Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Politikziel Gewaltfreiheit - die Berliner Erklärung

Beatrix, Monday, 04.03.2002, 02:57 (vor 8681 Tagen)

In diesem Forum dreht sich sehr viel um die Ablehnung das Gewaltschutzgesetzes. Dabei sollte Gewaltschutz an sich uns allen eine Menge wert sein. Und Gewaltfreiheit noch viel mehr.
Ich wundere mich daher oft, daß Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung hier keine grundsätzliche Ächtung erfährt.

Ob Gewalt nun von Männern oder von Frauen ausgeht, sie sollte IMHO generell verurteilt werden.

Ich habe zu dem Thema die Berliner Erklärung zum Zivilen Friedensdienst entdeckt:

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Die Berliner Erklärung für einen Zivilen Friedensdienst

Die im folgenden abgedruckte Berliner Erklärung für einen Zivilen Friedensdienst vom 22. Februar 1997 hat bereits viele prominente Erstunterzeichnerlnnen gefunden, so z.B.

Franz Alt, Johann Galtung, Peter Härtling, Hildegard Hamm-Brücher, Wolfgang Huber, Maria Jepsen, Lew Kopelew, Hans Koschnik, Will Quadflieg, Lea Rosh, Friedrich Schorlemmer, Helmut Simon, Dorathee Sölle, Hermann Josef Spital, Manfred Stolpe, Rita Süßmuth, Hans-Joachim Vogel, Antje Vollmer, Günther
Wallraff, Karl-Friedrich v. Weizsäcker, Christa Wolf, u.v.a.m.

Berliner Erklärung für einen Zivilen Friedensdienst

Konflikte zwischen Menschen, Konflikte in einer Gesellschaft oder zwischen Nationen sind eine Grundgegebenheit des Zusammenlebens. Die mangelnde Bereitschaft und Fähigkeit aber, diese Konflikte gewaltfrei und mit zivilen Mitteln produktiv auszutragen, ist zum anwachsenden Problem geworden.

Wege und Mittel gewaltfreier Konfliktbearbeitung sind vielfach erprobt und realisierbar. Die bislang genutzten zivilen Instrumente für inner- und zwischengesellschaftliche Konfliktregelung reichen jedoch nicht aus. Was in
unserer Gesellschaft zudem fehlt, ist das verbreitete Wissen um die Möglichkeiten, deeskalierend und gewaltmindernd, versöhnend und unterstützend in Konflikten zu handeln. Dazu bedarf es aber professioneller
Unterstützung durch eigens dafür ausgebildete Friedensfachkräfte.

Vor diesem Hintergrund fordern wir einen in der Gesellschaft verankerten, gesetzlich abgesicherten, staatlich geförderten und international eingebundenen Zivilen Friedensdienst.

Ziviler Friedensdienst meint einen Friedensfachdienst, der in nationalen und internationalen Konflikten mit den Methoden der gewaltfreien Konfliktaustragung tätig wird.

Sein Ziel ist es, in qualifizierter Form dazu beizutragen, den Ausbruch von Gewalt zu verhindern oder zu beenden oder nach gewaltsamen Konflikten Prozesse der Versöhnung in Gang zu setzen. Die Mitarbeiterlnnen,
Frauen und Männer unterschiedlichen Alters, sollen durch eine mehrmonatige Ausbildung zu gewaltfreien Einsätzen befähigt werden. Sie sollen nach dem Prinzip der Subsidiarität in pluraler gesellschaftlicher Trägerschaft arbeiten.

Der Staat muß für die Trägerorganisationen und MitarbeiterInnen die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen.

Die Verwirklichung der Idee eines Zivilen Friedensdienstes bedarf einer breiten gesellschaftlichen Unterstützung.

Wir bitten die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes:

Informieren Sie sich über das Konzept des Zivilen Friedensdienstes!
Setzen Sie Ihre politische Stimme dafür ein, die Politiker und Politikerinnen für den Zivilen Friedensdienst zu gewinnen!
Helfen Sie mit, diese Idee in unserer Gesellschaft zu verwirklichen!

Den Deutschen Bundestag und die Bundesregierung erinnern wir daran, daß die Einsicht in die Notwendigkeit gewaltfreier und zivilgesellschaftlicher Handlungsinstrumente zur Sicherung und Förderung des Friedens längst
vorhanden sind. Wir fordern Sie dazu auf den Weg freizumachen für die Einrichtung des Zivilen Friedensdienstes!

Die Zeit ist reif, sich in neuen Formen der nationalen und internationalen Verantwortung für Frieden und Völkerverständigung zu stellen!

nachzulesen unter:
http://www.forumzfd.de/erklaer.htm

ciao
Beatrix

Re: Politikziel Gewaltfreiheit - die Berliner Erklärung

Jörg, Monday, 04.03.2002, 04:32 (vor 8681 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Politikziel Gewaltfreiheit - die Berliner Erklärung von Beatrix am 04. März 2002 00:57:20:

In diesem Forum dreht sich sehr viel um die Ablehnung das Gewaltschutzgesetzes. Dabei sollte Gewaltschutz an sich uns allen eine Menge wert sein. Und Gewaltfreiheit noch viel mehr.

Einverstanden (wenngleich ich völlige Gewaltfreiheit im Prinzip für utopisch
halte).

Ich wundere mich daher oft, daß Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung hier keine grundsätzliche Ächtung erfährt.

Könnte dies vielleicht daran liegen, daß so etwas als Selbstverständlichkeit
vorausgesetzt wird? ;-)

Ob Gewalt nun von Männern oder von Frauen ausgeht, sie sollte IMHO generell verurteilt werden.

Richtig. Warum wird dann nur die Männergewalt als Gewalt erkannt und
verurteilt?

Gruß, Jörg

Re: Was ich von dem Gewaltschutzgesetz halte...

Joachim, Monday, 04.03.2002, 07:36 (vor 8681 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Politikziel Gewaltfreiheit - die Berliner Erklärung von Beatrix am 04. März 2002 00:57:20:

das kannst du hier unten nochmal nachlesen, den Thread habe ich in Monikas Forum gesetzt. Ich möchte betonen, dass ich gegen Gewalt bin, wenn aber einseitig dieses Gewaltschutzgesetz nur gegen Männer angewandt wird, so bin ich strikt gegen dieses Gesetz! Du bist doch sicherlich nicht dagegen, wenn man das Gewaltschutzgesetz überprüfen würde, ob Männer unrechtmässig aus der Wohnung geworfen werden, dies sollte anhand einer Test-Gewaltstudie "Falschbeschuldigung der häuslichen Gewalt" herausgefunden werden. Wenn Unrecht zu Recht wird, dann wird Widerstand zur Pflicht!

Joachim

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Hallo Moni,
hatte ja auch eine Email (unten) an UNI-Bremen versandt und bis jetzt keine Antwort bekommen, daher glaube ich, dass dieses Email abgefangen wurde.
Wenn einmal eine Test-Gewaltstudie "Falschbeschuldigung häuslicher Gewalt" durchgeführt würde, so glaube ich, dass von 1000 Männer die in einem Test falsch beschuldigt wurden ca. 200 aus der Wohnung geworfen werden, wenn Frau unbedingt die Wohnung für sich beanspruchen will, die restlichen Männer würden Abmahnungen bekommen und Frau steht immer als unschuldiges Englein da, so sehe ich die Prognose einer Test-Gewaltstudie "Falschvorwurf häusliche Gewalt", oder seht ihr meine Prognose anders?

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Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie bereits wissen ist zum 01.01.2002 das neue Gewaltschutzgesetz in Kraft getreten und neutral verfasst worden, denoch sehe ich eine grosse Gefahr dass dieses Gesetz fast ausschliesslich gegen Männer in Ehen bzw. Partnerbeziehungen bei Scheidungen, Sorge- und Umgangsrechtstreitgkeiten angewandt wird, denn durch unzählige Kampagnen in Medien wurden fast ausschliesslich nur Männer der häuslichen Gewalt bezichtigt und somit die Menschen sensibilisiert. Es gibt auch ein Gutachten zum Gewaltschutzgesetz von Professor Dr.Dr. Michael Bock http://www.vafk.de/themen/expanhbock.htm. Ich bin deshalb der Meinung, dass man eine Test-Gewaltstudie "Falschbeschuldigung der häuslichen Gewalt" mit jeweils z.B. 1000 Frauen und Männer durchführen sollte, um herauszufinden wie Behörden mit Männer und Frauen umgehen, die in einem Test der häuslichen Gewalt beschuldigt wurden.

Re: Was soll das werden?

XRay, Monday, 04.03.2002, 11:00 (vor 8680 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Politikziel Gewaltfreiheit - die Berliner Erklärung von Beatrix am 04. März 2002 00:57:20:

"Zivilen Friedensdienst"

..vielleicht ein Ersatz für die - hoffentlich bald - entfallende Wehrpflicht..
..Ist das ein neuer Name für Wehrdienst?
..Hört sich jedenfalls sehr positiv an, obs das auch ist?

Re: Was ich von dem Gewaltschutzgesetz halte...

Jörg, Monday, 04.03.2002, 16:54 (vor 8680 Tagen) @ Joachim

Als Antwort auf: Re: Was ich von dem Gewaltschutzgesetz halte... von Joachim am 04. März 2002 05:36:50:

hatte ja auch eine Email (unten) an UNI-Bremen versandt und bis jetzt keine Antwort bekommen, daher glaube ich, dass dieses Email abgefangen wurde.

Daß E-Mails abgefangen werden, nur weil sie der eigenen Meinung
widersprechen halte nicht für sonderlich wahrscheinlich.

Eher ist davon auszugehen, daß sie mitgelesen werden.

Gruß, Jörg

Re: Was ich von dem Gewaltschutzgesetz halte...

Joachim, Monday, 04.03.2002, 18:27 (vor 8680 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Was ich von dem Gewaltschutzgesetz halte... von Jörg am 04. März 2002 14:54:21:

>hatte ja auch eine Email (unten) an UNI-Bremen versandt und bis jetzt keine Antwort bekommen, daher glaube ich, dass dieses Email abgefangen wurde.
Daß E-Mails abgefangen werden, nur weil sie der eigenen Meinung
widersprechen halte nicht für sonderlich wahrscheinlich.
Eher ist davon auszugehen, daß sie mitgelesen werden.
Gruß, Jörg

Frage ist, von wem werden diese Mails gelesen und dann so manche Mails vernichtet werden, wenn man die Wahrheit unterdrücken will?
Ich habe leider die Feststellung gemacht, dass überwiegend Frauen in den Verwaltungspositionen sind (hier müsste man ganz schnell über eine Männerquote nachdenken)!

Re: Politikziel Gewaltfreiheit - die Berliner Erklärung

Maesi, Sunday, 10.03.2002, 14:12 (vor 8674 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Politikziel Gewaltfreiheit - die Berliner Erklärung von Beatrix am 04. März 2002 00:57:20:

Hallo Beatrix

In diesem Forum dreht sich sehr viel um die Ablehnung das Gewaltschutzgesetzes. Dabei sollte Gewaltschutz an sich uns allen eine Menge wert sein. Und Gewaltfreiheit noch viel mehr.

Die Crux liegt in der Unterminierung fundamentaler Rechtsprinzipien. Aufgrund von blossen (glaubhaften) Behauptungen kann der Mann (ohne Anhoerung vor Gericht) bereits aus der Wohnung gewiesen werden; eine serioese gerichtliche Untersuchung wird auf spaeter verschoben. Dieses Gesetz greift nicht nur in die grundrechtlich garantierte Unverletzlichkeit der Wohnung ein sondern faktisch auch in die Unschuldsvermutung. Kann doch eine schwerwiegende Sanktion (der Wohnungsverweis sowie allenfalls ein Naeherungsverbot) ohne faires Gerichtsverfahren (d.h ohne die von der UNO-Menschenrechtskonvention garantierte Anhoerung des Angeklagten vor einem Gericht) verhaengt werden. Dabei reicht es aus, dass das Opfer angeblich bedroht wurde; es muss nicht bereits zu phys. Gewalthandlungen gekommen sein. Bei gegenseitigen Gewalttaetigkeiten, ist derjenige im Vorteil, der als erster anzeigt, wobei durch das vorherrschende Frauen-sind-immer-Opfer-Klischee ein Mann viel unglaubwuerdiger erscheint als eine Frau.
Natuerlich kommt es jetzt darauf an, wie weise die Gerichte das Gesetz anwenden. Trotzdem halte ich das GewSchG aus den oben dargestellten Erwaegungen fuer einen Suendenfall.

Ich wundere mich daher oft, daß Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung hier keine grundsätzliche Ächtung erfährt.

Offensichtlich schaetzen wir die Menschen voellig unterschiedlich ein. Ich setze bei einem mir fremden Menschen voraus, dass er Gewalt nicht als legitimes Mittel der Auseinandersetzung ansieht. Erst wenn er durch sein Verhalten oder entsprechende Aussagen etwas anderes vermuten laesst, revidiere ich meine Meinung ueber ihn. Bei Dir scheint das eher umgekehrt zu sein.
Vorbehalten bleibt natuerlich immer Gewaltanwendung als Akt der Selbstverteidigung, wobei die Gewalt dann verhaeltnismaessig eingesetzt werden muss.
Im uebrigen haben sich hier etliche Stammposter (z.B. Joerg, Norbert, Ferdi, und natuerlich Du selbst auch) z.T. mehrmals von Gewaltanwendung distanziert.

Ob Gewalt nun von Männern oder von Frauen ausgeht, sie sollte IMHO generell verurteilt werden.

Genau. Das Geschlecht des Gewaltanwenders ist normalerweise unerheblich. Das wurde hier schon oft geschrieben.

[Berliner Erklärung für einen Zivilen Friedensdienst]

Recht viele beruehmte Personen haben diese schoene Erklaerung unterzeichnet.
Wieviel solche zivilen Berater tatsaechlich wert waeren, ist schwer abzuschaetzen. Auch UNO-Truppen koennen immer nur mit Duldung aller Konfliktparteien in einem bestimmten Kriesengebiet stationiert werden. Der Irak hatte bekanntlich die zivilen UNO-Inspektoren ausgewiesen. Selbst die UNO hatte keinerlei Autoritaet deren weiteren Aufenthalt im Irak zu erzwingen. Dasselbe koennte wohl auch mit solchen Beratern passieren; Voraussetzung ist eben immer eine gewisse Bereitschaft der betroffenen Kontrahenden zur Kooperation. Hier bin ich wiederum der Meinung, dass die (Geheim-) Diplomatie nicht nur wesentlich professioneller arbeitet als Leute, die in einer sechsmonatigen Schnellbleiche ausgebildet wurden, sie hat auch mehr voelkerrechtliche Instrumente zur Verfuegung sowie groesseres politisches Gewicht.
Aber es gibt inzwischen so viele NGO, die sich, meist mit eher maessigem Erfolg, fuer Entwicklung, Friedensstiftung usw. einsetzen, dass es auf eine mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt.

Gruss

Maesi

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