Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"taz"-Artikel über Männergesundheit

Frank, Thursday, 06.10.2005, 12:21 (vor 7367 Tagen)

Auch echte Kerle brauchen Ärzte

VON COSIMA SCHMITT

Er ist der Verlierer im Lebenskampf. Sein Herz ruiniert er mit Bürostress. Früherkennung hält er für eine Flause der Frau. Oft wähnt er sich rundum gesund - bis ihn dann, früher als nötig, der Tod ereilt: der Durchschnittsmann. In den letzten Monaten mehren sich die Kongresse, die sich den sozialen Hintergründen des Patienten Mann widmen. Forscher fahnden nach neuen Erklärungen für ein altbekanntes Phänomen: Warum nur stirbt nach deutscher Statistik Er sechs Jahre früher als Sie? Warum ist Er der Hauptanwärter für Herzattacke wie Krebstumor? "Das sind mehr als Tücken der Natur", sagt Siegfried Meryn, Medizinprofessor in Wien und Präsident der International Society for Men's Health and Gender. "Es sind auch Rollenmuster und Geschlechterklischees, die das Männerleben verkürzen."

1. Die Psychofalle

Vor allem die Frau gilt als prädestiniert für psychische Leiden. Weit öfter als ein Mann wird sie auf Geisteskrankheiten hin untersucht - selbst bei identischen Symptomen. Zum Nachteil für den Psychopatienten Mann. Depressionen etwa galten lange als Bürde, die in 9 von 10 Fällen Frauen trifft. "Aus einer Studie im schwedischen Gotland wissen wir: Das war ein riesiger Irrtum", sagt Meryn. In Wahrheit sei jede vierte depressionsgeplagte Person ein Mann. Die Ärzte hätten allzu oft die Anzeichen übersehen.

Denn bei vielen Männer äußern sich Depressionen nicht als Trübsinn - sondern als Aggression. Unvermittelt übermannt die Kranken die Wut. Sie misshandeln Frau und Kind oder rasen waghalsig über die Autobahn. Die herkömmlichen Fragenbögen aber, mit denen Ärzte Depressionen zu erkennen versuchen, erfassen dieses Verhalten nicht. Sie orientieren sich am Schema "depressive Frau".

Ein folgenreicher Fehler: Unbehandelte Depressionen sind eine gängige Selbstmordursache. Und tatsächlich starben 2004 in Deutschland fast dreimal so viele Männer wie Frauen durch Suizid. "Manch verfrühter Tod wäre vermeidbar", sagt Meryn und verweist auf den Musterfall Schweden: Die Forscher hatten kaum begonnen, die Gotländer männergerecht auf Depressionen zu überprüfen - und schon sank die Selbstmordrate. Allein die Nachfrage half. Als das Projekt am Geldmangel einging, stieg die Quote wieder.

Trotz solcher Teilerfolge kämpfen Männer-Mediziner mit dem Exotenimage. "Men's health" ist die Nische in der Nische Genderforschung. Zwar gibt es erste Lehrstühle und Regierungsberichte zur Frauengesundheit. Ein spezieller Fokus Mann aber gilt vielen als verzichtbar - ist die Branche doch ohnehin männerdominiert. So beschränkt sich Men's health oft auf Luxussorgen um die Greisenpotenz. Dabei ist es nicht die Biologie allein, die Männer so viel früher als Frauen dahinrafft, wissen die Experten aus einer Studie in bayerischen Klöstern. Sie verglich die Sterbedaten der Mönche und Nonnen und fand heraus: Leben Mann und Frau unter ähnlichen Bedingungen und essen sie identische Kost, dann nähert sich das Sterbealter an. Nonnen leben nur ein bis zwei Jahre länger als Mönche.

2. Der Ärztemuffel Mann

Eine Ursache für frühes Siechtum ist aus Krankenkassendaten belegt: Der deutsche Mann ist ein Vorsorgezauderer. Auf vier Frauen, die die Krebsfrüherkennung nutzen, kommt nur ein einziger Mann. Männer lassen sich auch seltener impfen. Selbst wenn ihr Körper Alarmsignale sendet, beharren sie auf ihrer "Morgen ist auch noch ein Tag"-Strategie. "Eine Frau, die Blut im Stuhl bemerkt, geht nach drei bis vier Tagen zum Arzt", sagt Meryn. "Ein Mann braucht im Schnitt acht bis zehn Tage." Die Ursachen für so viel Zögern sind vielfältig. Zum einen überdauern tradierte Stereotype wie "Ein echter Kerl trotzt jedem Schmerz". Ein Klischee, das die Biologie begünstigt: "Männer haben eine höhere Schmerzschwelle", sagt Meryn. "Sie spüren eine Krankheit später als eine Frau." Zudem wird schon das Teenagermädchen in der Gynäkologenpraxis sozialisiert, sich regelmäßig vorsorglich untersuchen zu lassen. Dem jungen Mann hingegen bleibt die Ärztewelt fremd. In den Anfängen verharrt ist der Versuch, einen "Männerarzt" zu etablieren - also einen Experten, der sich den organischen, psychischen und soziologischen Spezifika des Männerdaseins widmet. Lediglich ein paar hundert solcher Andrologen wirken in deutschen Praxen. Es fehlt an der Nachfrage.

Dabei riskieren Männer ihr Leben mit so viel Medizinerscheu. An Hautkrebs zum Beispiel erkranken Frauen häufiger als Männer. Doch bei Männern endet er öfter tödlich. "Sie gehen einfach zu spät zum Arzt", sagt Meryn. Laut Petra Kolip, Gesundheitswissenschaftlerin an der Uni Bremen, "überdauert hier der Irrglaube ,Was von allein kommt, geht auch von allein'."

Sind die Männer also selbst schuld an ihrem verfrühten Tod? Jein. Denn auch das Krankenkassenregelwerk benachteiligt den Mann. Einer Frau wird ab dem 30. Geburtstag die Hautkrebsvorsorge erstattet. Ein Mann muss warten, bis er 45 ist. Medizinisch lässt sich das kaum begründen.
(...)

Lest den kompletten Artikel unter http://www.taz.de/pt/2005/10/06/a0206.nf/text.ges,1

Re: Leserbrief schreiben!

Christian, Thursday, 06.10.2005, 14:49 (vor 7367 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: "taz"-Artikel über Männergesundheit von Frank am 06. Oktober 2005 09:21:

Der Bundesverband der Ärzte schiebt den schwarzen Peter der Bundesregierung zu, dass Männer erst ab 45 Jahren jährlich eine kostenlose Krebsvorsorge bekommen und die Bundesregierung dem Bundesverband der Ärzte!
Tatsache ist, dass die Krankenkassen ca.75% der eingezahlten Gelder von Männer erhalten und nicht die Krankenkassen die Gelder erwirtschaften sondern Arbeitgeber und Arbeitnehmer (vorwiegend Männer)!

meint,
Christian

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