Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: mal so ganz allgemein

Maesi, Friday, 14.12.2001, 21:22 (vor 8760 Tagen) @ die Normfrau

Als Antwort auf: mal so ganz allgemein von die Normfrau am 14. Dezember 2001 00:08:18:

Hallo Normfrau

Fragt ihr euch ab und zu auch mal, wer für diese "Ungerechtigkeiten" verantwortlich ist ?

Ja, sogar ziemlich oft.

Zum Beispiel die Wehrpflicht nur für Männer - dieses Gesetz stammt aus Zeiten, da mussten Frauen ihren Ehemann noch um Erlaubnis fragen, wenn sie arbeiten gehen wollten.

Die Wehrpflicht der Maenner wurde in Deutschland in den fuenfziger Jahren (1956?) wieder eingefuehrt, nachdem sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs von den siegreichen Alliierten gekippt worden war. Mit den Versailler Vertraegen war sie nach dem Ersten Weltkrieg schon einmal abgeschafft aber waehrend der Zeit des Dritten Reichs wieder eingefuehrt worden.
Das Problem ist IMHO nicht so sehr, wie es zu dieser Wehrpflicht gekommen ist, sondern vielmehr, ob sie heute in dieser Form noch zeitgemaess ist. Eine Nur-Maenner-Wehrpflicht ist auf jeden Fall sexistisch. Die Frage "allgemeine Wehrpflicht (fuer Maenner und Frauen) oder Berufsarmee?" ist davon nicht direkt betroffen.
Dieser alte Zopf, dass Frauen eine Bewilligung des Ehemannes benoetigen, um einer Erwerbstaetigkeit nachgehen zu koennen, wurde ja auch schon vor vielen Jahren abgeschnitten.

Thema häusliche Gewalt - dass Gewalt auch von Frauen ausgehen kann wird unter Männern gerne totgeschwiegen, wie steht ER denn unter seinesgleichen da, wenn ER zuhause verprügelt wird ?!

Schlecht, sehr schlecht. Hier haben wir Maenner noch einiges zu lernen.

Thema Lebenserwartung - hey, warum gehen Männer denn so selten zum Arzt, warum wird die Krebsvorsorge zum Beispiel von Männern so wenig wahrgenommen ? Sicher ist das Abtasten der Prostata nicht angenehm, aber die Gebärmutter liegt tiefer im Bauchraum als die Prostata .....

Die verschieden hohe Lebenserwartung von Maennern und Frauen sehe ich nicht direkt als Geschlechterproblem. Allerdings gibt es schon einige sexistische (v.a. maennerdiskriminierende) Tendenzen bei der Verteilung der Forschungsmittel bei typischen Maenner- und Frauenkrankheiten sowie bei der Durchfuehrung von Praeventionskampagnen.
Wesentlich wichtiger erscheint mir die Beseitigung des unterschiedlichen Rentenalters (wird in der Schweiz zum Glueck stufenweise angeglichen).

Und nochwas (vielleicht hätte ich doch 2 Postings schreiben sollen ?): in der Zeitung stand heute ein Artikel über eine alleinstehende Mutter, die ihren 4 jährigen Sohn im November ermordet hat; dem geschiedenen Vater wurde bescheinigt, sich um den Sohn gekümmert zu haben - denn er habe immer Unterhalt bezahlt..... sieht so das Bild der geschiedenen Väter aus : zahlt er Unterhalt, dann ist alles gut ?!

Ohne den Fall naeher zu kennen, kann ueber den Vater wohl kaum geurteilt werden. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde von keinen speziellen Problemen zwischen den beiden Geschiedenen berichtet bezueglich Unterhalt und Umgangspflichten. Jene, die mit der Mutter Kontakt hatten, waren denn auch ziemlich konsterniert von ihrer Tat.
Von der Rechtsprechung her ist es leider oft so, dass der Vater de facto nur noch auf die Unterhaltszahlungen reduziert wird; die Maxime "wenn die Mutter nicht will, kann man nichts machen" gilt leider auch heute noch bei Verhandlungen zu Umgangsregelungen. Der umgangsvereitelnde Elternteil wird zwar meist wegen seines Verhaltens gemahnt, das ist es aber dann auch schon. Sanktionen werden selten verhaengt und noch seltener vollzogen. Das Recht des Kindes (UNO-Kinderrechtskonvention) auf Umgang mit beiden Elternteilen bleibt dann auf der Strecke.
Wie Umfragen zeigen, sind die meisten Maenner und Frauen auch heute noch der Ansicht "Kinder gehoeren zur Mutter, der Vater ist in der Kindererziehung entbehrlich". Dieses Vorurteil bekommen Vaeter, die sich ebenfalls um ihren Nachwuchs kuemmern wollen, immer wieder zu spueren. Dasselbe gilt fuer Muetter, die einen wesentlichen Teil der Erziehung dem Vater ueberlassen wollen; sie werden nur allzu haeufig als Rabenmuetter angesehen. Dazu kommen natuerlich auch noch andere Probleme bei Geschiedenen (grosse Entfernung zwischen betreuendem und nicht betreuendem Elternteil, Stieffamilien-Problematik, faktischer Zwang des Unterhaltsverpflichteten zum Vollzeiterwerb, noch nicht verarbeiteter Trennungsschmerz bei beiden Elternteilen, simple Bequemlichkeit, Desinteresse, etc.).
Dieses Bild der geschiedenen Vaeter ist natuerlich ein Spiegel der jetzigen Realitaet. Angesichts der einseitigen staatlichen Kampagnen gegen gewalttaetige Maenner und Vaeter mit den oft kolportierten ueberrissenen Opferzahlen bezueglich Kindern und Frauen wird sich das Bild eher noch verschlimmern; die systematisch heraufbeschworene Gefahr des stets potentiell gewalttaetigen und kinderschaedigenden Mannes, bleibt nicht ohne Wirkung auf die Gesellschaft.

Trauriger Gruss

Maesi


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