Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Forilatein

Nihilator ⌂, Bayern, Wednesday, 25.10.2006, 01:06 (vor 6984 Tagen)

Im SPIEGEL-Forum habe ich offenbar eine/n unbekannte/n Verehrer(in. Schönen Gruß!

Keine Ahnung, wer das ist, aber dieser Typ hat meine schöne Signatur ("Ceterum censeo feminismum esse delendum") verfremdet zu

CETERVM CEMNSEO THEMATA MIHI-NIHIL-TIBI-NIHIL ANTE NASOS DISPVTANTVM ESSE CLAVDENDA.
- Nicht Cato, sondern ich -

Mein Latein ist nun nicht das beste. Bzw. nicht vorhanden. ;-)
Kann mir jemand sagen, was das bedeutet? Bedeutet es überhaupt etwas Sinnvolles? Mihi-Nihil-Tibi-Nihil??

Danke im voraus!!


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


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Forilatein

carlos, Wednesday, 25.10.2006, 02:18 (vor 6984 Tagen) @ Nihilator

Im SPIEGEL-Forum habe ich offenbar eine/n unbekannte/n Verehrer(in. Schönen
Gruß!

Keine Ahnung, wer das ist, aber dieser Typ hat meine schöne Signatur
("Ceterum censeo feminismum esse delendum") verfremdet zu

CETERVM CEMNSEO THEMATA MIHI-NIHIL-TIBI-NIHIL ANTE NASOS DISPVTANTVM ESSE
CLAVDENDA.
- Nicht Cato, sondern ich -

Mein Latein ist nun nicht das beste. Bzw. nicht vorhanden. ;-)
Kann mir jemand sagen, was das bedeutet? Bedeutet es überhaupt etwas
Sinnvolles? Mihi-Nihil-Tibi-Nihil??

Danke im voraus!!


Gruß,
nihi

Servus, Nihilator!
Na schön... lasse ich halt den Lateiner `raushängen... Ich muß vorausschicken, daß jener Typ alles andere als firm in Latein ist. Erstens dekliniert und konjugiert er total falsch, zweitens bringt er griechische Termini, die es so im Latein jedoch nie gegegen hat, in den Satz und drittens hat er die lateinische Syntax im Grundsatz nicht kapiert; alles zusammen macht eine Übersetzung zum Kunststück. Im einzelnen.
1. Mihi-Nihil-Tibi-Nihil: Das soll wohl *mir nichts dir nichts* bedeuten; eine direkte Übersetzung jener deutschen Redensart. Überflüssig zu erwähnen, daß es die im Lateinischen nie gegegen hat.
2. In toto lautet der Satz auf deutsch wohl am ehesten so: Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Themen, die vor diesen Nasen so mir nichts dir nichts diskutiert werden, verschlüsselt bleiben sollten.
3. Versuch einer Korrektur: *Ceterum censeo res ante populum disputatas esse obscurandas.* Wobei im einzelnen:
a) res disputatas (hier: Akkusativ Plural): Die diskutierten Dinge, die diskutierten Themen
b) obscurandas (Femininum Gerundiv Akkusativ Plural; bezieht sich auf *res*; daher obligatorische Angleichung in Numerus, Genus und Casus!): wörtlich: die zu verheimlichenden, die zu verbergenden. Klartext: müssen verborgen werden.
c) ante (mit Akkustaiv): vor
d) populus: das Volk, die Menge (steht hier wegen *ante* im Akkusativ)
So. Alle Klarheiten beseitigt? Ich will keine Protest hören, i.e. lesen!

carlos ;-)

Forilatein

Nihilator ⌂, Bayern, Wednesday, 25.10.2006, 03:16 (vor 6984 Tagen) @ carlos

Servus carlos!


Du bist einfach ein Gigant, schönen Dank. Soll ich dem Sack Deine Korrektur um die Ohren hauen? :-D

Na schön... lasse ich halt den Lateiner `raushängen... Ich muß
vorausschicken, daß jener Typ alles andere als firm in Latein ist. Erstens
dekliniert und konjugiert er total falsch, zweitens bringt er griechische
Termini, die es so im Latein jedoch nie gegegen hat, in den Satz und
drittens hat er die lateinische Syntax im Grundsatz nicht kapiert; alles
zusammen macht eine Übersetzung zum Kunststück.

Du wirst lachen: daß da was Griechisches drinsteckt, hatte ich mit meiner Nichtkenntnis (aber Intuition, wahrscheinlich weiblich *g*) schon vermutet. Ich verstehe Latein nicht, habe aber scheinbar ein wenig ein Gefühl dafür. Gilt für andere Sprachen auch. Ich bin nicht gut im Lernen von Sprachen, aber im Verstehen von typischen Charakteristika, auch im Unterscheiden nach Klang bzw. Schriftbild.

1. Mihi-Nihil-Tibi-Nihil: Das soll wohl *mir nichts dir nichts* bedeuten;
eine direkte Übersetzung jener deutschen Redensart. Überflüssig zu
erwähnen, daß es die im Lateinischen nie gegegen hat.

*Stirnpatsch* Wie doof von mir! Da hätte ich drauf kommen können. Mi- und ti-, typische Vorsilben für die erste bzw. zweite Person Singular, wie sie auch in slawischen Sprachen gebräuchlich sind. Dann die garantiert nicht originär lateinische Konstruktion mit mehreren Bindestrichen...

2. In toto lautet der Satz auf deutsch wohl am ehesten so: Im übrigen bin
ich der Meinung, daß die Themen, die vor diesen Nasen so mir nichts dir
nichts diskutiert werden, verschlüsselt bleiben sollten.
3. Versuch einer Korrektur: *Ceterum censeo res ante populum disputatas
esse obscurandas.* Wobei im einzelnen:
a) res disputatas (hier: Akkusativ Plural): Die diskutierten Dinge, die
diskutierten Themen
b) obscurandas (Femininum Gerundiv Akkusativ Plural; bezieht sich auf
*res*; daher obligatorische Angleichung in Numerus, Genus und Casus!):
wörtlich: die zu verheimlichenden, die zu verbergenden. Klartext: müssen
verborgen werden.
c) ante (mit Akkustaiv): vor
d) populus: das Volk, die Menge (steht hier wegen *ante* im Akkusativ)
So. Alle Klarheiten beseitigt? Ich will keine Protest hören, i.e. lesen!

Von mir bestimmt nicht. Hast mich wieder mal überzeugt mit Deinen profunden Kenntnissen. Stark!

Danke nochmal!!


Gruß,
nihi

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Chinesisch ist einfacher

Rainer ⌂, Wednesday, 25.10.2006, 03:17 (vor 6984 Tagen) @ carlos

Hallo

So. Alle Klarheiten beseitigt?

Nein, könntest du das Ganze nochmal in deutsch schreiben, also verständlich...

Rainer

--
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Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo

Forilatein

Wolfgang A. Gogolin ⌂, Hamburg, Wednesday, 25.10.2006, 16:07 (vor 6983 Tagen) @ carlos

3. Versuch einer Korrektur: *Ceterum censeo res ante populum disputatas
esse obscurandas

So. Alle Klarheiten beseitigt? Ich will keine Protest hören, i.e. lesen!

PROTEST!;-)

Das Wörtchen 'ante' halte ich hier für falsch; es heißt zwar auch 'vor', findet aber nur zeitlich Verwendung. Meiner Meinung nach müßte es 'ad' heißen, wie bei 'Hannibal ad portas' (auch wenn oft fälschlich 'Hannibal ante portas' gesagt wird).

Viele Grüße
Wolfgang

Chinesisch ist einfacher

carlos, Wednesday, 25.10.2006, 19:18 (vor 6983 Tagen) @ Rainer
bearbeitet von carlos, Wednesday, 25.10.2006, 19:28

Servus, Rainer!

Ich vermute, Du meinst alle die fachsprachlichen Ausdrücke. Ich muß gestehen, daß ich die gewohnheitsmäßig und automatisch anwende; aber gut: Haltma` halt a Latein-Stunde ab, und übersetzma` und erklärma` den ganzn Schmarrn halt amal:
Konjugation: Die Beugung der Zeitwörter; man nimmt das Zeitwort, also so, wie es in der Grundform (im Infinitiv Präsens, in der infiniten, also der noch nicht gebeugten Form der Gegenwart, im Wörterbuch steht) und setzt es in die verschiedenen Personen (man «konjugiert>, man setzt es von der infiniten in eine finite Form.), als da wären: a) Einzahl: ich, du, er, sie es. b) Mehrzahl: wir, ihr sie. Beispiel mit «gehen>:

Ich gehe; du gehst; er, sie, es geht; wir gehen, ihr geht; sie gehen.

Deklination: Die Beugung der Hauptwörter; man nimmt das Hauptwort, also so, wie es in der Grundform im Lexikon steht, und setzt es in die verschiedenen Fälle (man «dekliniert>, i.e. fragt das Hauptwort ab), und zwar zuerst in der Einzahl, danach in der Mehrzahl, als da wären: a) der erste oder wer-oder-was-Fall (der Nominativ), b) der zweite oder wessen-Fall (der Genitiv), c) der dritte oder wem-oder-wo-Fall (der Dativ), d) der vierte oder wen-oder-was-oder-wohin-Fall (der Akkusativ).
Das Lateinische kennt darüber hinaus noch einen fünften Fall (den Vokativ, den Anredefall, meist mit Ausrufezeichen), sowie einen sechsten Fall (den Ablativ; dem Dativ ähnlich, der jedoch immer Zusätze zur Bezeichnung von Trennung, Mittel, sowie Zeit benötigt. Fragen: Wovon? Womit? Wodurch? Woran? Wann?). Im Deutschen fällt der Vokativ mit dem Nominativ zusammen, der Ablativ mit dem Dativ. Auch die heutigen, tauglosen Latein-Lehrbücher verfahren schlampigerweise im irrigen Brustton der Überzeugung derart. Allerdings gebraucht der lateinische Vokativ manchmal andere Endungen als der Nominativ, der Ablativ benötigt zudem immer erweiternde Präpositionen. Führt hier jedoch viel zu weit.
Beispiel mit «der Mann>:

Einzahl: Mehrzahl:

Frage: wer oder was? Der Mann; die Männer
Frage: wessen? Des Mannes; der Männer
Frage: wem oder wo? Dem Mann(e); den Männern
Frage: wen oder was oder wohin? Den Mann; die Männer

Wobei: «Wer?> und «Wen?> nach Personen fragen, die beiden «Was?> hingegen nach Gegenständen.

Substantiv: Hauptwort
Verbum: Zeitwort
Numerus: Zahl; also Singular (Einzahl) oder Plural (Mehrzahl). Das Griechische kennt darüber hinaus auch noch den Dualis (Zwei-Fall)
Genus: das grammatikalische Geschlecht jedes einzelnen Substantivs; also Maskulinum (männlich), Femininum (weiblich) und Neutrum (sächlich)
Casus: der Fall, i.e. die Fälle (siehe oben)
Präposition: Verhältniswort. Hier: «ante> (vor)
Syntax: das Satzgefüge, das regelhafte Nebeneinander der Sätze
Adjektiv: Eigenschaftswort
Aktiv: Tun-Form, z.B. ich suche.
Passiv: Leidens-Form, z.B. ich werde gesucht. Passiv kann nur mit Zeitwörtern gebildet werden, welche im Aktiv einen Akkusativ (wen?, was?, wohin?) einfordern; nicht möglich hingegen mit denjenigen, die nur (und nur) den Dativ (wem? wo?) einfordern können, wie z.B. «sitzen>.
Gerundiv: Die Bezeichnung für eine infinite (siehe oben) Form des Zeitworts, ein sogenanntes Verbaladjektiv, also ein Zeitwort mit der Eigenschaft eines passiven gebrauchten Eigenschaftswortes, die etwas bezeichnet, was getan werden muß/soll. Beispiel: Pacta sunt servanda. (Verträge müssen eingehalten werden.) Wortwörtlich: «Verträge sind einzuhaltende>. Das Gerundiv muß sich in Genus, Numerus und Casus an das Hauptwort, auf das es sich bezieht, angleichen.
«Thema>: Rein griechischer Terminus, der niemals Eingang ins Latein gefunden hat. Anstatt dessen verwendet
das Latein, vor allem in diesem Zusammenhang, das Substantiv (Hauptwort) «res> (feminium), zu deutsch: das Ding, die Sache, der Gegenstand, das Thema. Beispiel: «Res publica>: öffentliche Angelegenheit (->Republik). Das griechische Synonym dazu ist die Demokratie. Eine «demokratische Republik> beinhaltet also nix anderes als ein hölzernes Holz... lolol...
Ceteri: die anderen, die übrigen
Ceterum: im übrigen (et cetera)
Censere: meinen, glauben, einschätzen, der Ansicht sein (Zensur, Zensus)
Ante: Vor (temporal (zeitlich) und lokal (örtlich); antizipieren: vorwegnehmen)
Populus: Das Volk, die Menge, die Leute (Population, populär; im Englischen: the people)
Disputare: streiten, diskutieren (der Disput)
Esse: Sein (Hilfsverb: ich bin; du bist; er, sie es ist...)
Ocultare: Verbergen, verdunkeln, verheimlichen (okkult, Okkultismus)
Die oben verwendete Satzkonstruktion nennt man «AcI>, den «Akkusativ mit Infinitiv>, eine besondere Partizipialkonstruktion, die das Deutsche nicht kennt, weil es anstatt dessen Nebensätze bildet. Den «AcI> erklären zu wollen, würde an dieser Stelle zu weit führen; dazu muß man schon intensiv in die Materie «Latein> eindringen. Einen richtigen «AcI> zu konstruieren, dazu war jener Typ auch sicher nicht in der Lage; er hat zur Sentenz des guten, alten Cato, die Nihilator in seiner Signatur verwendet, lediglich ein bisserl was dazugepfriemelt; sonst nix.
Jener Typ hatte zudem ein Zeitwort schlicht erfunden: «clavere>, was wohl «verschlüsseln> (clavis: der Schlüssel) bedeuten sollte. Tatsächlich hat solch ein Zeitwort aber niemals existiert.

So, meine Herren. Und auch die Damen. Hoffma`, daß alle was dazu gelernt haben. Danke, danke... nix zu danken, nix zu danken...

carlos

P.S.: Leider kann deine Foren-Software weder Griechisch noch Chinesisch darstellen. Wie man diese Schriften in einen Bild-Anhang packen könnte, habe ich nicht kapiert. Sonst hätte ich Dir die Sentenz *Im übrigen bin ich der Ansicht, daß der Feminismus zerstört werden muß!* auch in diesen Sprachen hier reingestellt. Auch jene Deklinationstabelle mit *der Mann* ist zusammen gerutscht. Habe keine Ahnung, wie ich das hätte auseinanderziehen können...

Forilatein

carlos, Wednesday, 25.10.2006, 19:25 (vor 6983 Tagen) @ Wolfgang A. Gogolin

3. Versuch einer Korrektur: *Ceterum censeo res ante populum disputatas
esse obscurandas

So. Alle Klarheiten beseitigt? Ich will keine Protest hören, i.e. lesen!

PROTEST!;-)

Das Wörtchen 'ante' halte ich hier für falsch; es heißt zwar auch 'vor',
findet aber nur zeitlich Verwendung. Meiner Meinung nach müßte es 'ad'
heißen, wie bei 'Hannibal ad portas' (auch wenn oft fälschlich 'Hannibal
ante portas' gesagt wird).

Viele Grüße
Wolfgang

Servus, Wolfgang!
Ja und nein. Mit dem *Hannibal ad portas!*, einer festen Redewendung, einem gar Zitat, hast du insofern recht. Grammatikalisch falsch wäre *ante* gleichwohl nicht.
Das Verhältniswort *ante* kann allerdings getrost lokal (örtlich), wie auch temporal (zeitlich) verwendet werden. Das nachfolgende Objekt muß lediglich im Akkusativ stehen. Darfst Du mir glauben. Unter Garantie. Insofern hat meine Übersetzung schon gestimmt.

Viele Grüße,
carlos ;-)

Chinesisch ist einfacher

Rainer ⌂, Wednesday, 25.10.2006, 19:28 (vor 6983 Tagen) @ carlos

Hallo

Ich vermute, Du meinst alle die fachsprachlichen Ausdrücke.

Nö, ich mein die Übersetzung des Textes aus dem Ursprungsposting. Hätt mich einfach interessiert was das heist.

Rainer

--
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Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo

Chinesisch ist einfacher

carlos, Wednesday, 25.10.2006, 19:38 (vor 6983 Tagen) @ Rainer

Hallo

Ich vermute, Du meinst alle die fachsprachlichen Ausdrücke.


Nö, ich mein die Übersetzung des Textes aus dem Ursprungsposting. Hätt
mich einfach interessiert was das heist.

Rainer

Servus,
Du meinst also diesen Satz, oder? :

CETERVM CEMNSEO THEMATA MIHI-NIHIL-TIBI-NIHIL ANTE NASOS DISPVTANTVM ESSE CLAVDENDA.

Ich sagte ja bereits, daß der vor Fehlern nur so strotzt. Deswegen ist eine akkurate Übersetzung so schwierig; ich weiß nicht genau, was der Autor sagen will. Ein Übersetzung habe ich in meiner Antwort an Nihilator ja bereits *versucht*.

carlos

Chinesisch ist einfacher

Sven ⌂, Wolfsburg, Wednesday, 25.10.2006, 21:52 (vor 6983 Tagen) @ carlos

Servus Carlos,

hast du das alles mal eben aus dem Gedächtnis rezitiert?

Respekt, dafür hätte ich wohl erstmal eine Weile schmökern müssen. Und die Latein-spezifischen Begriffe sagen mir mangels jeglicher Lateinkenntnisse freilich gar nix.

In jedem Fall danke für die interessante Ausführung.

Sven

Forilatein

Nihilator ⌂, Bayern, Friday, 27.10.2006, 23:34 (vor 6981 Tagen) @ carlos

1. Mihi-Nihil-Tibi-Nihil: Das soll wohl *mir nichts dir nichts* bedeuten;
eine direkte Übersetzung jener deutschen Redensart. Überflüssig zu
erwähnen, daß es die im Lateinischen nie gegegen hat.
2. In toto lautet der Satz auf deutsch wohl am ehesten so: Im übrigen bin
ich der Meinung, daß die Themen, die vor diesen Nasen so mir nichts dir
nichts diskutiert werden, verschlüsselt bleiben sollten.
3. Versuch einer Korrektur: *Ceterum censeo res ante populum disputatas
esse obscurandas.* Wobei im einzelnen:
a) res disputatas (hier: Akkusativ Plural): Die diskutierten Dinge, die
diskutierten Themen
b) obscurandas (Femininum Gerundiv Akkusativ Plural; bezieht sich auf
*res*; daher obligatorische Angleichung in Numerus, Genus und Casus!):
wörtlich: die zu verheimlichenden, die zu verbergenden. Klartext: müssen
verborgen werden.
c) ante (mit Akkustaiv): vor
d) populus: das Volk, die Menge (steht hier wegen *ante* im Akkusativ)
So. Alle Klarheiten beseitigt? Ich will keine Protest hören, i.e. lesen!

carlos ;-)

Oha, da lagst Du falsch, carlos: http://forum.spiegel.de/showpost.php?p=740133&postcount=1691

"Im übrigen meine ich, dass Themen nicht mirnichts-dirnichts den Diskutanten vor der Nase geschlossen werden sollten. "

Das hat der Lateinlaie gemeint. Er hat es inzwischen übersetzt in seiner Sig.


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

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Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


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Forilatein

carlos, Saturday, 28.10.2006, 01:05 (vor 6981 Tagen) @ Nihilator

Servus, Nihilator!
Wir kommen der Sache näher. Machen wir es noch einmal ganz ausführlich. Der Autor jenes Satzes hat da zweifelsohne jede Menge Fehler `reingemurkst. Jetzt, wo ich seine Intention kenne, weiß ich auch auch, was er gemeint hat.

«CETERVM CEMNSEO THEMATA MIHI-NIHIL-TIBI-NIHIL ANTE NASOS DISPVTANTVM ESSE CLAVDENDA.>

«Im übrigen meine ich, dass Themen nicht mir nichts dir nichts den Diskutanten vor der Nase geschlossen werden sollten.>

Der Terminus «thema>, bzw. hier seine Pluralform «themata>, hat im Latein niemals existiert. Ein Verbum «clavere> hat es im Latein niemals gegeben; und zwar in keiner Lexikographie, weder im «Großen Georges>, noch bei «Menge-Güthling>. Man hätte «clavere> also mit «verschlüsseln> übersetzen können, so wie ich es getan habe, oder mit «abschließen>; zwei völlig verschiedene Konnotationsmöglichkeiten, wie du siehst. Wie auch immer, ein dröges Ratespiel ohne Ende wäre sowieso dabei herausgekommen.
Anhand der eingedeutschten Version der Übersetzung jenes Spruchs, die der Typ nun eigenhändig geliefert hat, kann ich nun folgende korrekte Sentenz liefern:

Ceterum censeo disputationem ante participes (mit seeehr, sehr viel Wohlwollen anstelle des letzten Wortes, die Geschichte mit den Nasen: ante nasos disputantum) nullo negotio NON esse ad finem perducenda.

Der größte Fehler, den jener Typ also begangen hatte, war die fehlende Verneinung; hätte er die gebracht, dann hätte der alte Meister carlos des Schreiberlings Intention womöglich noch erahnen können... nun war dem halt nicht so beschieden. So what...

carlos

Forilatein

Nihilator ⌂, Bayern, Saturday, 28.10.2006, 04:12 (vor 6980 Tagen) @ carlos

Konichiwa, carlos-san!

Anhand der eingedeutschten Version der Übersetzung jenes Spruchs, die der
Typ nun eigenhändig geliefert hat, kann ich nun folgende korrekte Sentenz
liefern:

Ceterum censeo disputationem ante participes (mit seeehr, sehr viel
Wohlwollen anstelle des letzten Wortes, die Geschichte mit den Nasen: ante
nasos disputantum) nullo negotio NON esse ad finem
perducenda.

Der größte Fehler, den jener Typ also begangen hatte, war die fehlende
Verneinung; hätte er die gebracht, dann hätte der alte Meister carlos des
Schreiberlings Intention womöglich noch erahnen können... nun war dem halt
nicht so beschieden. So what...

Ach komm, jetzt red Dich noch raus. Du hast es einfach nicht gecheckt, der Typ ist Dir eben einfach überlegen. Keine Schande, das zuzugeben. :-P


Aber im Ernst, ich bin auch dieses Mal wieder schwer beeindruckt. Sag mal ganz ehrlich, steckst Du da so tief drin, daß Du das immer so aus dem Handgelenk (respektive Kopf) schüttelst oder bedeutet das für Dich auch etwas Recherche und Nachschlagen?

Welche Sprachen beherrscht Du eigentlich sonst noch so? Habe ich das richtig mitgekriegt, daß japanisch und chinesisch dazu zählen? Und griechisch? Alt oder neu oder beides?

Dann möchte ich Dich gleich noch fragen, welche Übersetzung für mein Ceterum Censeo Du für korrekt(er) hältst: die übliche "Im übrigen bin ich der Meinung, daß der Feminismus vernichtet werden muß" oder jene "Unter Sonstiges stelle ich den Antrag, daß..."? Anfreunden kann ich mich ja problemlos mit beidem. :-) Hier http://de.wikipedia.org/wiki/Ceterum_censeo ist beides erläutert.
Und noch eine doofe Frage: wie spricht man das? Ich hörte, daß man inzwischen davon ausgeht, daß "c" im Latein immer als "k" gesprochen gehört, also der Cicero eigentlich ein Kikero sei. Stimmt das? Wie ist es mit der Betonung?

An Übersetzungen des Spruches in möglichst viele Sprachen wäre ich sehr interessiert!

Ist ja an sich eine hochinteressante Geschichte: durch bloße sture Wiederholung des immer und immer gleichen Satzes ("Ceterum censeo Carthaginem esse delendam", "Im übrigen bin ich der Meinung, daß Karthago zerstört werden muß", oder: "Unter Sonstiges (=Ceterum) stelle ich den Antrag...") am Ende jeder Rede und jedes Schriftstücks erreichte er angeblich letztlich die Durchsetzung dieses seines Zieles im Dritten Punischen Krieg. Karthago wurde geschleift und (historisch nicht belegt) seine Erde durch Ausstreuen von Salz unfruchtbar gemacht. Na das wäre doch was für den Femischismus!

Wenn am Ende jedes Posts von mir in jedem Forum dieser Satz steht, was kann da noch schiefgehen? :-D

Je mehr ich über Cato erfahre ("Er gilt bis in die heutige Zeit als Musterbeispiel eines römischen Konservativen."), desto sympathischer wird er mir.
Allerdings gibt es da auch einen echten Mösenkriecher-Spruch: "Unterdrückt die Frauen, denn sobald sie die gleiche Möglichkeit haben, erweisen sie sich als überlegen." Weißt Du dazu Näheres? Ist das vielleicht auch so eine interpretationsfähige Übertragung?


Freundlicher (und dankbarer) Gruß,
nihi

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Forilatein

susu, Saturday, 28.10.2006, 06:36 (vor 6980 Tagen) @ carlos

Der Terminus «thema>, bzw. hier seine Pluralform «themata>, hat im Latein
niemals existiert.

Findet sich bei Seneca dem älteren.

Ein Verbum «clavere> hat es im Latein niemals gegeben;
und zwar in keiner Lexikographie, weder im «Großen Georges>, noch bei
«Menge-Güthling>.

"Quam ob rem nec ita claudenda res est familiaris, ut eam benignitas aperire non possit, nec ita reseranda, ut pateat omnibus; modus adhibeatur isque referatur ad facultates.", Cicero "De Officiis"
"Daher darf das Vermögen einerseits nicht so verschlossen werden, dass die Wohltätigkeit es nicht zu öffnen vermag, andererseits nicht so geöffnet werden, dass es allen offen steht; Mäßigung soll man üben und diese auf die eigenen Geldmittel beziehen."

Kein Kenner des Lateinischen, aber gut geübt im Umgang mit den Recourcen.

susu

Forilatein

carlos, Saturday, 28.10.2006, 18:14 (vor 6980 Tagen) @ susu

Servus, ihr zwei!
Na gut... mit einiger Berechtigung könnte man an mich gerichtet nun einwenden: Si tacuisses, philosophus mansisses... Den größten Murks, den ich selber reingebracht habe, war, den im Latein häufig anzutreffenden synonymen Gebrauch der beiden Buchstaben V und U nicht zu beachten. Dann hätte es bei mir eigentlich schon klingeln können. Will mich nicht mit *müde gewesen oder Eile gehabt* rausreden. Gut. Alea iacta est...
Richtig bleibt jedoch mein Einwand, daß jener Typ in seiner Sentenz die Verneinung NON vergessen hatte. Der inverse Sinn erschlösse sich sonst ja wohl kaum.
Zu Deiner Frage, Nihi, ob nun Kikero oder Cicero. Vor den hellen Vokalen i, e, oe, ae oder auch y (diese Termini stammen samt und sonders aus dem Griechischen) wird das c wie c ausgesprochen, vor den drei dunklen Vokalen a, o und u jedoch wie ein k.
Bei Seneca steht das *thema"? Hm... möglich. Philosophisches ist nicht ganz das Meinige; gelesen habe ich lieber historische, zeitgenössische Schilderungen, wie bei Sallust, Cornelius Nepos oder Cäsar oder Vergil und Ovid. Ich habe der Sicherheit halber nachgeschlagen: Im Menge-Güthling steht *thema* jedenfalls nicht... Dem alten Seneca sei das *thema* gegönnt; der war ja schließlich unbestritten Lateiner... So what...

carlos

Forilatein

Nihilator ⌂, Bayern, Sunday, 29.10.2006, 01:41 (vor 6980 Tagen) @ carlos

Bei Seneca steht das *thema"? Hm... möglich. Philosophisches ist nicht
ganz das Meinige; gelesen habe ich lieber historische, zeitgenössische
Schilderungen, wie bei Sallust, Cornelius Nepos oder Cäsar oder Vergil und
Ovid. Ich habe der Sicherheit halber nachgeschlagen: Im Menge-Güthling
steht *thema* jedenfalls nicht... Dem alten Seneca sei das *thema*
gegönnt; der war ja schließlich unbestritten Lateiner... So what...

Im Wörterbuch steht's nicht, aber in der Wikipedia heißt es: "v. griech. théma; lat.: thema". Der eine sagt so, der andere so...
Das lateinische Äquivalent wäre wohl eher dictum, sententia oder exclamatio.
Aber warum soll der olle Seneca nicht auch Fremdwörter in seine Schriften eingestreut haben? Griechisch stand schließlich in hohem Ansehen in Rom.

Gruß,
nihi

--
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