Mann auf der Überholspur
Das männliche Geschlechtschromosom galt lange Zeit als mickriger Zwerg unter den Chromosomen. In den vergangenen dreihundert Millionen Jahren radikal geschrumpft und nur noch im Besitz von drei Prozent seiner ursprünglichen Gene, schien es für diesen Garanten der Männlichkeit nur noch einen Weg zu geben, weitere empfindliche Einbußen zu vermeiden: den Stillstand. Einige Wissenschaftler prophezeiten sogar, dass das Y-Chromosom in zehn bis zwanzig Millionen Jahren gänzlich verkümmert sein könnte. Dass diese Sichtweise grundlegend falsch ist, haben jetzt Forscher vom Whitehead Institute of Biomedical Research in Cambridge (Massachusetts) in einer Arbeit gezeigt, die in der Online-Ausgabe der Zeitschrift "Nature" (doi:10.1038/nature 08700) erschienen ist.