Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Mann?Frau? Erkenntnisse eines Grenzgängers

DschinDschin, Monday, 08.01.2007, 05:39 (vor 6909 Tagen)

Walter Greiner

Transsexuelle gehören körperlich eindeutig einem Geschlecht an. Aber irgendetwas treibt sie lebenslang dazu, sowohl körperlich als auch sozial dem anderen Geschlecht angehören zu wollen: ein >Mann« will eine Frau sein, eine >Frau« will ein Mann sein. Das verblüffendste dabei: wenn Transsexuelle dieses absonderliche Ziel gegen immense Widerstände und unter riesengroßen Opfern endlich erreicht haben, dann leben die meisten von ihnen tatsächlich weitaus zufriedener ? und das dauerhaft, wie wir mittlerweile aus vielen Untersuchungen wissen. Die Frage ist bloß: warum? Oberflächlich gesehen, haben sie doch nur die eine Normalität gegen die andere ausgetauscht, und das auch noch unter Verlust der körperlichen Integrität und der Zeugungsfähigkeit, teilweise zudem unter großen, sozialen Opfern ? objektiv und unterm Strich ein Verlustgeschäft, möchte man meinen. Wenn es diesen Menschen trotzdem danach weit besser geht als vorher, dann muss es irgendein unabänderliches, inneres Substrat von Männlichkeit oder Weiblichkeit geben, das äußerlich nicht sichtbar und mit medizinischen Geräten bislang nicht messbar ist. Dieses >Geschlecht zwischen den Ohren« ist dann aber auch für das Selbstverständnis >normaler« Männer und Frauen interessant: weil wir vermuten dürfen, dass es jedem Menschen innewohnt und bei transsexuellen Menschen nur durch den Gegensatz zum körperlichen Geschlecht besonders auffällt

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Mann?Frau? Erkenntnisse eines Grenzgängers

DschinDschin, Monday, 08.01.2007, 05:45 (vor 6909 Tagen) @ DschinDschin

Ich hoffe, Ihr habt den ganzen Artikel gelesen.
Mich hat er überwältigt. Alles, was über die Geschlechterfrage zu sagen ist, ist in diesem Artikel zusammengefasst. Die Frage, ob Sex oder Gender unsere Geschlechtlichkeit definieren, sie ist endgültig geklärt.
Es gibt ein Geschlecht zwischen unseren Ohren, das mit dem zwischen unseren Beinen nichts, aber auch gar nichts zu tun hat, aber genauso eindeutig ist: Mann oder Frau. Und wie das Geschlecht zwischen unseren Beinen hat das zwischen unseren Ohren nichts mit unserer Erziehung zu tun.
Interessant, was er zur Einsamkeit des Mannes in der Menge sagt. Hört, hört Geschlechtsgenossen. Auch mir ist das schon oft aufgefallen.
Und was den männlichen Phänotyp betrifft und seine Dominanz in der Aussage, es springt förmlich ins Auge.
Sollte dieser Artikel jemals in den Tiefen des Netzes verschwinden, in meinem Blog habe ich ihn konserviert.
Prädikat: besonders, nein außergewöhnlich wertvoll.
Vielleicht kann Susu was dazu sagen?

DschinDschin

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Mann?Frau? Erkenntnisse eines Grenzgängers

bubu, Monday, 08.01.2007, 09:10 (vor 6909 Tagen) @ DschinDschin

Vielleicht kann Susu was dazu sagen?

susu kann über 'das Wesen' bestimmt nichts sagen.

Mann?Frau? Erkenntnisse eines Grenzgängers

DschinDschin, Tuesday, 09.01.2007, 02:08 (vor 6908 Tagen) @ bubu

Vielleicht kann Susu was dazu sagen?


susu kann über 'das Wesen' bestimmt nichts sagen.

Wer immer Du bist, solltest Du auf den Beitrag von Morus bei den Geschwüren anspielen, so rechne mit meiner Lernfähigkeit.
Wer viel postet, der postet auch viel Unsinn. Ich habe aus dem Beitrag von Greiner viel gelernt.

DschinDschin

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Mann?Frau? Erkenntnisse eines Grenzgängers

Gismatis, Basel, Friday, 12.01.2007, 07:42 (vor 6905 Tagen) @ DschinDschin

Hallo Dschindschin

Ich hoffe, Ihr habt den ganzen Artikel gelesen.
Mich hat er überwältigt.

Ich fand ihn auch unglaublich aufschlussreich. Vielen Dank für die Verlinkung!

Dieses >Geschlecht zwischen den Ohren« ist dann aber auch für das Selbstverständnis >normaler« Männer und Frauen interessant: weil wir vermuten dürfen, dass es jedem Menschen innewohnt und bei transsexuellen Menschen nur durch den Gegensatz zum körperlichen Geschlecht besonders auffällt

Selbstverständlich ist das so. Allerdings ist die Geschlechtsidentität nur ein Teil der Identität jedes Menschen, wenn auch wohl einer der wichtigsten, vielleicht sogar die Grundlage jeder persönlichen Identität. Das Faszinierende an Identität ist, dass sie so schwer fassbar und doch so stark und eindeutig ist. Auch habe ich an mir selbst festgestellt, wie schwierig es ist, seine eigene Identität und damit seine Persönlichkeit nach dem eigenen Willen zu gestalten. Man könnte fast sagen, man sei Gefangener in seiner Identität. Dies erklärt auch, warum Verhaltensänderungen so schwer fallen. Wie soll man etwas ändern, das man gar nicht bewusst wahrnimmt? Erst wenn es gelingt, die eigene Identität von außen zu betrachten und anderen Identitäten gegenüberzustellen besteht eine Chance der bewussten Manipulation.

Interessant, was er zur Einsamkeit des Mannes in der Menge sagt. Hört,
hört Geschlechtsgenossen. Auch mir ist das schon oft aufgefallen.

Ja, die betreffenden Passagen sprechen mir aus dem Herzen. Als Junge habe ich Mädchen benieden, weil sich ihr Umgang mit fremden Mädchen so leicht gestaltet, während dasselbe unter Jungs einfach viel harziger, viel komplizierter abläuft. Als Mädchen, hatte ich den Eindruck, ist man sofort dabei, ohne besonders auf sich aufmerksam gemacht zu haben. Ein stiller, zurückhaltender Junge ist doch schlicht und einfach unsichtbar! Hab ich selbst erlebt. Vielleicht sind Jungen deshalb soviel lauter als Mädchen, weil sie nur so auf sich aufmerksam machen können.

Besonders brillant in diesem Zusammenhang finde ich diesen Abschnitt:

Frauen wundern sich oft darüber, dass Männer so ungern fremde Leute nach dem Weg fragen. Angeblich fährt ein Mann am Steuer lieber fünfmal im Kreis herum und anschließend unverrichteter Dinge wieder nach Hause, weil es angeblich unter seiner Würde ist, jemanden zu fragen, oder weil er angeblich zu stolz ist, um zuzugeben, dass er etwas nicht weiß. Dabei ist der Grund für diesen Unterschied ganz simpel: kaum eine Frau kann sich vorstellen, wie das für einen Mann ist, wenn er bei einem wildfremden Menschen erst eine gläserne Wand aus gezielter Ignoranz und dann noch eine zweite Mauer aus ablehnender Skepsis durchbrechen muss, nur um als fremder Mann seine bescheidene Frage nach dem Weg überhaupt mal zu Gehör bringen zu dürfen. Das hat tatsächlich etwas Entwürdigendes an sich? Frauen werden mit solchen, entwürdigenden Barrieren nicht konfrontiert, die kennen das überhaupt nicht, die gucken einfach ohne Umschweife der nächstbesten Person ins Gesicht und fragen ? und können deshalb schwer nachvollziehen, warum Männer sich da so anstellen. Das ist nur eines von unzähligen Beispielen, die sich an dieser Stelle anführen ließen; eine Frau lebt im Alltag in einem völlig anderen, sozialen Klima als ein Mann. Den meisten Menschen wird das nur nicht bewusst, weil sie es nie von der anderen Seite her erleben.

Da kann ich nur sagen: Bravo! Wie oft habe ich mich über oberflächliche Mann-Frau-Sendungen geärgert, in denen Frauen als überlegen dargestellt wurden, weil sie ohne zu zögern nach dem Weg fragen.

Die Erkenntinsse, die der Autor durch seine Transsexualität gewonnen hat, bilden ein wahres Kontrastprogramm zu den Erkenntnissen einer anderen Mann-zu-Frau-Transsexuellen, von der ich mal in einem Buch gelesen habe. Sie habe die Erkenntnis gewonnen, dass Männer mit ihrem Schwanz dächten und Männer ohne Schwanz (= Frau-zu-Mann-Transsexuelle) gar nicht dächten. Außerdem könne sie plötzlich feministische Gedankengänge verstehen... (Wow!)

Gruß
Gismatis

--
www.subitas.ch

powered by my little forum