Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: 3Sat: Sendung über die Mayas

Maesi, Saturday, 06.04.2002, 14:35 (vor 8647 Tagen) @ zahlvater

Als Antwort auf: 3Sat: Sendung über die Mayas von zahlvater am 01. April 2002 20:25:56:

Hallo Thomas

gerade lief auf 3Sat eine Sendung über das Volk der Maya
und die heutige Situation ihrer Nachkommen in Südamerika.

Ich habe die Sendung auch gesehen; war im grossen und ganzen sehr interessant.

Der Sprecher berichtete über zehntausende Opfern, verschleppt,
ermordet und in "Massengräbern verscharrt", und bemerkt dann,
die "Hauptleidtragenden sind, wie immer in solchen Konflikten,
die Frauen". Denn sie verlieren nicht nur Väter, Ehemänner und
Söhne, sondern werden darüber hinaus auch noch Opfer von
"Vergewaltigung und kultureller Vergewaltigung"(!).

Diese Bemerkung des Sprechers ist mir ebenfalls sauer aufgestossen. Es war auch noch die Rede von 50'000 Witwen, die ebenfalls als Opfer angesehen wurden. Ich habe mich gefragt: wenn es 50'000 Witwen gibt, muss es doch eine aehnlich hohe Zahl von maennlichen Todesopfern (ihre Ehemaenner) geben, diese wurden in der Sendung jedoch nicht weiter thematisiert. Sind sie nicht wuerdig ebenfalls Opfer zu sein? Waren nicht sie die Hauptopfer des Konfliktes durch den Verlust des Lebens? Oder waren sie am Ende alle selber schuld, dass sie den Tod gefunden haben?

Wo man auch hinschaut, das Recht auf einen humanen Foltertod
bleibt fast ausschließlich ein 'Privileg' der Männer, Frauen
müssen ihr hartes und entbehrungsreiches Leben weiterführen.

Ueber diese Problematik habe ich mich schon mal in einem Posting in Bezug auf die Balkankriege geaeussert. Die Wende der westlichen Diplomatie im Bosnienkrieg kam erst mit dem Massaker von Srebrenica; die Ermordeten waren ausschliesslich Maenner und obendrein alle Zivilisten. Waehrend des ganzen Krieges wurden die Fluechtlinge (meist Frauen und Kinder) in den Lagern ausgiebig bedauert; die Frage, wo die maennlichen Fluechtlinge abgeblieben waren, interessierte kaum jemanden. In der NZZ (Neue Zuercher Zeitung) stand damals ein sehr lesenswerter Artikel, in dem diese Frage gestellt und zu beantworten versucht wurde.
Es geht IMHO nicht darum, den Frauen den Opferstatus zu verweigern; Tatsache ist jedoch, dass die weitaus meisten Todesopfer in kriegerischen Konflikten der letzten Jahrzehnte Maenner waren. Oeffentlich wahrgenommen werden in Kriegen jedoch ausschliesslich die maennlichen Taeter und die weiblichen Opfer. Die Wahrnehmungsblockade gegenueber weiblichen Taetern und maennlichen Opfern muss durchbrochen werden.

Der Begriff der 'kulturellen Vergewaltigung' zeigt eindrucksvoll
die übernahme feministischer Ideologien in den Medien, zumal nicht
in einer Frauensendung geäußert, sondern in einer 'normalen' Doku.

Dieser Begriff ist mir ebenfalls suspekt. Wesentlich treffender waere wohl der Terminus 'kulturelle Unterdrueckung' gewesen. Ausserdem erweckt die Nennung von 'Vergewaltigung und kultureller Vergewaltigung' im selben Satz den Eindruck, nur Frauen seien Opfer dieser kulturellen Unterdrueckung, weil Vergewaltigung etwas ist, was in der oeffentlichen Wahrnehmung ausschliesslich Frauen widerfaehrt. Dem aufmerksamen Zuschauer (und Zuhoerer) bleiben solche Seitenhiebe natuerlich nicht verborgen. Die breite Masse wird jedoch diese Begriffe unkritisch uebernehmen und sie als zusammengehoerig betrachten.

Natürlich gibt es im deutschen Fernsehen schlimmere Beispiele
feministischer Propaganda, aber ich denke sie wirkt in Dokus, wo
sie sich eines seriösen und wissenschaftlichen 'Transportmediums'
bedient, nachhaltiger unauffälliger in den Köpfen ihrer 'Opfer'.

Der grosse Teil der Sendung war ja auch sehr informativ (ich interessiere mich selber etwas fuer die vorkolumbischen Kulturen Mittel- und Suedamerikas). Gerade deshalb sollten solche Konstrukte aus der feministischen Kueche in einer Wissenschaftssendung keine Verwendung finden.

Gruss

Maesi


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