Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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GESCHAFT ! ----- 60 Prozent der Jugendlichen an Gymnasien sind weiblich ...

Sven, Sunday, 08.01.2006, 14:13 (vor 7272 Tagen)

Lebensverhältnisse von Frauen und Männern nähern sich an

Fr, 06.01.2006

Die Bildungsbenachteiligung von Mädchen ist überwunden.

Zum ersten Mal ist ein Datenreport Gleichstellung erschienen, herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Fazit des Berichts: Im Bereich Schule und Ausbildung haben Mädchen mindestens die gleichen Chancen wie Jungen. Bei der Besetzung von Spitzenpositionen, insbesondere in Wissenschaft und Wirtschaft, haben Frauen dagegen noch immer erhebliche Nachteile.

Einige Daten zur Gleichstellung im Überblick:

1960 waren nur 40 Prozent der Jugendlichen an Gymnasien weiblich. Heute hat sich das Verhältnis fast umgedreht.

Bei der beruflichen Bildung fällt auf, dass die Wahl der Ausbildung nach wie vor stark geschlechtsspezifisch ausfällt. Die Ausbildungsvergütung ist bei den klassischen Frauenberufen niedriger als bei den typischen Männerberufen.

Beim Übergang von der Ausbildung in den Beruf werden Frauen seltener vom ausbildenden Betrieb übernommen als Männer. Bei der Arbeitssuche sind sie aber erfolgreicher: Ein Jahr nach Beendigung der Ausbildung sind weniger Frauen arbeitslos als Männer. Insgesamt sind inzwischen unter den Arbeitslosen weniger Frauen als Männer.

2004 erlangten 66,2 Prozent der Mädchen Hochschul- oder Fachhochschulreife, gegenüber 55,0 Prozent der Jungen. Junge Frauen und Männer nehmen heutzutage nahezu gleich häufig ein Studium auf.

In den darauf folgenden Stufen der akademischen Laufbahn sind Frauen jedoch nach wie vor schwächer vertreten. Je höher die Stellung, desto geringer der Frauenanteil. Nur 8,6 Prozent der höchst dotierten Lehrstühle (C-4) sind von Frauen besetzt.

Das Einkommen von Frauen liegt in Deutschland bei ungefähr gleicher Arbeitszeit 20 Prozent unter dem von Männern. Damit liegt Deutschland zusammen mit Österreich und Großbritannien auf einer der schlechtesten Rangplätze in Europa. Frauen sind seltener in gehobenen Positionen zu finden. Sie sind überproportional häufig in schlechter zahlenden Branchen beschäftigt.

Die Armutsquote von Frauen liegt über der von Männern (2004: Frauen 14,4 Prozent, Männer 12,6 Prozent). Da wichtige Sozialleistungen an die Erwerbsarbeit geknüpft und von der Anzahl vorausgegangener Erwerbsjahre sowie von der Höhe der in diesem Zusammenhang erzielten Einkommen abhängig sind, erhalten Frauen in vielen Bereichen geringere Leistungen.

Von 3,85 Millionen Selbstständigen sind 1,1 Millionen weiblichen Geschlechts. Das entspricht einem Frauenanteil von 28,9 Prozent. Die Zielgröße von 40 Prozent wird kurzfristig schwer zu erreichen sein. Allerdings steigt die Zahl der weiblichen Selbstständigen seit 1991 stärker als die der männlichen.

Der Anteil der Frauen, die in im Alter zwischen 35 und 45 mit mindestens einem Kind zusammen leben, liegt um 16 Prozent höher als bei Männern.

Der durchschnittliche Frauenanteil in den Länderparlamenten, im Bundestag und bei den deutschen Abgeordneten des Europäischen Parlaments beträgt jeweils etwas über 30 Prozent.

Frauen werden älter als Männer. Die Lebenserwartung von neugeborenen Mädchen beträgt in Deutschland heute 81 Jahre, die von neugeborenen Jungen 75 Jahre.

87 Prozent der von der Polizei wegen eines Gewaltdeliktes registrierten Tatverdächtigen waren im Jahr 2003 männlich und 13 Prozent weiblich.

http://www.bundesregierung.de/-,413.942871/artikel/Lebensverhaeltnisse-von-Frauen.htm

Frage?

Garp, Sunday, 08.01.2006, 17:55 (vor 7272 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: GESCHAFT ! ----- 60 Prozent der Jugendlichen an Gymnasien sind weiblich ... von Sven am 08. Januar 2006 12:13:

2004 erlangten 66,2 Prozent der Mädchen Hochschul- oder Fachhochschulreife, gegenüber 55,0 Prozent der Jungen. Junge Frauen und Männer nehmen heutzutage nahezu gleich häufig ein Studium auf.

Aber im Bericht auf Seite 89:

Im Jahr 2003 verließen 30 Prozent der deutschen Schulabgängerinnen, aber nur 22 Prozent der deutschen Schulabgänger die Schule mit einem Abitur oder einer Fachhochschulreife. 10
Prozent der deutschen und 23 Prozent der ausländischen jungen Männer verließen 2003 die
Schule ohne jeden Schulabschluss.

Wie passt dies zusammen? Wie viel Prozent eines Jahrganges erreichen jetzt das Abitur? Über 50% oder unter 30%?

Erwähnenswert zudem auf Seite 47

Nach den Ergebnissen neuerer Schulleistungsstudien wie PISA und IGLU liegen Mädchen
heute im Durchschnitt in den Schulleistungen vor den Jungen. Am größten sind die Differenzen
zu Gunsten der Mädchen im schriftsprachlichen Bereich. Da Leseverständnis und
sprachliche Ausdrucksfähigkeit grundlegende Kompetenzen für den Erfolg in Bildungseinrichtungen
sind, können die Defizite von Jungen in diesen Bereichen ihren Bildungserfolg
stark beeinträchtigen. Mancherorts wird deshalb schon von einer Diskriminierung der Jungen
in der Schule gesprochen.

Ich verstehe, mancherorts, was wohl soviel heißt wie: Bei uns im Deutschen Jugendinstitut nicht!
Hier spricht man schließlich seit Jahrzehnten von den diskriminierten Frauen und Mädchen.
Wer will da schon eigene Fehler eingestehen.

Re: Frage?

Martin, Sunday, 08.01.2006, 18:24 (vor 7272 Tagen) @ Garp

Als Antwort auf: Frage? von Garp am 08. Januar 2006 15:55:51:

Im Jahr 2003 verließen 30 Prozent der deutschen Schulabgängerinnen, aber nur 22 Prozent der deutschen Schulabgänger die Schule mit einem Abitur oder einer Fachhochschulreife. 10
Prozent der deutschen und 23 Prozent der ausländischen jungen Männer verließen 2003 die
Schule ohne jeden Schulabschluss.

Wie passt dies zusammen? Wie viel Prozent eines Jahrganges erreichen jetzt das Abitur? Über 50% oder unter 30%?

Hallo Mitstreiter,
knapp 30%, ca. 26%, weil es ungefähr gleichviel J woe M gibt.
Und ohne Abschluss: etwas über 10%, wo ich nicht weiß, wieviel Ausländer wir da so haben.
Übrigens sind die "typischen" Eigenschaften von M so, dass sie in der Schule relativ pflegeleicht sind. Sie passen zwar genausowenig auf wie J, aber da sie nicht stören und schwätzen, merkts der Lehrer nicht. Und in unseren literarisch-sprachlich ausgerichteten Gymansien haben sie ohnehin die besseren Karten. Naturwissenschaften waren schon immer zweitrangig, schaut euch mal einen x-beliebigen Stundenplan an.
Mlg
Martin

Re: Frage?

Rüdiger, Sunday, 08.01.2006, 19:36 (vor 7272 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Re: Frage? von Martin am 08. Januar 2006 16:24:

Übrigens sind die "typischen" Eigenschaften von M so, dass sie in der Schule relativ pflegeleicht sind. Sie passen zwar genausowenig auf wie J, aber da sie nicht stören und schwätzen, merkts der Lehrer nicht. Und in unseren literarisch-sprachlich ausgerichteten Gymansien haben sie ohnehin die besseren Karten. Naturwissenschaften waren schon immer zweitrangig, schaut euch mal einen x-beliebigen Stundenplan an.

Hast Du Dir mal einen Stundenplan aus dem 19. Jahrhundert angeschaut? Ich ja. Mindestens die Hälfte aller Stunden waren Latein und Griechisch, dazu noch Französisch und (vielleicht) Englisch - wobei man aber bald nach dem Elementarunterricht zur Shakespeare-Lektüre überging ... Wer wollte, machte auch noch Hebräisch. Dazu ein bissel Geschichte und noch ein bissel weniger Mathematik und (als Anhängsel) Naturwissenschaften, so zwei, drei Wochenstunden für alle gemeinsam. - Marcel Reich-Ranicki meint ja auch immer, noch in den 30er Jahren habe er einen sehr guten Deutschunterricht gehabt; die haben da noch die Klassiker rauf- und runterdekliniert. Aber heute? Können viele nur noch 'n bissel Englisch, und vor lauter Mathe und Naturwissenschaften kann man kaum noch aus'n Augen gucken ;-)

Okay, das war jetzt ein bissel polemisch, und so wie im 19. Jh. geht's wohl nimmer, aber daß die Naturwissenschaften unterrepräsentiert seien, das zu behaupten geht m. E. auf keine Kuhhaut.

Gruß, Rüdiger

Re: Frage?

Wodan, Tuesday, 10.01.2006, 11:39 (vor 7270 Tagen) @ Rüdiger

Als Antwort auf: Re: Frage? von Rüdiger am 08. Januar 2006 17:36:54:

Übrigens sind die "typischen" Eigenschaften von M so, dass sie in der Schule relativ pflegeleicht sind. Sie passen zwar genausowenig auf wie J, aber da sie nicht stören und schwätzen, merkts der Lehrer nicht. Und in unseren literarisch-sprachlich ausgerichteten Gymansien haben sie ohnehin die besseren Karten. Naturwissenschaften waren schon immer zweitrangig, schaut euch mal einen x-beliebigen Stundenplan an.

Hast Du Dir mal einen Stundenplan aus dem 19. Jahrhundert angeschaut? Ich ja. Mindestens die Hälfte aller Stunden waren Latein und Griechisch, dazu noch Französisch und (vielleicht) Englisch - wobei man aber bald nach dem Elementarunterricht zur Shakespeare-Lektüre überging ...

Sehr gut, Rüdiger! SO ist das nämlich: nicht weil Mädchen braver auf ihren Plätzen sitzen, sind sie in der Schule weiter forn. Warum waren sie es dann nicht schon immer? Der Grund ist ein anderer: die Zuspitzung der Lehrinhalte und -pläne auf die Interessen und Stärken der Mädchen - zulasten der Jungs. Letztere sind auch heute noch besser in Latein und Griechisch. Aber wer fragt da inzwischen noch nach?

Gruß
Wodan

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