Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"faulejungs_ch"

Müller, Wednesday, 13.01.2010, 13:35 (vor 5831 Tagen)

Schmeiß ich mal einfach infohalber in die Runde ...

"In diesem Projekt sollen Zusammenhänge zwischen den Geschlechterkonzepten von Schülerinnen und Schülern mit verschiedenen leistungsrelevanten Faktoren untersucht werden. Neben Männlichkeits- und Weiblichkeitsbildern werden Wirkungsfaktoren aus den Sozialisationsumwelten Schule (Mitschülerinnen und Mitschüler, Lehrpersonen), Peers, Familie sowie schulerfolgsbezogene Faktoren wie Motivation, Attribution (Leistungserklärung), Leistungsselbstbilder, Sozialkompetenz und schulische Integration thematisiert."

http://www.faulejungs.ch
http://www.faulejungs.ch/publikationen.html
http://www.faulejungs.ch/referate/index.html

.

"faulejungs_ch"

Leser, Thursday, 14.01.2010, 02:39 (vor 5831 Tagen) @ Müller

Hallo,

es handelt sich um ein feministisches Projekt, welches allerdings einen gewissen Wert darauf legt, wissenschaftlich zu wirken; den Feminismus sieht man allerdings ganz deutlich bei dem Vortrag an der Kinderuniversität.

Man sehe sich z.B. einmal die Berufswünsche der Kinder im "gendergerechten" Unterricht an: Vater, Sekretär, Krankenbruder, Lehrer (für die Jungs); Bundesrätin, Mikrobiologin, Chefin, Pilotin, Börsenmakler (für die Mädchen). Der Rest des ganzen Vortrags handelt dann davon, dass Jungen, die in der Schule gut sind, egalitäre Geschlechtervorstellungen haben, und umgekehrt die schlechten Schüler nicht. Und ein "Schüler ärgern häufiger andere, machen häufiger Sachen kaputt oder hauen andere" darf natürlich auch nicht fehlen.

Diese Studie ist vom ganzen Ansatz her feministisch: Es werden Noten als objektive Leistungen betrachtet, die nicht hinterfragt werden (durch eigene Leistungstests); es wird zudem nicht auf das Lehrmaterial und die Art der Unterstützung durch die Lehrer und Eltern eingegangen. Ebenso fehlt eine kritische Auseinandersetzung mit Misandrie (Haben Jungen, die internalisiert haben, dass Männer bloß dumpfe Schläger sind, die nichts können außer Frauen zu unterdrücken, schlechtere Schulnoten? Ich fürchte ja.)

Einige andere Fragen, die sie gar nicht beantworten können (und sich wahrscheinlich nie gestellt haben), sind:

1. Was halten Jungen vom derzeitigen Bild des Mannes und von Jungen in den Medien und in Kinderbuchliteratur und den Schulbüchern? Siehe hierzu diese Studie (und auch diese), in der gezeigt wird, dass die heutige Kinderbuchliteratur für Jungen häufig keine positiven Rollen mehr bietet und insbesondere ein defizitäres Bild von traditionellen Jungen zeichnet. Dass man dadurch insbesondere keine intrinsische Motivation zum Lesen fördern kann, sollte klar sein (müsste aber natürlich auch untersucht werden -- was die aber garantiert nicht tun werden!).

2. Werden Jungen mit nicht-egalitärem Rollenbild vielleicht bei den Noten noch mehr diskriminiert als Jungen mit egalitärem Rollenbild? Ich halte das für äußerst wahrscheinlich.

3. Kommen Jungen mit der Haltung "Schule ist blöd" auf die Welt/in die Schule oder woher kommt diese Haltung?

4. Es wird zwar eingestanden (http://www.faulejungs.ch/pdfs/referate/9thESAConferenceLisbon2009_01.pdf, Seite 8), dass Jungen sich öfter wegen ihres Geschlechts diskriminiert fühlen; aber dennoch wird bei der Kinderuni, Seite 14 behauptet: "Schülerinnen und Schüler werden von Eltern, Lehrerinnen und Lehrern gleich stark unterstützt bei schulischen Aufgaben." Anders ausgedrückt: Wenn Jungen sich diskriminiert fühlen, ist es bloß ein Gefühl und daher unwichtig!

Es wird bei dieser Aufgabe übrigens auch die Qualität der Unterstützung durch Eltern/Lehrkräfte übersehen: Sind die Lehrmethoden/materialien (und eigentlich alles) jungentauglich? (Diese Liste lässt sich noch beliebig erweitern.) Übrigens wird auch nicht erklärt, ob die Notenunterschiede zwischen Jungen mit egalitärem Rollenverständnis und nicht-egalitären Rollenverständnis auch dann noch bestehen bleiben, wenn man nur Jungen, die hinsichtlich der Schulzufriedenheit gleiche Werte aufweisen, vergleicht? Zusammenfassend: Mit dieser Studie wird in Zukunft Jungenumerziehung begründet werden, denn die feminismuskonformen Jungen haben ja bessere Noten!

Es handelt sich um ein feministisches Projekt, welches allerdings einen gewissen Wert darauf legt, wissenschaftlich zu wirken; den Feminismus sieht man allerdings ganz deutlich bei dem Vortrag an der Kinderuniversität. Man sehe sich z.B. einmal die Berufswünsche der Kinder im "gendergerechten" Unterricht an: Vater, Sekretär, Krankenbruder, Lehrer (für die Jungs); Bundesrätin, Mikrobiologin, Chefin, Pilotin, Börsenmakler (für die Mädchen). Der Rest des ganzen Vortrags handelt dann davon, dass Jungen, die in der Schule gut sind, egalitäre Geschlechtervorstellungen haben, und umgekehrt die schlechten Schüler nicht. Und ein "Schüler ärgern häufiger andere, machen häufiger Sachen kaputt oder hauen andere" darf natürlich auch nicht fehlen.

Diese Studie ist vom ganzen Ansatz her feministisch: Es werden Noten als objektive Leistungen betrachtet, die nicht hinterfragt werden (durch eigene Leistungstests); es wird zudem nicht auf das Lehrmaterial und die Art der Unterstützung durch die Lehrer und Eltern eingegangen. Ebenso fehlt eine kritische Auseinandersetzung mit Misandrie (Haben Jungen, die internalisiert haben, dass Männer bloß dumpfe Schläger sind, die nichts können außer Frauen zu unterdrücken, schlechtere Schulnoten? Ich fürchte ja.)Einige andere Fragen, die sie gar nicht beantworten können (und sich wahrscheinlich nie gestellt haben), sind:

1. Was halten Jungen vom derzeitigen Bild des Mannes und von Jungen in den Medien und in Kinderbuchliteratur und den Schulbüchern? Siehe hierzu diese Studie (und auch diese), in der gezeigt wird, dass die heutige Kinderbuchliteratur für Jungen häufig keine positiven Rollen mehr bietet und insbesondere ein defizitäres Bild von traditionellen Jungen zeichnet. Dass man dadurch insbesondere keine intrinsische Motivation zum Lesen fördern kann, sollte klar sein (müsste aber natürlich auch untersucht werden -- was die aber garantiert nicht tun werden!).

2. Werden Jungen mit nicht-egalitärem Rollenbild vielleicht bei den Noten noch mehr diskriminiert als Jungen mit egalitärem Rollenbild? Ich halte das für äußerst wahrscheinlich.

3. Kommen Jungen mit der Haltung "Schule ist blöd" auf die Welt/in die Schule oder woher kommt diese Haltung?

4. Es wird zwar eingestanden (http://www.faulejungs.ch/pdfs/referate/9thESAConferenceLisbon2009_01.pdf, Seite 8), dass Jungen sich öfter wegen ihres Geschlechts diskriminiert fühlen; aber dennoch wird bei der Kinderuni, Seite 14 behauptet: "Schülerinnen und Schüler werden von Eltern, Lehrerinnen und Lehrern gleich stark unterstützt bei schulischen Aufgaben."

Anders ausgedrückt: Wenn Jungen sich diskriminiert fühlen, ist es bloß ein Gefühl und daher unwichtig! Es wird bei dieser Aufgabe übrigens auch die Qualität der Unterstützung durch Eltern/Lehrkräfte übersehen: Sind die Lehrmethoden/materialien (und eigentlich alles) jungentauglich?
(Diese Liste lässt sich noch beliebig erweitern.)

Übrigens wird auch nicht erklärt, ob die Notenunterschiede zwischen Jungen mit egalitärem Rollenverständnis und nicht-egalitären Rollenverständnis auch dann noch bestehen bleiben, wenn man nur Jungen, die hinsichtlich der Schulzufriedenheit gleiche Werte aufweisen, vergleicht?

Zusammenfassend: Mit dieser Studie wird in Zukunft Jungenumerziehung begründet werden, denn die feminismuskonformen Jungen haben ja bessere Noten!

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