Mehrheit der Deutschen zweifelt an der Demokratie
Das Ergebnis ist alarmierend. Erstmals ist die Mehrheit der Deutschen einer ARD-Umfrage zufolge nicht mehr zufrieden mit der Demokratie. Der Glaube an die Gerechtigkeit des Systems schwindet - und das Vertrauen in die Regierung.
Berlin - Der neue ARD-Deutschlandtrend hat ein überraschendes Ergebnis zu Tage gefördert. Um die Demokratie in Deutschland ist es derzeit schlecht bestellt. Erstmals ist eine knappe Mehrheit nicht mehr zufrieden mit dem politischen System der Bundesrepublik. Trotz besserer wirtschaftlicher Rahmendaten sei die gesellschaftliche Stimmung auf dem Tiefpunkt, offenbart die Umfrage, die am Donnerstagabend veröffentlicht wurde.
Zufrieden mit den demokratischen Abläufen äußerten sich nur noch 49 Prozent der Befragten. Das seien elf Prozentpunkte weniger als im September 2005 und der niedrigste je im Deutschlandtrend gemessene Wert, hieß es. 51 Prozent der Befragten sind weniger bis gar nicht zufrieden mit dieser Regierungsform.
Auch das Empfinden, dass es in der Gesellschaft eher ungerecht zugeht, ist der Umfrage zufolge seit dem Sommer kontinuierlich gestiegen. Nur noch 27 Prozent der Bundesbürger (minus acht Prozentpunkte im Vergleich zum September) bezeichnen die Situation im Land als gerecht, 66 Prozent hingegen als ungerecht. Im Mai waren es noch 57 Prozent, die von Ungerechtigkeit sprachen.
Schon im Sommer hatte eine Untersuchung der Universität Leipzig ähnlich schlechte Werte hervorgebracht. Demnach meinten nur 27 Prozent der Ostdeutschen, die Demokratie funktioniere zufriedenstellend. In den alten Bundesländern war jeder zweite davon überzeugt. Das Vertrauen in politische Parteien, Bundestag und Bundesregierung ist auf einem neuen Tiefstand, kommentierte der Leipziger Psychologe Elmar Brähler.
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