Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Merkels Ideen

Garfield, Monday, 29.08.2005, 19:43 (vor 7406 Tagen) @ Magnus

Als Antwort auf: Re: Merkels Ideen von Magnus am 29. August 2005 15:42:19:

Hallo Magnus!

"Wenn es nicht klappt, dann Pech gehabt."

Das hat sich Helmut Kohl damals bei der deutschen Wiedervereinigung wohl auch gesagt, und als es dann wirklich nicht geklappt hat, sagte er locker "wir haben uns geirrt" und wurschtelte weiter wie vorher. Klar - er und seine Kollegen mußten es ja auch nicht ausbaden.

Zu Kohls Zeiten lief es besser? Das ist relativ zu sehen. Gegen Ende von Kohls Amtszeit lag die offizielle Arbeitslosenzahl bei 4,3 Millionen. Das sollte man sich immer vor Augen halten, wenn man heute Plakate der CDU sieht, mit Sprüchen wie "5 Millionen Arbeitslose sind genug - Deutschland braucht den Wechsel." Jetzt haben wir etwa 4,8 Millionen Arbeitslose. Das sind zwar 500.000 mehr als gegen Ende der Kohl-Ära, aber ein guter Teil davon wurde durch Hartz IV erzeugt, indem Menschen hinein gerechnet wurden, die man vorher nicht hinein gerechnet hat. Zwar wird die Arbeitslosenstatistik immer noch nach unten frisiert, indem Vorruheständler und andere de-facto-Arbeitslose nicht hinein gerechnet werden, aber das war zu Kohls Zeiten ja sogar noch mehr der Fall. 1982, als Kohl die Regierung übernahm, hatten wir übrigens 1,8 Millionen Arbeitslose. In 16 Jahren CDU/CSU/FDP sind somit 2,5 Millionen Arbeitslose hinzugekommen, allein 400.000 schon zwischen 1982 und 1986 (2,2 Millionen)! In 7 Jahren SPD/Grüne sind dann noch einmal 500.000 Arbeitslose hinzugekommen. Wenn man - wie die CDU in ihrer Wahlkampfpropaganda - schon solche Zahlenvergleiche macht und die Ergebnisse dann nur den jeweiligen Regierungsparteien zuschreibt, dann sollte man es auch richtig machen. Und dann würde man sehen, daß Kohl in einem vergleichbaren Zeitraum (z.B. eben in den ersten Jahren seiner Amtszeit) mehr Arbeitslose produziert hat als Schröder.

Aber auch das wäre eine Milchmädchenrechnung, denn weder Kohl noch Schröder haben die Arbeitslosen direkt produziert. Der Hauptgrund für die steigenden Arbeitslosenzahlen ist schlicht und einfach die zunehmende Automatisierung von Produktion und Dienstleistungen, die mehr Erwerbsmöglichkeiten vernichtet als sie neu schafft. Der Beitrag der Politik bestand "nur" darin, daß sowohl Schwarz/Gelb als auch Rot/Grün dies beharrlich ignoriert und die Abwärtsentwicklung durch Umverteilung von Besitz von unten nach oben und damit durch die zusätzliche Schwächung des Binnenmarktes noch verschärft haben.

Die CDU plant nun eine Mehrwertsteuererhöhung, die natürlich zwangsläufig die Kaufkraft noch weiter schwächen und dadurch die Abwärtsentwicklung weiter beschleunigen muß. Die FDP verspricht zwar Steuersenkungen, wird sich aber dann später als Regierungspartei (ähnlich wie die Grünen jetzt in der Frage der Abschaffung der Wehrpflicht) hinter ihrer geringeren Regierungsbeteiligung verstecken und gar nichts tun. Für Steuersenkungen lassen die steigenden Erwerbslosenzahlen doch auch gar keinen Spielraum.

Was wird man also tun, wenn dann schließlich Eier gegen Merkel fliegen wie damals gegen Kohl? Man wird versuchen, an die politisch-korrekten Wähler zu appellieren und die Tatsache, daß nun eine Frau Bundeskanzlerin ist, als epochalen Fortschritt darstellen. Alle männlichen Gegner von Merkels Politik wird man als Chauvinisten abstempeln, die nur Probleme damit hätten, eine Bundeskanzlerin zu akzeptieren. Von den weiblichen Kritikern dagegen wird man "Solidarität unter Frauen" einfordern. Und man wird sich weiterhin gern Feministinnen wie Alice Schwarzer bedienen, um sich den Wählern noch irgendwie positiv darzustellen. Und es wird weiterhin genügend Leute geben, die darauf hereinfallen werden.

Es wird sich also in Bezug auf Männerrechte gar nichts ändern. Es gibt nur einen Weg, da etwas voran zu bringen: Indem man in mühevoller Kleinarbeit immer mehr Menschen von der Berechtigung der Forderungen der Männerbewegung überzeugt. Erst, wenn genügend Menschen die Schieflage zuungunsten der Männer sehen, wird die Politik ihre Haltung ändern. Welche Partei dann gerade an der Regierung ist, spielt dafür keine wesentliche Rolle.

Freundliche Grüße
von Garfield



gesamter Thread:

 

powered by my little forum