Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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@Garfield - Männerbewegung und Feminismus

Sputnik, Thursday, 09.11.2006, 22:54 (vor 6967 Tagen)

Mit dem Wahlrecht meinte ich das Wahlrecht in der Schweiz. In einigen Kantonen wurde das Wahlrecht für Frauen erst in den 70er Jahren eingeführt, in Liechtenstein gar erst 1984!

Du schreibst, dass Frauen auch in früheren Zeiten schon bevorzugt wurden. Das mag stimmen, aber es war ein zweischneidiges Schwert. Warum wurden sie denn von Kriegen ferngehalten? Warum nicht zum Studium zugelassen? Warum galt (und gilt) "Frauen und Kinder zuerst"? Weil sie die schwachen, schützenswerten Wesen waren, denen man schwere Aufgaben nicht so recht zutrauen wollte.
Frauen genossen Vorteile von rechts, und diese bestehen bis heute. Auch heute heißt es noch "unter den Toten waren auch Frauen und Kinder". Denk auch an die geschlechtsspezifischen Hilfeleistungen in der dritten Welt z.b. der Bundesregierung unter Wieczourek-Zeul, aber auch von zahlreichen NGO's.
Der Feminismus hat daran nichts geändert, denn er argumentiert wie es gerade paßt. Einmal biologisch "Frauen sind besser in diesem und jenem", dann wieder sozial "Es gibt keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern, deshalb muss eine Quote hier und da eingeführt werden."
Wie gesagt, in früheren Zeiten war die Rollenverteilung klarer. Nicht, dass ich jetzt alte Zeiten wiederhaben will, nur: Das sorgte für klare Verhälntisse. Jeder wusste, was zu tun war. Heute herrscht eine schreckliche Beliebigkeit. Die alten Privilegien bestehen wie eh und je, dazu kamen nach 68 zahlreiche Privilegien von links (Frauenquoten, Frauenförderung, Gender Mainstreaming usw.) Diese Kombination ergibt in Summe einen regelrechten Wahn. Aber es ist ein anderer Zeitgeist als früher.

Was Feminismuskritik angeht, sieht es duster aus. Die Männer haben Schuldgefühle den Frauen gegenüber, was umgekehrt nicht der Fall ist. Beobachten lässt sich das sehr anschaulich im Fernsehen. Wenn immer ein Moderator etwas sagt, das zu Lasten der Männer geht, können sich viele Frauen ein Grinsen nicht verkneifen. Andersrum halten sich Männer extrem zurück, wenn Frau die Dumme ist (was selten genug vorkommt), um sich nicht dem Vorwurf der Frauenfeindlichkeit auszusetzen. Wegen diese Schuldgefühle wird es schwierig, eine breite Basis zu finden, es sei denn die Verhälntisse werden extrem. Dann könnten die Männer aufwachen. Deshalb haben taktisch denkende Feministinnen ein Interesse daran, wenn es etwa so wie bisher weitergeht, immer schön an der Grenze zum Wahnsinn, aber doch so geschickt, dass der Missstand nicht sofort auffällt. Aber: Die Maschinerie des Wahnsinns ist nicht aufzuhalten. Er hat sich längst verselbständigt.
In einer gewissen Weise ist das sogar gut, denn so wird er seine hässliche Fratze der Öffentlichkeit präsentieren. Die wir dann entfernen.

Mir fällt noch ein weiterer Grund ein, warum man Männer- und Frauenbewegung nicht miteinander vergleichen kann. Die Rollenverteilung. Viele Frauen hatten massenweise Zeit, um über ihre Rolle nachzudenken. Die Männer von heute sind meist in zeitintensiven Berufen eingespannt. Wenn ein Mann am Bau abends müde nach Hause kommt, sehe ich es ihm nach, wenn er nicht mehr über seine Rolle nachdenkt. Er wird noch etwas fernsehen und dann ab ins Bett. So läuft das millionenmal. Frauen haben auch heute noch mehr Freizeit. In der Schule machten wir mal einen Versuch und bekamen die Aufgabe, in Einkaufsstrassen, Cafès und Bibliotheken die Leute nach Geschlecht getrennt zu zählen. Es ergab sich immer ein deutliches Übergewicht von Frauen, zumindest tagsüber. Am Abend war es dann viel ausgeglichener. Das hat ein gewisse Logik. Viele Männer haben eben erst am Abend Zeit, während Frauen oftmals nicht in so rigide Zeitpläne eingebunden sind.
Die eigene Rolle und die gesellschaftlichen Mechanismen zu durchschauen, wird so schwierig. Aber auch hier ändert sich allmählich was. Die körperlich anstrengenden Stellen sind zwar weiter fest in Männerhand, ihre Zahl sinkt aber tendenziell.

Gruss von Sputnik

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