"Die Frau sollte weiblicher sein"

Heckenschere, Thursday, 07.01.2010, 14:13 (vor 5837 Tagen)

Irgendwo im Niemandsland zwischen unfreiwilliger Komik, halbvollendeter Femi-Indoktrination und unfreiwillig ausgesprochenen allgemeinen Tatsachen liefert die "Tipp-Kick-Meisterin Birgit Kirschner" in einem FAZ-Interview einige amüsante Formulierungen:

Im FAZ.NET-Interview spricht die Akteurin von Abartika Aitrach über die soeben von der seit 1924 rein männlich produzierenden Herstellerfirma Mieg vorgestellte erste weibliche Tipp-Kick-Figur und deren langen Weg zur Emanzipation in ihrem Randsport.

Gefällt Ihnen die soeben vorgestellte erste Tipp-Kick-Figur mit weiblichem Aussehen?

Ich begrüße die Idee, endlich auch eine Spielerin zu haben. Das ist ein Schritt der Emanzipation und natürlich auch ein toller Werbegag für uns Spielerinnen mit Blick auf die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011. Aber so, wie die Spielerin jetzt ist, gefällt sie mir nicht wirklich. Sie hat etwas klischeehaft lange Haare, wenigstens eine Taille, aber sonst wenig weibliche Attribute. Sie sieht nicht wirklich fraulich aus, weil sie zu wenig Oberweite hat und dafür ein viel zu breites Becken. Die Frau sollte ruhig weiblicher sein.

Der Hersteller hatte Angst, dass man ihm Sexismus vorgeworfen hätte, weil die Figur beim Schuss ja immer an der Brust gefasst werden muss?

Diese Furcht teile ich nicht. Wenn man schon eine Tipp-Kick-Frau kreiert, dann sollte man das richtig machen.

Sie hätten also keine Bedenken bezüglich sexistischer Witze?

Die Figur muss ja nicht gleich vollbusig und mit Riesendekolleté daherkommen. Zu große Oberweite würde übrigens auch große Probleme mit sich bringen, weil die Figur dann bei unseren Regelhütern im Wettkampf-Tipp-Kick auf Widerstand stoßen würde.

Warum das?

Wenn die Figur große Oberweite hätte, dann böte sie auch mehr Abwehrfläche, wenn die Figur als Mauer eingesetzt wird. Und der Ball würde von der Figur auch anders abprallen als von den männlichen Kollegen.

Wissen Sie denn schon, ob Sie eine „Frau“ einsetzen?

Bislang ist die Figur noch nicht freigegeben für den Spielbetrieb. Wenn das dann der Fall ist, werde ich vielleicht als Symbol eine Frau in mein Team von vier erlaubten Figuren aufnehmen, wobei sie dann erst wie jede Tipp-Kick-Figur mit Unterlegscheiben und Feilarbeiten am Bein bearbeitet werden muss, um wettbewerbsfähig zu sein. Aber die Figur hat leider auch große Nachteile.

Warum? Sind Tipp-Kick-Frauen schlechter als ihre männlichen Gusseisenkollegen?

Ja. Sie haben durch ihre Taille weniger Abwehrfläche, was bei scharfen und plazierten Schüssen des Gegners ein Nachteil ist. Die Torhüterin ist noch schlimmer dran. Die ist tatsächlich kleiner und wird deshalb nie eine Chance haben, sich gegen ihre männliche Konkurrenz durchzusetzen und einen Stammplatz zu erobern.

Dann scheint es ja so, dass die Tipp-Kick-Frau befürchten lässt, dass sie auf dem Feld außen vor ist und mehr noch diskriminiert wird als bisher?

Mit den Attributen, die sie bisher hat, ist sie tatsächlich weniger leistungsfähig als die Männerfigur. Sie ist also benachteiligt und nicht emanzipiert.

Das scheint im Turnier-Tipp-Kick ähnlich: Wenn man in die deutsche Tipp-Kick-Rangliste schaut, findet man die erste Frau sehr weit hinten. Sie sind nur auf Platz 118. Warum sind Frauen so viel schlechter?

Ich kann nur für mich sprechen: Mir fehlt derzeit die Zeit und auch die nötige Motivation für mehr Training und Turniere. Zudem bin ich einfach nicht so gut wie die ganzen Jungs. Aber generell könnten Frauen natürlich genauso gut sein. Es gibt keinen Grund für die männliche Dominanz außer natürlich der Tatsache, dass es viel mehr Männer als Frauen im Turnierspielbetrieb gibt.

Wie ist das Zahlenverhältnis?

Wir sind vielleicht 15 Frauen unter rund 800 Turnierspielern.

Tendenz steigend oder fallend?

Eindeutig steigend. Ich glaube, dass der Aufschwung des Frauenfußballs mehr Frauen dazu bringt, Tipp-Kick zu spielen.

Wird die Tipp-Kick-Frau diesen Aufschwung zusätzlich unterstützen?

Das glaube ich eher nicht. Es ist ja nun nicht so, dass kleine Mädchen diese Figuren so viel attraktiver finden als die männlichen Pendants. Mädchen kommen eigentlich nur zum Tipp-Kick, wenn sie einen Bruder oder Partner haben, der schon spielt, und den sie unbedingt schlagen wollen.

Das Gespräch führte Daniel Meuren.

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