Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: MANNdat-Infostand in Stuttgart (In touch with reality...)

Conny, Sunday, 11.09.2005, 13:28 (vor 7393 Tagen) @ Eugen

Als Antwort auf: MANNdat-Infostand in Stuttgart (In touch with reality...) von Eugen am 10. September 2005 21:02:30:

MANNdat-Infostand in Stuttgart
(In touch with reality...)
Wenn es dir mal ein bisschen zu gut geht, wenn du meinst, dass dir das Leben nichts mehr zu bieten hat, wenn du glaubst, du hättest noch nicht alle Prüfungen dieses elenden Daseins durchgemacht, dann hast du zwei Möglichkeiten:
Du kannst dir eine Flasche Schlehenfeuerlikör, drei Flaschen Tiroler Bauerntrunk und eine Flasche Korn, Marke Adelstreue holen und damit ein kleines Genusstraining veranstalten, oder du kannst einen Informationsstand zu Fragen der Geschlechterpolitik in der Fußgängerzone einer Großstadt machen.
Vorab: Variante 1 ist bekömmlicher und billiger. Aber zur Sache. Der "Manndat e.V. - geschlechterpolitische Initiative" ist mal wieder geschlechterpolitisch initiativ geworden und hat am Samstag den 3.9.2005 einen Infostand in Stuttgarts Innenstadt gemacht.
Solche "kalte Akquise", wie die Vertreter sagen, ist der Härtetest. Unter Umständen strömen die konsumwilligen Massen zu Tausenden ungerührt, Eis schleckend, nabelfrei, kinderzerrend an dir vorbei. Laut Ordnungsamt darf man sie nicht ansprechen und keine Zettel verteilen. Ok, ok, dann reden wir sie eben an und schenken ihnen Informationen. Als nächstes sollen wir uns womöglich noch einen Sack über den Kopf stülpen (grummel... Fäkalinjurie ... grummel).
Der Stand stand unter dem improvisierten Motto: "Männer - Schlusslichter der Politik?" Was eigentlich eine triviale Feststellung ist, hat beim Publikum die unterschiedlichsten Reaktionen ausgelöst.
Hier einige Phänotypen:
Der Erfreuliche: Ein Vater mit seinem Sohn, kommt spontan an den Stand, liest sich alles durch, unterschreibt die Petition, wünscht uns viel Glück.
Die Sachliche: „Wieso sind denn die Männer Schlusslichter der Politik?“
Der Zyniker: „Dös wois mer doch schon seit drießich Johr, dass des alles de Bach nonderganget. I engagier mi nimmer.“
Die zwei Jungliberalen: „Ah, wo stehen wir denn auf in ihrer Parteienbewertung. Toll. Wusste gar nicht, das wir das auch drin haben. Viel Erfolg.“
Der Prinzipientreue: „Ich unterschreibe grundsätzlich nichts!“
Der kleine Giftzwerg (ca. 19 Jahre alt, in Begleitung von zwei Frutten) „Es sind ja schließlich immer noch die Frauen, die Benachteiligt werden.“ „Das ist aber nicht unser Thema.“ „Jaja, das kann ich mir denken!“
Womit wir schon bei meistgehörten Argument kommen. Man könnte es in flammenden Lettern über den Stand schreiben: Hier geht es um gesetzliche Benachteiligungen von Männern! Wenn man nicht aufpasst ist man bei jedem Gespräch nach weniger als dreißig Sekunden beim Thema Frauenbenachteiligungen.
Wer jemals willens ist, dies Experiment zu wiederholen lege sich eine Aikido Strategie zurecht: „Sehr schön, dass sie ein so großes Gerechtigkeitsempfinden haben. Und nun wenden wir das mal auf Männerprobleme an...“
Mein Fazit: Solange so ein Stand von Leuten vor Ort gemacht wird, ohne aufwändige Anreisen, ist das eine sehr sinnvolle Sache. Es sollten allerdings wenigstens drei Leute sein, die das gemeinsam machen, sonst artet das zum gnadenlosen Stress aus. Derer von Manndat waren es fünf, nämlich: Bruno, Christine, Eugen, Michael und Rainer.
Man meldet den Stand an, nimmt einen Tisch mit, einen Sack voll Infomaterial von Manndat e.V., etwas Proviant und eine gehörige Portion Unerschütterlichkeit. Die Leute kommen völlig unvorbereitet, oder anders gesagt: Sie kommen mit der Last von 30 Jahren feministischer Gehirnwäsche. Das Publikum weiß NICHTS von unseren Problemen. Es weiß nur eines: „Frauen sind immer noch benachteiligt.“ Da muss es einen virusartigen Konsens durch alle Schichten geben. Eine ältere Krankenschwester sagt mir ins Gesicht, dass sie als Frau schlechter bezahlt wird. Von Tarifverträgen im öffentlichen Dienst hat sie wohl noch nie was gehört.
Sie glauben das wirklich. Man muss Geduld mit ihnen haben.
Einen schönen Gruß und allen Nachahmern viel Erfolg
Eugen
www.manndat.de

für das nächste mal eine idee: man holt sich einen örtlichen künstler dazu, läßt ihn seine kunst machen (am besten was schrilles oder lautstarkes) und lädt die presse dazu ein. wenn sowas noch in der zeitung steht bringt das einiges mehr, als nur der stand.

freundliche grüße
Conny


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