Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Die Macht-Ohnmacht-Balance

Georg, Thursday, 09.05.2002, 16:23 (vor 8614 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Die Macht-Ohnmacht-Balance von Beatrix am 09. Mai 2002 01:41:18:

Hallo Ihr!
In den nächsten Tagen werde ich gar keine Zeit zum Schreiben finden.
Ich würde aber gern noch ein paar Anmerkungen machen zum hier und andernorts mit unvermittelter Heftigkeit geführten Geschlechterkampf.
Selber Formulieren fällt mir schwer, so spät am Abend.
Mir bleibt daher nur, müde wie ich bin, hier andere Menschen für mich reden zu lassen und lediglich ein Buchzitat anzuführen, um meine Meinung zum Thema zu verdeutlichen.
Man möge es mir nachsehen. Der folgende Text hat mich sehr angesprochen und gibt auch meine Meinung wieder:
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.....Da jeder flüchtige Blick auf die Praxis der Verhaltensmuster zwischen Mutter und Kind einen davon überzeugen kann, wie stark diese von gegenseitigen Machtansprüchen durchmischt sind, bedarf der Machtfaktor hier keiner ausführlichen Illustration. Der Zusammenhang kann jedoch darüber aufklären, wie systematisch das Machtgefüge zwischen beiden von Geburt an aufgebaut und im Laufe der Jahre als feste Machtstruktur verinnerlicht wird. Hier bahnen sich jedoch in den letzten Jahrzehnten Umgestaltungen an, die erheblichen Einfluß auf die Macht-Ohnmacht-Balance im Elternsystem haben.
Das ausführlich beschriebene Triangulierungskonzept über die bereits im ersten Lebensjahr einsetzende Dreiecksbeziehung Mutter-Vater-Kind hat nicht zufällig die Familientheorie zu einem Zeitpunkt erweitert, als sich auch in der Praxis ein radikaler Wandel der frühen Vater-Kind-Beziehung anbahnte. Gemessen an den jahrhundertlang verfestigten Patriarchatsstrukturen und der konservativen Beharrungstendenz gesellschaftlicher Systeme konnte ihn niemand in dieser Geschwindigkeit ernsthaft erwarten. Paradox dazu vollzieht sich für viele Frauen der Wandel zu langsam. Ungeduld diktiert ihre Erwartungen, Reaktionen und Kampfschriften. Da empfiehlt sich der Satz von Sten Nadolny: " Ohne Langsamkeit kann man nichts machen, nicht einmal Revolution."
Aber sind die Konsequenzen des Wandels, so dringlich er eingefordert wird, auch schon recht bedacht? Es dürfte klar sein, daß durch das veränderte Rollenverständnis der Väter und ihre verbesserte Beziehungsqualität zu den Kindern eine Umverteilung zwischen mütterlicher und väterlicher Macht in der Eltern-Kind-Beziehung stattfindet. Diese Umverteilung könnte tatsächlich einen evolutionären Schritt für das Gleichgewicht des familiären Systems einleiten und die Polarität der Geschlechter zugunsten einer dualen Elternschaft abmildern. Aber die Stolpersteine liegen in den Verwerfungen, die die Familie unter dem Einfluß gesellschaftlicher Veränderungen erfaßt haben. Dadurch ist die Machtbalance, wie sie in der traditionellen Familie durch die klare Aufgabenteilung zwischen Müttern und Vätern garantiert war, aus dem Gleichgewicht geraten.
Vor allem die Frauenbewegung hat die Familie aus ihrer Ghettoisierung herausgeführt und als sozialen Ort kenntlich gemacht, in dem sich die Gesetze gesellschaftlicher Ordnung widerspiegeln und reproduzieren. Der Kampf um Gleichberechtigung in Kindererziehung, Partnerschaft, Sexualität, öffentlichen Rechten, politischer Mitentscheidung und Beruf hat die Grenzen zwischen Familie und Gesellschaft bis zur Auflösung verwischt. Damit sind zwangsläufig Turbulenzen in der Macht-Ohnmacht-Balance zwischen Müttern und Vätern aufgetreten, die völlig neue Anforderungen an die Erhaltung des Systems Familie stellen.
Eine solidarische Lösung läßt heute noch auf sich warten, weil beide, Mütter und Väter, durch die Entwicklung in einen verhängnisvollen Macht-Ohnmacht-Komplex geraten sind. Seine psychologische Besonderheit besteht darin, daß jeder einzelne nur seine eigene Ohnmacht erlebt und erleidet, während er seine Macht verleugnet und auf den anderen projiziert. Die dabei erzeugten Feindbilder sind unausrottbar, solange die innere Spaltung nicht aufgehoben und die eigene Macht nicht als identitätsstiftendes Selbstgefühl wahrgenommen wird.
Durch einen zweiten psychologischen Mechanismus kann der Macht-Ohnmacht-Komplex gefährlich eskalieren. Reale oder vermeintliche Ohnmachtserfahrungen verstärken den Gebrauch und besonders den Mißbrauch der eigenen Macht. Dadurch kommt es zwischen den Partnern zu einer Machtkonkurrenz, an deren Ende nicht selten die endgültige Zerstörung des Systems steht.
Für heutige Mütter existieren viele Gründe, sich ohnmächtig zu fühlen. Der Spagat zwischen Kindererziehung, Haushalt, Partnerschaft, Beruf und Selbstverwirklichung außerhalb familiärer und beruflicher Verpflichtungen ist der viel beklagte Angelpunkt mütterlicher Ohnmachtserfahrungen. Aber hinter dieser veräußerlichten Überforderung reicht die eigentliche Ohnmacht tiefer. Bei allen Erfolgen, die die Frauenbewegung in Familie und Gesellschaft erkämpft hat, läßt sich nicht leugnen, daß unsere gesamte Kultur noch weitgehend von der Herrschaftsideologie des Mannes geprägt wird. Und diese bleibt nicht äußerlich, sondern ist über viele Epochen ins Subjekt eingewandert und bestimmt von dort aus die Selbstwahrnehmung und die Auffassung von der Außenwelt. Die viel propagierte Gleichberechtigung der Frauen ist bei Lichte betrachtet nicht viel mehr als das Ergebnis von Zugeständnissen. Gleichberechtigung bleibt solange äußerlich, wie sie nicht durch das tiefere Bewußtsein einer Gleichwertigkeit getragen wird. Der Entwicklung dieses Bewußtseins bei Frauen stellen unsere Kultur und die verinnerlichten Bilder des Subjekts noch immer einen hartnäckigen Widerstand entgegen.
Charlotte Wiedemann analysierte die Ursachen für die geringe Machtkompetenz von Frauen auf der Politikerbühne. Sie machte dafür die "Frauenverachtung" hinter der Fassade weichspülerischer Gleichberechtigungsphrasen ihrer männlichen Kollegen fest und schreibt: "Verachtung ist ein sanftes Gift, es nistet in den Seelen der Frauen und ändert dort heimtückisch seinen Namen: Selbstzweifel." Selbstzweifel als Ausdruck mangelhaft erlebter Gleichwertigkeit bedeutet eine tiefe Demütigung und Verletzung des weiblichen Selbstgefühls. Hierin dürfte der eigentliche Grund für die mütterlichen Ohnmachtserfahrungen liegen.
Und der Vater? Ist er noch Herr und Gebieter im eigenen Haus, innerlich und äußerlich, noch Unterdrücker von Frauen und Kindern, zu dem er weiterhin stilisiert wird? An seine Macht glaubt jeder, obwohl sich seine Ohmacht längst herumgesprochen hat. Auch er kann den Drahtseilakt zwischen Beruf, Partnerschaft, Kindern und frei bleibender Zeit für sich reklamieren. Auch er fühlt sich überfordert. Aber auch bei ihm liegen die Gründe für seine Ohnmachtsgefühle tiefer. Von der patriarchalen Herrschaftsideologie haben sich die meisten offiziell abgekoppelt, und doch hat sie sie weiterhin fest im Griff. Es geht ihnen wie jenem zum Stereotyp gewordenen Ganoven, der aussteigen will, um ein "anständiges" Leben zu führen, aber die "Organisation" holt ihn immer wieder unerbittlich ein. Die Ohnmacht des Mannes und Vaters rührt daher, daß er sich gesellschaftlich einen anonymen Machtapparat männlich geprägter Herrschaftsansprüche ausgeliefert fühlt, gegen die jeder Widerstand zwecklos ist, so teilchenhaft, wie er sich erlebt. Wie soll er ihm gegenüber seine Identität und sein Selbtwertgefühl behaupten?
Die Krise des heutigen Vaterseins resultiert aber nicht nur aus seiner gesellschaftlichen Entfremdung, sondern in gleichem Maße aus dem Verlust an Autorität, Kompetenz und Zuständigkeit in der Familie bezüglich seiner ursprünglichen Funktionen als Beschützer und Ernährer. Der entthronte, in doppelter Weise verohnmächtigte Vater verliert Stück um Stück die Haltstrukturen, die ihn als Mann legitimieren.
Wer ist heute mächtiger, wer ist ohnmächtiger, Frauen oder Männer? Das ist die Frage. Sicher scheint nur: Die Macht der Frauen nimmt zu, die der Männer ab. Das wäre nur gerecht. Ohnmächtig sind beide, Mütter und Väter, und damit in ihrer Identität tief verunsichert. Die Macht-Ohnmacht-Balance zwischen Müttern und Vätern völlig aus dem Gleichgewicht geraten, eine einzige Katastrophe am Übergang ins nächste Jahrtausend? Wenn man die wachsenden Scheidungslawinen betrachtet und das Heer der vaterverlassenen Kinder, stehen die Zeichen tatsächlich auf Sturm. Deswegen muß man nicht gleich die Apokalypse beschwören. Jedes kreative Chaos hält Chancen offen..."
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Welche Chancen das nach Meinung des Autors sind - ja, wieder mal ein Mann, den ich zitiere -, das könnt Ihr hier nachlesen:
Horst Petri. Das Drama der Vaterentbehrung. Chaos der Gefühle - Kräfte der Heilung. Freiburg 1999 ISBN3-451-05217-2
So, genug getippt. Nun wünsch ich allen gute Nacht oder einen guten Morgen, außerdem einen schönen Feiertag und ein Superwochenende mit weiterhin herrlichem Frühlingswetter, mit üppigem Grün und blühenden Blumen.
Und vielleicht seh ich ja die eine oder den anderen am Wochenende bei Hippo wieder. :-)
ciao
Beatrix

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.....Da jeder flüchtige Blick auf die Praxis der Verhaltensmuster zwischen Mutter und Kind einen davon überzeugen kann, wie stark diese von gegenseitigen Machtansprüchen durchmischt sind, bedarf der Machtfaktor hier keiner ausführlichen Illustration. Der Zusammenhang kann jedoch darüber aufklären, wie systematisch das Machtgefüge zwischen beiden von Geburt an aufgebaut und im Laufe der Jahre als feste Machtstruktur verinnerlicht wird. Hier bahnen sich jedoch in den letzten Jahrzehnten Umgestaltungen an, die erheblichen Einfluß auf die Macht-Ohnmacht-Balance im Elternsystem haben.

Georg: Machtansprüche beruhen auf Angst und die Wissenschaft weiß heute vieles über das Entstehen von Ängsten. Die Ängste von Kindern dürften sich wenig geändert haben und was sich da "anbahnt" ist ja nicht zufällig, sondern mit allseitiger Unterstützung geschehen. Wenn Eltern Kompetenz verlieren, dann müssen wir eben die gesellschaftliche Entwicklung betrachten, mit all den Nachteilen die diese für Kinder gebracht hat. Das der Feminismus Wörtführer in diesen gesellschaftlichen Wandel war, wird niemand ernsthaft bestreiten.

Das ausführlich beschriebene Triangulierungskonzept über die bereits im ersten Lebensjahr einsetzende Dreiecksbeziehung Mutter-Vater-Kind hat nicht zufällig die Familientheorie zu einem Zeitpunkt erweitert, als sich auch in der Praxis ein radikaler Wandel der frühen Vater-Kind-Beziehung anbahnte. Gemessen an den jahrhundertlang verfestigten Patriarchatsstrukturen und der konservativen Beharrungstendenz gesellschaftlicher Systeme konnte ihn niemand in dieser Geschwindigkeit ernsthaft erwarten. Paradox dazu vollzieht sich für viele Frauen der Wandel zu langsam. Ungeduld diktiert ihre Erwartungen, Reaktionen und Kampfschriften. Da empfiehlt sich der Satz von Sten Nadolny: " Ohne Langsamkeit kann man nichts machen, nicht einmal Revolution."

Georg: Hier wird wieder die Verantwortung im wie üblich pauschal bei Männern gesucht, ohne den Einfluß von Frauen zu erwähnen. Es dürfte auch weniger an der Zeit liegen daß sich nichts bewegt, sondern an den Erwartungen, die männliche Interessen nicht berücksichtigen.

Aber sind die Konsequenzen des Wandels, so dringlich er eingefordert wird, auch schon recht bedacht? Es dürfte klar sein, daß durch das veränderte Rollenverständnis der Väter und ihre verbesserte Beziehungsqualität zu den Kindern eine Umverteilung zwischen mütterlicher und väterlicher Macht in der Eltern-Kind-Beziehung stattfindet. Diese Umverteilung könnte tatsächlich einen evolutionären Schritt für das Gleichgewicht des familiären Systems einleiten und die Polarität der Geschlechter zugunsten einer dualen Elternschaft abmildern. Aber die Stolpersteine liegen in den Verwerfungen, die die Familie unter dem Einfluß gesellschaftlicher Veränderungen erfaßt haben. Dadurch ist die Machtbalance, wie sie in der traditionellen Familie durch die klare Aufgabenteilung zwischen Müttern und Vätern garantiert war, aus dem Gleichgewicht geraten.

Georg: Zum Thema Macht habe ich mich geäußert. Die "Stolpersteine sehe ich eher in der Befriedigung des Egos, ohne Rücksicht auf die Folgen. Männer haben die alte Aufgabenteilung niemals in Frage gestellt und wer meint wir arbeiten weniger als Frauen, dem beweise ich hier das Gegenteil. Wer eine gleichmäßige Verteilung von Macht anstrebt, verfolgt den falschen Ansatz den das Streben nach Macht, macht die Menschen zu Feinden.

Vor allem die Frauenbewegung hat die Familie aus ihrer Ghettoisierung herausgeführt und als sozialen Ort kenntlich gemacht, in dem sich die Gesetze gesellschaftlicher Ordnung widerspiegeln und reproduzieren. Der Kampf um Gleichberechtigung in Kindererziehung, Partnerschaft, Sexualität, öffentlichen Rechten, politischer Mitentscheidung und Beruf hat die Grenzen zwischen Familie und Gesellschaft bis zur Auflösung verwischt. Damit sind zwangsläufig Turbulenzen in der Macht-Ohnmacht-Balance zwischen Müttern und Vätern aufgetreten, die völlig neue Anforderungen an die Erhaltung des Systems Familie stellen.

Georg: Hört sich mal wieder gut an, was die Frauen so alles in die Wege geleitet haben, leider fehlt auch hier wieder die kritische Distanz. Frauen machten immer wieder zu Unrecht die Familie zum Ort der Grausamkeiten und zu einen Ort an dem Frauen dahinvegitieren, ganz zu Schweigen von dem Schicksal die Kinder über Frauen bringen. Es handelt sich auch wohl kaum um einen Kampf um Gleichberechtigung, sondern darum alle Bedürfnisse von Frauen umzusetzen und auch die Bedüfnisse von Männern zu "bestimmen". Dies geschieht mit einem Propagandaaperat, der ein unglaubliches Ausmaß erreicht hat und alle Jahre wieder neue Männer kreiert.

Eine solidarische Lösung läßt heute noch auf sich warten, weil beide, Mütter und Väter, durch die Entwicklung in einen verhängnisvollen Macht-Ohnmacht-Komplex geraten sind. Seine psychologische Besonderheit besteht darin, daß jeder einzelne nur seine eigene Ohnmacht erlebt und erleidet, während er seine Macht verleugnet und auf den anderen projiziert. Die dabei erzeugten Feindbilder sind unausrottbar, solange die innere Spaltung nicht aufgehoben und die eigene Macht nicht als identitätsstiftendes Selbstgefühl wahrgenommen wird.

Georg: Die Ohnmacht von Frauen dürfte sich heute in Grenzen halten. Wie wenig Macht Männer mit Rückrat haben, beweist sich durch die öffentliche Diskusion, bei der sie nicht vertreten sind.
Durch einen zweiten psychologischen Mechanismus kann der Macht-Ohnmacht-Komplex gefährlich eskalieren. Reale oder vermeintliche Ohnmachtserfahrungen verstärken den Gebrauch und besonders den Mißbrauch der eigenen Macht. Dadurch kommt es zwischen den Partnern zu einer Machtkonkurrenz, an deren Ende nicht selten die endgültige Zerstörung des Systems steht.

Georg: Zustimmung.

Für heutige Mütter existieren viele Gründe, sich ohnmächtig zu fühlen. Der Spagat zwischen Kindererziehung, Haushalt, Partnerschaft, Beruf und Selbstverwirklichung außerhalb familiärer und beruflicher Verpflichtungen ist der viel beklagte Angelpunkt mütterlicher Ohnmachtserfahrungen. Aber hinter dieser veräußerlichten Überforderung reicht die eigentliche Ohnmacht tiefer. Bei allen Erfolgen, die die Frauenbewegung in Familie und Gesellschaft erkämpft hat, läßt sich nicht leugnen, daß unsere gesamte Kultur noch weitgehend von der Herrschaftsideologie des Mannes geprägt wird. Und diese bleibt nicht äußerlich, sondern ist über viele Epochen ins Subjekt eingewandert und bestimmt von dort aus die Selbstwahrnehmung und die Auffassung von der Außenwelt. Die viel propagierte Gleichberechtigung der Frauen ist bei Lichte betrachtet nicht viel mehr als das Ergebnis von Zugeständnissen. Gleichberechtigung bleibt solange äußerlich, wie sie nicht durch das tiefere Bewußtsein einer Gleichwertigkeit getragen wird. Der Entwicklung dieses Bewußtseins bei Frauen stellen unsere Kultur und die verinnerlichten Bilder des Subjekts noch immer einen hartnäckigen Widerstand entgegen.

Georg: Auch hier wieder die pauschale Behauptung, die Überforderung der Frauen wäre das Problem. Wie viele Frauen davon in keinster Weise betroffen sind, wird nicht erwähnt und auch nicht dargelegt, welchen Sinn die Selbstfindung macht. Wer zwingt Frauen "alles unter einen Hut zu bringen"

Charlotte Wiedemann analysierte die Ursachen für die geringe Machtkompetenz von Frauen auf der Politikerbühne. Sie machte dafür die "Frauenverachtung" hinter der Fassade weichspülerischer Gleichberechtigungsphrasen ihrer männlichen Kollegen fest und schreibt: "Verachtung ist ein sanftes Gift, es nistet in den Seelen der Frauen und ändert dort heimtückisch seinen Namen: Selbstzweifel." Selbstzweifel als Ausdruck mangelhaft erlebter Gleichwertigkeit bedeutet eine tiefe Demütigung und Verletzung des weiblichen Selbstgefühls. Hierin dürfte der eigentliche Grund für die mütterlichen Ohnmachtserfahrungen liegen.

Georg: Es mag sein, daß viele Politiker Frauen in Warheit verachten, denn sie werden seit langem erpresst. Wer sich heute erlaubt Frauen in der Politik zu kritisieren lebt gefährlich und der Stempel Frauenfeind ist gleich zur Stelle. Diese Fakten und die Angst vor Frauen die rücksichtslos eigene Interessen vertreten wenn sie die Möglichkeit haben, lassen Männer vorsichtig sein.

Und der Vater? Ist er noch Herr und Gebieter im eigenen Haus, innerlich und äußerlich, noch Unterdrücker von Frauen und Kindern, zu dem er weiterhin stilisiert wird? An seine Macht glaubt jeder, obwohl sich seine Ohmacht längst herumgesprochen hat. Auch er kann den Drahtseilakt zwischen Beruf, Partnerschaft, Kindern und frei bleibender Zeit für sich reklamieren. Auch er fühlt sich überfordert. Aber auch bei ihm liegen die Gründe für seine Ohnmachtsgefühle tiefer. Von der patriarchalen Herrschaftsideologie haben sich die meisten offiziell abgekoppelt, und doch hat sie sie weiterhin fest im Griff. Es geht ihnen wie jenem zum Stereotyp gewordenen Ganoven, der aussteigen will, um ein "anständiges" Leben zu führen, aber die "Organisation" holt ihn immer wieder unerbittlich ein. Die Ohnmacht des Mannes und Vaters rührt daher, daß er sich gesellschaftlich einen anonymen Machtapparat männlich geprägter Herrschaftsansprüche ausgeliefert fühlt, gegen die jeder Widerstand zwecklos ist, so teilchenhaft, wie er sich erlebt. Wie soll er ihm gegenüber seine Identität und sein Selbtwertgefühl behaupten?

Georg: Zu Beginn wird hier wieder suggeriert, Männer seien Unterdrücker. Diese nachweislich falsche Behauptung kann anscheinend nicht unterdrückt werden und zeigt wieder einmal mehr den Versuch, Männern schlecht zu reden. Es muß auch nicht weiter kommentiert werden, daß die Ursachen für männliches Verhalten wieder in einen Patriachat gesehen werden, das für Feministinnen immer noch existiert. Das sich Männer überfordert fühlen liegt mehr daran, daß sie immer neue Rollen spielen sollen. Da diese Rollen den männlichen Bedürfnissen oft wiedersprechen, wurden viel Männer verunsichert, aber diese Entwicklung scheint langsam gestoppt.

Die Krise des heutigen Vaterseins resultiert aber nicht nur aus seiner gesellschaftlichen Entfremdung, sondern in gleichem Maße aus dem Verlust an Autorität, Kompetenz und Zuständigkeit in der Familie bezüglich seiner ursprünglichen Funktionen als Beschützer und Ernährer. Der entthronte, in doppelter Weise verohnmächtigte Vater verliert Stück um Stück die Haltstrukturen, die ihn als Mann legitimieren.

Georg: Richtig ist in der Tat, daß die durch Männer entwickelte Technik heute ein Leben ermöglicht, wo Frau kaum noch vom Mann abhängig ist. Der Gedanke der Männer war wohl nicht sich dadurch selbst zu eliminieren, dachten sie doch andere Werte zu haben. Frauen denen die Technik und die Fertigkeiten von Männer ein bequemes Leben ermöglicht, weisen immer öfter darauf hin, daß es auch ohne Männer geht. Irgendwie lustig.

Wer ist heute mächtiger, wer ist ohnmächtiger, Frauen oder Männer? Das ist die Frage. Sicher scheint nur: Die Macht der Frauen nimmt zu, die der Männer ab. Das wäre nur gerecht. Ohnmächtig sind beide, Mütter und Väter, und damit in ihrer Identität tief verunsichert. Die Macht-Ohnmacht-Balance zwischen Müttern und Vätern völlig aus dem Gleichgewicht geraten, eine einzige Katastrophe am Übergang ins nächste Jahrtausend? Wenn man die wachsenden Scheidungslawinen betrachtet und das Heer der vaterverlassenen Kinder, stehen die Zeichen tatsächlich auf Sturm. Deswegen muß man nicht gleich die Apokalypse beschwören. Jedes kreative Chaos hält Chancen offen..."

Georg: Wir schreiben unsere eigene Apokalypse und die verheerende Entwicklungen in den Familien werden Wirkung zeigen. Kreatives Chaos nein, sondern Zerstörung von Kultur und Werten, die nicht nur gute Seiten hatte, aber wenigsten ein Mindestmaß an Orientierung bot.
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