Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

die männlichen Wechseljahre

die Normfrau, Sunday, 02.12.2001, 21:26 (vor 8772 Tagen)

Hamburg (dpa) - Irene kennt ihren Mann nicht mehr wieder: Statt
Stunden vor dem Fernsehen auf dem Sofa zu hocken, joggt ihr Manfred
wie von Furien verfolgt durch den Wald. Dafür allerdings lassen seine
Aktivitäten im ehelichen Schlafzimmer zu wünschen übrig. Manfred ist
48 Jahre alt und in einer kritischen Phase seines Lebens. Die
Wissenschaftler nennen das PADAM-Syndrom. Das Kürzel steht für
«partielle Senkung des Androgenspiegels beim alternden Mann», ein
Phänomen, das dem starken Geschlecht in seinen besten Jahren zu
schaffen macht: Mit etwa 40 Jahren, sagen die Forscher, nimmt die
Produktion des männlichen Hormons Testosteron durchschnittlich und
kontinuierlich um ein Prozent pro Jahr ab.

Die männliche Potenz ist davon zunächst nur selten betroffen.
Selbst im hohen Alter von 80 Jahren ist jeder Zweite statistisch
gesehen noch Manns genug, Kinder zu zeugen. Männer kommen eher
schleichend in die Jahre. Eine so rasante Umstellung wie Frauen in
den Wechseljahren haben sie nicht zu verkraften, sagt der
Medizinische Psychologe der Universität Leipzig, Elmar Brähler.

Dennoch hat der sinkende Hormonspiegel ab etwa 50 Jahren Folgen
für den Körper, betont der Frankfurter Urologe Gerd Ludwig in einem
demnächst erscheinenden Buch über «Sexualität und Partnerschaft in
der zweiten Lebenshälfte». Tatsächlich klagen nicht wenige Männer in
der Mitte des Lebens über ähnliche Symptome wie Frauen:
Hitzewallungen, Ansteigen der Herzfrequenz, Konzentrationsstörungen
und sogar Depressionen. Auch die Lust lässt nach, nicht aber die
Potenz.

Verstärkt wird das PADAM-Syndrom noch durch die Tatsache, dass es
sich in einer Lebensphase bemerkbar macht, die auch durch andere
Faktoren belastet ist: Die Kinder sind groß, die Leistung lässt nach
und die ersten Anzeichen des Alterns lassen sich auch beim besten
Willen nicht mehr verleugnen. «Das ist eine gefährliche Zeit für
Paare», warnt Brähler. Der Frankfurter Urologe Hermann Berberich
sieht das ähnlich: «Älter werden hat etwas mit Loslassen zu tun - und
das können Männer schlechter als Frauen.» Auch Alleinsein sei für
Männer eher ein Problem als für Frauen.

Viele Männer haben aus diesen Gründen ihre Schwierigkeiten mit dem
Älterwerden. Deshalb sind nach Berberichs Einschätzung diejenigen,
die sich in den mittleren Jahren einer jüngeren Frau zuwenden, nicht
in erster Linie von sexuellen Wünschen getrieben, sondern von dem
Bedürfnis nach Bestätigung der eigenen Jugendlichkeit. «Je oller, je
doller», sagt der Volksmund dazu. Psychologen und Mediziner sprechen
vom «Jennifer-Syndrom».

Sorgen bereitet es den Psychologen und Andrologen, dass Männer -
wesentlich stärker als Frauen - Raubbau mit ihrem Körper betreiben.
«Männer ziehen durch», sagt Brähler. Genussgifte, Süchte, schlechte
Ernährung, Schlafmangel und übertriebene sportliche Aktivitäten
schwächten den Körper. «Das männliche Prinzip ist lebensverkürzend»,
warnt auch Berberich, der in der Deutschen Urologischen Gesellschaft
die Arbeitsgruppe «Psychosomatik» leitet. Den Körper sähen viele
Männer als «Maschine». «Stimmt etwas nicht, wollen sie ihn repariert
haben wie ihr Auto.» Zu dieser verkürzten Sichtweise passt nach
Brählers Worten auch ein immer wieder zu beobachtender voreiliger
Griff zu Lifestyle-Medikamenten gegen Haarausfall, Erektionsstörungen
oder Fett.
dpa sg yyzz bw
020131 Dez 01


gesamter Thread:

 

powered by my little forum