Wider den Ungeist: Sat1, Richter A.Holt...
Heute nachmittag bei Richter Alexander Holt, SAT1.
Angeklagte hat einen Mann überwältigt, mit Chloroform betäubt, gefesselt und dann eine Stunde lang gefoltert mit Brennesseln und Zigarrettenglut.
Die Beweise werden immer drängender. Da taucht im Lauf der Verhandlung als Motiv auf, dass der Mann sie Wochen vorher einmal vergewaltigt haben soll. (Wohlgemerkt, nur Aussage einer Freundin der Angeklagten, kein vorher ergangenes Urteil. Der Mann bestreitet.)
Urteil: 18 Monate auf Bewährung statt mehrjähriger zu verbüssender Haftstrafe, weil, so in der richterlichen Begründung, man ihr wohl glauben könne, daß sie in der Vergangenheit vom Opfer vergewaltigt worden sei. (Wie kann man einen Vorfall, der genausgut als Schutzbehauptung geschildert worden sein kann und seinerseits noch gar nicht prozessual überprüft und verifiziert worden ist, zur Strafminderung heranziehen? Wohl nur, wenn es die Appellation ans kollektive männliche Gewissen mittels des universellen Zauberworts "Vergewaltigung" und der Richter dazu ein Mann ist.)
Zu den 18 Monaten auf Bewährung kam eine Geldbusse zahlbar an das FRAUENhaus...
Äh, Moment mal, dachte ich, die Sendung so nebenbei verfolgend: War da nicht was?
Da wurde zunächst mal beweisbar einem *Mann* Gewalt angetan, und die Täterin zahlt an das Frauenhaus?
Aber wahrscheinlich hatte der Richter schlicht Probleme, sich angesichts der überwältigenden Fülle von Institutionen für männliche Gewaltopfer für eine einzige davon zu entscheiden...
bye
Thomas
Re: Wider den Ungeist: Sat1, Richter A.Holt...
Als Antwort auf: Wider den Ungeist: Sat1, Richter A.Holt... von point / Thomas am 05. Februar 2002 17:00:51:
Lieber Thomas
Viele sind einfach überfordert, wenn ihnen was vor Augen geführt wird, was sie nicht glauben möchten. Es sitzt teiweise schon noch tief, dieses Frau sanftes Wesen, Mann brutaler Schläger.
Aber ich erfahre in meinem direkten Umfeld auch viel Positives. Ich war gestern an einer Party und da haben wir "Frauengewalt" auch beredet. Und ich bin auf viel Zustimmung gestossen, gerade auch bei Frauen. Ich weiss, dass es für einige Anliegen von den Männern bestimmt noch viel Einsatz braucht, aber ich denke schon, dass das Eis langsam am aufbrechen ist.
Man fängt an zu verstehen, dass Gewalt kein Geschlecht hat, klar gibt es auch noch die, die das nie und nimmer so sehen wollen, aber wo gibt es die nicht?
Ich denke schon, dass kleine Erfolge uns motivieren sollten und wir uns mehr um die kümmern sollten, als zum Beispiel darum, was die Medien bringen.
Ich schaue kaum TV...ich brauche es auch nicht, um zu wissen, was ich für Recht halte und was nicht.
Die Medien wollen Einschaltquoten und es ist nun mal populär sich für Frauen einzusetzen. Ich sage nicht, dass wir Frauen nicht auch Anliegen haben, um die wir auch weiterhin kämpfen, aber die schliessen nicht aus, dass wir uns Pflichten und Rechte teilen.
Ich kann versuchen mein Umfeld zu sensibilisieren, das kann ich konkret tun. Aber euch neu definieren, euch selbst sein, sich dort abgrenzen, wo ihr es für richtig haltet, usw. das müsst ihr selbst tun.
Kümmert euch nicht um Urteile im Fernsehen, denn das noch viel getan werden muss, das wisst ihr.
Und glaube mir Thomas, es gibt zudem noch andere, die wie du finden, das so ein Urteil schon viel "Hilflosigkeit" widerspiegelt.
Ein lieber Gruss
Jolanda