbar", sie sind aber auch weniger beeinflußbar und können sich selber besser sichern.
Ereignisse richtig einzuschätzen ist Teil jedes Selbstbehauptungskurses. Man darf nicht auf jede vermeintliche Bedrohung mit Schimpfwörtern und Schreien reagieren. Das ist eine Übungssache, auf die einzelnen Ereignisse richtig zu reagieren und sie richtig zu beurteilen. Mitunter ist Selbstverteidigung aber sehr angebracht, dann, wenn ich körperlich angegriffen werde. Reine Selbstverteidigungskurse werden aber nicht empfohlen, weil sie eine falsche Sicherheit vermitteln und eher noch dazu verleiten, sich in gefährliche Situationen zu begeben. Der beste Selbstverteidigungstrick ist immer noch: so schnell wie möglich davon laufen.
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Grundschulkinder erlernen Gewalt
H.-Norbert , Nordhessen und an (auf) der Ostsee, Wednesday, 28.02.2007, 21:04 (vor 6863 Tagen) @ Odin
Ja Odin, starke Kinder sind etwas feines. Es wäre gut, wenn alle Kinder stark sein könnten.
Gewalttätige Kinder sind ein Graus.
Kinder stark machen, z.B. wenn ihnen die Möglichkeiten, sich mittels Körpersprache oder verbal zu behaupten, beigebracht werden, finde ich gut.
Die Kenntnis der Vitalpunkte halte ich für unsinnig. Ein Grundschulkind kann sich auch mit Kenntnis dieser Punkte nicht wirklich gegen einen Erwachsenen durchsetzen. Aber es wird auf dem Schulhof seine Kenntnisse vorführen. Das ist schlecht.
Gruß
H.-Norbert