Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Christine ⌂, Saturday, 03.02.2007, 13:59 (vor 6885 Tagen)

Familienpolitik

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Ursula von der Leyen verlangt vom angeblich starken Geschlecht mehr Engagement für die Familie. Im Gespräch mit WELT.de erläutert sie, warum sie die verwandtschaftlichen Beziehungen für ein enorm hohes Gut hält und warum auch eine Gesellschaft mit vielen Alten großes Potenzial hat.

WELT.de: Nie haben die Deutschen der Familie so einen hohen Stellenwert beigemessen wie heute, das war zuletzt dem "Generationenbarometer" zu entnehmen. Gleichzeitig bekommen aber immer weniger Menschen Kinder. Können Sie sich einen Reim darauf machen?

Ursula von der Leyen: Dieses Paradox, das wir seit 30 Jahren beobachten, hat seine Gründe. Der Wunsch nach Familie, nach Kindern, nach dem Zusammenhalt der Generationen, ist ungebrochen groß, Gott sei Dank. Aber es wird für junge Menschen hier immer schwieriger, in einer modernen, globalisierten Welt Familie zu leben. Für junge Männer gilt nicht mehr, dass sie ein sicheres, stetig wachsendes Einkommen bis zur Rente nach Hause bringen, und junge Frauen wollen diese Welt mitgestalten. Beide wünschen sich Perspektiven mit Kindern. Deshalb lautet der politische Anspruch: Wenn konservative Werte erhalten bleiben sollen - also Verantwortung übernehmen, verlässlich sein, Zusammenhalt schaffen -, dann müssen Gesellschaft und Politik den Rahmen schaffen, dass sie heute lebbar sind.

WELT.de: Was kann der Staat in dieser zwischenmenschlichen Sphäre überhaupt ausrichten?

Von der Leyen: Er darf junge Eltern nicht allein lassen! Wir brauchen eine Arbeitswelt, die Rücksicht auf Kinder nimmt. Das ist die Aufgabe der Wirtschaft. Familie und Beruf müssen für Männer und Frauen vereinbar sein. Dafür brauchen wir außerdem eine Infrastruktur an Kindergärten, Ganztagsschulen, Mehrgenerationenhäusern, die verlorene Prinzipien der früheren Großfamilie wieder möglich macht. Bildungsräume, in denen Kinder viele andere Kinder und andere Generationen treffen. Außerdem sind gezielte finanzielle Hilfen am Lebensanfang wichtig, wenn die Einkommen klein sind.

WELT.de: Die deutschen Frauen bekommen aber, wenn man sie mit ihren Geschlechtsgenossinnen anderswo vergleicht, beides nicht besonders gut hin: zugespitzt machen sie weder Kinder noch Karriere.

Von der Leyen: Es stimmt, dass in den Ländern, in denen die Müttererwerbsquote höher ist, wieder mehr Kinder geboren werden, die Kinderarmut geringer und mehr Frauen in Führungspositionen sind. Diese Länder haben sehr viel früher Voraussetzungen geschaffen, dass Kindererziehung und Berufswünsche Hand in Hand gehen können. Sie haben nachhaltig investiert. In Deutschland dagegen haben junge Frauen unendlich viele Vorurteile überwinden müssen, wenn sie Verantwortung übernehmen wollten für den Lebensunterhalt und für Kinder. Wir haben viel zu lange gesagt, was mit Kindern nicht geht, anstatt zu überlegen, wie junge Menschen mit Kindern bessere Perspektiven bekommen.

WELT.de: Ist also der klassische Einverdiener eher eine Art Standortnachteil?

Von der Leyen: Es geht nicht mehr um unsere Generation, sondern um die Jüngeren. Wie sollen sie als zahlenmäßig kleine Generation die Herkulesaufgabe der Mitversorgung einer großen Zahl Älterer bewältigen, dazu noch selbst Kinder ernähren und dieses Land wettbewerbsfähig halten? Das ist nicht mit nur der Hälfte aller Fähigkeiten zu bewältigen. Wir haben hervorragend ausgebildete Frauen, die diese Gesellschaft mitgestalten wollen.

WELT.de: Aber die meisten Mütter wollen doch gar nicht Vollzeit arbeiten, sondern streben Teilzeitjobs an. Werden solche Wünsche mit der neuen Familienpolitik einfach ignoriert, weil die Frauen in der Wirtschaft gebraucht werden?

Von der Leyen: Nein, gerade die Wirtschaft muss sich umstellen. Der Fachkräftemangel hat schon begonnen. Unternehmen, die junge Fachkräfte suchen, müssen tradierte männliche Arbeitsmuster über Bord werfen und arbeitszeitflexibel organisieren. In Zukunft werden wir Lebenszeit entzerren. Kürzere Ausbildungszeiten, häufige Weiterbildungen, Phasen der Kindererziehung und der Pflege älterer Menschen und längere Lebensarbeitszeit werden zu anderen Lebensverläufen führen. Auch für Männer. Zeit für Arbeit und Zeit für Angehörige ist die Balance, die eine Gesellschaft mit weniger jungen Menschen schaffen muss. In Frankreich und Skandinavien funktioniert das, und dort steigt die Kinderzahl auch wieder. Für erfolgreiche schwedische Männer ist es ein Statussymbol, ein aktiver Vater zu sein. Oder dänische Männer arbeiten nicht weniger als die deutschen, aber sie haben kürzere Arbeitstage, dafür aber mehr Arbeitstage im Jahr. Kinder brauchen Vater und Mutter verlässlich am Tag und nicht einmal in der Woche.

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Freddy, Saturday, 03.02.2007, 16:17 (vor 6885 Tagen) @ Christine

Ursula von der Leyen verlangt vom angeblich starken Geschlecht mehr
Engagement für die Familie.

Das ist zwar sehr löblich, auch die Idee mit der Teilzeitarbeit, aber: Was hat die CDU zu so einer Kehrtwende veranlaßt? Ich bin daran gewöhnt, daß konservative Parteien auch konservative Ideen vertreten, also z.B. daß der Mann arbeiten geht und die Frau zu Hause die Kinder hütet. Will die CDU etwa sozialer sein als die SPD? Erstmal soll die Mehrheit der Parteimitglieder diesen Vorschlag von der Leyens bestätigen, dann ändere ich evtl. meine Meinung.

(Die CDU hat nunmal über die Jahre ein ausgesprochen schlechtes Bild bei mir hinterlassen, daher mein Mißtrauen: Wer konserviert denn hier die Wehrpflicht, die Rollenverteilung und den Mutterkult, den Neoliberalismus und die schlechte Sozialpolitik? Wer hat die Rechtschreibreform *trotz* angeblichem Konservatismus nicht verhindert? Wenn die CDU ihr Gesamtbild ändern will, hat sie sich wirklich etwas vorgenommen!)

Gruß,
Freddy

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Honigbiene, Sunday, 04.02.2007, 17:19 (vor 6884 Tagen) @ Freddy

Das ist zwar sehr löblich, auch die Idee mit der Teilzeitarbeit, aber: Was
hat die CDU zu so einer Kehrtwende veranlaßt? Ich bin daran gewöhnt, daß
konservative Parteien auch konservative Ideen vertreten, also z.B. daß der
Mann arbeiten geht und die Frau zu Hause die Kinder hütet. Will die CDU
etwa sozialer sein als die SPD? Erstmal soll die Mehrheit der
Parteimitglieder diesen Vorschlag von der Leyens bestätigen, dann ändere
ich evtl. meine Meinung.

Die CDU ist genau so sozial zu ihrer Wählerschicht wie es die SPD mal war.

(Die CDU hat nunmal über die Jahre ein ausgesprochen schlechtes Bild bei
mir hinterlassen, daher mein Mißtrauen: Wer konserviert denn hier die
Wehrpflicht, die Rollenverteilung und den Mutterkult, den Neoliberalismus
und die schlechte Sozialpolitik? Wer hat die Rechtschreibreform *trotz*
angeblichem Konservatismus nicht verhindert? Wenn die CDU ihr Gesamtbild
ändern will, hat sie sich wirklich etwas vorgenommen!)

Hoffentlich überlebt die CDU diese Veränderung.

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Dark Knight, Monday, 05.02.2007, 15:09 (vor 6883 Tagen) @ Freddy

"Wer konserviert denn hier die Wehrpflicht"


Alle. Oder haben die angeblich gar nicht konservativen Rotgrünen in 7 Jahren die Wehrpflicht abgeschafft ?

Dark Knight

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Zeitgenosse, Saturday, 03.02.2007, 16:39 (vor 6885 Tagen) @ Christine

... ist gleichbedeutend mit weniger oder gar kein Unterhalt mehr für Frauen. Im Extremfall sogar Umkehrung der Unterhaltszahlungsströme.

Gruß

Zeitgenosse

Ich fordere: Mehr Bildung für "Frau" von der Leyen

Rainer ⌂, Saturday, 03.02.2007, 21:10 (vor 6885 Tagen) @ Christine

Hallo

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Ursula von der Leyen verlangt vom angeblich starken Geschlecht mehr
Engagement für die Familie. Im Gespräch mit WELT.de erläutert sie, warum
sie die verwandtschaftlichen Beziehungen für ein enorm hohes Gut hält und
warum auch eine Gesellschaft mit vielen Alten großes Potenzial hat.

Diese Ursula von der Leyen scheint etwas weltfremd und PISA-geschädigt. Über eine Minimalaurüstung von Allgemeinbildung scheint sie nicht zu verfügen. Ohne die soziale Aufopferung der Zivildienstleistenden wäre der soziale Bereich in unserer Gesellschaft längst zusammengebrochen.

Rainer

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[image]
Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo

Ich fordere: Mehr Bildung für "Frau" von der Leyen

zivi außer dienst, Saturday, 03.02.2007, 23:17 (vor 6885 Tagen) @ Rainer

Ohne die soziale Aufopferung der Zivildienstleistenden wäre
[quote]der soziale Bereich in unserer Gesellschaft längst zusammengebrochen.

Rainer[/quote]


kann ich nur bestätigen. habe zivildienst in einem mittelgroßen krankenhaus geleistet....ohne zivis wäre da einiges nicht so gelaufen wie es sollte, bzw wäre dies ohne adäquaten ersatz gar nicht möglich. niemand sonst macht für solch wenig geld so ein riesendrecksgeschäft.

Ich fordere: Mehr Bildung für "Frau" von der Leyen

Nurmalebenso, Sunday, 04.02.2007, 02:42 (vor 6885 Tagen) @ Rainer

Diese Ursula von der Leyen scheint etwas weltfremd und PISA-geschädigt.
Über eine Minimalaurüstung von Allgemeinbildung scheint sie nicht zu
verfügen. Ohne die soziale Aufopferung der Zivildienstleistenden wäre
der soziale Bereich in unserer Gesellschaft längst zusammengebrochen.

Rainer

Auch wenn ich die Ursel gerne wieder "an die Leine" verfrachten würde und den Zwangsdienst nur für Männer ablehne, dies hier mal zur Info: Die Anzahl der im Gesundheits- und Sozialwesen abhängigen Beschäftigten betrug 2005 rund 4.300.000 Personen, die ehrenamtlich und familiär tätigen Personen nicht mitgerechnet! Dagegen stehen - im Jahresdurchschnitt - rund 70.000 Zivildienstleistende, von denen auch nur etwa 60 Prozent in diesem Bereich eingesetzt werden. Der prozentuale Anteil der Zivis liegt damit - gerundet - bei insgesamt nur etwa 1 Prozent, und dürfte sich noch nochmals erheblich reduzieren, wenn man auch die nichtgewerblich Tätigen rechnerisch mit berücksichtigt!

Bei einem Wegfall des Zivildienstes kann folglich von einem zusammenbrechenden Sozialbereich nicht die Rede sein. Sehr wohl aber bietet der Zivildienst ein erhebliches "Sparpotential" für das Gesundheits- und Sozialwesen - und ist insbesonders dann fragwürdig, wenn hinter dem Leistungserbringer (Krankenhaus, Altenheim) eine Kapitalgesellschaft steht, die daraus einen geldwerten Vorteil ziehen kann (caritative Einrichtungen sind nicht zwangsläufig gemeinnützig!).

Der Wegfall des Zivildienstes würde sich also in erster Linie privat-wirtschaftlich auswirken - und nicht personell!

Ich fordere: Mehr Bildung für "Frau" von der Leyen

susu, Sunday, 04.02.2007, 03:33 (vor 6885 Tagen) @ Nurmalebenso

Auch wenn ich die Ursel gerne wieder "an die Leine" verfrachten würde und
den Zwangsdienst nur für Männer ablehne, dies hier mal zur Info: Die
Anzahl der im Gesundheits- und Sozialwesen abhängigen Beschäftigten betrug
2005 rund 4.300.000 Personen, die ehrenamtlich und familiär tätigen
Personen nicht mitgerechnet!
Dagegen stehen - im
Jahresdurchschnitt - rund 70.000 Zivildienstleistende, von denen auch nur
etwa 60 Prozent in diesem Bereich eingesetzt werden. Der prozentuale
Anteil der Zivis liegt damit - gerundet - bei insgesamt nur etwa 1
Prozent
, und dürfte sich noch nochmals erheblich reduzieren, wenn man
auch die nichtgewerblich Tätigen rechnerisch mit berücksichtigt!

Der Anteil schwankt allerdings von Einrichtung zu Einrichtung und einige hätten sicher mit Engpässen zu kämpfen.

Bei einem Wegfall des Zivildienstes kann folglich von einem
zusammenbrechenden Sozialbereich nicht die Rede sein. Sehr wohl
aber bietet der Zivildienst ein erhebliches "Sparpotential" für das
Gesundheits- und Sozialwesen - und ist insbesonders dann fragwürdig, wenn
hinter dem Leistungserbringer (Krankenhaus, Altenheim) eine
Kapitalgesellschaft steht, die daraus einen geldwerten Vorteil ziehen kann
(caritative Einrichtungen sind nicht zwangsläufig gemeinnützig!).

Achtung: Zivildienst ist nicht billig. Davon kriegt zwar der Zivi nicht viel mit, aber die Verwaltung, Wehrerfassung und Prüfung der Anträge auf Befreiung vom Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen kosten ordentlich Geld.
Siehe dazu auch:
http://www.wgvdl.com/forum/board_entry.php?id=11461#p11572

Der Wegfall des Zivildienstes würde sich also in erster Linie
privat-wirtschaftlich auswirken - und nicht personell!

Nicht mal das. Bei den Zahlen, die mir da vorliegen könnten die weggefallenen Stellen übergangsweise staatlich teilfinanziert werden und die öffentliche Hand würde trotzdem Geld sparen und Ziviarbeit würde durch Sozialabgabenpflichtige Stellen ersetzt. Der Wegfall des Zivildienstes würde keine Belastungen verursachen (das einzige Problem ist, das Bürokratieabbau eben auch Stellenabbau in der Verwaltung ist, da wäre zu überlegen, welche Lösungen sich finden lassen).

susu

Ich fordere: Mehr Bildung für "Frau" von der Leyen

momentmal, Sunday, 04.02.2007, 04:15 (vor 6885 Tagen) @ susu

Der Wegfall des Zivildienstes
würde keine Belastungen verursachen (das einzige Problem ist, das
Bürokratieabbau eben auch Stellenabbau in der Verwaltung ist, da wäre zu
überlegen, welche Lösungen sich finden lassen).

Das ist nicht lösbar. Stellenabbau in den Verwaltungen gibt es nicht. Andernfalls müsste die Abgabenlast sinken.

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Garfield, Monday, 05.02.2007, 19:23 (vor 6883 Tagen) @ Christine

Hallo Christine!

Da zeigt sich wieder einmal, wie weit sich unsere Politkaste bereits vom Volk entfernt hat. Nehmen wir nur mal das hier:

In Zukunft werden wir Lebenszeit entzerren. Kürzere Ausbildungszeiten, häufige Weiterbildungen, Phasen der Kindererziehung und der Pflege älterer Menschen und längere Lebensarbeitszeit werden zu anderen Lebensverläufen führen.

Das sehe ich noch gar nicht. Tatsächlich war das so in der Vergangenheit, in der angeblich so männerzentrierten Gesellschaft, besser möglich als heute. Ich erinnere mich da gerade an den beruflichen Werdegang des Großvaters meiner Frau:

Er ist mit seiner Frau und einer Tochter in den 1950er Jahren aus der Gegend südlich von Berlin in den Westen gegangen. Er fand schnell Arbeit in einer Fabrik und war bald Vorarbeiter. Irgendwann wünschte er sich ein neues Betätigungsfeld und bewarb sich anderswo. In einem Vorstellungsgespräch wurde er dann gefragt, ob er zeichnen könne. Er zuckte mit den Schultern, man gab ihm ein Blatt Papier und einen Stift und forderte ihn auf, etwas zu zeichnen. Er zeichnete also etwas, sein Gegenüber sagte, er hätte Talent, und schon hatte er einen Job als Technischer Zeichner. Weil er noch keine Ausbildung in dem Bereich hatte, finanzierte die Firma ihm dann auch gleich noch eine Umschulung, und er hat dann bis zur Rente dort gearbeitet.

Wie läuft das dagegen heute, wenn jemand Technischer Zeichner werden möchte? Wer da nicht gleich das passende IHK-Zeugnis mit der Bewerbung mitschickt, kriegt gar kein Vorstellungsgespräch. Und für eine Lehrstelle braucht man sich schon nicht mehr bewerben, wenn man über 20 ist.

Wo liegt nun der Unterschied zwischen früher und heute? Ganz einfach: Früher herrschte Arbeitskräftemangel, heute aber nicht mehr. Früher suchten viele Firmen Arbeitskräfte und waren so auch bereit, Leute auf eigene Kosten umzuschulen. Auch wenn die Bewerber schon älter waren. Da konnte man eben auch schnell wieder eine Stelle finden, wenn man aus irgendwelchen Gründen mal beruflich aussetzten mußte.

Heute dagegen gibt es in den allermeisten Branchen mehr als genügend Auswahl auf dem Arbeitsmarkt. Daß es Arbeitskräftemangel gäbe, ist sowieso unsinnig. Es gibt Millionen Menschen, die Arbeit suchen. Wenn von Arbeitskräftemangel die Rede ist, dann meint man damit heute üblicherweise entweder, daß es wenige Bewerber mit exakt passendem Zeugnis oder Diplom gibt und daß man nicht bereit ist, Leute auf eigene Kosten auszubilden oder aber daß man kein Personal findet, das mit dem gebotenen Hungerlohn noch die Lebenshaltungskosten decken kann.

Und deshalb ist es eben heute so, daß man nicht mehr so einfach Arbeit findet. Gerade junge Menschen hangeln sich heute oft von einem unbezahlten Praktikum zum nächsten und haben gar nicht mehr die Möglichkeit, die finanzielle Gundlagen für eine Familie zu erarbeiten. Und wer einen Job ergattert hat, will ihn auch möglichst behalten. Wenn man da mit Elternteilzeit und ähnlichem kommt, ist schnell Schluß mit lustig. Auch wird selbstverständlich erwartet, daß man für einen Job auch umzieht. Und zwar nicht nur von den Firmen, sondern auch von unseren Politikern, die den Arbeitssuchenden auch immer mehr Mobilität und Flexibilität zumuten möchten. Das erschwert es immer mehr Menschen noch mehr, seßhaft zu werden und eine Familie zu gründen.

Irgendein Elterngeld oder ähnliches wird daran rein gar nichts ändern. Und mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt zu drängen, wird die Situation sogar noch verschlimmern.

Aber um Familie und Kinder geht es dabei eben gar nicht.

Freundliche Grüße
von Garfield

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Nikios, Monday, 05.02.2007, 20:15 (vor 6883 Tagen) @ Garfield

Hallo Garfield!

Sehr treffende Analyse von Dir, wie immer. Danke.

Doch eine Frage habe ich noch: Kannst Du Dich erinnern, wie ich mehrmals anzeigte, dass zuviele Gesetze nur noch zu mehr Ungerechtigkeit fuehren?

Wie ist Deine Meinung dazu?

Freundliche Gruesse aus Athen
Nikos

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Garfield, Tuesday, 06.02.2007, 13:36 (vor 6882 Tagen) @ Nikios

Hallo Nikos!

Kannst Du Dich erinnern, wie ich mehrmals anzeigte, dass zuviele Gesetze nur noch zu mehr Ungerechtigkeit fuehren?

Wie ist Deine Meinung dazu?

In einem anderen Beitrag hier stand dazu vor kurzem ein Zitat, in dem der Staat als ideal bezeichnet wurde, der sich für die Bürger möglichst wenig bemerkbar macht. Und dort stand auch der Grundsatz "Sowenig Staat wie möglich, soviel Staat wie nötig", oder so ähnlich.

Das finde ich grundsätzlich richtig. Allerdings wird dieser Grundsatz unterschiedlich interpretiert. Es hängt eben immer alles davon ab, aus welcher Perspektive man es betrachtet. In Bezug auf den Staat ist entscheidend, für wessen Interessen der Staat sich vorrangig einsetzen sollte.

Ich bin der Meinung, daß der Staat zuallererst die Interessen der Masse der Bevölkerung im Blick haben sollte, was nur leider nicht so ist. Es sollte also idealerweise so laufen, daß der Staat nur dort regulierend eingreift, wo sich nicht alles auch von selbst regelt. Schießt er über dieses Ziel hinaus (was leider derzeit oft so ist), dann führt dies natürlich zu Ungerechtigkeiten.

Freundliche Grüße
von Garfield

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Nikios, Friday, 09.02.2007, 12:48 (vor 6879 Tagen) @ Garfield

Hallo Garfield!

Es

sollte also idealerweise so laufen, daß der Staat nur dort regulierend
eingreift, wo sich nicht alles auch von selbst regelt. Schießt er über
dieses Ziel hinaus (was leider derzeit oft so ist), dann führt dies
natürlich zu Ungerechtigkeiten<<

Eben. Und mehr Fehler macht man dann, wenn man zuviel tut. Im Privaten sollten wir womoeglich viel tun, wenn man viel erreichen moechte. Da wirken aber Fehler anders, weil auch die Kausalitaet leichter nachvollziehbar ist und somit ein Fehler in der Regel als eine Besserungsmoeglichkeit aufgefasst werden kann.

Im Kollektiven aber sollte der Staat so wenig wie moeglich tun. Weil dort Fehler meist auf mehr Mensch eine Wirkung haben, die entsprechend zu mehr Ungerechtigkeit fuehren koennen und meistens auch fuehren. Ein gutes Beispiel ist der Vaterschaftstest. Bin gespannt, wann denn der Vatereignungstest kommt! Dies kann ja durchaus als eine Verbesserung der derzeitigen Situation der halbwegs freien Partnerauswahl verpackt werden, wird aber mit allerhoechster Wahrscheinlichkeit zu unglaublichen Ungerechtigkeiten fuehren, vorallem deshalb, weil die Zukunft, also die Entwicklung eines Menschen nicht vorhergesagt werden kann.

Tun man also noch ein Gesetz zu Schutz der Muetter verabschieden, dann setzt man zwangslaeufig voraus, dass die Muetter alle gut sind, und auch dass alle gut bleiben, und somit noch mehr Schutz von den Boesen Maenner benoetigen!

Wird das Essen innerhalb einer Familie gleich verteilt, dann haben die groesseren Mitglieder der Familie ein Nachteil. Wird entsprechend nach Groesse verteilt, dann haben die potenziell Groesserwachsende ein Nachteil. Werden beide Fakten beruecksichtigt, dann haben die kleinen und auch in Zukunft Kleinbleibende ein Nachteil, und zwar von Geburt aus. Wird auch dies beruecksichtigt, dann gibt es keinen Grund groesser werden zu wollen. Da bleibt womoeglich die ganze Familie klein und schwach. Bis dann einer, der nur ein wenig anders denkt, alles nach sich reist! :) Wird auch dies beruecksichtiigt, dann sind wir wohl schon perfekt, und brauchen erst gar nicht geboren werden. Das waere aber ein grosse Nachteil gegenueber der bereits geborenen, aber auch gegenueber dennen, die trotzdem geboren werden wollen ;) Ein Teufelskreis.

Die Loesung?

Wir brauchen nicht bessere Gesetze, wir brauchen erheblich weniger Gesetze, die aber dann ganz konsequent angewand werden! Dass allerdings eine ganze minderheits-Maschinerie dahintersteckt und kraeftig dabei der Rest abzockt, und deswegen wenig Interesse an eine Aenderung hat, ist mir bekannt. Die Loesung kann deshalb mE niemals "noch mehr Gesetze" heissen. Das gleicht ein kontinuierliches Laufen gegen die Wand.

Freunliche Gruesse
Nikos

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Garfield, Friday, 09.02.2007, 18:07 (vor 6879 Tagen) @ Nikios

Hallo Nikos!

Die Loesung kann deshalb mE niemals "noch mehr Gesetze" heissen. Das gleicht ein kontinuierliches Laufen gegen die Wand.

Das hängt von den Umständen ab. Wenn es beispielsweise kein Gesetz gegen Mord gäbe und somit jeder ungestraft andere Menschen erschlagen dürfte, wäre es schon eine gute Idee, solch ein Gesetz einzuführen und dabei in Kauf zu nehmen, daß diejenigen, die die Absicht haben, jemanden umzubringen, dadurch in ihrer Freiheit eingeschränkt werden.

Man muß bei einem Gesetz eben immer abwägen, ob es der Allgemeinheit mehr Schaden oder mehr Nutzen bringt.

Leider werden Gesetze aber selten unter diesem Gesichtspunkt entworfen und beschlossen. Da spielen oft die Interessen von Minderheiten die größere Rolle. Nehmen wir nur mal das "Gewaltschutzgesetz":

Alles, was dieses Gesetz angeblich bekämpfen soll, war schon vorher strafbar. Es gibt also offensichtlich so gut wie keinen Nutzeffekt. Die Mißbrauchsmöglichkeiten sind dagegen enorm, so daß es zwangsläufig einen gewissen Schaden bewirken muß. Warum wurde es überhaupt beschlossen? Gab es vorher jährlich zigtausende erschlagene Frauen in deutschen Familien? Waren die deutschen Krankenhäuser vorher ständig voll mit hundertausenden von ihren Männern geschlagenen Frauen? Haben Millionen Frauen in deutschen Städten gegen diese Zustände demonstriert und anklagend ihre blauen Flecken vorgezeigt? Nein, all das hat es nie gegeben. Es ging einzig und allein nur darum, die etablierten Berufsfeministinnen im Frauenministerium irgendwie zu beschäftigen. Vermutlich haben die sich sogar geärgert, weil sie das Gesetz so schnell durch bekommen haben - die hätten bestimmt gern noch ein paar Jahre länger damit zu tun gehabt.

Es zeugt von der Verantwortungslosigkeit unserer Politiker, daß sie so etwas durchgewinkt haben. Das politische System der Bundesrepublik Deutschland ist durch und durch verkorkst. Ich denke, bevor sich in diesem Land etwas bewegen kann, muß man erst einmal dort ansetzen. Solange dieser Sumpf aus Korruption, Lobbyismus und Mißwirtschaft nicht trocken gelegt wird, wird sich nichts wirklich zum Positiven ändern. Und solange wird es eben auch weiter Gesetze geben, die mehr Schaden als Nutzen stiften, aber trotzdem gedankenlos oder sogar absichtlich von unseren Politikern gegen den Willen des Volkes etabliert werden.

Freundliche Grüße
von Garfield

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Nikios, Saturday, 10.02.2007, 15:45 (vor 6878 Tagen) @ Garfield

Hi Garfield!

Absolut richtig. Gegen Mord gibt es schon ein Gesetz (bzw sogar ganz viele Gesetze dagegen!). Ebenso gibt es mehr als genug Gesetze fuer alle wichtige Angelegenheiten. Es happert nur an die konsequente Anwendung, und zwar fuer alle ausnahmslos.

Was die Vielgesetzerei bewirkt, ist lediglich wachsende Verantwortungslosigkeit bei den Menschen. Ich kann sogar soweit traeumen, und sagen, dass eine gesunde Gesellschaft nicht einmal Gesetze gegen Mord brauchen darf. Die Burger sollten reif genug sein, um nicht zu toeten. Das sind sie aber leider nicht, sie sind nicht einmal reif genug um die eigene Kinder den Vater nicht zu entbehren! Da ist niemals der Staat allein schuld, sondern die Menschen selbst sind dafuer zum groessten Teil verantwortlich! Wenn die Menschen die eigene Gier, Arroganz und Dummheit nicht besiegen koennen, kann kein Staat der Welt und keine noch so fortschrittliche Gesetzgebung etwas anrichten!

Gerade habe ich eine in Griechenland lebende Deutsche kennengelernt. Sie hat sich in Deutschland kinderlos scheiden lassen, und nach Griechenland ausgewandert, wo sie einen griechischen Mann geheiratet hat. Sie arbeitet hier ganz normal wie alle anderen auch. Der deutsche Staat verlangt aber ernsthaft von ihr, dass sie dem Mann in Deutschland Unterhalt zahlt! Wie man sieht, macht ein totalitaerer Staat von niemandem halt, keineswegs geht es dennen um den Schutz von Frauen und Kindern, sondern lediglich um das Durchboxen einer totalitaeren, radikalen, menschenverachtenden, realitaetsfremden Ideologie, ganz egal ob die Menschen das wollen oder nicht! Wenn das nicht die Auferstehung des Nazitums ist, was ist es dann??? Einem gesunden kinderlosen Mann von 35 Jahren Nachehelichenunterhalt zahlen zu muessen, ist der Boden der Unverschaemtheit, den wir bereits erreicht haben!

Tiefer geht es wohl nicht mehr.

Freundliche Gruesse
Nikos

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Nikios, Monday, 05.02.2007, 20:08 (vor 6883 Tagen) @ Christine

Diese Frau ist ein Fall fuer S. Freud.

Sie soll mir eine Frau zeigen, die 8 Std/Tag arbeiten geht, vierzig Jahre lang, und ich bleibe sofort zuhause und versorge die Kinder.

Nikos

"Mehr Teilzeit-Arbeit für Männer"

Andi, Tuesday, 06.02.2007, 10:37 (vor 6882 Tagen) @ Christine

Hallo Allerseits

Ich kann mir kaum vorstellen, dass v.d.Leyen nicht weiß, dass es die Frauen sind, die männliche Teilzeitarbeit verhindern, indem sie sich weigern, die Männer zu versorgen. In Zusammenarbeit mit einer Rechtssprechung, die eben die Versorgung von Frauen und Kindern durch Männer verlangt, wenn sie die Wahl hat.

Warum stellt v. d. L. sich dumm?

Viele Grüße,
Andi

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