Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Kampf dem Geschlechterunterschied

Christine ⌂, Thursday, 11.01.2007, 21:33 (vor 6905 Tagen)

Kommentar von Arne im MANNdat-Forum:

Hallo ihr,

in der aktuellen Ausgabe der "Jungen Freiheit" finden sich außer den beiden Artikeln, die ich auf Genderama http://genderama.blogspot.com verlinkt habe, auch zwei weitere zum Thema Gender Mainstreaming, die nicht öffentlich online stehen. Ich habe mir gerade die Erlaubnis besorgt, sie hier im Volltext zu veröffentlichen.

Wie schon einmal betont, propagiere ich mit meinen gelegentlichen JF-Zitaten keinen Schulterschluss der Männerbewegung speziell mit rechten Positionen. Durch mein Hohmann-Buch und meine Arbeit für "eigentümlich frei" habe ich eben Kontakte zur JF, aber zu einem Interview mit der "taz" oder der "Süddeutschen" würde ich bestimmt auch nicht Nein sagen. :-) Ich poste hier die Artikel vor allem aus Gründen der Dokumentation, aber vielleicht mag sie auch jemand kommentieren, zerpflücken oder deutlich machen, inwiefern sich seine geschlechterpolitische Position von der der JF abhebt ... was auch immer.

Herzliche Grüße

Arne
--

"Junge Freiheit" Ausgabe 3/07; 12.1.07
S. 4 POLITIK

Kampf dem Geschlechterunterschied
"Gender Mainstreaming": Seit sieben Jahren wird versucht, die deutsche Gesellschaft systematisch "von oben" umzuprogrammieren
Anni Mursula
Eine Straßenarbeiterin auf einem Warnschild und ein Ampelfrauchen - so sieht Chancengleichheit im Straßenverkehr aus. Zumindest wenn es nach der frauenpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Canan Bayram, geht. Denn sie hält eine solche Veränderung der Piktogramme für sehr angebracht. "Schließlich ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung weiblich." So deutlich wie an den verweiblichten Verkehrszeichen ist "Gender Mainstreaming" wohl nirgendwo sonst zu erwarten. Solche Spitzen eines tieferschwimmenden Eisbergs kommen nur gelegentlich ans Licht.
Gender Mainstreaming bedeutet laut der Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, "bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt". Der soziologische Begriff "Gender" bezeichnet die sozial und kulturell geprägte Geschlechterrolle von Frau und Mann. Diese sei angeblich anerzogen und somit auch veränderbar.
Sinn des Gender Mainstreaming ist es, ungleiche Machtverhältnisse zu enttarnen und Macht gleichermaßen zwischen Frauen und Männer zu verteilen. Das soll durch Quoten, aber auch mit einer Durchbrechung der herkömmlichen Identitäten geschehen: Zum Beispiel sollen Mädchen in technischen und naturwissenschaftlichen Schulfächern gefördert werden. Sie sollen später Physikerinnen oder Informatikerinnen werden, um dadurch Schlüsselpositionen zu besetzen. Jungen dagegen sollen künftig immer öfter traditionell weibliche Berufe wie Hebamme, Kindergärtner oder Krankenpfleger übernehmen.
Die Bundesregierung ist bereits seit einigen Jahren aktiv: Seit 2001 veranstaltet sie jährlich den sogenannten "Girls' Day" zur Förderung von Mädchen. Unter Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gibt es nun als männliches Gegenstück hierzu das Projekt "Neue Wege für Jungs". Was im ersten Augenblick vernünftig klingt, wirkt schnell absurd: Den Jungen werden gerade diejenigen Berufe empfohlen, welche für Mädchen als nicht mehr zeitgemäß gelten, da sie nur noch geringe Karriereaussichten böten.
1999 erkannte das Bundeskabinett "die Gleichstellung von Frauen und Männern als durchgängiges Leitprinzip der Bundesregierung" an und beschloß diese Aufgabe "mittels der Strategie des Gender Mainstreaming zu fördern". Seitdem zieht sich die geschlechtliche Gleichmacherei still durch alle Instanzen der Gesellschaft. Sie hat sich zu einem riesigen Apparat entwickelt mit unzähligen Behörden und Projekten auf EU- und nationaler Ebene: "Gender Loops", "Focus" und "GemTrEx" sind nur wenige Beispiele. Die Bundes- und Landesregierungen haben eigene Genderbehörden gegründet, die wiederum zahlreiche Geschäftsstellen, private Firmenkonzepte und Initiativen - wie zum Beispiel das Naturschutzprojekt "Gender Greenstreaming" - fördern. Wie viele Stellen dadurch in Deutschland entstanden sind, kann wohl keiner genau sagen.
Behörden bislang mit Selbstüberprüfung beschäftigt
Noch schwerer wird zu errechnen sein, wieviel Geld in diese Projekte bislang geflossen ist. Sicher ist aber, daß die EU, der Bund und die Länder in die Umprogrammierung der Gesellschaft Millionen investiert haben. Konkrete Ergebnisse wie die geplanten Ampelfrauchen in Berlin bekommt der Bürger allerdings nur selten zu sehen. Denn momentan sind die Gender-Mainstreamer noch mit einer Art Selbstüberprüfung beschäftigt. Sie kontrollieren zum Beispiel mit "Gender-Budgeting", ob ihre selbstgegründeten Behörden ihr eigenes Budget "gendergerecht" verteilen und gleichermaßen für "weibliche" und "männliche" Projekte ausgeben.
"Bislang befindet sich Gender Mainstreaming noch hauptsächlich auf der Verwaltungsebene", bestätigt Dorit Meyer von der Genderagentur Berlin-Brandenburg gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Deshalb sei es so schwer, Beispiele von angewandtem Gender Mainstreaming außerhalb von Organisationen zu nennen. Das Problem sei, daß diese erst selber umstrukturiert werden müßten, bevor sie beispielsweise mit der Erziehung von Kindern beginnen könnten. Es sei wichtig, erst die Organisationspolitik zu überdenken: Wie eine Organisation in bezug auf die Geschlechter aufgebaut ist, welche Ansichten die Menschen dort haben und wofür Geld ausgegeben wird. Erst wenn diese Strukturen stimmten, könnten in den Kindergärten auch die Erzieher in Gender Mainstreaming weitergebildet werden. "Insgesamt ist es naiv zu glauben, daß man jemals die weibliche und männliche Identität vollkommen vernichten kann", sagt Meyer. "Diese ist so fest in der Gesellschaft und in jedem Kind verankert, daß es unmöglich ist, einen genderneutralen Menschen zu schaffen." Aufgabe des Gender Mainstreaming sei es, diese festgefahrenen Identitäten abzubauen. Darüber hinaus wolle man Kindern ein weiteres Möglichkeitsspektrum bieten, als es die herkömmlichen Geschlechterrollen erlaubten.
Dorit Meyer erzählt von ersten Pilotprojekten, die bereits in Kindergärten liefen. Bislang seien die Erzieher aber selber noch viel zu schlecht über Gender Mainstreaming informiert. Oft hätten sie das Prinzip völlig falsch verstanden: Statt die geschlechterbestimmten Schwächen der Mädchen und Jungen durch spezielle Förderung auszugleichen, unterstützten sie stereotypisches Geschlechterverhalten. Die Erzieher müßten deshalb erst selber erzogen werden, sagt sie.
Meyers These, daß Gender Mainstreaming noch nicht bei den Erziehern angekommen ist, bestätigt auch ein Gespräch mit einer Berliner Kindergärtnerin: Sie gab an, daß in ihrer Kindertagesstätte Gender Mainstreaming seit einiger Zeit angewandt werde. "Wir versuchen die speziellen Interessen der Mädchen und Jungen nachzugehen. Daß Jungen zum Beispiel von Natur aus aggressiver sind und toben wollen, muß von uns Erzieherinnen respektiert und gefördert werden", sagt die Erzieherin aus dem Stadtteil Treptow-Köpenick. Obwohl sie das Prinzip des Gender Mainstreaming eher falsch verstanden hat, konnte sie mit dem Begriff etwas anfangen. Das ist nicht immer so: Obwohl laut der Gender-Mainstreaming-Geschäftsstelle der Stadt Berlin in Treptow-Köpenick seit 2003 ein Pilotprojekt in den Kindertagestätten läuft, haben viele Erzieherinnen in diesem Stadtteil nie etwas davon gehört. "Was ist das denn? Können Sie das wiederholen?" fragt eine Erzieherin aus dem "Kindergarten im Grünen" am Telefon. "Gender-was? Können wir nicht Deutsch miteinander reden?"
Weitere Informationen im Internet unter: www.gender-mainstreaming.net; www.genderkompetenz.info; www.neue-wege-fuer-jungs.de; www.dissens.de

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

Kampf dem Geschlechterunterschied

Joseph S, Friday, 12.01.2007, 01:14 (vor 6905 Tagen) @ Christine

Meyers These, daß Gender Mainstreaming noch nicht bei den Erziehern angekommen ist, bestätigt auch ein Gespräch mit einer Berliner Kindergärtnerin: Sie gab an, daß in ihrer Kindertagesstätte Gender Mainstreaming seit einiger Zeit angewandt werde. "Wir versuchen die speziellen Interessen der Mädchen und Jungen nachzugehen. Daß Jungen zum Beispiel von Natur aus aggressiver sind und toben wollen, muß von uns Erzieherinnen respektiert und gefördert werden", sagt die Erzieherin aus dem Stadtteil Treptow-Köpenick.

Oh, wenn doch alle Gender Mainstreaming so mißverständen!

Ideal wäre, wenn man das Kind so anschaut, wie es ist, und dann entsprechend den gefundenen Stärken und Interessen fördert, unabhängig von traditionellen, feministischen oder sonstigen Rollenverständnissen. Unterschiede, die dann herauskommen sind naturgegeben.

Gruß
Joseph

Kampf dem Geschlechterunterschied

Conny, NRW, Friday, 12.01.2007, 02:46 (vor 6905 Tagen) @ Joseph S

Ideal wäre, wenn man das Kind so anschaut, wie es ist, und dann
entsprechend den gefundenen Stärken und Interessen fördert, unabhängig von
traditionellen, feministischen oder sonstigen Rollenverständnissen.
Unterschiede, die dann herauskommen sind naturgegeben.

Hallo!

Genau so sehe ich das auch. Heute braucht man dazu aber Multikulti, um eine Buntheit in die Gesellschaft zu bringen. Man muß immer wieder Menschen aus fremden Kulturkreisen hier herein holen, damit auch fremde Ansichten hier in den Massenmenschen hinein kommen. Das brauchen ganz zwingend Kreativschmieden. Ließe man den Menschen mit seinen Stärken und Schwächen so, wie er ist und akzeptiere ihn, dann hätten wir die Buntheit schon bei uns selbst.

Heute aber müssen wir durch den schon gleichgemachten Menschen zwangsläufig Menschen zu uns herein nehmen, die durch ihre andersartige Erziehung auch neue Denkimpulse liefern und ein Teil von uns muß dort hin zu den gleichgerichteten Menschen gehen um dort ein wenig Farbe hinein zu bekommen.

Ich habe anfangs einen ehemaligen Arbeitgeber nicht verstanden, der breit gestreute, bunte Mitarbeiter haben wollte. Das habe ich erst im Laufe der Zeit begriffen, was er damit meinte. Aber gerade in einer Software-Schmiede ist das ohne breite Streuung der Menschen nicht sehr gut zu machen. Haben alle den gleichen Kopf und die Sicht auf die Dinge, kann dabei nichts geniales heraus kommen.

Auf gesellschaftlicher Ebene ist das nicht anders. Eine gleichgeschaltete Gesellschaft verennt sich und hat keine, die Stop schreien. Von denjenigen, die das tun, haben wir schon zu wenige, die noch mutig genug sind, mal laut Stop zu rufen. In der ehemaligen Firma war ich auch viel zu ruhig und heute gibt es sie nicht mehr.

Freundliche Grüße
Conny

Kampf dem Geschlechterunterschied

Freddy, Friday, 12.01.2007, 02:14 (vor 6905 Tagen) @ Christine

"Insgesamt ist es naiv zu glauben, daß man jemals
die weibliche und männliche Identität vollkommen vernichten kann", sagt
Meyer. "Diese ist so fest in der Gesellschaft und in jedem Kind verankert,
daß es unmöglich ist, einen genderneutralen Menschen zu schaffen." Aufgabe
des Gender Mainstreaming sei es, diese festgefahrenen Identitäten
abzubauen.

Was ist so schlimm an geschlechtsbehafteten Identitäten? Entweder ist hier jemand *sehr* konfliktscheu, oder es steckt irgendein abgedrehter Reinheitsglaube dahinter (den man ja nicht nur im radikalen Christentum, sondern auch bei den Hardcore-Punks findet: "Don't smoke! Don't drink! Don't fuck! At least I can fuckin' think!").

Man mag gar nicht glauben, wie weit dieser Reinheitsglaube verbreitet ist. Ich bevorzuge da eher die Sünde. ;-)

Meyers These, daß Gender Mainstreaming noch nicht bei den Erziehern
angekommen ist, bestätigt auch ein Gespräch mit einer Berliner
Kindergärtnerin: Sie gab an, daß in ihrer Kindertagesstätte Gender
Mainstreaming seit einiger Zeit angewandt werde. "Wir versuchen die
speziellen Interessen der Mädchen und Jungen nachzugehen. Daß Jungen zum
Beispiel von Natur aus aggressiver sind und toben wollen, muß von uns
Erzieherinnen respektiert und gefördert werden", sagt die Erzieherin aus
dem Stadtteil Treptow-Köpenick.

Wenn es ihnen wirklich ernst damit wäre, würden sie extra für die Jungen die Erzieherinnen durch Erzieher(!) austauschen und zwar durch solche, die nicht im Auftrag der "Großen Mutter" handeln!

Gruß,
Freddy


P.S.: Das darf man nicht unterschätzen: Frauen können nie wirklich frei vom Mütterlichen werden, das muß man ihnen nachsehen. Andererseits disqualifiziert sie das automatisch für gewisse Aufgaben (siehe oben).

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