Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Mann?Frau? Erkenntnisse eines Grenzgängers

Gismatis, Basel, Friday, 12.01.2007, 07:42 (vor 6905 Tagen) @ DschinDschin

Hallo Dschindschin

Ich hoffe, Ihr habt den ganzen Artikel gelesen.
Mich hat er überwältigt.

Ich fand ihn auch unglaublich aufschlussreich. Vielen Dank für die Verlinkung!

Dieses >Geschlecht zwischen den Ohren« ist dann aber auch für das Selbstverständnis >normaler« Männer und Frauen interessant: weil wir vermuten dürfen, dass es jedem Menschen innewohnt und bei transsexuellen Menschen nur durch den Gegensatz zum körperlichen Geschlecht besonders auffällt

Selbstverständlich ist das so. Allerdings ist die Geschlechtsidentität nur ein Teil der Identität jedes Menschen, wenn auch wohl einer der wichtigsten, vielleicht sogar die Grundlage jeder persönlichen Identität. Das Faszinierende an Identität ist, dass sie so schwer fassbar und doch so stark und eindeutig ist. Auch habe ich an mir selbst festgestellt, wie schwierig es ist, seine eigene Identität und damit seine Persönlichkeit nach dem eigenen Willen zu gestalten. Man könnte fast sagen, man sei Gefangener in seiner Identität. Dies erklärt auch, warum Verhaltensänderungen so schwer fallen. Wie soll man etwas ändern, das man gar nicht bewusst wahrnimmt? Erst wenn es gelingt, die eigene Identität von außen zu betrachten und anderen Identitäten gegenüberzustellen besteht eine Chance der bewussten Manipulation.

Interessant, was er zur Einsamkeit des Mannes in der Menge sagt. Hört,
hört Geschlechtsgenossen. Auch mir ist das schon oft aufgefallen.

Ja, die betreffenden Passagen sprechen mir aus dem Herzen. Als Junge habe ich Mädchen benieden, weil sich ihr Umgang mit fremden Mädchen so leicht gestaltet, während dasselbe unter Jungs einfach viel harziger, viel komplizierter abläuft. Als Mädchen, hatte ich den Eindruck, ist man sofort dabei, ohne besonders auf sich aufmerksam gemacht zu haben. Ein stiller, zurückhaltender Junge ist doch schlicht und einfach unsichtbar! Hab ich selbst erlebt. Vielleicht sind Jungen deshalb soviel lauter als Mädchen, weil sie nur so auf sich aufmerksam machen können.

Besonders brillant in diesem Zusammenhang finde ich diesen Abschnitt:

Frauen wundern sich oft darüber, dass Männer so ungern fremde Leute nach dem Weg fragen. Angeblich fährt ein Mann am Steuer lieber fünfmal im Kreis herum und anschließend unverrichteter Dinge wieder nach Hause, weil es angeblich unter seiner Würde ist, jemanden zu fragen, oder weil er angeblich zu stolz ist, um zuzugeben, dass er etwas nicht weiß. Dabei ist der Grund für diesen Unterschied ganz simpel: kaum eine Frau kann sich vorstellen, wie das für einen Mann ist, wenn er bei einem wildfremden Menschen erst eine gläserne Wand aus gezielter Ignoranz und dann noch eine zweite Mauer aus ablehnender Skepsis durchbrechen muss, nur um als fremder Mann seine bescheidene Frage nach dem Weg überhaupt mal zu Gehör bringen zu dürfen. Das hat tatsächlich etwas Entwürdigendes an sich? Frauen werden mit solchen, entwürdigenden Barrieren nicht konfrontiert, die kennen das überhaupt nicht, die gucken einfach ohne Umschweife der nächstbesten Person ins Gesicht und fragen ? und können deshalb schwer nachvollziehen, warum Männer sich da so anstellen. Das ist nur eines von unzähligen Beispielen, die sich an dieser Stelle anführen ließen; eine Frau lebt im Alltag in einem völlig anderen, sozialen Klima als ein Mann. Den meisten Menschen wird das nur nicht bewusst, weil sie es nie von der anderen Seite her erleben.

Da kann ich nur sagen: Bravo! Wie oft habe ich mich über oberflächliche Mann-Frau-Sendungen geärgert, in denen Frauen als überlegen dargestellt wurden, weil sie ohne zu zögern nach dem Weg fragen.

Die Erkenntinsse, die der Autor durch seine Transsexualität gewonnen hat, bilden ein wahres Kontrastprogramm zu den Erkenntnissen einer anderen Mann-zu-Frau-Transsexuellen, von der ich mal in einem Buch gelesen habe. Sie habe die Erkenntnis gewonnen, dass Männer mit ihrem Schwanz dächten und Männer ohne Schwanz (= Frau-zu-Mann-Transsexuelle) gar nicht dächten. Außerdem könne sie plötzlich feministische Gedankengänge verstehen... (Wow!)

Gruß
Gismatis

--
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