Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hans Albert: Traktat über kritische Vernunft

Altschneider, Saturday, 15.10.2005, 15:04 (vor 7358 Tagen) @ Andreas

Als Antwort auf: Re: Hans Albert: Traktat über kritische Vernunft von Andreas am 15. Oktober 2005 00:06:13:

höhöhöhö, das Buch wird immer besser: ;-)

Hallo, Andreas,
das ist doch mal was. Liest sich wie eine Beschreibung des real existierenden Feminismus.
Wenn ich das recht verstehe, geht es um angstinduzierte Dogmen, womit es der Hysterie-Hypothese des Feminismus nicht unbedingt wiederspricht. Kann aber auch als Alternativehypothese gewertet werden.

Ich hatte mich immer schon gefragt, warum eine derart verzerrte Weltwahrnehmung, wie sie typisch für das schwarzersche Denken ist, so weite Verbreitung und Akzeptanz finden konnte. Der moderne Feminismus zeichnet sich ja nicht nur durch seine extreme Widersprüchlichkeit aus, sondern auch durch sein hohes Maß an Projektion, bei der weibliche Vorstellungs- und Verhaltensweisen auf Männer bzw. das Patricharchat übertragen werden (diese ganzen Phantastereien von Männernetzwerken, Ausgrenzung und Unterdrückung des Geschlechtes wegen, sexueller und sozialer Ausbeutung, Abneigung gegen Kindererziehung usw. - das sind ja alles Dinge, die vom Feminismus gelebt und vorgelebt werden). Auffallend ist ja, dass jede Form sozialer und persönlicher Verantwortung sowie völlig normale Konsequenzen der Lebensführung von Frauen heute als Unterdrückung, Benachteilung bzw. Diskriminierung bewertet und wohl auch zum Teil wahrgenommen werden. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der Bedeutungswandel von Diskriminierung von einem wertfreien Unterschied hin zu Benachteilung aufgrund von Unterschieden.

Da würde sich für mich die Frage stellen, was diese Angst ist und welche Ursachen sie hat. Während der Feminismus früherer Zeiten ja eher als Ausbrechen aus gesellschaftlichen Normen oder als Reaktion auf sich verändernde soziale Verhältnisse zu werten ist (also die Forderung nach Frauenwahlrecht, freier Berufswahl, Zugang zu Universitäten usw.), tritt die Form von Feminismus, die mit einer tiefen Männerverachtung und gleichzeitiger Selbstüberschätzung verbunden ist, in den 20er Jahren und als Massenphänomen in den 70er Jahren auf, und nur im modernen Feminismus findet man die Dogmatisierung des Denkens.

Spekulieren würde ich daher auf eine Angst vor einer männer- und vaterlosen Welt, welche die Frauen ja durch die beiden Weltkriege erleben konnten. Hier wurden sie ja zwangsweise in die Welt geworfen, mussten Verantwortung und all die anderen Aufgaben übernehmen, die Männer sonst selbstverständlich ausübten. Besonders der 2. Weltkrieg hat in Deutschland ja nicht nur dazu geführt, dass genau die Generation, die uns den Feminismus beschert hat, Vaterlosigkeit erleben musste und die Traumatisierung einer ganzen Männergeneration, sondern auch noch die Vernichtung bzw. Relativierung von Wertvorstellungen. Dies hat Frauen unmittelbar mit Aufgaben konfrontiert, die sonst als Rolle der Männer gesehen wurde. Die Angst vor der Verantwortung, das Gefühl, nicht mehr in einem von Männern behüteten Refugium leben zu können, könnten zu der heute zu beobachtenden Haltung geführt haben.
Frauen können alles, aber irgendwie doch nicht ohne Unterstüzung der Männer, das Patriarchat unterdrückt sie, aber gleichzeitig soll es ihr Emanzipation fördern, dieser ganze krause Quatsch wirkte auf mich schon immer wie eine tiefverwurzelte Lebensangst.

Na ja, das soll genügen, wollte jetzt ja nicht ein eigenes Traktat über unkritische Unvernunft schreiben.
Altschneider


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