Das weiße Band

Gismatis, Basel, Monday, 18.01.2010, 16:03 (vor 5826 Tagen)

Das weiße Band

Hat jemand diesen Film gesehen? Er scheint wie "Die Päpstin" aus der beliebten Reihe "Männer sind Täter, Frauenundkinder sind Opfer" zu stammen. So lese ich in der Wikipedia: "Männer, wie der Pastor, der Arzt und der Baron beanspruchen das Sagen und verfügen über Frauen und Kinder." Oder noch besser: "Der Arzt, der sich fürsorglich um die Kranken im Dorf kümmert, verachtet und demütigt die mit ihm heimlich liierte Hebamme."

Das sind deutliche Hinweise. Dieses Interview mit dem Regisseur bringt Gewissheit:

"Die Frauen sind in meinen Filmen immer interessanter und komplexer. Außerdem arbeite ich lieber mit Frauen. Aber ich will mich nicht zum Frauenregisseur stilisieren. Es ist so, dass Frauen und Kinder die interessanteren Rollen sind, weil sie Opfer sind."

Männer können natürlich keine Opfer sein, denn das sind ja die Täter. Oder doch? Immerhin steht im Wikipedia-Artikel auch: "(…) während der Baron und Gutsherr nach feudalistischer Manier in den Saisonarbeitern lediglich Arbeitsmaterial sieht."

Peng! Da haben wir die männlichen Opfer! Aber das zählt natürlich nicht, denn das sind keine Männer, sondern Saisonarbeiter! Dann wird im Film noch angedeutet, dass die Kinder morden, also auch zu Tätern werden. Aber halt! Die haben sich doch bloß gewehrt! Und die Frauen? Die scheinen ihre Opferrolle den ganzen Film hindurch nicht abzulegen. Alles in allem ist die Welt also in Ordnung: Männer sind Täter, Frauen und Kinder sind Opfer. Wie es sich gehört.

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