So werden Japaner auf die Rückkehr in die Ehe vorbereitet

Christine , Saturday, 03.02.2007, 15:46 (vor 6885 Tagen)

Pappa ante Portas - So werden Japaner auf die Rückkehr in die Ehe vorbereitet
Loriot hat dem Problem einen ganzen Film gewidmet: In "Pappa ante Portas" treibt er als Vorruheständler Heinrich Lohse seine ganze Familie in den Wahnsinn. In Japan geht man dieses Problem pragmatisch an. Dort werden Ehemänner vor der Rente auf die gemeinsame Zeit mit ihren Ehefrauen professionell vorbereitet.

Tokio - Seit dreißig Jahren ist der Japaner Mitsutoshi Fukatsu verheiratet, doch zu Hause war er bislang selten. Essen, baden, schlafen, arbeiten. Der 56 Jahre alte Bahnhofsvorsteher ist ein vielbeschäftigter Mann. Doch damit ist bald Schluss: In vier Jahren wird Fukatsu pensioniert - und muss künftig mit einer Frau zusammenleben, die neben der Arbeit bislang bestenfalls die zweite Rolle gespielt hat.

Mit Hilfe der Japanischen Gesellschaft verehrender Ehemänner versucht er nun, sich an das Leben zu Hause zu gewöhnen. Es sind die ersten Babyboomer der Nachkriegsgeneration, die in diesem Jahr das Rentenalter erreichen und nach einem Leben für die Firma in ihre Familien zurückkehren. Mit einem "Tag der geliebten Ehefrauen" und Preisverleihungen für die besten "verliebten Ehemänner" versucht die japanische Selbsthilfegruppe, den Übergang der gealterten Workaholics vom Arbeits- ins Eheleben zu erleichtern.

Aller Anfang ist schwer: Jeweils am 31. Januar sollen die Männer ihren Partnerinnen zuliebe schon um 20 Uhr nach Hause kommen - ungewöhnlich früh für eine Gesellschaft, in der die Firma über allem steht. "Nie habe ich Setsuko gesagt, dass ich sie liebe", gesteht Fukatsu. "Aber jetzt will ich das öfter tun... es fühlt sich gut an." Zusammen mit seiner Frau nahm er im vergangenen Jahr an der Veranstaltung "Schreie deine Liebe von der Mitte eines Kohlfelds hinaus" teil. Lange hatte der Vater zweier Töchter für den großen Moment geübt: "Ich liebe dich!" Es war das erste Mal.

Seitdem hilft er im Haushalt und nennt seine Frau beim Namen. "Ich kann nicht für immer in der Firma bleiben", sagt Fukatsu. "Ich muss nach Hause kommen." Doch nicht nur die bevorstehende Pensionierung sorgt bei vielen japanischen Ehemännern für romantischen Ehrgeiz. Ein neues Gesetz garantiert Hausfrauen künftig einen größeren Anteil an der Rente ihrer Partner. Die Reform könnte für eine Welle von Scheidungen sorgen, weil viele frustrierte Frauen nach jahrzehntelanger Vernachlässigung finanziell unabhängig werden und das Weite suchen.

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