Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Politische Geschlechtsumwandlung

Christine ⌂, Wednesday, 03.01.2007, 13:12 (vor 6913 Tagen)

Hallo zusammen,

da ja immer wieder Neue zu uns stoßen, verlinke ich hier mal wieder o.g. Artikel.

Gruß - Christine
--

Die Bundesregierung verfolgt derzeit mehrere Projekte von "Gleichstellung" und "Gleichbehandlung". Deshalb gibt es in der Union und den ihr nahestehenden Wählerschichten erhebliche Bewegung. Unionspolitiker in Bund und Ländern, auch zahlreiche Abgeordnete in der gemeinsamen Fraktion von CDU und CSU deuten die hinter beiden Projekten spürbare Bewegungsrichtung als unerklärliche und letztlich anonyme Strömung des Zeitgeistes. Viele wissen auch aus eigener Erfahrung, was Umfragen immer neu belegen: daß die überwältigende Mehrheit der Mütter in Deutschland gern halbtags, aber nur ungern ganztags arbeiten würde. Und doch verabschieden die beiden stark geschrumpften Volksparteien ein gerade auf das Gegenteil zielendes Gesetz. Abgeordnete mit einem herkömmlichen Familienbild (Vater, Mutter und Kinder bilden die Familie) fragen sich fast verzweifelt, woher das alles kommt und warum es, obwohl kaum jemand dafür zu sein scheint, gleichsam unwiderstehlich über die Politik hereinbricht.


Die vor allem von der Familienministerin von der Leyen (CDU) durchgesetzte Gleichstellungspolitik verfolgt mehrere Ziele. In den Vordergrund wird das von vielen jungen Eltern, zumal Müttern, drängend empfundene Problem der "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" gestellt. Die geplanten Veränderungen gehören aber haushalts- und gesetzestechnisch teilweise auch zum Ministerium für Arbeit und Soziales, das vom vormaligen SPD-Vorsitzenden Müntefering geführt wird. Denn der eigentliche, aber selten offen dargelegte Zweck dieser Politik ist die Erhöhung der Frauenerwerbsquote. Die Gleichstellung von Mann und Frau soll durch die Vollbeschäftigung beider verwirklicht werden.

Auch von der sogenannten Gleichbehandlungspolitik sollte man meinen, daß sie ganz allgemein der Bürgerrechtspolitik zugehört. Doch die Antidiskriminierungs-Richtlinie der Europäischen Kommission, welche das Gleichbehandlungsgesetz, um mehrere Merkmale, vor allem das der "sexuellen Orientierung", wesentlich erweitert, nun in deutsches Recht überführen soll, stammt aus dem Brüsseler Kommissariat für Beschäftigung und Soziales, dessen Zuständigkeiten ungefähr mit denen des Müntefering-Ministeriums übereinstimmen. Das Brüsseler Kommissariat verantwortet die Definition der Gleichstellung als Vollbeschäftigung, die ideologischen Grundlagen dieser Definition und das Verfahren zur Einspeisung und Durchsetzung dieser Politik in ganz Europa. Der Erfolg wird durch die "neue gestraffte offene Koordinierungsmethode" der EU-Politik gemessen und überwacht, die, dem betriebswirtschaftlichen Controlling nachgebildet, tief in die Politik der Mitgliedstaaten hineinreicht.

Den Namen des erwähnten Verfahrens kennt kaum eine Frau in Deutschland, obwohl es angeblich ihren ureigensten Interessen dient: "Gender Mainstreaming". Es ist schwer, diesen Begriff ins Deutsche zu übersetzen. Man findet in den zahlreichen Publikationen darüber keinen Versuch einer solchen Übersetzung, auch nicht auf der Homepage des Bundesfamilienministeriums. Es unterhält seit Oktober 2003 unter dem Dach des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Berliner Humboldt-Universität ein sogenanntes "GenderKompetenzZentrum". Auch dieses bietet keine Übersetzung für "Gender Mainstreaming". Die Unverständlichkeit ist also gewollt. "Politische Geschlechtsumwandlung" wäre die treffendste Übersetzung. Aber das ist keine mehrheitsfähige Forderung.

Radikalität und Zärtlichkeit

Der Begriff "Gender" stammt aus der Sexualpsychologie. Er entsprang dem Bemühen, sprachlich mit der Transsexualität umzugehen: mit der leidvollen Selbstwahrnehmung mancher Menschen, dem anderen Geschlecht anzugehören, in einem falschen Körper zu stecken. Daraus entwickelte sich die Vorstellung eines vom biologischen Geschlecht (im Englischen: sex) abgelösten emotionalen oder metaphysischen Geschlechts (gender). Diese Grundidee wurde von der Homosexuellenbewegung übernommen. Gender wurde zur Sammelbezeichnung für das "soziale Geschlecht" weiterentwickelt, das den Menschen ihre "Zwangsheterosexualität" zuweise. Geschlecht ist demnach sowohl eine ideologische Hypothese als auch eine gesellschaftspolitische Konstruktion. Die Theorie wurde hauptsächlich von Feministinnen erarbeitet und erweitert.

Der Zusammenhang von Feminismus und Lesbenbewegung wird öffentlich verbrämt, dabei ist er nachgerade zwingend. Denn während homosexuelle Männer auch ohne Frau und Kinder in der sogenannten "patriarchalischen Gesellschaft" erfolgreich sein konnten, bot sich diese Möglichkeit homosexuellen Frauen kaum. Ihnen drohte die Abwertung als "alte Jungfer"; berufliche Bildung, Aufstieg und Anerkennung waren für sie erheblich schwerer zu verwirklichen als für den alleinstehenden Mann. Der Zusammenhang zwischen Frauen- und Lesbenbewegung, der in der Politik der großen Koalition als Gleichstellungs- und Gleichbehandlungspolitik aufscheint, ist also durchweg biographischer Natur.

Er kann aber nicht offenbart werden, da die Interessen von Lesben gerade in der bedeutsamen Frage von Ehe und Familie mit denen anderer Frauen keineswegs übereinstimmen. Schon in den siebziger Jahren zeigte sich, daß ein offen lesbischer Feminismus in der damaligen Frauenbewegung keine Durchschlagskraft gewinnen konnte, etwa am Beispiel der Zeitschrift "Courage". Dagegen hat die zurückhaltendere "Emma" bis heute überlebt. Niemand kann ihrer Herausgeberin Alice Schwarzer absprechen, eine begnadete Interessenpolitikerin zu sein - wahrscheinlich die in Deutschland erfolgreichste.

Sie und ihre Zeitschrift verschleiern den hier geschilderten Zusammenhang, und zwar im Laufe der Zeit eher zu- als abnehmend. In Wendungen wie "Radikalität und Zärtlichkeit" läßt er sich allenfalls erahnen. Gelegentlich hat aber auch Alice Schwarzer daran erinnert, daß die Initialzündung zur Gründung der "Emma" der Itzehoer Strafprozeß (1973/74) gegen das lesbische Paar Judy Anderson und Marion Ihns gewesen ist, die den Ehemann Ihns' hatten ermorden lassen: Dies sei ein wahrer Hexenprozeß gewesen, "der in dieser Phase der ,neuen Zärtlichkeit' abrechnete mit der Frauenliebe". So hieß es damals auch schon auf den Flugblättern protestierender Frauengruppen und in einem von Alice Schwarzer 1974 für "konkret" verfaßten Aufsatz.

"Neue Zärtlichkeit" war Alice Schwarzers damaliger Schlüsselbegriff für weibliche Homosexualität. Sie kämpfte erklärtermaßen gegen ein "Männermonopol auf Frauenliebe und -sexualität" und teilte offenbar die damals in den einschlägigen Kreisen verbreitete Auffassung, daß "praktisch jede Frau", wie etwa Barbara Schleich im "Vorwärts" schrieb, "von Natur aus bisexuell ist und daß allein der Rollendrill mit der damit verbundenen Fixierung auf den Mann bei den meisten Frauen homoerotische Neigungen verschüttet". Wenn also Alice Schwarzer seinerzeit von "Erpressung und Drill auf den Mann" schrieb, wußten Lesben, was gemeint war - aber man konnte es, wie ihren misandrischen Bestseller "Der kleine Unterschied", natürlich auch anders deuten, in einem allgemeineren Sinne feministisch. In dieser Zeit bezeichnete Alice Schwarzer Hausfrauen und Mütter noch als "Sklavinnen". In ihrem jüngsten Interview nennt sie Hausfrauen Gefangene eines "feudalistischen Systems". Der von der Kenntnis mittelalterlicher Verhältnisse ungetrübte Gebrauch des Wortes "Feudalismus" verweist auf eine weitere der Wurzeln des heutigen Feminismus, nämlich in der radikalen Linken. Erst wenn man all das bedenkt, kann man Alice Schwarzers Begeisterung darüber ganz auskosten, daß jetzt "die konservative Familienministerin die rot-grüne Familienpolitik nicht nur fortsetzt, sondern weitertreibt".

Auf der Internetseite des Familienministeriums wird das zuvor noch zurückhaltend dargebotene Gender Mainstreaming inzwischen prominenter präsentiert. Bei flüchtiger Lektüre gewinnt man den Eindruck, es gehe darum, Frauen wie Männern gleichermaßen zur Durchsetzung ihrer Wünsche zu verhelfen; bunte Bildchen wie aus Immobilienprospekten zeigen junge Fotomodelle mit glücklichen Zähnen. Forscht man ein wenig weiter, wird man damit vertraut gemacht, daß der Begriff "Gender" sowohl "gesellschaftlich als auch sozial und kulturell geprägte Geschlechtsrollen" bezeichne, die als "veränderbar" charakterisiert werden.

Daß sie verändert werden sollen, schwingt mit, wird aber zunächst nicht gesagt. Der Sinn bleibt dunkel, denn die Reihung der Adjektive ist abstrus: "gesellschaftlich" und "sozial" bedeutet dasselbe, während "kulturell" und "sozial" nicht gegeneinander abgegrenzt werden kann. In einschlägigen Gender-Texten wird hier das Adjektiv "traditionell" benutzt: gemeint sind also offenbar herkömmliche oder überkommene Vorstellungen vom Geschlecht.

Sodann erfährt man, daß vom Familienministerium aus das "Gender Mainstreaming" als sogenannte "geschlechtersensible Sichtweise" ressortübergreifend in die Arbeit der Bundesregierung "implementiert", eingespeist, worden ist. Dabei ist das schon erwähnte "GenderKomepetenzZentrum" behilflich. Doch auch dessen öffentliche Selbstdarstellung macht es nicht einfach, einen Begriff davon zu bekommen, was "Gender Mainstreaming" eigentlich bedeuten soll, wie man es übersetzen könnte, wer diesen Begriff oder seine Theorie eigentlich erdacht hat. Erst wenn man tiefer hinabtaucht, stößt man auf Material zur feministischen Theorie und "aktuelle Erkenntnisse der Geschlechterforschung zum Beispiel zu Männlichkeit, Weiblichkeit und Intersexualität".

Die bedeutendsten intellektuellen Leitfiguren dieser Forschung sind der 1984 an Aids-Folgen verstorbene französische Philosoph Michel Foucault (geboren 1926) sowie die in Berkeley lehrende Amerikanerin Judith Butler (1959). Foucaults Aneignung durch den Feminismus ist verschiedentlich bemerkt worden, in erster Linie handelt es sich dabei aber um die Übernahme der Körper- und Identitätstheorien eines homosexuellen Mannes durch homosexuelle Frauen. Judith Butler ist auch dabei maßgeblich, spätestens seit Beginn der neunziger Jahre hat sie sich als eine Meisterdenkerin des Gender-Begriffs und seiner Fortentwicklung in der "Queer-Theorie" etabliert. Diese wird treffend als "inclusive umbrella label for all gendernauts and sexual outlaws, a cover-all term for lesbians, bisexuals, gays and transgendered people" beschrieben: als ein gemeinsamer Schirm für alle "Gendernauten" und sexuell Gesetzlosen, ein Dach für Lesben, Bisexuelle, Schwule und "Hinübergeschlechtliche", wie "transgendered people" in der Szene scherzhaft übersetzt wird - die Ausdrücke "Transvestit" und "Transsexueller" sind dort verpönt.

Und damit endlich ist man beim theoretischen Kern des "Gender"-Begriffs. Er meint nämlich keineswegs die Existenz sozialer Geschlechterrollen und deren Merkmale: also eine Banalität, an die feministische Klassikerinnen wie Betty Friedan noch anknüpften. Vielmehr behauptet "Gender" in letzter Konsequenz, daß es biologisches Geschlecht nicht gebe. Die Einteilung der Neugeborenen in Jungen und Mädchen sei Willkür, ebensowohl könnte man sie auch nach ganz anderen Gesichtspunkten unterscheiden, etwa in Große und Kleine. Daher liege bereits in der Annahme der Existenz von Geschlecht eine letztlich gewalthafte Zuweisung von Identität: die "heterosexuelle Matrix".

Diese eher philosophische Hypothese widerstreitet der ursprünglichsten Wahrnehmung und Empfindung der meisten Menschen, den Religionen und naturwissenschaftlicher Forschung. Schon ihre sprachliche Anwendung führt zu bizarren, in sich widersprüchlichen Ergebnissen. Wenn bei Luther "ein Weib empfängt und gebiert ein Knäblein", so macht daraus Dorothea Erbele-Küster, die nach Gender-Maßgaben die Bibel in "gerechte Sprache" übersetzt, eine Frau, die "Samen hervorbringt und einen männlichen Nachkommen gebiert".

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--
Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

Ein alter Thread

Chato, Wednesday, 03.01.2007, 14:24 (vor 6913 Tagen) @ Christine

Vielleicht ist es nicht unangebracht, an dieser Stelle mal auf einen Thread im alten Forum zu verweisen (ca. 2 1/2 Jahre ist das nun her): ../archiv1/index.php?id=32296

Nick

Ein alter Thread

Asmodi, Wednesday, 03.01.2007, 14:33 (vor 6913 Tagen) @ Chato

Vielleicht ist es nicht unangebracht, an dieser Stelle mal auf einen Thread
im alten Forum zu verweisen (ca. 2 1/2 Jahre ist das nun her):
../archiv1/index.php?id=32296

Nick


Tja langsam aber sicher scheinen schon immer mehr Leute zu begreifen was
Gender-Mainstreaming in Wirklichkeit ist ( Doppelstrategie der Frauenbewegung),
bzw. was die EU für Statuten erlässt.

Ein alter Thread

Miesepeter, Wednesday, 03.01.2007, 14:45 (vor 6913 Tagen) @ Chato

Vielleicht ist es nicht unangebracht, an dieser Stelle mal auf einen Thread
im alten Forum zu verweisen (ca. 2 1/2 Jahre ist das nun her):
../archiv1/index.php?id=32296

Nick

Der Papst ist gar nicht mal übel, eine derartige Vernunft ist in der heutigen Welt beinahe schon ein Fremdkörper.
Ich denke, die katholische Kirche wird noch eine große Rolle spielen.

Miesepeter

Politische Geschlechtsumwandlung

susu, Wednesday, 03.01.2007, 15:44 (vor 6913 Tagen) @ Christine

Hallo zusammen,

da ja immer wieder Neue zu uns stoßen, verlinke ich hier mal wieder o.g.
Artikel.

Hättest ja auch die Diskussion dazu verlinken können:
http://www.wgvdl.com/forum/board_entry.php?id=3641
Ich halte diesen Artikel weiterhin für saublöd.

susu

Politische Geschlechtsumwandlung

DschinDschin, Wednesday, 03.01.2007, 21:33 (vor 6913 Tagen) @ susu
bearbeitet von DschinDschin, Wednesday, 03.01.2007, 21:36

Hallo zusammen,

da ja immer wieder Neue zu uns stoßen, verlinke ich hier mal wieder

o.g.

Artikel.


Hättest ja auch die Diskussion dazu verlinken können:
http://www.wgvdl.com/forum/board_entry.php?id=3641
Ich halte diesen Artikel weiterhin für saublöd.

susu

Hallo susu,

auch wenn Deine Erwiderung im alten Thread genial war und Fehler im Artikel von Zastrow darlegen konnte, bleibt es dabei, dass Gender Mainstreaming den gleichen Ansatz hat wie Neusprech bei Orwells 1984.
Interessant ist, das 99% des Volkes inklusive der Frauen keine Ahnung haben, dass es so ein Projekt überhaupt gibt. Ich wage, den Verdacht zu äußern, dass ein solches Projekt niemals eine Mehrheit fände, somit also demokratisch überhaupt nicht legitimiert ist.
Eine öffentliche Diskussion zu diesem Thema hat niemals stattgefunden.
Wer liest schon die Veröffentlichungen des Femiministeriums.
Ich habe in der Fachzeitschrift meines Berufsverbandes diesen Begriff erklärt. Selbst die stellvertretende Präsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg kannte den Begriff nicht und fand das Projekt, das damit verbunden ist, total daneben.
Ich denke dass die Leyen dieses Projekt weiter vorantreibt, weil sie fürchtet, sonst den Rückhalt in ihrem Ministerium zu verlieren.
Dass androgynes Verhalten am Partnermarkt nicht gut ankommt zeigt folgende Untersuchung über Singles:

Sind Singles anders als die anderen?

Nachzulesen auch da: http://dschindschin.blogspot.com/2007/01/sind-singles-anders-als-die-anderen.html


Gender Mainstreaming ist wie andere Projekte zur Menschenzüchtung zum Scheitern verurteilt.

DschinDschin

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Politische Geschlechtsumwandlung

Garfield, Thursday, 04.01.2007, 17:33 (vor 6912 Tagen) @ susu

Hallo Susu!

"Hättest ja auch die Diskussion dazu verlinken können:
http://www.wgvdl.com/forum/board_entry.php?id=3641
Ich halte diesen Artikel weiterhin für saublöd."

Die Diskussion habe ich damals nicht mitbekommen, aber ich habe mir eben deine Kritik zu diesem Artikel durchgelesen.

Was du da geschrieben hast, zweifle ich ja zum allergrößten Teil überhaupt nicht an. Auf den Kernpunkt des Artikels bist du jedoch nicht eingegangen.

Dieser Kernpunkt besteht für mich darin, daß hier eben irgendwelche dahergelaufenen Berufsfeministinnen auf der Grundlage abstruser und nie bewiesener Theorien die Gesellschaft umkrempeln möchten und dazu auch bereit sind, mehr oder weniger Druck auf die Menschen auszuüben. Ohne Rücksicht darauf, ob die Menschen, die den Unsinn auch noch finanzieren dürfen, das überhaupt wollen. Frei nach dem Motto "wir wissen besser, was gut für euch ist".

Damit habe ich ein Problem. Genau wie du auch will ich nämlich nicht, daß mir irgendjemand vorschreibt, wie ich mich zu fühlen, wie ich mich in einer Partnerschaft zu verhalten habe, welchen Beruf ich wählen darf usw. Und wenn ich einen Sohn hätte, dann fände ich es auch ganz und gar nicht lustig, wenn ihm irgendein Spinner zubrüllen würde, daß er eine Vagina hätte und dies nur nicht zugeben wolle. Ich würde überhaupt nicht wollen, daß meine Kinder in Kindergarten und Schule mit solch einem Blödsinn belästigt werden.

Deshalb finde ich diesen Artikel gut. Daß der Autor sich offenbar in der Transvestiten-, in der Transsexuellen- und in der Homosexuellen-Szene wenig auskennt, finde ich verzeihlich.

Freundliche Grüße
von Garfield

Politische Geschlechtsumwandlung

susu, Friday, 05.01.2007, 01:47 (vor 6911 Tagen) @ Garfield

Was du da geschrieben hast, zweifle ich ja zum allergrößten Teil überhaupt
nicht an. Auf den Kernpunkt des Artikels bist du jedoch nicht eingegangen.


Der Kernpunkt des Artikels ist genau das, was ich beschreibe. Eine Konspirationstheorie, die für die gesammte Geschlechtspolitik eine Minderheit verantwortlich macht, die so gut wie keine politische oder wenigstens publizistische Macht hätte, um sich dagegen zu wehren.

Dieser Kernpunkt besteht für mich darin, daß hier eben irgendwelche
dahergelaufenen Berufsfeministinnen auf der Grundlage abstruser und nie
bewiesener Theorien die Gesellschaft umkrempeln möchten und dazu auch
bereit sind, mehr oder weniger Druck auf die Menschen auszuüben. Ohne
Rücksicht darauf, ob die Menschen, die den Unsinn auch noch finanzieren
dürfen, das überhaupt wollen. Frei nach dem Motto "wir wissen besser, was
gut für euch ist".

Zum einen wäre da meine Frage, welche abstrusen Theorien du meinst. Zastrow mischt da einen Cocktail aus einem ganzen Haufen unterschiedlicher Denkgebäude, der dann dementsprechend wirkt. Und er schreibt die eben auch zu und zwar letztenendes auf z.B. mich. Der Artikel bleibt das bewust diffus. "Irgendwer" macht "Irgendwas" und am Ende sind es geschlechtliche Minderheiten die daran Schuld sind.

Um mal eine der Leserreaktionen zu zitieren:
"Also ich muss sagen, ich bin echt schockiert über die Art, wie hinter den Kulissen eine Lobby-Politik durchgesetzt wird, deren tiefreichenden gesellschaftszersetzenden Folgen nur von wenigen ganz durchblickt werden.

Ich danke Herrn Zastrow für seine präzisen Reportagen die sich nicht mit vordergründigen Phrasen zufrieden gaben.

Ich sehe auf einmal mit Schrecken, wie weit diese Bestrebungen unsere Gesellschaft schon durchdrungen haben, und viele viele Probleme und Krankheiten dieser lassen sich auf eben diese völlig hintergründigen, man könnte fast sagen "intriganten" aktivitäten zurückführen.

Verdammt noch mal, warum stehen unsere Politiker, von denen es doch wirklich genug besser wissen müssten, denn nicht auf? Was hier läuft, ist ein schmutziger, und im letzten intoleranter und totalitäter Skandal!"

Da kommt´s doch offenbar an...

Deshalb finde ich diesen Artikel gut. Daß der Autor sich offenbar in der
Transvestiten-, in der Transsexuellen- und in der Homosexuellen-Szene
wenig auskennt, finde ich verzeihlich.

Darum geht es nicht. Es geht darum, das er auf diese Ignoranz auch bei seinen lesern bauen kann, die dementsprechend reagieren. Wer nach dem Artikel irgendwas über politische Bestrebungen von Trans* u.ä Gruppen hört, denkt doch direkt an den Artikel und geht davon aus, daß da irgendwie in sein Leben eingegriffen werden soll. Wäre der Artikel eine Kritik an der GM-Politk, fände ich das sinnvoll, aber so wie er veröffentlich wurde, ist es ein reiner Propaganda-Artikel mit zwei möglichen Zielen:
a) GM durch die Verbindung mit mißliebigen Gruppen zu diskreditieren
oder
b) bestimmte Gruppen durch die Verbindung mit GM zu diskreditieren
vieleicht sogar beides.
Wenn du in diesem Artikel einen einzigen Punkt finden würdest, der sich tatsächlich auf GM bezieht und sachlich Probleme mit diesem Konzept aufzeigt, dann würde ich dazu was sagen, aber da ist keiner. Und allein die Tatsache, das im letzten Jahr mehr Urteile wegen Rechtsverletzungen gegenüber Tran* am EuGM gefällt wurden, als bei Vätern (man bedenke die jeweilige Zahl der Personen), scheint mir zu belegen, das wir keineswegs die Macht haben, irgendwelche Richtlinien zu ändern (In einem Urteil ging es darum, das ein Richter eine Scheidung verweigerte, mit der einfachen Begründung, das dannach eine Änderung des rechtlichen Geschlechts nach der Rechtslage in D möglich sei. Und das Ding ging durch die Instanzen?! Jemandem ein Recht nicht zuzuerkennen, weil diese Person dann ein weiteres Recht hat, ohne jegliche juristische Grundlage, das ist schon ein ordentliches Stück).

susu

Politische Geschlechtsumwandlung

Nihilator ⌂, Bayern, Friday, 05.01.2007, 04:05 (vor 6911 Tagen) @ susu

Hi susu!

Darum geht es nicht. Es geht darum, das er auf diese Ignoranz auch bei
seinen lesern bauen kann, die dementsprechend reagieren. Wer nach dem
Artikel irgendwas über politische Bestrebungen von Trans* u.ä Gruppen
hört, denkt doch direkt an den Artikel und geht davon aus, daß da
irgendwie in sein Leben eingegriffen werden soll. Wäre der Artikel eine
Kritik an der GM-Politk, fände ich das sinnvoll, aber so wie er
veröffentlich wurde, ist es ein reiner Propaganda-Artikel mit zwei
möglichen Zielen:
a) GM durch die Verbindung mit mißliebigen Gruppen zu diskreditieren
oder
b) bestimmte Gruppen durch die Verbindung mit GM zu diskreditieren
vieleicht sogar beides.

Da stellt sich nun die Frage: stehen "bestimmte Gruppen" mit diesem Konzept in Verbindung? Wenn ja, dann wie, und welche Gruppen sind das?

Wenn du in diesem Artikel einen einzigen Punkt finden würdest, der sich
tatsächlich auf GM bezieht und sachlich Probleme mit diesem Konzept
aufzeigt, dann würde ich dazu was sagen, aber da ist keiner. Und allein
die Tatsache, das im letzten Jahr mehr Urteile wegen Rechtsverletzungen
gegenüber Tran* am EuGM gefällt wurden, als bei Vätern (man bedenke die
jeweilige Zahl der Personen), scheint mir zu belegen, das wir keineswegs
die Macht haben, irgendwelche Richtlinien zu ändern (In einem Urteil ging
es darum, das ein Richter eine Scheidung verweigerte, mit der einfachen
Begründung, das dannach eine Änderung des rechtlichen Geschlechts nach der
Rechtslage in D möglich sei. Und das Ding ging durch die Instanzen?!
Jemandem ein Recht nicht zuzuerkennen, weil diese Person dann ein weiteres
Recht hat, ohne jegliche juristische Grundlage, das ist schon ein
ordentliches Stück).

Ich will nicht anzweifeln, daß kein transgender oder transsexueller Politiker seine Finger bei GM im Spiel hatte. Nennen wir die Dinge doch beim Namen: es sind allesamt Lesben, die derlei Dreck auf dem Gewissen haben, und vielleicht ein paar ganz wenige Schwule. Dazu kommt ein erklecklicher Haufen an Politischkorrekten der Farbe Grün(-Rot).

Nur: das Ganze beruht auf den Werken der Ikone der Transg-Gesellschaft, Judith Butler. Und ihr macht euch gemein mit den militanten Lesben, euren vermeintlichen Kampfgefährtinnen.

Mitgefangen, mitgehangen, sagt das Sprichwort. Wer soll da Unterschiede sehen können, wenn sogar ein Männerrechtler wie Du für derlei Konzepte Partei ergreift und zu keiner Zeit irgendwelche Distanz zu solch faschistoiden Theorien erkennen läßt??

Lernt auch ihr Toleranz, oder ihr verspielt sie. Das sage ich als ganz eindringliche Warnung.


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Politische Geschlechtsumwandlung

susu, Friday, 05.01.2007, 06:38 (vor 6911 Tagen) @ Nihilator

Hi susu!

Da stellt sich nun die Frage: stehen "bestimmte Gruppen" mit diesem
Konzept in Verbindung? Wenn ja, dann wie, und welche Gruppen sind das?

Gute Frage. Aber im Prinzip muß man zuerst mal außeinanderklamüsern, welche Unterschiedlichen Konzepte mit GM teilweise gemeint sind. Allein die EU und die Bundesregierung verbinden damit schon kaum mehr unter einen Hut zu bekommende Dinge. Und das GM Konzept von z.B. Döge ist auch noch mal ein anderes. Und dann kann man darüber reden, warum die Bundesregierungen seit Kohl (somit 4 von 5 im Bundestag vertretene Parteien) so eine verwurstelte Politik damit betrieben haben.

Ich will nicht anzweifeln, daß kein transgender oder transsexueller
Politiker seine Finger bei GM im Spiel hatte. Nennen wir die Dinge doch
beim Namen: es sind allesamt Lesben, die derlei Dreck auf dem Gewissen
haben, und vielleicht ein paar ganz wenige Schwule. Dazu kommt ein
erklecklicher Haufen an Politischkorrekten der Farbe Grün(-Rot).

Klaus Kinkel, Claudia Nolte, Renate Schmidt, Ursula von der Leyen...
Klaus Kinkel war der unterzeichner des Amsterdamer Vertrags, der GM in der EU vorsieht. Claudia Nolte begann mit der Umsetzung, in der Art wie es ihre Nachfolgerinnen weiterführten. Zastrow beginnt sogar mit dem Beschluß von 95, daran waren die Kommission, der Rat, das EP und die Komission Wirtschaft und Soziales beteiligt. Das EP hatte zu dieser Zeit 626 Mitglieder. Davon waren 47,3% SPD oder links davon (Grüne und Kommunisten). Überlegen wir mal wessen Stimmen den Antrag sonst noch durchgebracht haben könnten, Liberale? Christkonservative? Nationalisten?
Und wer war als Repräsentant der BRD auf der Pekinger Weltfrauenkonferenz? Claudia Nolte. CDU. Muß man dazusagen, weil das offenbar bei dir nicht ankommt. Eingeführt hat dieses Konzept auf EU- wie nationaler Ebene eine Schwarz-Gelbe Mehrheit.

Nur: das Ganze beruht auf den Werken der Ikone der Transg-Gesellschaft,
Judith Butler. Und ihr macht euch gemein mit den militanten Lesben, euren
vermeintlichen Kampfgefährtinnen.

GM beruht so sehr auf den Konzepten von Butler, wie das Programm der FDP auf der Grundlage des Absolutismus und die Arbeitsgrundlage des BDI auf dem Armutsgelübde der Franziskaner... Ich gebe zu, ich bin durch das tatsächliche Lesen der Werke Butlers voreingenommen und kann deshalb nicht mit der eingeforderten Ignoranz ihnen diametral entgegenstehende Handlungsansätze auf sie zurückführen. Keine Ahnung welche Position du Butler zuschustern willst, mit GM, so wie es in der EU Praxis ist, läßt sie sich nicht vereinbaren.

Lernt auch ihr Toleranz, oder ihr verspielt sie. Das sage ich als ganz
eindringliche Warnung.

Irgendwie bestätigst du genau das, wofür ich den Zastrow-Artikel kritisiere...

susu

Politische Geschlechtsumwandlung

Garfield, Friday, 05.01.2007, 12:44 (vor 6911 Tagen) @ susu

Hallo Susu!

Ich habe den Eindruck, daß du da etwas überreagierst. Du hast diesen Artikel offenbar so verstanden, daß der Autor unterstellt, sämtliche Transsexuellen, Transvestiten, Homosexuellen usw. hätten insgeheim eine Verschwörung ausgeheckt, um mittels "Gender Mainstreaming" die Gesellschaft allein nach ihren Wünschen umzukrempeln.

Ich verstehe das überhaupt nicht so, und ich habe auch nicht das Gefühl, daß der von dir zitierte Leser dieses Artikels das so verstanden hat.

Es ist - wie Nihilator schon geschrieben hat - nun einmal eine Tatsache, daß radikale Lesben die Frauenbewegung seit den 1970er Jahren massiv unterwandert haben und daß deren Wünsche und Theorien eben auch in das Konzept von "Gender Mainstreaming" eingeflossen sind. Was ist falsch daran, dies offen zu schreiben? Ich finde es sogar sehr wichtig, diese Motivationen offen zu legen.

Ich persönlich glaube sogar, daß es bei dem ganzen Hokospokus überhaupt nicht darum geht, die Gesellschaft wirklich zu verändern, sondern viel mehr darum, das etablierte Heer der Berufsfeministinnen irgendwie in Beschäftigung zu halten.

Trotzdem wirkt sich dieser Unsinn auf die Gesellschaft aus, außerdem werden dabei Milliarden Steuer-Euros sinnlos verpulvert.

Ich habe kein Problem mit Homosexuellen, mit Transsexuellen, mit Transvestiten oder was es da noch so alles geben mag. Ich halte nichts davon, Menschen dazu zu zwingen, ihre natürliche Veranlagung zu unterdrücken. Aber genau deshalb möchte ich ebenfalls zu nichts gezwungen werden, was ich nicht will. Und auch, wenn ich nicht betroffen bin, möchte ich nicht, daß auf andere Menschen irgendwie Druck ausgeübt wird, um sie zu irgendwelchen Rollenmustern zu drängen, egal, wie diese auch immer aussehen mögen. Und schon gar nicht möchte ich, daß man Kinder in Kindergärten und Schulen entsprechend indoktriniert.

Freundliche Grüße
von Garfield

Politische Geschlechtsumwandlung

hquer, Friday, 05.01.2007, 15:45 (vor 6911 Tagen) @ Garfield

Hallo Susu!

Ich habe den Eindruck, daß du da etwas überreagierst. Du hast diesen
Artikel offenbar so verstanden, daß der Autor unterstellt, sämtliche
Transsexuellen, Transvestiten, Homosexuellen usw. hätten insgeheim eine
Verschwörung ausgeheckt, um mittels "Gender Mainstreaming" die
Gesellschaft allein nach ihren Wünschen umzukrempeln.

Ich verstehe das überhaupt nicht so, und ich habe auch nicht das Gefühl,
daß der von dir zitierte Leser dieses Artikels das so verstanden hat.

Es ist - wie Nihilator schon geschrieben hat - nun einmal eine Tatsache,
daß radikale Lesben die Frauenbewegung seit den 1970er Jahren massiv
unterwandert haben und daß deren Wünsche und Theorien eben auch in das
Konzept von "Gender Mainstreaming" eingeflossen sind. Was ist falsch
daran, dies offen zu schreiben? Ich finde es sogar sehr wichtig, diese
Motivationen offen zu legen.

Ich persönlich glaube sogar, daß es bei dem ganzen Hokospokus überhaupt
nicht darum geht, die Gesellschaft wirklich zu verändern, sondern viel
mehr darum, das etablierte Heer der Berufsfeministinnen irgendwie in
Beschäftigung zu halten.

Trotzdem wirkt sich dieser Unsinn auf die Gesellschaft aus, außerdem
werden dabei Milliarden Steuer-Euros sinnlos verpulvert.

GM könnte man wohl am besten mit 'Gleichschaltung der sozialen Geschlechter' übersetzen, diese Übersetzung hat allerdings (gerade in Deutschland) einen ziemlich unangenehmen Beigeschmack. Der totalitäre Charakter von GM wird recht geschickt kaschiert; wer allerdings seine Erkenntnisfähigkeit noch nicht eingebüsst hat, der kommt mit relativ wenig Nachdenken dieser antihumanistisch-totalitären Ideologie auf die Spur. Man darf sich nur nicht am Begriff selbst festklammern, sondern zum Wesen der Sache kommen.

hquer

Politische Geschlechtsumwandlung

Telefonmann, Wednesday, 03.01.2007, 21:01 (vor 6913 Tagen) @ Christine

Vielen Dank für den Text.

Die Deutschen sind allerdings nicht der Nabel der Welt. Und am deutschen Wesen wird die Welt sicherlich nicht genesen. Das ganze Affentheater wird über kurz oder lang auch wieder ein Ende haben. Spätestens dann, wenn das Weltfinanzsystem zusammenbricht.

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