Re: Maskulistische Stroemungen
Als Antwort auf: Maskulistische Stroemungen von Maesi am 07. September 2005 00:18:43:
Das grundlegende Problem der meisten Linken besteht darin, dass sie ueberall im Geschlechterbereich Bedarf an staatlicher Einmischung registrieren. Dass nach jahrelanger staatlicher Einmischung zugunsten der Frauen nun auch ein analoges Einmischen zugunsten der Maenner gefordert wird, ist aus dieser Sicht nichts als die logische Fortsetzung des bisherigen geschlechterpolitischen Weges. Das derzeit wichtigste Instrument staatlicher Einmischungspolitik nennt sich Gender Mainstreaming. Leider merken die geschlechterpolitischen Einmischungsspezialisten nicht einmal, dass mit den neuen Massnahmen zu einem nicht unerheblichen Teil jener Schaden repariert werden muss, den dieselbe Einmischungsideologie vorher ueberhaupt erst angerichtet hat - nicht gerade schlau, eine solche Politik.
Richtig. Gender-mainstreaming bedeutet die Diskriminierung des (männlichen) Individuums mit der Begründung, dass damit "Diskriminierungen der Vergangenheit ausgeglichen werden sollen" (so wurde das auf der Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 festgeschrieben). Die "tatsächliche Gleichstellung" soll über die sexistische Diskriminierung des männlichen Individuums erreicht werden und hat in diesem Sinne bereits Eingang in die Verfassung gefunden. "Angemessene Massnahmen" zur Erreichung der "tatsächlichen Gleichstellung" stellen keine Diskriminierung dar, was euphemistisch für "das männliche Individuum darf unter gewissen Vorraussetzungen diskriminiert werden" steht. Selbst der unterprivilegierte Mann darf diskriminiert werden, weil er einer angeblich privilegierten Gruppe, nämlich der Gruppe "Männer" angehört. George Orwell hätte seine Freude gehabt ! Unrecht ist Recht, Krieg ist Frieden !
Die ideologische 'Frontlinie' verlaeuft fuer mich also nicht so sehr zwischen Feminismus und Maskulismus sondern zwischen Liberalismus und Interventionismus; als typischen Vertreter eines liberalen Feminismus kann man zweifellos Wendy McElroy sehen.
Schon richtig, aber wo sind sie denn, die liberalen FeministInnen?
Am ehesten als fuer liberale Maskulisten geeignet erachte ich die FDP, wobei auch bei denen die eine oder andere interventionistische Kroete zu schlucken ist; ungluecklicherweise ist die FDP bislang die kleinste und damit unbedeutendste von den besagten vier Parteien, womit natuerlich auch deren Einfluss bei einer allfaelligen Regierungsbeteiligung dementsprechend gering waere.
Nun ja, die propagieren den schlanken Staat und verstehen darunter auch den Abbau des sozialen Netzes, was ich nun wieder gar nicht schätze. Liberal bedeutet für mich eine klare Trennung von staatlicher und privater Zuständigkeit. Die Frage ist, wo diese Grenze gezogen werden soll.
Den kapitalistischen Sozialdarwinismus, so wie er in den USA unter Bush praktiziert wird, halte ich für eine Seuche.
Scipio Africanus
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Maesi,
07.09.2005, 03:18
- Brilliant analysiert! n/t - Doink, 07.09.2005, 12:57
- Re: Maskulistische Stroemungen - Scipio Africanus, 07.09.2005, 14:46
- Re: Maskulistische Stroemungen - Ekki, 07.09.2005, 15:16