Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Zurechtgerückt ..

Beatrix, Sunday, 17.03.2002, 02:44 (vor 8668 Tagen)

...wurde von dem Gewaltforscher H.J. Lenz Joachims Müllers Wahrnehmung der Gewaltproblematik und ihrer Behandlung bei der Tagung über männliche Opfererfahrungen.

Ich hatte Joachims Tagungsbericht gelesen und mich nicht mal darüber gewundert. Ich bin es ja schon so sehr gewohnt, daß in seinen Berichten die Frauen die Bösen sind und daß das ganze als Geschlechterkrieg dargestellt wird, daß es mir schon gar nicht mehr auffällt. Und daß das Referat von Herrn Gmünden über seine Diss zum Thema 'Gewalt in Beziehungen' und das anschließende Referat von der Gewaltforscherin Dr. Schröttle zum Polarisieren reizen, das kann ich ja auch verstehen.

Aber ich habe schon immer die Fokussierung auf die Gewalttätigkeit von Frauen in heterosexuellen Beziehungen einerseits und die Vernachlässigung dieses Thema in der bundesdeutschen Familienpolitik als zu einseitig empfunden. Hier wird einfach ein (zugegebenermaßen vernachlässigter)Aspekt von Gewalt herausgegriffen und isoliert ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Und ich hatte einfach immer mehr das Gefühl, daß es Joachim mehr um die Kampfansage gegenüber Frauenpolitikerinnen ging als um Hilfe für die Opfer.

Deshalb freue ich mich, daß Arne uns in seinem letzten e-zine auch mal die Ansicht anderer _männlicher_ Gewaltexperten mitteilt, und daß ich mich mit dieser Ansicht so gut identifizieren kann.

Ein Geschlechterkampf ist einfach der falsche Ansatz!
Um die Opfer muß es gehen!
Die sollten im Vordergrund der Betrachtung stehen!
Damit ihnen geholfen wird.

Deshalb befürworte ich auch die aktuelle Berichterstattung in den Medien, an der Joachim ja auch einen gewissen Anteil hat. Sein Engagement in Sachen Aufklärung heiße ich ausdrücklich gut.

Ich möchte nun mal die Stellen aus der Richtigstellung von Meier und Lenz zitieren, die mir am besten gefallen haben:

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"Am Ende der Tagung stand bei der großen Mehrheit aller Beteiligten (Männer
wie Frauen) die Einsicht (die viele wohl schon mitgebracht hatten und durch
die Tagung bestätigt fanden), dass gegenseitige Wahrnehmung und gegenseitige Eingeständnisse von (durch wen auch immer zugefügten) Verletzungen und Verletzlichkeiten dem Frauen und Männern gemeinsamen Ziel, Gewalt (gegen wen auch immer) in der Gesellschaft abzubauen, näher bringt als eine Fortsetzung alter Grabenkämpfe zwischen Feministinnen und "Maskulinisten" mit Aufrechnungen hinüber und herüber.

Jedes Opfer von Gewalt, sei es Frau oder Mann, Junge oder Mädchen, jung oder alt, ist eines zu viel und hat zunächst einmal Anspruch auf Hilfe.

Diesen Aspekt ins Bewusstsein zu rücken und dabei bisher blinde oder noch wenig ausgeleuchtete Flecken besonders in den Blick zu nehmen, war Ziel unserer Tagung."

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*Rotstift nehm und dick unterstreich*

Ein Bereich des Gewaltschutzes ist die Prävention. Da sollte IMHO schom im Kindergarten angesetzt werden. Jungen müssen auch mal Opfer sein dürfen, ohne sich dessen zu schämen. Sie sollten über ihre Opfererfahrungen berichten dürfen, ohne Angst, ausgelacht zu werden!
Und sie sollten lernen, sich angemessen zu wehren.
Die asiatischen Kampfsportarten scheinen in der Hinsicht eine sehr akzeptable Ethik zu haben.Ich kenne zwar keine davon in der Praxis, aber soviel ich weiß, wird ausschließlich in Notwehr und nach vorheriger Warnung des Aggressors/ der Aggressorin gehandelt.

Gut finde ich neue Ansätze in der Jungenarbeit. Ich beobachte in den letzten Jahren den Trend, daß viele Jugendzentren, v.a. in Großstädten neben den inzwischen eingebürgerten Schwerpunktprogrammen für Mädchen jetzt auch verstärkt spez. Angebote für Jungen machen.
Peter Thiel berichtet ja auch in seinen Männer-News regelmäßig über Fortbildungsangebote in der Jungenarbeit.
Auch auf eine website über die dringend notwendigen männlichen Erzieher bin ich schon vor längerer Zeit mal gestoßen: [link=http://www.planet-interkom.de/home/markus.ziegler/home.htm" target="blank]Männer in der professionellen Erziehung[/link]

Da steht z.B. u.a. über die Rolle des Betreuers in Wohneinrichtungen für Kinder:
"Jungen fordern dennoch Eigenschaften vom Betreuer ein, die meiner Meinung nach der Rolle eines Vaters zuzuschreiben wären. Die Jungen suchen Schutz und Geborgenheit. Sie wollen sicher gehen, dass hinter ihnen jemand steht und für sie im Falle eines Falle auch zur Seite steht und auch einmal Präsenz zeigt (z.B. wenn sie in der Schule geärgert oder gar
bedroht werden)."

"Zuerst glaube ich einmal, dass Männer Jungen besser in ihrem Sein und in ihrer Entwicklung verstehen können, sie haben es ja selbst erlebt, als Frauen. In der Wohngruppe erleben die Jungen den Erzieher in seiner Gesamtheit. Jungen kommen mit ihren Anliegen zu allererst zum männlichen Betreuer, zumindest dann, wenn es um persönliche Dinge geht.
Veraussetzung ist natürlich ein Vertrauensverhältnis, welches behutsam aufgebaut werden muss."

"Jungen kommen auch mit ihren Sorgen und Ängsten, Themen bei denen es um Schwächen und Versagen geht. Oft ist es auch nur ein einfaches Gespräch, aber man kann den Jungen vermitteln, dass er mit seinen Sorgen nicht alleine gelassen wird. In der männlichen Bezugsperson finden Jungen jemanden, an dem sie sich festhalten können, um selbst loszulassen
(Schwäche zu zeigen, Emotionen zeigen...) bis Jungen aber bereit sind, sich einem Erwachsenen in beschriebener Weise anzuvertrauen braucht es viel Zeit, welche man den Kindern auch geben muss und sie nicht dazu drängen darf."

Ich habe das selber auch so erlebt, da mein Exmann in so einer Einrichtung arbeitet. Der Männeranteil beim Betreuungspersonal ist dort übrigens in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Zusammenarbeit der Teams hat sich seitdem positiv verändert.

Auch in den Grundschulen brauchen wir dringend sowohl männliche Lehrer als auch Lehrerinnen, die mehr Verständnis für das Verhalten von Jungen zeigen und besser geschult sind, damit umzugehen. Nach dem Motto "Wehret den Anfangen" könnte gerade in den ersten Schuljahren mancher Chaot und hoffnungsloser Fall,- der später permanent den Unterricht stört, schwache leistungen zeigt, Aggressions- und Suchtverhalten zeigt - rechtzeitig auf die richtige Bahn zurückgelenkt werden. Ich schätze mal, den meisten dieser Jungen hat es in jungen Jahren in erster Linie an Zuwendung, Verständnis und richtiger Förderung gefehlt.

Was die Erziehung von Jungen betrifft, finde ich das Buch von St. Biddulph immer noch am besten:
[link=http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3895305057/qid=1016321049/sr=1-1/ref=sr_1_0_1/028-3991417-8710143" target="blank]Jungenbuch[/link]

Mir hat es geholfen, mehr Verständnis für Jungen aufzubringen und meine Sicht von Jungen zu verändern.
Manches kann ich aber nicht beurteilen, da ich selber eine Tochter habe und auch im Freundeskreis nur Mädchen sind.

In den Schulen brauchen wir außerdem mehr Trainings im Bereich Konfliktlösung, Mobbingabwehr und Ichstärkung. Das läßt sich zum einen in Projektwochen und Fortbildungen sowohl für Lehrer/innen als auch für Schüler/innen realisieren, zum anderen können dabei auch Multiplikator/innen ausgebildet werden, die das erworbenen Wissen ind ie Klassen tragen. Außerdem sollten alle Schulen mind. ein schulpsychologische Fachkraft haben.

Das neueste Angebot für Kinder und Jugendliche in Not ist die online-Beratung, die von manchen Beratungsstellen angeboten wird. In Schulen und Jungedzentren wird darauf hingewiesen. Am sich dort Hilfe zu holen, brauchen die Kids ein Kennwort. So wird verhindert, daß Eltern oder Freunde mitlesen können. Die Online-Beratung wird sehr gut angenommen, da für viele Kids die Hemmschwelle wegfällt, einem persönlichen Gegenüber etwas Belastendes anzuvertrauen. Es ist viel einfacher, sich auf anonymere art etwas von der Seele zu reden.

Für erwachsene Männer sollten mehr Einrichtungen wie das Talisman Männerbüro in Trier oder das Männerbüro in Berlin eingerichtet werden.

Interessant und wünschenswert wäre vielleicht auch eine Organisation "Frauen gegen Frauengewalt", die ähnlich arbeiten könnte wie vergleichbare Vereine für Männer, nämlich sowohl aufklärend als auch beratend und helfend. Dort könnte ich mir auch Vorträge über die Gefahren und Schäden von Eltern-Kind-Entfremdung und Kindesentzug vorstellen.
Schade, daß ich selber sooooo wenig Zeit habe, sonst würd ich da sicher mitmachen.

So, genug Vorschläge für heute.
Ich kann das nur so in den Raum stellen, hab jedoch keine Zeit zu einer Diskussion darüber. Ich bitte auch Maesi und Norbert um Nachsicht, da ich nicht die Zeit gefunden habe - und wohl auch nicht so bald finden werde - ihre letzten Antworten an mich wieder zu beantworten.

ciao
Beatrix

Re: Zurechtgerückt ..

Beatrix, Tuesday, 19.03.2002, 00:08 (vor 8666 Tagen) @

Als Antwort auf: Re: Zurechtgerückt .. von Joachim Müller am 18. März 2002 12:14:01:

Hallo Beatrix,
Ich verstehe Deinen Beitrag „Entzerrung“ nicht.

*schmunzel*
Ja, Joachim, das merke ich.
Ich schrieb übrigens nicht von "Entzerrung", sondern davon, daß Meyer und Lenz den Tenor Deines Tagungsberichts "zurechtgerückt" d.h. eine andere Gewichtung vorgenommen haben. Die Mehrheit der Teilnehmer scheint isgs. einen anderen Eindruck von der Tagung bekommen zu haben.

Ich habe aber noch viel mehr geschrieben, so daß der Titel "zurechtgerückt" im Endeffekt gar nicht mehr richtig paßte.
Leider bist Du nicht inhaltlich darauf eingegangen, sondern hast lediglich eine Vorwurf an deine Person herausgehört, auf den Du mit einer langatmigen Verteidigungsrede antwortest.

Daß Du in der Friedensbewegung engagiert warst, finde ich sehr positiv. Wenn ich aber an deine Äußerungen zum Thema Krieg in den letzten Monaten zurückdenke, dann überrascht mich das schon etwas.

Was Du als Dein persönliches Anliegen beschreiben hast, das kann ich nur voll und ganz unterstützen. Ich finde eigentlich nichts, dem ich widersprechen möchte.Deine Beurteilung der derzeitigen Gewaltdiskussion (:noch meilenweit entfernt von einer ideologiefreien und tabulosen Darstellung und Verantwortlichmachung) teile ich.
Bezogen auf häusliche Gewalt.
Aber das ist nun mal nur ein Bereich von Gewalt neben vielen weiteren.

Wenn Du dennoch meinst, ich wäre nicht gegen, sondern für Gewalt, dann möchte ich Dich um ein klares Statement dazu bitten.

Du hast mich falsch verstanden. Ich glaube nicht, daß Du für Gewalt bist, sondern ich empfinde Dein Auftreten manchmal als gewalttätig. Das ist nicht dasselbe. Andere würden vielleicht 'dominant', 'aggressiv', 'unsensibel' o. ä. dazu sagen. Und ich glaube eigentlich nicht, daß Du das immer bewußt machst, aber die Folgen sind leider für Deine Mitmenschen nicht weniger schlimm.

Ich denke da an Dein Auftreten im Forum der feministischen Partei, im Forum der freien Frauen und im Exenforum. Du hast selbst eine "Kampfansage" an die Frauen formuliert. Und auch in Deinem Tagungsbericht findet sich wieder eine solche (wenn auch versteckte) Kampfansage, nämlich gegen Frau Dr. Schröttle. Ich vermute zumindest, daß dies von Meyer und Lenz so empfunden wurde. Ich weiß ja auch nicht, wie die Diskusssion um Deinen Beitrag weitergegangen ist. Aber falls Du dort genauso auftrittst wie ich Dich schon öfter erlebt habe, hast Du Dir womöglich einige Sympathien verscherzt. (Ist nur eine reine Spekulation von mir, kann sein, daß ich völlig daneben liege.) Und vielleicht entstand dadurch die Richtigstellung, die wir in Arnes Newsletter lesen können.

Joachim, Du hast Dich in dem Bereich der Anti-Gewalt-Politik, der Dir besonders am Herzen liegt, sehr stark engagiert. Eine sehr intensive Beschäftigung mit einem Thema führt aber nun mal leicht zu selektiver Wahrnehmung. Andere, ebenfalls wichtige Bereiche werden dann womöglich gar nicht mehr wahrgenommen oder als unwichtig eingestuft.

Die größte Gefahr sehe ich persönlich darin, daß Du aus lauter Sorge, männliches Leiden könne ignoriert werden, Gewalterfahrungen von Frauen nicht nur mißachtest, sondern sogar leugnest. Die Zahl der gewalttätigen Frauen, egal wie hoch sie ist und wie öffentlich bekannt, schmälert nicht die Zahl der weiblichen Gewaltopfer.

Du schreibst ja selbst über Dr. Schröttle: "Sie stimmte zu, dass Männer sich einen eigenen Raum nehmen sollten, um sich mit ihren Gewalterfahrungen auseinander zusetzen. Allerdings appellierte sie dazu, in diese Auseinandersetzung immer die Rolle von Männern als Tätern einzubeziehen."

Diesem Appell schließe ich mich an. Dadurch, daß Männer jetzt erst so richtig entdecken, wie gewalttätig auch Frauen sein können, daß sie keineswegs die harmlosen, friedfertigen Wesen sind, als die sie oft hingestellt wurden, dadurch übersehen sie manchmal ihre eigene Täterschaft.
Von mir aus kann aber Dr. Schröttles Satz gerne ergänzt werden um "Die Frauen haben sich bereits intensiv mit ihren eigenen Gewalterfahrungen auseinandergesetzt. Es wird Zeit, daß sie auch ihre Rolle als Täterinnen miteinbeziehen."

Daß du selber sehr selektiv wahrnimmst, zeigst sich wieder mal deutlich in dieser Antwort hier. Obwohl Du selber an einem Präventionstag teilgenommen hast, bist Du mit keiner Zeile auf meine Gedanken zur Prävention und zur Jungenarbeit/Jungenförderung eingegangen.

Dadurch machst Du es mir leider viel schwerer, Dein Anliegen auch ernst zu nehmen. Wie soll ich Dir - und anderen Männern - glauben, daß Ihr wirklich für Opferschutz und Gewaltprävention seid, wenn niemand bereit ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen?

Der Thread, der über diesem steht, ist ebenfalls ein sehr anschauliches Beispiel: Da wird - ganz richtig - erkannt und darauf hingewiesen, daß es im Bereich Männerförderung und Jungenförderung noch große Defizite gibt.
Aber niemand geht auf meine unmittelbar drunter stehenden Vorschläge zu eben diesem Thema ein. Dabei wäre das doch die Gelegenheit, sich mal inhaltlich mit Möglichkeiten und Grenzen männerspezifischer Arbeit auseinanderzusetzen. Als Diskussionsgrundlage hab ich doch wohl mehr als genug angeboten, da muß ich doch gar nicht selber mitdiskutieren. Es geht doch um Männer. Also sollten doch Männer Manns genug sein, sich alleine damit zu beschäftigen.
Aber nix passiert.
Wie soll ich die Teilnehmer dieses Forums da noch ernst nehmen?
Das bringt doch einen Riesenverlust an Glaubwürdigkeit mit sich.
Wie soll ich da was anderes annehmen, als das - wie schon so oft, leider - nur wieder ein Grund gesucht wird, um zu stänkern, neben gegen die Frauen.
Nach dem Motto "Wenn es keine Männer+Jungenförderung gibt, dann sind daran nur die bösen Frauen schuld. Nieder mit den Frauenpolitikerinnen." Als hätten das die Frauen alleine zu verantworten, wenn die Förderung da bisher zu kurz gekommen ist.Wer vor 10 jahren Männer als förderungswürdig und föderungsbedürftig bezeichnet hätte, egal ob Mann oder Frau, wäre wahrscheinlich ausgelacht worden. So neu ist die Männerforschung noch.

Kann ja sein, daß ich manche Aussagen hier überinterpretiere. Vielleicht bin ich gegenüber manchen Sätzen genauso empfindlich und lese immer gleich einen versteckten Vorwurf heraus so wie Du das gerade mit meinem Beitrag gemacht hast.

Das ist mit ein Grund, daß ich hier öffentlich antworte, obwohl ich zuerst fand, daß wir das besser am Telefon besprechen könnten. Unser Dialog hat etwas Exemplarisches. Wir hören beide am deutlichsten die Kritik am anderen Geschlecht heraus. Und die anderen Männer hier und die anderen Frauen hier und anderswo tun das auch oft. Wichtiger wäre aber eine sachliche Auseinandersetzung, die aber leider im Webforen wesentlich schlechter funktioniert als in einem Arbeitskreis vor Ort.
Ich meine eine Diskussion nicht über das, was schlecht ist und was falsch gemacht wird, sondern darüber, wie man es besser machen kann.

ciao
Beatrix


Re: Zurechtgerückt ..

Jolanda, Tuesday, 19.03.2002, 04:23 (vor 8666 Tagen) @

Als Antwort auf: Re: Zurechtgerückt .. von Joachim Müller am 18. März 2002 23:16:05:


Lieber Joachim

Sage mir doch bitte einmal ganz konkret, was du von uns Frauen denn erwartest. Sage es mir klar und deutlich, was sollten wir tun?

Ich lese deinen Beitrag und den von Beatrix und dann wieder deinen. Ich weiss, was sie meint, du wirkst wirklich oft sehr hart, sehr unnachgiebig und deine Beiträge sind auch immer mit versteckten oder offen gelegten Anschuldigungen gespickt.

Richtig Frauen sind auch gewalttätig, im häuslichen Bereich wird sich das wohl in etwas die Waage halten....weil dort der Anteil von gewalttätigen Frauen besonders hoch ist.

Ich weiss, dass du hier recht hast, ich weiss auch, dass du in vielen anderen Dingen recht hast, ich weiss du bist aktiv engagiert, du tust etwas. Du weisst, du hast dafür meine Hochachtung!

Nur was hilft mir das alles. Ich bin offen für Denkanstösse, Lösungsvorschläge, ich brauche nicht täglich neue schlimme Geschichten über Frauen, um das zu glauben. Kannst du dir vorstellen, dass das einfach nur müde macht, dass man bei allem Verständnis und allem Respekt vor diesen vielen berechtigten Anliegen irgendeinmal einfach aufgibt als Frau.

Ich habe mir die letzen Tage oft gedacht, dass hier nicht wirklich viele Männer an einem echten Austausch mit Frauen interessiert sind. Ich habe mir schon gedacht, vielleicht wollen die das ja gar nicht, das ist denen nicht wichtig, die suchen Lösungen ohne Frauen, weil sie Frauen gegenüber so misstrauisch sind, dass sie nicht mehr in der Lage sind, wirklich auf sie einzugehen.

Sage du mir nun, was erwartetst du von uns, erwartest du nichts, weil du denkst, wir sind nicht wirklich glaubwürdig, man kann uns im Endeffekt eh nicht trauen?

Du willst doch auch verändern, dazu müssen doch auch die Frauen verstehen...begreifen, dass es so nicht weitergehen kann. Und wenn sie es begriffen haben, was sollen sie dann konkret tun?

Ich brauche nicht Sensibilisierung und kaum jemand der Frauen, die hier schreiben auch nicht....wir möchten Vorschläge, wie können wir das ändern...

Ich weiss, dass Beatrix nichts schön reden wollte oder verpacken, sie anerkennt deine Arbeit aus ehrlichem Herzen, sie wollte dich nicht verletzen und hat versucht, dir zu erklären, einfach ehrlich zu erklären, was ihr so durch den Kopf geht....und deine Antwort darauf?

Dass sie kein Verständnis erwarten darf....warum sind Menschen, die doch darauf angewiesen sind, dass man sie versteht, dass man Verständnis aufbringt für ihre Wut, ihre Anklagen, warum fällt es gerade denen so schwer für andere Verständnis zu haben, erkläre es mir.

Ich habe das Gefühl fest zu stecken....ich frage mich ernsthaft, ob es Sinn macht in Foren zu schreiben, wo es um Männerthemen geht. Ob Mann das überhaupt will oder nicht eher als "lästig" empfindet.

Denn wenn es so ist, dann wäre es doch ehrlicher, dass zu sagen. Sollte es nicht so sein, wären wir wieder am Anfang dieses Beitrages und der Frage:

Was erwartest du von den Frauen, wie sollen sie die Männer denn in ihren Anliegen unterstüzen?

Es grüsst dich
Jolanda

Re: Zurechtgerückt ..

Jolanda, Tuesday, 19.03.2002, 15:26 (vor 8665 Tagen) @

Als Antwort auf: Re: Zurechtgerückt .. von Joachim Müller am 19. März 2002 12:14:31:

Lieber Joachim

So ganz unrecht hast du wohl nicht mit deiner Erklärung wie Gespräche und Diskussionen oftmals ablaufen zwischen Mann und Frau.

Dazu möchte ich dir sagen, dass ich mit solchen konkreten Aussagen aber auch etwas anfangen kann. Ich kann als Frau versuchen mich nicht diesem Verhaltensmuster anzupassen. Es hilft mir, wenn ich von Männern höre, wenn Frau dann sagt:" du machst mir Angst", dann ist das kontraproduktiv, wir Männer wollen auch aufgefangen und verstanden werden, wir müssen uns doch selbst finden und man darf uns nicht jedesmal aufhängen, wenn wir mal etwas laut werden. Hier kann ich ansetzen, verstehst du, das ist wirklich etwas, dass sensibilisiert, gerade wenn Mann es sagt!

Bezeichnender Weise begehen mehr als doppelt so viele Männer Selbstmord als Frauen (mit jährlich ca. 7500 deutlich mehr, als es Verkehrstote gibt). Während Frauen aus schwierigen Situationen häufiger Auswege finden, bleiben Männer mit ihren Problemen häufiger alleingelassen. Oft begründet man das Scheitern einer Männerbiographie mit Alkoholproblemen, so als wäre Alkohol eine Pein-verursachende Person. Für richtiger halte ich die Annahme, dass der Alkohol etwas ersetzen muss, was der Mann nicht hat – nämlich Verständnis und emotionale Unterstützung durch die Partnerin.

....da gehe ich mit dir einig, Alkohol ist nicht die Ursache, Alkohol ist nur ein Symptom. Ja ich sehe das schon auch in die Richtung. Ich sage ja auch immer, wegen diesen 7 Jahren, die die Frauen länger leben, denkst du nicht auch, das hat ebenfalls damit zu tun, dass es einfach krank macht, wenn man alles immer in sich hineinfressen muss, Man(n) schluckt und schluckt. Irgendwann frisst sich das doch in dein Herz, deinen Körper.
Wir Frauen werden oft belächelt, weil wir so schnell heulen und alles zu tode schwätzen, aber ich denke, dadurch leben wir eben auch länger. Männer hingegen, die immer nur stark sein müssen, die ersticken doch irgendwann an ihrem Kummer. Also ich würde daran ersticken!

Es ist mein persönliches Erleben, dass Frauen sehr viel mehr an emotionaler Unterstützung erhalten, als von ihnen zurückkommt. Ich glaube nicht, dass dies eine persönliche Ausnahmeerfahrung meinerseits ist, sondern dass dahinter der Sozialisierungsprozess steckt, der Männer zu Männern macht.
....Ich weiss nicht Joachim, ich denke schon, dass noch viel an Klischees und verbohrtem Rollendenken in vielen Menschen steckt, dass man denkt ein Mann braucht nicht die selbe Unterstützung wie eine Frau.
Wobei das dies eine Seite ist, dass man wirklich zuwenig auf die Probleme und Sorgen der Männer eingeht.
Die andere Seite ist aber die, dass viele Männer das auch nicht zulassen können. Ich bin ein Typ Frau, der nicht unterscheidet wenn es um Emotionen geht...ich fühle mit jedem Mann genauso wie mit jeder Frau, aber oftmals ist es gar nicht so einfach an die Männer heran zu kommen. Sie winken ab und meinen, dass sie das schon schaffen....sie verharmlosen anstatt ihren Kummer und ihre Wut rauszulassen.
Ich denke wir müssen da beide etwas umdenken.

Diese Gesellschaft braucht Männer, die man nach Afghanistan schicken kann und nicht solche, die über ihre Probleme klagen.
....ich denke, die Gesellschaft braucht ganz dringend Männer, die glücklich sind, unsere Gesellschaft braucht Väter, nicht Kanonenfutter...!

Beide Kräfte – die Mittel weiblicher Interessendurchsetzung und die Sozialisierung des Mannes zum Mann – hinterlassen tiefe Verschleißerscheinungen in der männlichen Seele und dürften nicht unerheblich an der viel kürzeren Lebensdauer von Männern beteiligt sein. Es gibt hier noch viel zu tun – von beiden Geschlechtern.

....ja....lächelt...hierzu habe ich mich weiter oben ja schon geäussert und wie ich hier lese, denken wir ja gleich...ja es gibt noch viel zu tun...packen wir es an.

Gruß
Joachim
Ich bin aus privaten Gründen z.Zt. schlecht gelaunt und daher möglicherweise etwas unausstehlich. So sind Steinböcke eben.

....schmunzelt....da sind die Fische wohl versöhnlicher, aber mein Aszendent ist auch Steinbock...denkst du bei mir kommt das noch...:-)

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