Zu: Mona Lisa...
point / Thomas , Sunday, 27.01.2002, 21:30 (vor 8716 Tagen)
Erwartungsgemäß
gelaufen, imho:
Das Verhältnis der Sendezeit "Frau=Opfer" zu Sendezeit "Mann=Opfer":
6:1
In den "neutralen" Moderationen über Opfer häusslicher Gewalt zwischen den Film-Beiträgen (wohlgemerkt, nicht *in* den Beiträgen, wo das betroffene Geschlecht ja durch den Inhalt feststand, sondern dazwischen, in den allgemeinen Aussagen):
Zahl der Formulierung *einer* Geschlechtergruppe ("Frau" oder "Mann") statt eigentlich angebrachter geschlechtsneutraler Formulierungen (z.B als "Täter oder Täterin", oder wenigstens als "die Täter"):
35 mal.
Davon Häufigkeit der Gleichsetzung von Frau als Opfer:
33
Häufigkeit der Gleichsetzung von Mann als Opfer:
2 ...
Noch Fragen?
bye
Thomas
Re: Zu: Mona Lisa...
goprojekt, Sunday, 27.01.2002, 23:31 (vor 8716 Tagen) @ point / Thomas
Als Antwort auf: Zu: Mona Lisa... von point / Thomas am 27. Januar 2002 19:30:06:
lieber thomas,
nein, keine fragen mehr. auch ich habe mitgezählt, d.h. die gleiche statistik geführt. den fünfminütigen beitrag über häusliche gewalt gegen männer, der auch noch nach zwei beiträgen von insgesamt 15 minuten über gewalt gegen frauen gebracht worden ist, und damit "richtig" eingeleitet wurde, haben die männerrechtler schwer gebüsst. was aber auch war von der beliebten "fünfminutenhasssendung" des öffentlichen proporzes auch zu erwarten gewesen. dennoch war es einen versuch wert, und wenn es auch nur um die klarstellung gegangen wäre, dass eben nichts zu erwarten steht. gruss goprojekt
Re: Zu: Mona Lisa...
point / Thomas , Monday, 28.01.2002, 00:18 (vor 8716 Tagen) @ point / Thomas
Als Antwort auf: Zu: Mona Lisa... von point / Thomas am 27. Januar 2002 19:30:06:
Habe mir erlaubt, der Redaktion von Mona Lisa ( monalisa@zdf.de )
folgende mail zu schreiben (Den Text habe ich sinngemäß ebenso in deren Forum gepostet (siehe link; links auf "Foren" klicken, dann "Mona Lisa" suchen)
Sehr geehrte Damen und Herren,
in ihrer Sendung "Mona Lisa" vom 27.1.02, angekündigt als Sendung über
häusliche Gewalt u.a. auch gegen Männer, betrug das Verhältnis der Sendezeit
"Frau=Opfer" zur Sendezeit "Mann=Opfer" ca. 6:1.
Es wurden vielfach verschiedene angstauslösende Bilder von bedrohlichen oder
gewaltausübenden Männern zur Illustration eingesetzt, kein einziges jedoch
von einer ebensolchen Frau.
Selbst in den vermeintlich geschlechtsneutral-allgemein gehaltenen Aussagen
der Moderatorin über Opfer häusslicher Gewalt zwischen den Filmbeiträgen gab
es 35 mal eine geschlechtsspezifische Formulierung ("die Frau" oder "der
Mann") statt eigentlich angebrachter geschlechtsneutraler Formulierungen
(z.B als "Täter oder Täterin", oder wenigstens als "die Täter").
Dabei wurde 33 mal "die Frau" mit "Opfer" gleichgesetzt, hingegen 2 mal "der
Mann".
Wie sind all diese Beobachtungen ihrer Meinung nach in Einklang zu bringen
mit den im Ergebnis tendenziell übereinstimmenden Studien (von denen auch
Professor Bock sprach), nach denen häusliche Gewalt etwa gleichermaßen von
Frauen wie Männern ausgeht, im Zweifel sogar eher häufiger von Frauen?
Es drängt sich unwillkürlich der Eindruck auf, hier solle nach wie vor
einseitig "der Mann" als Täter dargestellt und "die Frau" entlastet werden.
Positiv zu bewerten fand ich den Hinweis auf die Situation der Kinder als
eigentlich Leidtragende von gewaltbetroffenen Paaren. Bedauerlich allerdings
auch hier, daß sie nicht erwähnten, daß ein Vielfaches an Kindern
misshandelt wird im Vergleich zu Frauen, wobei diese aber im Gegensatz zu
Kindern über ein auf breitester Basis angelegtes gesellschaftliches
Hilfsangebot verfügen.
Zum anderen werden eben keineswegs nur, wie als einziges Beispiel genannt,
von Männern misshandelte Kinder ihrerseits zu Tätern, sondern dies gilt
genaus so für von Frauen misshandelte/missbrauchte Jungen, als auch für von
Frauen misshandelte/missbrauchte Mädchen als spätere Täterinnen.
In diesem Zusammenhang ist z.B. auch wichtig zu wissen, daß etwa 9 mal
soviel Kinder von ihren Müttern getötet werden wie von Männern.
Ich empfehle zur weiterführenden Lektüre z.B.
http://www.novo-magazin.de/45/novo4520.htm
Sabine Beppler, Über falsch verstandenen Frauenschutz in Deutschland.
Oder Arne Hoffmanns auch von ihnen bei den weiterführenden Literaturtips
angeführten Buch "Sind Frauen bessere Menschen" siehe
: http://members.tripod.de/cagliostro3/
Der von Ihrer Sendung erweckte Eindruck, dass heutzutage häusliche
Männergewalt ein grösseres Problem darstelle als weibliche, entspricht also
schlicht nicht den Tatsachen.
Im Interesse einer sachlichen Diskussion und dem Interesse aller zukünftig
zu Opfern werdenden weiblichen wie männlichen Menschen möchte ich sie
bitten, dieses Thema zukünftig nicht mehr aus einer tendenziösen, einseitig
geschlechtsbezogenen Sicht zu betrachten.
mit freundlichen Grüssen
...
Schreibt doch auch mal, die kriegen bestimmt gerne Post! 
bye
Thomas
Stellungnahme Professor Bock zur
Arne Hoffmann, Monday, 28.01.2002, 10:55 (vor 8715 Tagen) @ point / Thomas
Als Antwort auf: Zu: Mona Lisa... von point / Thomas am 27. Januar 2002 19:30:06:
In meinem nächsten zine werde ich einige Zuschauerreaktionen zur Sendung zusammenfassen. Hier schon mal als Vorabveröffentlichung die Stellungnahme Professor Bocks:
In einem offenen Brief an die Macherinnen des Magazins:
"Für sich genommen war der Beitrag gar nicht schlecht. Aber in der Kombination war es aus meiner Sicht nicht so toll. Ergänzen würde ich noch: Selbstverteidigungskurse sind schon ok, aber wer in der Schule und auf dem Heimweg Angst hat, sind Jungs. Warum sind sie ausgeschlossen? Und: So mutig die Kurdin ist, ihr Mann wurde auch 15 Tage (!) gefoltert. Ist das nun ein gender-Problem oder eines der Menschenrechte? Auch in Afghanistan: Wer wurde gefoltert und ermordet? Und dann noch eine wirklich nicht zu überbietende Äußerung: Durch die intergenerationelle Vermittlung von Gewalt werden Mädchen zu Opfern und Jungen zu Tätern. Ich schäme mich, in dieser Sendung gewesen zu sein. Mein erster Eindruck war besser!"
Und er ergänzt in seiner Mitteilung an mich und mein zine:
"Man fragt sich natürlich schon, mit welchen Scheren im Kopf die Redaktion herumläuft. Es war ja ein einziger `Bruch´...das müßte man doch merken und irgendwie versuchen, die kognitive Dissonanz zu glätten. Aber nichts dergleichen. Zum Glück nur wurden die Landfrauen aus Hechtsheim nicht negativ tangiert, die sehr engagiert und sehr offen mit mir diskutiert hatten - um Klassen klüger als die Redakteurinnen der Sendung. Ich bin allerdings zuversichtlich, daß die Sendung am Donnerstag (`Sonde´ im SWR) besser wird."
Herzlicher Gruß
Arne
Mona-Lisa-Sendung (no text)
Arne Hoffmann, Monday, 28.01.2002, 10:56 (vor 8715 Tagen) @ Arne Hoffmann
Als Antwort auf: Stellungnahme Professor Bock zur von Arne Hoffmann am 28. Januar 2002 08:55:30:
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