Männliche Sexualität in Eigen- und Fremdwahrnehmung
In diesem Buch eines Sexualterapeuten habe ich eine 'lustige' Geschichte gelesen, die durchaus zum Nachdenken anregt:
Ein junger Mann lässt sich beim Autor wegen Potenzproblemen behandeln. Der letzte Fall des Auftretens war bei eienr jungen Frau, die er erst kürzlich kennengelernt hatte. Nach einem gemeinsam verbrachten Abend landeten die beiden in der Wohnung von einem der beiden und hatten Sex, bzw. eben nicht, da der Mann Erektionsschwierigkeiten hatte.
Therapeut: Wollte Sie zu dem Zeitpunkt eigentlich Sex mit der Frau?
Patient: Naja, eigentlich nicht. Ich hatte Rückenschmerzen, weil ich am Tag zuvor bei einem Umzug geholfen hatte.
T.: Was wäre Ihnen in der Situation denn lieber gewesen, als mit der Frau Sex zu haben?
P.: Eine Rückenmassage gegen die Verspannungen wäre toll gewesen...
T.: Und warum haben Sie die Frau dann nicht einfach gefragt, ob sie Ihnen, statt Sex mit Ihr zu haben, eine Rückenmassage geben könnte?
P.:(entgeistert) Ich hätte sie fragen sollen, ob sie mir eine Rückenmassage gibt?! Ich kenne die Frau doch kaum!
Ich denke, daß diese Geschichte sehr viel über männliches Sexual(selbst)verständnis aussagt, und über gesellschaftliche Ansprüche.
z.B.: Ein Mann hat immer Sex zu wollen, wenn er welchen angeboten bekommt. Selbst wenn er ihn eigentlich nicht will, ist ihm gar nichts anderes möglich, sonst ist er kein 'echter' Mann mehr.
(Ich habe schon Sex abgelehnt, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht wollte (und nicht konnte: der liebe Alkohol...) und wurde von der zurückgewiesenen übel beschimpft (als Schlappschwanz und dergleichen. Aber sie war auch ziemlich angetrunken)).
Oder: Der Mann ist Dienstleister der Frau, auch in der Selbstwahrnehmung (bei vertauschten Rollen "Ich bin noch nicht soweit, Sorry <Augenaufschlag>, zudem habe ich Rückenschmerzen <reckt sich, seufzt leicht> würdest Du mir den Rücken massieren...?" wäre die Situation völlig normal)
Andere verstecke Sexual- und Sozialnormen genau wie (handlungsbeeinflussende) Klischees kann man an dem Beispiel vielleicht auch noch identifizieren (z.B.: Der Mann muß Rücksicht auf die Frau nehmen, umgekehrt eher nicht so, Männern ist Sex wichtiger als Intimität, Für Männer ist Sex Triebabfuhr und hat wenig mit Intimität zu tun usw.), aber jeder soll sich selbst Gedanken darum machen, inwiefern er durch derartige Normen und Klischees beeinflußt wird.
Bis ich selbst mir Gedanken darum gemacht hatte, hätte ich ich in derselben Situation wohl genauso wie der Patient aus der Geschichte gehandelt...
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- Sind Männerrechtler undemokratisch? -
weingeist,
06.01.2010, 00:41
- Eine Menge Männer ... -
Rainer,
06.01.2010, 01:25
- Liebe zu Frauen -
Mirko,
06.01.2010, 02:25
- Liebe zu Frauen - Leser, 06.01.2010, 13:07
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Mirko,
06.01.2010, 02:25
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ajk,
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- Männliche Sexualität in Eigen- und Fremdwahrnehmung - Isegrim, 06.01.2010, 19:26
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Rainer,
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