Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Liebe, ihr Fehlen usw.

Ekki, Saturday, 06.01.2007, 20:54 (vor 6910 Tagen)

Hallo allerseits!

Chato alias Nick hat in dem Thread "Der neue Mensch mit Gender-Mainstreaming" ein paar Ausführungen gemacht, die ich hier außerhalb dieses Threads einmal zur Diskussion stellen möchte, weil sie in meinen Augen zwar einerseits zu kurz greifen, andererseits jedoch den Blick auf das Kernproblem lenken, dessentwegen Foren wie dieses überhaupt existieren.

Chato/Nick schreibt:

> Eines freilich hat der heute sich aufrichtende GM-Totalitarismus mit denen
[quote]des vorigen Jahrhunderts auf jeden Fall gemein: Er benötigt dringend den
(wechselseitigen!) polaren Feind, der zu bekämpfen und niederzuringen ist,
den Haß auf Gegenseitigkeit. Und wo hat er diesen idealen Feind
gefunden? Im vormaligen Ehebett, das nun keines mehr ist und nicht mehr
sein darf. Für Liebe wird jetzt durchweg gezahlt.
Auch das bringt nämlich
wieder "größere Freiheit". Und die meisten glauben es! Und gehorchen, ja,
gehen demjenigen sogar an die Gurgel, der es in Zweifel zieht. Was für
eine Ausweglosigkeit! Was für eine Perfektionierung der Herrschaft über
die Seelen der Menschen!

Der theoretische Endzustand dieser Entwicklung wird zwar aller Voraussicht
nach nicht ideal eintreten, und wenn er's doch täte, dann wäre er in sich
nicht existenzfähig in der Zeit, aber er wäre natürlich nicht irgendein
endloser, wilder Geschlechterhaß, sondern gewissermaßen die "total
entladene Batterie". Man würde sie freilich nennen - und nennt ihr
Leitbild heute schon - die "ideale Batterie", bei der Plus und
Minus "gemainstreamed" vollkommen gleich sind. Jeder Grund für irgend eine
Spannung, also auch für Gefühle wie Haß, wäre dann endgültig "besiegt und
überwunden". Man würde es als großen Sieg feiern - als den endlich
errungenen Sieg des Menschen über die Natur. Über seine eigene
Natur freilich. Dieser Sieg wäre also nichts weniger, als die finale
Abschaffung des Menschen. Das kann letztlich wohl nicht völlig
funktionieren, aber als ideelle Asymptote ist es halt das anspornende
Leitbild für die heutigen, sehr sanften, sehr passiven TotalitaristInnen.
[/quote]
> Mein Abscheu gilt immer der jeweiligen Ideologie, nicht den Menschen, die
[quote]auf sie hereinfallen. Was kann ich aber anderes tun, als klar und bestimmt
darauf hinzuweisen: Jede Frontstellung gegen unsere polare Ergänzung, also
gegen das Weib, wird für uns Männer ebenso trostlos und tödlich enden, wie
es für sie in ihrer Frontstellung gegen uns bereits in weiten Bereichen der
eingetretene Fall geworden ist. Gestalten, in denen diese Wahrheit über den
totalen Betrug am Leben selbst sichtbar wird: die kinderlose, in die Jahre
gekommene Singlefrau, die die Abende und die Nächte bis zu ihrer
Einäscherung alleine zubringen wird, das faltig werdende "Girlie", das
"sich selbst gehört", nichts weiter gewesen ist, nichts weiter sein wollte
und eben dies alles nun nicht mehr sein kann. Ich empfinde tiefstes
Mitleid, wenn ich es (immer häufiger) beobachte - und erkenne darin
durchaus das, was uns demnächst analog mit einem y-Chromosom im Zellkern
nicht weniger massenhaft geläufig werden wird.
Verweigerung der Liebe: das
bedeutet Endzustände, die nicht mehr von außen erreicht und geheilt werden
können, sondern wenn überhaupt, dann allenfalls durch schmerzhafteste
Lernwege unter knappstem Zeitbudget und in bitterster Verzweiflung über
völlig verkehrte Wege, auf die man sich hat locken lassen. Ich kann keiner
Denkweise auch nur von Ferne etwas Positives abgewinnen, die den Haß, mit
welcher Begründung auch immer, nahelegt oder geradezu einfordert.

Gruß vom
Nick[/quote]

Quelle:

http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=12860

Ich haben oben 2 Fragmente fett formatiert und möchte nun nacheinander darauf eingehen:

Nach meiner Kenntnis der Geschichte vermag ich nicht zu erkennen, daß es jemals ein Zeitalter gegeben hätte, in dem für Liebe nicht gezahlt werden mußte. Stichwort "Brautpreis". In der einen oder anderen Form durchzieht diese ungeschriebene Regel alle geschichtlichen Epochen, und wer wider diesen Stachel anlöcken wollte, hatte es in der Regel sehr schwer.

Wer - zutreffenderweise! - beklagt, daß immer weniger Liebe gelebt wird, der kann m.E. nicht hingehen, und die Menschheit in klar voneinander unterscheidbare "Täter" und "Opfer" einteilen. Zumindest ansatzweise hat Chato/Nick dies ja ausgeführt, indem er zwischen der Ideologie und den von ihr Verblendeten unterschied und sein tiefstes Mitleid für die Verblendeten ausdrückte.

Man muß jedoch meiner Meinung nach die Differenzierung noch weiter treiben:

Die wenigsten Menschen mit einer totalen Unfähigkeit zu Liebe und Hingabe geboren.

Tatsache ist jedoch, daß viele Menschen auch in der Liebe Zurückweisungen und Niederlagen erleben. Glücklich diejenigen, in deren Leben dann irgendwann einmal ein Mensch tritt, der zu ihnen hält und die Wunden der Zurückweisungen und Niederlagen heilt.

Eben dies jedoch ist bei einer heute bereits erschreckend großen und allem Anschein nach immer noch zunehmenden Zahl der Menschen nicht der Fall: Sie leben und sterben mit (und an) ihren unerfüllten Liebeshoffnungen.

Mit anderen Worten:

Es ist durchaus möglich, daß ein Mensch, der auf seiner Suche nach einem Menschen, von dem er geliebt wird und den er wiederliebt, zu lange und/oder zu heftige Enttäuschungen erlebt, sich in seiner Persönlichkeit ändert.

Diese Änderung geschieht kaum jemals von heute auf morgen, vielmehr handelt es sich um einen schleichenden Verlust von Liebes- und Bindungsfähigkeit und -willigkeit.

Und manche dieser Menschen mögen tatsächlich irgendwann bei einer zynischen Lebenshaltung anlangen.

Sind diese Menschen jetzt ...

... lupenreine Täter?
... lupenreine Opfer?

Mir scheint - keines von beiden.

Und aus diesem Grunde halte ich Absätze wie den folgenden für unhaltbar:

Wie die Sache ausgeht? Die kranken Irren rotten sich selbst aus (eine
empirische Tatsache) - und die anderen bleiben übrig und entfalten sich
hernach weiter zu Menschen. An die tollwütigen und an die apathischen,
gottlosen Irren, die sich ausgerottet haben, wird dann keiner mehr denken.
Man wird einfach vergessen haben, daß es sie überhaupt jemals gegeben hat.

Fröhliche Höllenfahrt!

Gruß vom
Nick
(grimmig!)


Quelle:

http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=12834

Weder mag ich mich dazu verstehen, pauschal alle, die kinderlos sterben, als "kranke Irre" zu bezeichnen, die "sich selbst ausrotten", noch halte ich die Behauptung für belastbar, die kinderreichsten Menschen (oder überhaupt die Menschen mit Kindern) seien immer die wertvollen gewesen und die kinderlos gebliebenen .... nun ja, siehe oben, "kranke Irre, die sich selbst ausgerottet haben".

Ganz abgesehen von meinem Lieblingsthema, dem Zölibat ...

Die Fragen, die von Nick/Chato aufgeworfen wurden, sind jedenfalls von elementarer Bedeutung und verdienen es in meinen Augen, daß immer wieder auf sie eingegangen wird. Es sind Menschheits-Fragen - und nicht nur Forenthemen.

Gruß

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

Liebe, ihr Fehlen usw.

Chato, Sunday, 07.01.2007, 08:38 (vor 6910 Tagen) @ Ekki

Guten Tag Ekki!

Nach meiner Kenntnis der Geschichte vermag ich nicht zu erkennen, daß es jemals
ein Zeitalter gegeben hätte, in dem für Liebe nicht gezahlt werden mußte. Stichwort
"Brautpreis". In der einen oder anderen Form durchzieht diese ungeschriebene Regel
alle geschichtlichen Epochen, und wer wider diesen Stachel anlöcken wollte, hatte es
in der Regel sehr schwer.

Liebesfähigkeit bezieht sich keineswegs ausschließlich auf die Liebe von Mann und Weib, sondern ist ihrem Wesen nach universal. Wer liebt, der liebt (der Tendenz nach) alles ohne Ausnahme. Mit anderen Worten: Er liebt das Leben an sich und als solches, weil es selbst ein Geschenk der Liebe ist, aus ihr hervorgeht und sie verwirklich(en soll). Davon sind sehr viele Menschen im "Westen" heute weit, weit entfernt, weil Liebe halt auch verweigert werden kann. Der Grund für diese Verweigerung besteht m.E. letztlich in der Ablehnung Gottes, des Schöpfers, der selbst Liebe ist und dieses göttliche Sein als höchste Fähigkeit in die Seele des Menschen gelegt hat. Da du über so etwas leider lachst, hat es keinen Sinn für mich, die Frage näher mit dir zu diskutieren, erst recht nicht unter den hiesigen Bedingungen, in denen das Hohngelächter darüber erfahrungsgemäß in Dolby surround aus jeder Richtung kommt. Dieses Thema wird von mir hier nicht mehr diskutiert. Dafür gibt es inzwischen andere Orte.

Ehe und Liebe sind gewiß nicht per se synonym und waren es nie, sondern spiegeln neben der ohnehin gegebenen Spannung dieser beiden Begriffe noch ein weites Feld anderer, allgemein menschlicher Gegebenheiten und historisch-kulturell bedingter Traditionen usw. wider, darunter auch ökonomische Aspekte. Das erscheint anrüchig, ist es aber m.E. nicht. Heute leiden die meisten Menschen unter dem Ideal der "romantischen Liebe" - ich sage ganz bewußt "leiden", weil es ein illusorisches, verkehrtes Ideal ist, das bereits auf verweigerter Liebe beruht und halt nur noch dann gewissermaßen "eine Ausnahme" zu machen bereit ist, falls, ja falls "die Richtige" aufkreuzt. Die kreuzt natürlich in Wahrheit nie auf (und umgekehrt), weil es sie nicht gibt! Und wenn sie doch aufkreuzt, dann ist es die Falsche gewesen, wie sich früher oder später herausstellt, und man scheidet sich halt (die bekannten Asymmetrien dabei lasse ich jetzt bewußt weg, weil sie sekundär sind und hier nicht im Vordergrund stehen). In Wahrheit wäre jede(r)"falsch" gewesen, weil "romantische Liebe" in Wahrheit keine Liebe ist, die den anderen liebt, sondern in ihn all das hineinprojiziert, was im eigenen Inneren als Mangel erlebt oder erahnt wird. Es gibt aber keinen Menschen, der dazu auf der Welt ist, exklusiv die eigenen Defizite auszugleichen. Es ist einfach irreal und unreif, solches zu erwarten. Und mit Liebe zu jenem anderen hat es sowieso nichts zu tun, da man ihn ja nur "liebt", soweit er einem für eigene Belange nützlich erscheint. Das wird zwar romantisch verbrämt (deshalb die Bezeichnung dieses Phänomens), ist aber schlicht und einfach die trockene, nüchterne Wahrheit.

Früher heiratete man nicht "aus Liebe", sondern weil man halt heiratete, und geliebt hat man einander nicht primär und schon gar nicht exklusiv, weil man verheiratet war, sondern weil man sowieso die Menschen liebte, also auch die Person, mit der man intim verbunden war, und weil man intim verbunden war, liebte man sich hernach halt oft doch ganz besonders, weil man sich besonders gut kannte, besonders viel miteinander teilte, besonders auf einander angewiesen war usw. Es geht mir hier jetzt nicht darum, ob das immer so war, oder ob es etwa immer "automatisch" so war, aber es war gewiß oft so und keiner hat es auch anders erwartet, sondern man empfand es wohl einfach als "normal" und als Ausdruck einer allgemeinen menschlichen Reife, die man untereinander voraussetzte, weil das Leben hart und kurz und mühselig war und sowieso wenig Zeit ließ, darüber zu sinnieren, was es denn nun bedeuten könnte, falls das alles nicht so perfekt funktionierte. Es hatte gewissermaßen zu funktionieren, und es funktionierte wohl oft auch tatsächlich.

Es geht hier nicht darum, etwas "nachzumachen" oder zu "empfehlen", was weder in den Lebensverhältnissen, noch vor allem im seelischen Repertoire der meisten Menschen noch vorhanden ist. Was ist, ist, und was nicht ist, ist nicht. Aber man kann begreifen, was für Konsequenzen ein "Nichtsein" seelischer Fähigkeiten, warum auch immer sie fehlen mögen, hat. Das setzt die Fähigkeit zur Objektivität voraus, und die ist oft bereits nicht gegeben. Aber die Möglichkeit dazu ist jedenfalls nicht von vorn herein ausgeschlossen. Nüchterne Einsicht ist nicht die Lösung, aber der erste, unverzichtbare Schritt zu ihr hin, auf einem freilich langen, schmerzvollen Weg. Die meisten wollen ihn nicht gehen. Das ist schade, aber von außen nicht zu beeinflussen.

Eines gilt es m.E. hier festzuhalten. Wer liebt, zahlt nie für diese Liebe, was er nicht zu zahlen bereit wäre, aber er erhält, wenn es wechselseitig geschieht, mehr zurück, als er "investiert" hat. Und zwar jede der beiden Seiten. Und zwar auch dann - ja ausgesprochen nur dann - wenn er gar nicht darüber nachdenkt. Liebe "bekommt" man nicht, sondern man gibt sie, ohne über die "Gegenleistungen" nachzudenken. Das ist das Wesen der Liebe! Wenn es wechselseitig geschieht, kommt nicht nur keiner zu kurz, sondern jeder erhält unendlich viel mehr, als er auf andere Weise je erwerben könnte. Liebe ist ein echtes Geheimnis, d.h. es läßt sich nicht ganz verstehen oder "knacken" wie ein Rätsel. Ein irreales Ideal? Nicht für die, die es leben und seine Wahrheit erfahren. Wer es nicht kennt, wird es freilich bestimmt als verrückt bezeichnen.

Wer - zutreffenderweise! - beklagt, daß immer weniger Liebe gelebt wird, der kann
m.E. nicht hingehen, und die Menschheit in klar voneinander unterscheidbare "Täter"
und "Opfer" einteilen. Zumindest ansatzweise hat Chato/Nick dies ja ausgeführt, indem
er zwischen der Ideologie und den von ihr Verblendeten unterschied und sein tiefstes
Mitleid für die Verblendeten ausdrückte.

Menschen sind Täter und Opfer zugleich, in der Tat. Aber nicht nur in Bezug auf einander, sondern auch, ja mehr noch und primär in Bezug auf sich selbst. Das wird immer gerne vergessen. Die schlimmsten Untaten fügen nicht andere uns zu, sondern wir selbst. Bloß ist man i.A. wenig geneigt, sich diese Sicht zu eigen zu machen, weil man dann alle vordergründigen Vorteile des Opferseins verlöre und noch dazu die Verantwortung für alle begangenen Taten an sich selbst zu tragen und auszubaden hätte. An dieser Stelle beginnt die Neurose: Man lebt lieber ein erdichtetes, verdrehtes, verkehrtes, "leichtes" Leben, bei dem man "besser abschneidet", als ein hartes, wahres, bei dem man so abschneidet, wie man wirklich ist. Vielen reicht das halt nicht und ist eh zu mühselig. Dabei bringt man sich eben dadurch buchstäblich um alles...

Man muß jedoch meiner Meinung nach die Differenzierung noch weiter treiben: Die
wenigsten Menschen mit einer totalen Unfähigkeit zu Liebe und Hingabe geboren.
Tatsache ist jedoch, daß viele Menschen auch in der Liebe Zurückweisungen und
Niederlagen erleben. Glücklich diejenigen, in deren Leben dann irgendwann einmal
ein Mensch tritt, der zu ihnen hält und die Wunden der Zurückweisungen und
Niederlagen heilt
. Eben dies jedoch ist bei einer heute bereits erschreckend großen und
allem Anschein nach immer noch zunehmenden Zahl der Menschen nicht der Fall: Sie
leben und sterben mit (und an) ihren unerfüllten Liebeshoffnungen.

Mit anderen Worten: Es ist durchaus möglich, daß ein Mensch, der auf seiner Suche nach
einem Menschen, von dem er geliebt wird und den er wiederliebt, zu lange und/oder zu
heftige Enttäuschungen erlebt, sich in seiner Persönlichkeit ändert. Diese Änderung
geschieht kaum jemals von heute auf morgen, vielmehr handelt es sich um einen
schleichenden Verlust von Liebes- und Bindungsfähigkeit und -willigkeit. Und
manche dieser Menschen mögen tatsächlich irgendwann bei einer zynischen
Lebenshaltung anlangen.

Alle Menschen kommen mit einer angeborenen Affinität zur Liebe zur Welt. Wenn nichts der Liebe widersprechendes in ihr Leben träte, dann würde sich diese angeborene Begabung in der Tat frei entfalten (ihre höchste Ausdrucksform wäre dann übrigens nicht Poppen, wie du immer annimmst, sondern dieses wäre nur eine Ausrucksform unter unendlich vielen, und gewiß nicht mal eine besonders hervorgehobene - aber hier geht es um etwas anderes, und ich will diese Frage eh nicht näher mit dir diskutieren).

Ich gehe direkt auf das Zentrum des Problems los und drehe den fettgedruckten Satz um, verbunden mit der Frage, welche Konsequenzen es wohl hätte - für die anderen und für dich selbst - wenn du ihn lebtest / leben könntest: "Glücklich diejenigen, in deren Leben ich, Ekki, irgendwann einmal trete, zu denen ich unverbrüchlich halte und deren Wunden und Zurückweisungen ich heile!" Fasse es jetzt bitte nicht als Kritik an deiner Person auf, sondern mache dir nur ganz ruhig klar, welche Bedeutung es hätte, wenn du es so sähest - für andere und für dich selbst. Es wird unmittelbar klar, nicht wahr, daß dies der erste Schritt der Lösung wäre? Und auch, weshalb dies alles "bei einer zunehmenden Zahl der Menschen nicht der Fall ist" und warum "immer mehr Menschen leben und mit (und an) ihren unerfüllten Liebeshoffnungen sterben"...

Das Prinzip Liebe funktioniert nicht mehr, weil niemand mehr liebt - und nicht primär deshalb, weil keiner mehr geliebt wird, denn das letztere ist sekundär, weil abhängig vom ersteren. Die Lösung? Man müßte selbst damit anfangen und gewissermaßen lieben, ohne selbst geliebt zu werden. Bloß, wer schafft das und bringt das fertig? Tja, und damit sind wir notgedrungen bei dem Thema, das ich hier nicht mehr diskutiere, sondern nur noch im Blauen Forum.

Deine sensible Beobachtung, wie dieser fatale Prozeß schleichend voranschreitet und allmählich die Persönlichkeit umformt und sie am Ende recht eigentlich zerstört, ist natürlich völlig richtig beobachtet. Freilich deute ich die Tatsache, daß du es überhaupt noch zu beobachten und zu bemerken fähig bist, als Indiz dafür, daß das nicht unbedingt so bleiben muß. Es könnte sich auch noch ändern. Ein Zyniker bist du jedenfalls nicht (etwas, das ich schon immer wußte). Aber keiner kann es für dich tun, Ekki! Das ist eine vollkommene Unmöglichkeit, weil es etwas ist, das nur du, und nur du selbst, tun oder lassen kannst. Andere könnten dich höchstens treten und prügeln in der Hoffnung, daß du beim Taumeln irgendwie zufällig in die richtige Richtung kippst und dann in diese Richtung selber weitergehst. Diese Einschätzung ist übrigens der Grund dafür, warum ich immer so böse zu dir bin - und es auch bestimmt weiter bleiben werde, weil mir nämlich besseres nicht zur Verfügung steht. Ich bin ja schließlich nicht du.

Sind diese Menschen jetzt ...
... lupenreine Täter?
... lupenreine Opfer?
Mir scheint - keines von beiden.

Mir scheint - beides. Und zwar v.a. Opfer ihrer selbst und Täter an sich selbst. Aber das ist nur meine persönliche Meinung - will heißen: ich werde keinen argumentativen Aufwand betreiben, einen Menschen, der anderer Meinung ist, von seiner Meinung abzubringen. Dazu ist die Sache erstens zu intim und zu persönlich. Und zweitens ist meine Fähigkeit und Bereitschaft, die Abwehr anderer Leute wegzustecken, noch dazu coram publico (und welches Publikum!) eine limitierte Größe.

Und aus diesem Grunde halte ich Absätze wie den folgenden für unhaltbar:
"Wie die Sache ausgeht? Die kranken Irren rotten sich selbst aus (eine
empirische Tatsache) - und die anderen bleiben übrig und entfalten sich
hernach weiter zu Menschen. An die tollwütigen und an die apathischen,
gottlosen Irren, die sich ausgerottet haben, wird dann keiner mehr denken.
Man wird einfach vergessen haben, daß es sie überhaupt jemals gegeben hat.
Fröhliche Höllenfahrt!
Gruß vom
Nick
(grimmig!)"

Sie sind auch unhaltbar. Aber weißt du, Ekki, ich bin Arzt. Ein appes Bein ist nichts Schönes, keine Frage. Aber ein Bein, das dran bleibt und den Menschen umbringt, ist erst recht nicht schön. Also greife ich manchmal zur Säge...

...und säge natürlich kein Bein ab, sondern demonstriere in schockierender Absicht die schockierenden Konsequenzen, die unfehlbar eintreten werden, wenn das, was ich so roh und grob geißele, nicht geändert wird, sondern ungebremst weitergeht. Es gibt keinen Staat, der es ändern könnte oder dürfte (oder es überhaupt ändern wollte, natürlich), auch keine andere Instanz, sondern das müssen die ändern, denen es andernfalls genau so ergeht. Wer denn sonst? Aber wie überzeugt man die davon? Das ist ein echtes Problem.

Ich sage lediglich mit ganz drastischen, vielleicht schmerzenden und empörenden Worten dasselbe, das auch du sagst, wenn du formulierst: "Es handelt es sich um einen schleichenden Verlust von Liebes- und Bindungsfähigkeit und -willigkeit. Und manche dieser Menschen mögen tatsächlich irgendwann bei einer zynischen Lebenshaltung anlangen." Falls ich etwa dazu beigetragen haben sollte, dich mit meinen Worten ein bißchen wacher zu bekommen - war es dann den Einsatz nicht wert? Wir müssen da nicht eines Sinnes sein, wahrscheinlich lehnst du es einfach ab. Andererseits kann man mich halt nicht dafür verhaften... :-)

Es ist noch nicht ausgemacht, ob wirklich alle Menschen bei einer "solchen Lebenshaltung" anlangen. Was in meinen Kräften steht, will ich gerne, nach Maßgabe meiner Fähigkeiten und meiner Grenzen, beitragen. Und "appe Beine" sind für mich halt nicht das Schlimmste, das es auf dieser Welt gibt. Es gibt wirklich Schlimmeres. Das darf ich dir sagen, weil du es ja selbst bereits herausgefunden hast.

Ja, ich konstatiere, daß unsere Welt irre geworden ist. Sie irrt sich m.E. in so gut wie allem und überlegt sich Lösungen, die erst recht und noch mehr in die Irre gehen. Wenn das stimmt, dann ist es wichtig, daß es gesagt (und von möglichst vielen erkannt) wird. Wenn es nicht stimmt, wird man die Belästigung ganz einfach dadurch los, daß man mich für irre erklärt und ruhig so weiterlebt wie bisher. So einen großen Einfluß können meine paar Worte dann nämlich nicht nehmen, erst recht nicht auf derart ruhige, gelassene Leute, die sich ihrer Sache völlig sicher sind und die Welt viel besser verstehen als ich. Deren Glück und Lebensfreude können so ein paar grobe Worte garantiert nicht durcheinanderbringen, weshalb sowieso jeder Grund zur ernsthaften Klage entfällt.

Ganz abgesehen von meinem Lieblingsthema, dem Zölibat ...

Das Thema lassen wir mal lieber. Du kennst ja meine Einstellung: "Zölibat ist Revolution!" Nicht für jeden ist das geeignet, natürlich, denn nicht jeder ist ein Revolutionär. Aber manche eben schon (ich selbst übrigens nicht).

Die Fragen, die von Nick/Chato aufgeworfen wurden, sind jedenfalls von elementarer
Bedeutung und verdienen es in meinen Augen, daß immer wieder auf sie eingegangen
wird. Es sind Menschheits-Fragen[/b] - und nicht nur Forenthemen.

Das sehe ich auch so. Und weil das so ist, rede ich in solchen Foren vergleichsweise marginal darüber. Die Orte meiner Hauptaktivitäten liegen woanders.

Gruß vom
grundbösen Nick

Liebe, ihr Fehlen usw.

Ekki, Sunday, 07.01.2007, 16:43 (vor 6909 Tagen) @ Chato

Guten Tag, Nick!

Eines vorweg:

Wenn Dein Posting, auf das ich hier antworte, ein Beispiel für ein "böses" Posting ist, dann möchte ich von nun an nur noch böse Postings bekommen ... *schmunzel*

Eines gilt es m.E. hier festzuhalten. Wer liebt, zahlt nie für diese
Liebe, was er nicht zu zahlen bereit wäre, aber er erhält, wenn es
wechselseitig geschieht, mehr zurück, als er "investiert" hat. Und zwar
jede der beiden Seiten. Und zwar auch dann - ja ausgesprochen nur
dann - wenn er gar nicht darüber nachdenkt. Liebe "bekommt" man nicht,
sondern man gibt sie, ohne über die "Gegenleistungen" nachzudenken.
Das ist das Wesen der Liebe! Wenn es wechselseitig geschieht, kommt nicht
nur keiner zu kurz, sondern jeder erhält unendlich viel mehr, als er auf
andere Weise je erwerben könnte. Liebe ist ein echtes Geheimnis, d.h. es
läßt sich nicht ganz verstehen oder "knacken" wie ein Rätsel. Ein irreales
Ideal? Nicht für die, die es leben und seine Wahrheit erfahren. Wer es
nicht kennt, wird es freilich bestimmt als verrückt bezeichnen.

Zustimmung - nur:

Das, was Du hier beschreibst, ist ein "Zahlen" mit gänzlich immateriellen Werten.

Ich kriege es, ehrlich gesagt, nicht ganz auf die Reihe, daß Du einerseits (in Deinem Ausgangsposting) die Ökonomisierung auch der zwischenmenschlichen Beziehungen beklagst, dann aber meinst, Ehe und Liebe hätten nur bedingt miteinander zu tun und - am frappierendsten für mich! - der ökonomische Aspekt sei durchaus nicht anrüchig.

In nicht-ökonomischer Hinsicht - das will ich noch einmal stark unterstreichen - stimme ich Dir vorbehaltlos zu.

Man muß jedoch meiner Meinung nach die Differenzierung noch weiter

treiben: Die

wenigsten Menschen mit einer totalen Unfähigkeit zu Liebe und Hingabe

geboren.

Tatsache ist jedoch, daß viele Menschen auch in der Liebe

Zurückweisungen und

Niederlagen erleben. Glücklich diejenigen, in deren Leben dann

irgendwann einmal

ein Mensch tritt, der zu ihnen hält und die Wunden der Zurückweisungen

und

Niederlagen heilt[/b]. Eben dies jedoch ist bei einer heute bereits

erschreckend großen und

allem Anschein nach immer noch zunehmenden Zahl der Menschen nicht der

Fall: Sie

leben und sterben mit (und an) ihren unerfüllten Liebeshoffnungen.

Mit anderen Worten: Es ist durchaus möglich, daß ein Mensch, der auf

seiner Suche nach

einem Menschen, von dem er geliebt wird und den er wiederliebt, zu lange

und/oder zu

heftige Enttäuschungen erlebt, sich in seiner Persönlichkeit ändert.

Diese Änderung

geschieht kaum jemals von heute auf morgen, vielmehr handelt es sich um

einen

schleichenden Verlust von Liebes- und Bindungsfähigkeit und -willigkeit.

Und

manche dieser Menschen mögen tatsächlich irgendwann bei einer zynischen
Lebenshaltung anlangen.


Ich gehe direkt auf das Zentrum des Problems los und drehe den
fettgedruckten Satz um, verbunden mit der Frage, welche Konsequenzen es
wohl hätte - für die anderen und für dich selbst - wenn du ihn lebtest /
leben könntest: "Glücklich diejenigen, in deren Leben ich, Ekki,
irgendwann einmal trete, zu denen ich unverbrüchlich halte und deren
Wunden und Zurückweisungen ich heile!" Fasse es jetzt bitte nicht als
Kritik an deiner Person auf, sondern mache dir nur ganz ruhig klar, welche
Bedeutung es hätte, wenn du es so sähest - für andere und für dich selbst.
Es wird unmittelbar klar, nicht wahr, daß dies der erste Schritt der
Lösung wäre? Und auch, weshalb dies alles "bei einer zunehmenden Zahl der
Menschen nicht der Fall ist" und warum "immer mehr Menschen leben und mit
(und an) ihren unerfüllten Liebeshoffnungen sterben"...

Ich verstehe Dich hier sehr gut und habe das Obige keinesfalls als Kritik an meiner Person empfunden.

Und in diesem Kontext kann ich Dich nur bitten, mir zu glauben, daß diese Bereitschaft, auf Menschen vorbehaltlos zuzugehen, bei mir lange Zeit sehr ausgeprägt war - nur eben kaum jemals auf ein Echo traf.

Bei allem Willen zum Annehmen anderer Menschen:

Die Liebe in dem Sinne, in dem wir hier von ihr Reden - also diejenige Liebe, die zwei Menschen dazu bringt, heiraten zu wollen, wird nie reine Nächstenliebe sein. Sie hat immer auch einen "egoistischen" Aspekt - den nämlich, daß ich mich zunächst einmal zu einem Menschen hingezogen fühle, und dann hoffe, daß er gleich empfindet. So falsch es ist, reine äußere Anziehung zum alleinigen Kriterium für die Partnerwahl zu machen - sie zu ignorieren oder gar (ich überspitze bewußt) zu postulieren, daß man eine Person heiraten sollte, zu der man sich emotional und physisch nicht hingezogen fühlt, wäre ein anderes Extrem und genauso falsch.

Die reine Nächstenliebe hat natürlich auch ihren Wert, als (alleinige) Grundlage für eine Ehe taugt sie jedenfalls m.E. nicht.


Das Prinzip Liebe funktioniert nicht mehr, weil niemand mehr liebt
- und nicht primär deshalb, weil keiner mehr geliebt wird, denn das
letztere ist sekundär, weil abhängig vom ersteren. Die Lösung? Man müßte
selbst damit anfangen und gewissermaßen lieben, ohne selbst geliebt
zu werden. Bloß, wer schafft das und bringt das fertig? Tja, und damit sind
wir notgedrungen bei dem Thema, das ich hier nicht mehr diskutiere, sondern
nur noch im Blauen Forum.

Siehe oben! Nirgendwo steht geschrieben, daß Liebe erwidert werden muß - und häufige Nichterwiderung läßt den Menschen nicht unberührt.

Sind diese Menschen jetzt ...
... lupenreine Täter?
... lupenreine Opfer?
Mir scheint - keines von beiden.


Mir scheint - beides. Und zwar v.a. Opfer ihrer selbst und
Täter an sich selbst. Aber das ist nur meine persönliche Meinung - will
heißen: ich werde keinen argumentativen Aufwand betreiben, einen Menschen,
der anderer Meinung ist, von seiner Meinung abzubringen.


Hier sehe ich keinen Dissenz. Ich hatte ja in meine beiden Fragen das Wort "lupenrein" aufgenommen. Und wenn ich sage, daß die Menschen weder lupenreine Täter noch lupenreine Opfer sind, so ist das zumindest nicht weit entfernt von der Aussage, daß die Menschen sowohl Täter als auch Opfer seien.

Dazu ist die Sache
erstens zu intim und zu persönlich. Und zweitens ist meine Fähigkeit und
Bereitschaft, die Abwehr anderer Leute wegzustecken, noch dazu coram
publico (und welches Publikum!) eine limitierte Größe.

Das ist - vom aktuellen Thema ganz abgesehen - etwas, woran Du m.E. arbeiten solltest.

Und aus diesem Grunde halte ich Absätze wie den folgenden für

unhaltbar:

"Wie die Sache ausgeht? Die kranken Irren rotten sich selbst aus (eine
empirische Tatsache) - und die anderen bleiben übrig und entfalten sich
hernach weiter zu Menschen. An die tollwütigen und an die apathischen,
gottlosen Irren, die sich ausgerottet haben, wird dann keiner mehr

denken.

Man wird einfach vergessen haben, daß es sie überhaupt jemals gegeben

hat.

Fröhliche Höllenfahrt!
Gruß vom
Nick
(grimmig!)"


Sie sind auch unhaltbar. Aber weißt du, Ekki, ich bin Arzt. Ein appes Bein
ist nichts Schönes, keine Frage. Aber ein Bein, das dran bleibt und den
Menschen umbringt, ist erst recht nicht schön. Also greife ich manchmal
zur Säge...

Übertreibung zum Zwecke der Veranschaulichung ... Ein uraltes rhetorisches Mittel, bei dessen Gebrauch man jedoch stets in der Gefahr schwebt, sich durch zu krasse Übertreibung selbst um die Wirkung der eigenen Argumente zu bringen.


Ich sage lediglich mit ganz drastischen, vielleicht schmerzenden und
empörenden Worten dasselbe, das auch du sagst, wenn du formulierst: "Es
handelt es sich um einen schleichenden Verlust von Liebes- und
Bindungsfähigkeit und -willigkeit. Und manche dieser Menschen mögen
tatsächlich irgendwann bei einer zynischen Lebenshaltung anlangen."
Falls ich etwa dazu beigetragen haben sollte, dich mit meinen Worten ein
bißchen wacher zu bekommen - war es dann den Einsatz nicht wert? Wir
müssen da nicht eines Sinnes sein, wahrscheinlich lehnst du es einfach ab.
Andererseits kann man mich halt nicht dafür verhaften... :-)

Das würde ich auch nicht wollen - selbst, wenn ich die Macht dazu hätte. Ich will niemandem den Mund stopfen!


Es ist noch nicht ausgemacht, ob wirklich alle Menschen bei einer "solchen
Lebenshaltung" anlangen.

Da erlaube ich mir eine kleine Prophetie:

Es ist ausgemacht, daß niemals alle Menschen bei ein und derselben Haltung - irgendwelcher Art![/u] - anlangen werden.

Das sehe ich auch so. Und weil das so ist, rede ich in solchen Foren
vergleichsweise marginal darüber. Die Orte meiner Hauptaktivitäten liegen
woanders.

Gruß vom
grundbösen Nick

Gar nicht bösen Gruß von

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

Liebe, ihr Fehlen usw.

Lecithin, Sunday, 07.01.2007, 17:35 (vor 6909 Tagen) @ Ekki

Hallo Ekki,

ich spreche jetzt einmal nicht das ganz abstrakte Konzept von Liebe an, was sich als KONSTRUKTION begreifen lässt. Man muss wissen, dass - wie z.B. auch bei dem Begriff "Freiheit" - es im Relativen endlose Abstufungen gibt. So ist Liebe beim Menschen oft dem Sex gleichgesetzt. Sex wäre "lediglich" wunderschönes Symbol für Liebe. Sex ist eine Analogie für Liebe, ebenso, wie Mitmenschlichkeit eine Analogie dafür ist.

Im Relativen aber wäre erste Seinspflicht eines Lebewesens die Liebe zu sich selbst! Dieses grundlegende Gebot, welches im Laufe der Jahrhunderte im Abendland hinwegsubstituiert wurde, obwohl es in allen Überlieferungen der Weltreligionen unmissverständlich aufgezeigt wird, wenn etwa gesagt wird: "Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst!", so ist dass natürlich auch rückwärts gelesen richtig. Gleichwohl hat sich im Abendland alles um 180 Grad gedreht und dieser Spruch kommt einem jetzt "uninteressant" vor und wird sogar als Selbstlosigkeit (man staune), also als das genaue Gegenteil des eigentlich Intendierten uminterpretiert.

Eigenliebe ist somit der Ausgangspunkt für alle weitere Liebe. Und es ist ein ganz pragamatischer, welcher die Anbindung an transzendente Prinzipien erlaubt. Denn nur, wer sich selbst liebt, der lebt und kann andere lieben. Das zeigt also auf, dass die Verteidigung des Selbst als Form von Eigenliebe gelten muss. Auf der abstrakten Ebene ist Verteidigung nämlich Konstruktion, weil sie vor der Destruktion bewahrt.

Wer sich nicht verteidigt, der stirbt und VER-WEST. Er geht also seines WESENS verlustig als Folge dessen, dass er auf seine Verteidigung verzichtet hat!

Ganz praktisch gesehen leiten sich davon alle Prinzipien ab und nur dumme Menschen schlussfolgern dann, dass Ellebogenegoismus eine Form von Verteidigung ist. Aber Ellebogenegoismus ist Angriff. Mit diesen Prinzipien kann nur umgehen, wer aufmerksam ist. Deshalb muss mit Selbstliebe die wachsende Erkenntnis einhergehen.

Vielen Religionen wird zurecht vorgeworfen, sich allzusehr am Jenseits zu orientieren. Permanent wird die Erlösung erst im Jenseits gepredigt und das Leben auf der Erde als Jammertal dargestellt. Meditationspraxis bewegt sich teilweise dahin, Körperfunktionen (LEBENSfunktionen) komplett herunterzufahren (Yoga). Viele intendieren, das Hier und Jetzt und damit Selbstliebe zu opfern und geschätzte Anlagen auf den Kompost zu werfen, um ins große Jenseits einzugehen. In Nietzsches "Zarathustra" (was jeder gelesen haben möchte) werden Mitmenschen übrigens und ganz konsequent als Prediger des Todes bezeichnet, welche die ABKEHR VOM LEBEN predigen.
Das ist kein Angriff auf Meditationstechniken usw., sondern soll nur darauf hinweisen, dass der Kontext für diese Übungen oftmals falsch gesetzt wird.

Bevor abstrakte Konzepte der Liebe als Konstruktion begriffen und sinnvoll gelebt werden können, muss jeder Mensch selbst seine Eigen-Liebe stärken! Es kann jeder sehen, wenn er nur das Gedankenexperiment macht, wohin Eigen-Liebe auch politisch führt für ein Volk. Es wird sich dann eben nicht manipulieren lassen und wird, so, wie es mit sich selbst umgeht, mit anderen umgehen, weil es sich wünscht, von diesen anderen genauso respektvoll behandelt zu werden.
Allerdings ist es dann nichtmehr von Dummen steuerbar, sondern mag aus eigenem Willen nur von den Besten gesteuert werden.

Genau in diesem Sinne: Liebe Grüße!
Lecithin

PS. Übrigens ist Maskulismus eine Verteidigung des Männlichen durch erneute Bewusstwerdung dessen und der daraus resultierenden Eigen-Liebe, welche wieder nur Ausgangspunkt sein kann für die Liebe zum Gegenüberstehenden, nämlich die Liebe zum Weiblichen, praktisch ihren Ausdruck in der ganz konkreten Liebe zur Frau findend. Maskulismus sollte deshalb mit nichts gleichgesetzt werden, was ANGRIFF ist, das wäre Sinnverdrehung aufgrund schwacher und damit destruktiver Denkart.

Liebe, ihr Fehlen usw.

susu, Sunday, 07.01.2007, 20:16 (vor 6909 Tagen) @ Lecithin

Hallo Lecitin,

Du bist mir zuvorgekommen mit Nietzsche, aber wenn ich den schon icht mehr in die Diskussion werfen kann, möchte ich zumindest noch einige Dinge ergänzen.

Hallo Ekki,

ich spreche jetzt einmal nicht das ganz abstrakte Konzept von Liebe an,
was sich als KONSTRUKTION begreifen lässt. Man muss wissen, dass - wie
z.B. auch bei dem Begriff "Freiheit" - es im Relativen endlose Abstufungen
gibt. So ist Liebe beim Menschen oft dem Sex gleichgesetzt. Sex wäre
"lediglich" wunderschönes Symbol für Liebe. Sex ist eine Analogie für
Liebe, ebenso, wie Mitmenschlichkeit eine Analogie dafür ist.

Interessanter scheint mir, daß Liebe als Begriff völlig überbestimmt ist, das dieses Wort also so viele Bedeutungen besitzt, daß sich kaum mehr darüber reden läßt, weil jeder andere Bedeutungen darin sieht und sich das Wort damit eigentlich der Aufgabe entzeiht zur Kommunikation zu taugen. Zu viele Aphorismen verstellen da die Sicht. Wenn man das Wort betrachtet kommen verschiedene Beduetungen zu Tage. Ohne Rücksicht auf Vollständigkeit mal eine Auswahl:
Die Sorge. Liebe als Verpflichtung zur Sorge um und für eine andere Person.
Die Zuneigung. Liebe als das Gefühl, sich jemandem öffnen zu können.
Der Sex. "Körperliche Liebe". Wobei ich es mit Groucho Marx halten würde "Warum Liebe sagen, wenn man Sex meint?"
Die Angst vor dem Verlust. Das Gefühl, das die Existenz von jemandem oder etwas das eigene Leben bereichert.

Im Relativen aber wäre erste Seinspflicht eines Lebewesens die Liebe zu
sich selbst! Dieses grundlegende Gebot, welches im Laufe der Jahrhunderte
im Abendland hinwegsubstituiert wurde, obwohl es in allen Überlieferungen
der Weltreligionen unmissverständlich aufgezeigt wird, wenn etwa gesagt
wird: "Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst!", so ist dass natürlich
auch rückwärts gelesen richtig. Gleichwohl hat sich im Abendland alles um
180 Grad gedreht und dieser Spruch kommt einem jetzt "uninteressant" vor
und wird sogar als Selbstlosigkeit (man staune), also als das genaue
Gegenteil des eigentlich Intendierten uminterpretiert.

Eben

Sich selbst zu lieben ist schwierig
Denn selbstverständlich ist nicht
trotz Selbstreflexion nach belieben
Das man sich selbst verständlich ist

Das gezeichnete ich und die Leere
Die Leere und nichts außer ihr
was bleibst mir zu lieben, es wäre
nichts übrig zu lieben von mir

Das Lieben an sich heutzutage
zeigt immer nur auf was noch fehlt
und folgt somit der Kinderfrage
"Lieb´ dich selbst" - der Kinderbefehl?

Eh Benn

Eigenliebe ist somit der Ausgangspunkt für alle weitere Liebe. Und es ist
ein ganz pragamatischer, welcher die Anbindung an transzendente Prinzipien
erlaubt. Denn nur, wer sich selbst liebt, der lebt und kann andere lieben.
Das zeigt also auf, dass die Verteidigung des Selbst als Form von
Eigenliebe gelten muss. Auf der abstrakten Ebene ist Verteidigung nämlich
Konstruktion, weil sie vor der Destruktion bewahrt.

Dem würde ich entschieden widersprechen, weil gerade die Konstruktion des Selbst auf dessen nicht-Vorgängigkeit verweist. In diesem Sinne erklärst du das Selbst and sich als durch die Liebe zu sich konstituiert. Vieleicht meinen wir trotzdem das Gleiche...

Wer sich nicht verteidigt, der stirbt und VER-WEST. Er geht also seines
WESENS verlustig als Folge dessen, dass er auf seine Verteidigung
verzichtet hat!

Die Frage ist, was nötig ist, um ein Selbst zu be-wesen. Mir schwant, es könne die Zurichtung sein.

Ganz praktisch gesehen leiten sich davon alle Prinzipien ab und nur dumme
Menschen schlussfolgern dann, dass Ellebogenegoismus eine Form von
Verteidigung ist. Aber Ellebogenegoismus ist Angriff. Mit diesen
Prinzipien kann nur umgehen, wer aufmerksam ist. Deshalb muss mit
Selbstliebe die wachsende Erkenntnis einhergehen.

Erweitert muß man sagen, das in dier Hinsicht Egoismus ein Oxymoron ist, weil er dazu führt sich selbst die Stillung des Grundbedürfnisses nach Gemeinschaft vorzuenthalten. Somit ist Egoismus auf der Verneinung des eigenen Glücks aufgebaut, was aber gerade der Definition von Egoismus widerspricht. Auch wenn es nicht viel hilft, den Begriff der Liebe durch den ebenso schwammigen des Glücks zu ersetzen, vieleicht wäre es an der Zeit eine Innung der Glücksschmiede zu gründen.

Vielen Religionen wird zurecht vorgeworfen, sich allzusehr am Jenseits zu
orientieren. Permanent wird die Erlösung erst im Jenseits gepredigt und
das Leben auf der Erde als Jammertal dargestellt. Meditationspraxis bewegt
sich teilweise dahin, Körperfunktionen (LEBENSfunktionen) komplett
herunterzufahren (Yoga). Viele intendieren, das Hier und Jetzt und damit
Selbstliebe zu opfern und geschätzte Anlagen auf den Kompost zu werfen, um
ins große Jenseits einzugehen. In Nietzsches "Zarathustra" (was jeder
gelesen haben möchte) werden Mitmenschen übrigens und ganz konsequent als
Prediger des Todes bezeichnet, welche die ABKEHR VOM LEBEN predigen.
Das ist kein Angriff auf Meditationstechniken usw., sondern soll nur
darauf hinweisen, dass der Kontext für diese Übungen oftmals falsch
gesetzt wird.

Um den noch etwas hinzuzufügen, Nick schreibt:
"Mit anderen Worten: Er liebt das Leben an sich und als solches, weil es selbst ein Geschenk der Liebe ist, aus ihr hervorgeht und sie verwirklich(en soll)." und weiterhin "Gottes, des Schöpfers, der selbst Liebe ist". Letztenendes wird das Leben "geliebt", weil es ein Geschenk eines geliebten Gottes ist. So liebt man das Leben, wie man einen häßlichen Pulli liebt, den ein Geliebter Mensch einen zum Geburtstag gestrickt hat. Man liebt nicht den Pulli selbst, sondern nur die Geste. Es ist also nicht die Erlösungsvorstellung, die zwischen den "Predigern des Todes" und der Liebe zum Leben steht, sondern auch die Projektion des Lebens auf ein jenseitiges Wesen, das dieser Liebe augenscheinlich zuvorderst bedarf.

PS. Übrigens ist Maskulismus eine Verteidigung des Männlichen durch
erneute Bewusstwerdung dessen und der daraus resultierenden Eigen-Liebe,
welche wieder nur Ausgangspunkt sein kann für die Liebe zum
Gegenüberstehenden, nämlich die Liebe zum Weiblichen, praktisch ihren
Ausdruck in der ganz konkreten Liebe zur Frau findend. Maskulismus sollte
deshalb mit nichts gleichgesetzt werden, was ANGRIFF ist, das wäre
Sinnverdrehung aufgrund schwacher und damit destruktiver Denkart.

Das halte ich für Kappes. Es ist keineswegs nötig in Dualismen zu denken um - und aus oben genannten Gründen verzichte ich auf den Begriff Eigen-Liebe - an dem Punkt zu gelangen, an denen Männer sich die Frage stellen, was sie tun wollen um glücklich zu sein. Meine Alternative zu "Liebe dich selbst" wäre also "Sorge für dein Glück". Nick hat einen sehr guten Satz geschrieben:
"Es gibt aber keinen Menschen, der dazu auf der Welt ist, exklusiv die eigenen Defizite auszugleichen." Das ist letztenendes ein guter Ausdruck für die Problematik, die Butler mit dem Begriff "Zwangsheterosexualität" beschreibt. Und das größte Problem, daß größte Unrecht, daß Männer sich selbst zufügen, ist, daß sie ihre Defizite für relevant halten, weil sie ihre "Chancen auf dem Beziehungsmarkt verbessern" - viel Defizit, viel Ausgleich, könnte man meinen. Und das sie deshalb darauf verzichten zu ihrem Glück zu handeln. Wenn es einen Satz gibt, von dem ich möchte, daß er sich in die Köpfe der Menschen fräßt, dann dieser: "Sich ins Elend zu stürzen, macht -von Morrisey abgesehen - nicht sexy!"

susu

Liebe, ihr Fehlen usw.

Nihilator ⌂, Bayern, Monday, 08.01.2007, 18:40 (vor 6908 Tagen) @ susu

Hallo susu!

Interessanter scheint mir, daß Liebe als Begriff völlig überbestimmt ist,
das dieses Wort also so viele Bedeutungen besitzt, daß sich kaum mehr
darüber reden läßt, weil jeder andere Bedeutungen darin sieht und sich das
Wort damit eigentlich der Aufgabe entzeiht zur Kommunikation zu taugen. Zu
viele Aphorismen verstellen da die Sicht. Wenn man das Wort betrachtet
kommen verschiedene Beduetungen zu Tage. Ohne Rücksicht auf
Vollständigkeit mal eine Auswahl:
Die Sorge. Liebe als Verpflichtung zur Sorge um und für eine andere
Person.
Die Zuneigung. Liebe als das Gefühl, sich jemandem öffnen zu können.
Der Sex. "Körperliche Liebe". Wobei ich es mit Groucho Marx halten würde
"Warum Liebe sagen, wenn man Sex meint?"
Die Angst vor dem Verlust. Das Gefühl, das die Existenz von jemandem oder
etwas das eigene Leben bereichert.

Ja, was verstehen wir eigentlich unter diesem Begriff? Immer die gleiche Frage.
Unwillkürlich fiel mir beim Lesen ein Artikel aus der JF ein, den ich Dir nicht vorenthalten möchte:

"Als der chinesische Philosoph Konfuzius (551 bis 479 v. Chr.) von seinem jungen Kaiser gefragt wurde, was er tun müsse, um das zerrüttete Reich wieder in Ordnung zu bringen, antwortete er kurz und bündig: "Stell' die Bedeutung der Begriffe wieder her und dulde keine Unordnung in der Sprache." Konfuzius hat damit einen entscheidenden Grundsatz der politischen Philosophie formuliert, der über die Jahrhunderte hinweg von der politischen Praxis in unterschiedlichen Kulturen bestätigt worden ist: daß zwischen politischer, gesellschaftlicher, religiöser und sprachlicher Ordnung ein enger innerer Zusammenhang besteht. Nur beiläufig soll angemerkt werden, daß die Probleme unserer Zeit und unseres Volkes spürbar minimiert werden könnten, wenn diese einstmals selbstverständliche Voraussetzung politischer Ordnungen und Werte beachtet werden würde. Das aber ist aus den bekannten ideologischen Gründen nicht der Fall.
Wir erleben heute die unbestreitbare Tatsache, daß nach 250 Jahren Aufklärung, nach 100 Jahren Sozialismus und nach 50 Jahren Reedukation von einer verbindlichen Definition politischer und ideologischer Grundbegriffe überhaupt keine Rede sein kann. Dem "mündigen Bürger" wird durch eine immer weiter um sich greifende babylonische Sprachverwirrung die Möglichkeit zu selbständiger und zuverlässiger Orientierung genommen und damit die Möglichkeit, "sich seines eigenen Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen".
Viele grundsätzliche Auseinandersetzungen beginnen mit der Frage: "Was verstehen Sie unter diesem Begriff?" Die jeweilige Einstellung zu Demokratie, Totalitarismus, Faschismus oder Islamismus wird so eruiert. Ganz aktuell: "Wie definieren Sie den Begriff 'Unterschicht'"? Solche Fragen fordern dann mitunter zu der Gegenfrage heraus: "Was meinen Sie mit 'Verstehen'"? Auf diese Weise kann in kurzer Zeit jeder Dialog ins Leere laufen und damit in einem bestimmten ideologischen Sinn umfunktioniert werden.
Wenn Einwände und Widersprüche gegen diese Methoden der Auseinandersetzung nicht abgewehrt werden könken - zur Zeit kommt das noch gelegentlich vor -, dann wird gebieterisch an die sogenannte Drei-Finger-Regel Gustav Heinemanns erinnert: "Wer mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Schuld anderer weist, auf den weisen drei Finger zurück." Sie mahnen zum Bedenken der eigenen Schuld und stimmen damit in den Dauer-Tinnitus unserer veröffentlichten Meinung ein.

VON KLAUS MOTSCHMANN
Prof. Dr. Klaus Motschmann lehrte Politikwissenschaften an der Hochschule der Künste Berlin. "

aus: Junge Freiheit, 27.10.2006

Treffend, oder?


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Liebe, ihr Fehlen usw.

Lecithin, Monday, 08.01.2007, 19:57 (vor 6908 Tagen) @ susu

Hallo susu,

Interessanter scheint mir, daß Liebe als Begriff völlig überbestimmt ist,
das dieses Wort also so viele Bedeutungen besitzt, daß sich kaum mehr
darüber reden läßt, weil jeder andere Bedeutungen darin sieht und sich das
Wort damit eigentlich der Aufgabe entzeiht zur Kommunikation zu taugen. Zu
viele Aphorismen verstellen da die Sicht. Wenn man das Wort betrachtet
kommen verschiedene Beduetungen zu Tage. Ohne Rücksicht auf
Vollständigkeit mal eine Auswahl:
Die Sorge. Liebe als Verpflichtung zur Sorge um und für eine andere
Person.
Die Zuneigung. Liebe als das Gefühl, sich jemandem öffnen zu können.
Der Sex. "Körperliche Liebe". Wobei ich es mit Groucho Marx halten würde
"Warum Liebe sagen, wenn man Sex meint?"
Die Angst vor dem Verlust. Das Gefühl, das die Existenz von jemandem oder
etwas das eigene Leben bereichert.

Es gibt scharfe Definitionen, so muss es vermeintlich unscharfe Begrifflichkeiten geben. Es passt nur sehrviel hinein in manche Begriffe (zum Glück). Je abstrakter ein Begriff arbeitet, umso größer ist eben sein Fassungsvermögen und umsomehr andere Begriffe ordenen sich ihm in seinem Kontext unter. Dem nähert man sich dann bestens mit Analogien an.

Eben

Sich selbst zu lieben ist schwierig
Denn selbstverständlich ist nicht
trotz Selbstreflexion nach belieben
Das man sich selbst verständlich ist

Das gezeichnete ich und die Leere
Die Leere und nichts außer ihr
was bleibst mir zu lieben, es wäre
nichts übrig zu lieben von mir

Das Lieben an sich heutzutage
zeigt immer nur auf was noch fehlt
und folgt somit der Kinderfrage
"Lieb´ dich selbst" - der Kinderbefehl?

Eh Benn

Diese Zeilen treffen sehr genau, was wir meinen. Von woher?

Dem würde ich entschieden widersprechen, weil gerade die Konstruktion des
Selbst auf dessen nicht-Vorgängigkeit verweist. In diesem Sinne erklärst
du das Selbst and sich als durch die Liebe zu sich konstituiert. Vieleicht
meinen wir trotzdem das Gleiche...

Gute Frage, die verschieden angegangen werden kann und sich doch nicht klären lässt. Von wem auch? Irgendwo hört Relativismus und damit Bezugnahme auf und dort fing bzw. fängt es wahrscheinlich an. War es ein Huhn oder war es ein Ei, das zuerst ...

Die Frage ist, was nötig ist, um ein Selbst zu be-wesen. Mir schwant, es
könne die Zurichtung sein.

Wesen IST schon. Nichts muss "be"-west werden. Wir sind bereits ohne Bezug vollständig angelegt. Es könnte lediglich sein, dass viel Schutt, viel Bezugnahme beiseite geräumt werden muss, um das eigene Wesen zu sehen. Meinst Du mit "Zurichtung" eine Gerichtetheit? Das wäre interessant.

Erweitert muß man sagen, das in dier Hinsicht Egoismus ein Oxymoron ist,
weil er dazu führt sich selbst die Stillung des Grundbedürfnisses nach
Gemeinschaft vorzuenthalten. Somit ist Egoismus auf der Verneinung des
eigenen Glücks aufgebaut, was aber gerade der Definition von Egoismus
widerspricht. Auch wenn es nicht viel hilft, den Begriff der Liebe durch
den ebenso schwammigen des Glücks zu ersetzen, vieleicht wäre es an der
Zeit eine Innung der Glücksschmiede zu gründen.

Ja, das Problem von Dialektik. Alles hat zwei Seiten. Es ist nicht Dualismus, es ist Dialektik, die uns verwirrt. Dualismus kann nicht so verwirren, wie Dialektik es tut

Das halte ich für Kappes. Es ist keineswegs nötig in Dualismen zu denken
um - und aus oben genannten Gründen verzichte ich auf den Begriff
Eigen-Liebe - an dem Punkt zu gelangen, an denen Männer sich die Frage
stellen, was sie tun wollen um glücklich zu sein. Meine Alternative zu
"Liebe dich selbst" wäre also "Sorge für dein Glück" [...]

Es ist möglicherweise ein Problem der Dialektik, es hängt nicht mit Dualismus zusammen. Eben dagegen hilft Gerichtetheit, sonst wird man paradox (Krieg ist Frieden, Schwarz ist Weiss).
Maskulismus will schützen, was andere zerstören. Er ist von vorneherein anders ausgerichtet, als der Feminismus. Er attackiert auch nicht das weibliche Geschlecht, sondern er verteidigt es geradezu gegen eine Ideologie (Feminismus), die lediglich den Interessen von Machtidologen folgt und denen Geschlechterharmonie herzlich egal ist.
Niemand muss mit dem Bezug auf den Antagonisten und dollen Philosophischen Antworten "in den Kampf" gehen. Die Alltagsprobleme sind näher: da geht es um das Sorgerecht eines Vaters, da geht es um Unterhaltszahlunge, da geht es um die Wahl zwischen grandios riskanter Zweisamkeit oder risikoloser Einsamkeit.
Dem folgen juristische Problemstellungen. Das alles ist bereits Maskulismus.
Maskulismus beginnt nicht erst im Politischen, wie zB. der Feminismus.

Gruß!
Lecithin

Liebe, ihr Fehlen usw.

susu, Friday, 12.01.2007, 22:21 (vor 6904 Tagen) @ Lecithin

Huhu Lecitin

Es gibt scharfe Definitionen, so muss es vermeintlich unscharfe
Begrifflichkeiten geben. Es passt nur sehrviel hinein in manche Begriffe
(zum Glück). Je abstrakter ein Begriff arbeitet, umso größer ist eben sein
Fassungsvermögen und umsomehr andere Begriffe ordenen sich ihm in seinem
Kontext unter. Dem nähert man sich dann bestens mit Analogien an.

Das stimmt, aber in bestimmten Fällen, bevorzuge ich die "geschlosseneren" Begriffe.

Eben

Sich selbst zu lieben ist schwierig
Denn selbstverständlich ist nicht
trotz Selbstreflexion nach belieben
Das man sich selbst verständlich ist

Das gezeichnete ich und die Leere
Die Leere und nichts außer ihr
was bleibst mir zu lieben, es wäre
nichts übrig zu lieben von mir

Das Lieben an sich heutzutage
zeigt immer nur auf was noch fehlt
und folgt somit der Kinderfrage
"Lieb´ dich selbst" - der Kinderbefehl?

Eh Benn


Diese Zeilen treffen sehr genau, was wir meinen. Von woher?

Von mir. Die Inspiration lieferte "Nur zwei Dinge" von Gottfried Benn:

Nur zwei Dinge

Durch so viel Form geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?

Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du mußt.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.

Gute Frage, die verschieden angegangen werden kann und sich doch nicht
klären lässt. Von wem auch? Irgendwo hört Relativismus und damit
Bezugnahme auf und dort fing bzw. fängt es wahrscheinlich an. War es ein
Huhn oder war es ein Ei, das zuerst ...

Die Frage mit dem Huhn und dem Ei kann ich klären (Das Ei selbst ist eine Synapomorphie der Amniota unsd tauchte weit vor dem Huhn auf. Das Hühnerei lag zeitgleich mit den ersten Hühnern vor. Ein klassisches Mißverständnis der Evolution ist die Annahme, es hätte ein erstes Huhn gegeben, aber einer Art entsteht immer als Population und in den Nestern der ersten Hühner lagen Eier).

Wesen IST schon. Nichts muss "be"-west werden. Wir sind bereits ohne Bezug
vollständig angelegt. Es könnte lediglich sein, dass viel Schutt, viel
Bezugnahme beiseite geräumt werden muss, um das eigene Wesen zu sehen.
Meinst Du mit "Zurichtung" eine Gerichtetheit? Das wäre interessant.

Den Begriff der Zurichtung habe ich von Foucault übernommen. Und mit eben jenem würde ich sagen, daß es keinen Kern des Wesens gibt.
Sie sagten "Ecce homo", doch vidi nihil.

Maskulismus will schützen, was andere zerstören. Er ist von vorneherein
anders ausgerichtet, als der Feminismus.

Dem würde ich widersprechen. Maskulismus will ebenso wie der Feminismus die Geschlchterverhältnisse verändern. Ich habe es schon oft gesagt: Zu jedem Teil der Männerbewegung gibt es den adequaten Feminismus.

Niemand muss mit dem Bezug auf den Antagonisten und dollen Philosophischen
Antworten "in den Kampf" gehen. Die Alltagsprobleme sind näher: da geht es
um das Sorgerecht eines Vaters, da geht es um Unterhaltszahlunge, da geht
es um die Wahl zwischen grandios riskanter Zweisamkeit oder risikoloser
Einsamkeit.
Dem folgen juristische Problemstellungen. Das alles ist bereits
Maskulismus.
Maskulismus beginnt nicht erst im Politischen, wie zB. der Feminismus.

Wenn du damit mal nicht in ein Fettnäpfchen trittst (auch wenn ich das ebenfalls so sehe). Die Aussage, daß auch das private politisch sei, wird ja hier nicht gern vernommen.

susu

Liebe, ihr Fehlen usw.

Ekki, Monday, 08.01.2007, 12:57 (vor 6908 Tagen) @ Lecithin

Hallo Lecithin!

Volle Zustimmung zu diesem sehr differenzierten Artikel und ebenfalls herzliche Grüße.

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

powered by my little forum