Uni Bremen auf totalitärem Kurs?
Folgendes Schreiben ist heute in der Uni Bremen an ausgewählte Empfänger vesandt worden.
Anschreiben I (innerhalb der Rundmail):
Sehr geehrte Damen und Herren,
nach Rücksprache mit dem Dekan des FB XY, Prof. Dr. ZZZ, bitte ich Sie in meiner Funktion als Frauenbeauftragte, den unten stehenden Text und das angehängte Papier zu beachten verbunden mit der Bitte um Weiterleitung an alle Professorinnen und Mitarbeiterinnen sowie an die Frauenbeauftragten Ihrer Fachbereiche.
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diejenigen Antworten, die an Sie zurückgehen, an mich weiterleiten würden.
Mit freundlichen Grüßen
XXX
Anschreiben II (innerhalb der Rundmail):
Liebe Kolleginnen,
als dezentrale Frauenbeauftragte des FB XY möchte ich Sie darum bitten, zu dem anhängenden Papier Stellung zu nehmen. Wie Sie wissen, soll die Repräsentation von Frauen in allen Gremien mit der Einführung einer im Bremischen Hochschulgesetz verankerten Quote von 40% gesichert werden.
Die erheblichen Probleme, die damit verbunden sein können, werden in dem Papier zusammengefasst.
Für weitere Verhandlungen wäre es sehr wichtig, zu erfahren, wie sich Wissenschaftlerinnen an der Uni Bremen zu dem Gesetz verhalten wollen.
Insofern wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir mit einer kurzen Rückmeldung Ihre Zustimmung oder Ablehnung des Gesetzesentwurfs bis zum 19. Januar mitteilen würden.
Ihre Rückmeldungen senden Sie bitte an: xxx@xxx.xx
Mit herzlichem Dank und ebensolchen Grüßen
XXX
Anhängendes Papier:
Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist ein zentrales Anliegen der Universität Bremen. Insbesondere soll der Anteil von Frauen an Führungspositionen erhöht werden. Im Entwurf der Novelle des Bremischen Hochschulgesetzes wird die Einführung einer Quote von 40 % für Frauen in allen Gremien vorgesehen. Die ausreichende Vertretung von Frauen ist ein wichtiges genderpolitisches Ziel. Doch scheint die Einführung einer Quote in diesem Fall aus den folgenden Überlegungen heraus nicht das geeignete Instrument zu sein:
1. In vielen Bereichen liegt der Anteil von Frauen in der Gruppe der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer unter 40 %. Diese Frauen wären gezwungen, sich erheblich stärker als ihre Kollegen in Gremien zu engagieren. Der Aufwand wäre entweder durch weniger Forschung zu kompensieren, was mittel- und langfristig zu einem Nachteil gegenüber Männern führen würde. Oder der Aufwand müsste durch Reduktion von Lehrverpflichtung kompensiert werden; das hätte zur Folge, dass Frauen als aktiv lehrende Wissenschaftlerinnen seltener wahrgenommen würden und weniger ihre Vorbildfunktion für Nachwuchswissenschaftlerinnen erfüllen könnten.
2. Die starke Verpflichtung von Frauen auf Gremientätigkeit ist insbesondere für engagierte Nachwuchswissenschaftlerinnen nicht hinnehmbar. Kann aus der Gruppe der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer keine hinreichende Zahl von Frauen gestellt werden, um die 40 % - Quote zu erfüllen, müsste dies aus den Reihen der Mitarbeiterinnen und der Studentinnen erfolgen.
3. Bei dem Entwurf handelt es sich juristisch um eine sog. Soll-Regelung. Das heißt zwar an sich "muss", es kann aber bei profunder Begründung ausnahmsweise von der 40%-Quote abgewichen werden. Fächer mit einem niedrigen Frauenanteil gerieten jedoch in ständige Begründungsnöte, die Legitimität bzw. die Beschlussfähigkeit ihrer Gremien sicherzustellen. Auf allen wählbaren Frauen lastete mithin der äußere Druck, sich in den vorhandenen Gremien zu organisieren.
Stattdessen sollen die folgenden gleichstellungspolitischen Ziele an der Universität Bremen verstärkt vorangetrieben werden:
- mehr eigene Stipendien für Nachwuchswissenschaftlerinnen sowohl in den geisteswissenschaftlichen als auch in den MINT-Fächern
- ein bremisches Juniorprofessorinnenprogramm mit tenure track in Analogie zum Professorinnenprogramm des Bundes
- Flexibilisierung von Lehrverpflichtung in der Familienphase für Frauen und Männer
- relevante finanzielle Honorierung der Bereiche, in denen die Geschlechterparität erreicht ist"
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- Uni Bremen auf totalitärem Kurs? -
Innen und Außen,
18.01.2010, 17:50
- Uni Bremen auf totalitärem Kurs? - Müller, 18.01.2010, 18:12
- Uni Bremen auf totalitärem Kurs? - Goofos, 18.01.2010, 20:30