Die Jellinek
Endlich kommen sie aus den abscheulichen selbstgemörtelten Verliesen gekrochen, die MONSTER. Endlich sind sie da, die man immer nur behauptet, ja herbeigebetet und -gebettelt hatte, und die es bis gestern partout nicht geben wollte: Pritzlowil oder wie er hieß, der Kampusch-Peiniger, Fritzl der Superfreak, der endlich den Monströsitätsgrad von Adolf erreicht, und bald wird noch, Gott sei´s gedankt, der eine oder andere Serienkiller dazukommen, der ´Das Schweigen der Lämmer´ ein paarmal zu oft gesehen hat, oder ein Kannibale, der endlich wieder Lampenschirme herstellt. Daher der Triumph der Jelinek, die vor lauter herausbrechender Freude nicht mehr an sich halten kann. 40 Jahre in der Scheiße wühlen haben sich endlich gelohnt! An die 40 Bücher hat sie wohl auch zusammengebracht, in denen – vergessen Sie kurz, was ich vorhin über den Humor gesagt habe – nur böse, innerlich häßliche Menschen vorkommen, niederträchtige Männer, viehisch, brutal, gefühllos, unbewußte Nazis, Frauenhasser, Spießer, unsäglich dumm, trotzdem in der Grausamkeit gerissen, wie der Fritzl. Es gibt keinerlei Ursächlichkeit zwischen Fritzls Keller und Jelineks Literatur, nein, DAS natürlich ist. Es ist nur derselbe Stoff, aus dem beide Phänomene sind. Wie in Fritzls Welt gibt es auch in Jelineks Büchern nicht den Hauch einer Ahnung von dem, was das Schönste, das Aufregendste, das Zarteste und Zivilisierteste der Geschichte der Menschheit ist: die Liebe zwischen Mann und Frau. Würde man versuchen, dem Fritzl das beizubringen, würde er darauf exakt mit demselben Gesichtsausdruck reagieren, wie es die Jelinek täte. Sie würden einen ungläubig anstarren wie ein Auto. Sie würden nicht wissen, was man meint. Schließlich würde zumindest Frau Jelinek lachen, sogar zu recht, weil man so etwas Geschwollenes natürlich nie sagen darf oder sollte. Erst recht nicht schreiben. Aber wissen sollte man es schon. Oder wenigstens nicht das Gegenteil ‘wissen’: daß alles schlecht sei am Menschen, dumpf, mißgünstig, schleimig, teuflisch, österreichisch und so weiter.
DschinDschin
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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.