Re: Faltung der Kulturen
Als Antwort auf: Faltung der Kulturen von Lucius I. Brutus am 11. November 2005 13:41:
Vielleicht muß man langsam verkünden, daß Demokratie und Menschenrechte, das Ergebnis jahrhundertlanger dialektischer Entwicklung unserer Kultur sind und keineswegs moralische absolute Werte darstellen, die man durch besser werden einfach besitzen oder kaufen kann.
Sehr richtig! Das Herummoralisieren anderen Kulturkreisen gegenüber mit Idealen aus dem unseren ist nichts anderes als Kulturimperialismus. Genausogut könnten uns die Chinesen mahnen irgendwelche konfuzianischen Maximen zukünftig besser zu beachten.
Die Propagierung von Menschenrechten zB gegenüber Morgenländern ist schon allein deshalb grotesk, da nach deren Verständnis nicht so sehr der Mensch Rechte hat, als vielmehr das Recht Menschen! Es gibt das eine göttlich gesetzte, durch die Propheten verkündete Recht, das die Rechtschaffenen=Rechtgläubigen um sich schart. Das ist morgendländisches Rechtsverständnis. Und das nicht nur im Islam, sondern auch im orthodoxen Christentum. Vor dem Hintergrund einer solchen Einstellung muß das Konstrukt von Menschenrechten nur absurd erscheinen.
Natürlich stellt auch im morgenländischen Verständnis die körperliche Unversehrtheit und die Rechtssicherheit allgemein einen hohen Wert dar - vor dem Hintergrund der dortigen Weltsicht.
Demokratie dort ist gleichermaßen absurd. Das Staatswesen ist dann wohlgeordnet, wenn es die göttlichen Maximen getreu umsetzt. Es geht nicht darum, einen Bevölkerungswillen durch Volksentscheid zum Ausdruck zu bringen, sondern die göttlichen Botschaften richtig zu verstehen und einzuhalten. Die Rechtgläubigen werden nie etwas anderes das die Interpretation des göttlichen Willens durch die Schriftgelehrten als ihren Willen verstehen können. Also gibt es nichts mehr durch Abstimmungen festzustellen, wenn diese ihre Auslegung erst einmal verkündet haben. Passend dazu stellen sich in freien Wahlen in islamischen Ländern ja meist islamistische Mehrheiten ein, sobald denn erst einmal frei gewählt wurde. Und die Gewählten sorgen dann als erstes dafür, daß zukünftig die Wahlfarce (Scholl-Latour: der "Stimmzettelfetischismus") unterbleibt.
In der Türkei ist das antidemokratische Militär der eigentliche Stützpfeiler des säkularisierten Staates. Wenn sich dort die Militärs nicht immer wieder an die Macht geputscht hätten, sobald Wahlen islamistische Mehrheiten erbracht haben, wäre die Türkei heute längst eine andere. Das westliche Staatsverständnis kann auch dort nur durch "undemokratische" Mittel aufoktroyiert werden.
Es grüßt der
Zeitgenosse
gesamter Thread:
- Faltung der Kulturen -
Lucius I. Brutus,
11.11.2005, 15:41
- Re: Faltung der Kulturen -
Zeitgenosse,
11.11.2005, 19:28
- Re: Faltung der Kulturen -
Lucius I. Brutus,
11.11.2005, 21:29
- Re: Faltung der Kulturen - Zeitgenosse, 11.11.2005, 21:59
- Re: Faltung der Kulturen -
Lucius I. Brutus,
11.11.2005, 21:29
- Re: Faltung der Kulturen - Magnus, 11.11.2005, 19:46
- Re: Faltung der Kulturen - Scipio Africanus, 15.11.2005, 13:40
- Re: Faltung der Kulturen -
Zeitgenosse,
11.11.2005, 19:28