Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Christian, Monday, 29.08.2005, 18:06 (vor 7406 Tagen)
Was ist an Diskriminierungen gegen Männer und Jungen seit 1998 von SPD/GRÜNE Regierung hinzugekommen?
Dazu zählt doch sicherlich schon mal der Girls-Day?
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Garfield, Monday, 29.08.2005, 18:40 (vor 7406 Tagen) @ Christian
Als Antwort auf: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Christian am 29. August 2005 15:06:
Hallo Christian!
Ja, den "Girls Day" gibt es in Deutschland seit 2001, soviel ich weiß. Das "Gewaltschutzgesetz" kann man auch noch dazu rechnen (das ist 2002 in Kraft getreten).
Das heißt aber nun nicht, daß uns das unter einer CDU/CSU/FDP-Regierung erspart geblieben wäre. Mir ist nicht aufgefallen, daß Feministinnen zu Kohls Regierungszeiten weniger unverdiente Aufmerksamkeit und sonstige Unterstützung bekommen hätten.
Das Problem besteht eben darin, daß Feminismus immer noch von vielen Menschen als "politisch korrekt" angesehen wird. Deshalb bemühen sich die Politiker eben, immer möglichst feminismusfreundlich zu erscheinen, wenn sie den Wählern schon sonst nichts zu bieten haben.
In Zukunft wird zwar zunehmend an Frauenhäusern und ähnlichem gespart werden, aber das hat nichts damit zu tun, welche Parteien gerade regieren, sondern viel mehr mit der schlechten Finanzlage, die sich auch nicht wesentlich verbessern wird, egal, wer demnächst regiert.
Man sollte sich also davor hüten, zuviele Erwartungen an CDU/CSU und FDP aufzubauen. Wenn man es doch tut, wird man mit Sicherheit enttäuscht werden. Momentan findet man in allen etablierten Parteien im Prinzip dieselbe Soße - es wird wieder mal eine Wahl zwischen Pest und Cholera.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Odin, Monday, 29.08.2005, 19:27 (vor 7406 Tagen) @ Garfield
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Garfield am 29. August 2005 15:40:55:
In Zukunft wird zwar zunehmend an Frauenhäusern und ähnlichem gespart werden, aber das hat nichts damit zu tun, welche Parteien gerade regieren, sondern viel mehr mit der schlechten Finanzlage, die sich auch nicht wesentlich verbessern wird, egal, wer demnächst regiert.
Es geht nicht in erster Linie darum, dass an Frauenhäusern gespart wird, sondern dass generell im SOZIALBEREICH gespart wird - bevorzugt von einer CDU-Regierung. Und dies betrifft eben AUCH die Frauenhäuser!
Dass in Rosenheim davon (von den Kürzungen im Sozialbereich) mit Sicherheit auch Vater/Kind-Aktionen betroffen sind, steht eigentlich schon fest.
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Magnus, Monday, 29.08.2005, 19:46 (vor 7406 Tagen) @ Garfield
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Garfield am 29. August 2005 15:40:55:
Man sollte sich also davor hüten, zuviele Erwartungen an CDU/CSU und FDP aufzubauen. Wenn man es doch tut, wird man mit Sicherheit enttäuscht werden. Momentan findet man in allen etablierten Parteien im Prinzip dieselbe Soße - es wird wieder mal eine Wahl zwischen Pest und Cholera.
Sehe ich nicht so. In Niedersachsen wurden unter CDU die Stellen der Frauenbeauftragten stark reduziert. In CDU und FDP sind viel mehr Personen angesiedelt, die mit wirtschaftlicher effizienz denken und viel weniger, die einer Ideologie wie bei Grünen oder SPD unterliegen. Ein Blick in das Programm reicht aus, um das zu erkennen.
Siehe : index.php?id=58071
Ich möchte nicht allzu optimistisch sein, aber das ist keine Wahl zwischen Pest und Cholera. Ich weiß nur eines: mit SPD/Grüne würden nie Frauenbeauftragte reduziert werden, mit der CDU ist es geschehen. In der ROT-Grünen Koalition gab es keinen, der Wehrpflicht auf Frauen ausweiten wollte, Merz hingegen will es schon. Die Grünen haben in den sieben Jahren keinen Antrag zur Abschaffung der Wehrpflicht gestellt, die FDP hat es schon, nur wurde der von SPD/Grüne abgelehnt.
Bei ROT/GRÜN gibt es einfach eine viel zu große Diskrepanz zwischen dem was vorher gesagt wird und dem was hinterher getan wird. Ideologie und Realität sind nicht vereinbar. Deswegen sind auch so viele von Grünen oder SPD enttäucht. Bei CDU/FDP ist es einfach realistischer - die verraten sich nicht selber, weil ihre Vorstellungen nicht mit der Realität in einem Konflikt stehen.
Magnus
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Garfield, Monday, 29.08.2005, 20:44 (vor 7406 Tagen) @ Magnus
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Magnus am 29. August 2005 16:46:14:
Hallo Magnus!
"In Niedersachsen wurden unter CDU die Stellen der Frauenbeauftragten stark reduziert."
Gib mal in Goggle "erste Frauenbeauftragte" ein. Und dann sieh dir nur mal die Jahreszahlen an, die im Zusammenhang mit den Treffern ausgegeben werden. Meist sind das Zahlen von Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Also mitten in der Regierungszeit von CDU/CSU und FDP. Wie paßt das zu deinen Theorien? Oder willst du ernsthaft behaupten, Frauenbeauftragte gäbe es nur in von Rot/Grün regierten Bundesländern?
Wenn du schon Rot/Grün vorwirfst, keine Stellen für Frauenbeauftragte gestrichen zu haben - wieso wirfst du dann Schwarz/Gelb nicht vor, viele dieser Stellen geschaffen zu haben?
"In CDU und FDP sind viel mehr Personen angesiedelt, die mit wirtschaftlicher effizienz denken und viel weniger, die einer Ideologie wie bei Grünen oder SPD unterliegen."
Das stimmt so auch nicht. Die Ideologie von CDU/CSU und FDP kann man in einem Satz so zusammen fassen: "So nehmet den Armen und der Mittelschicht und gebet es den Reichen, auf daß dann Wohlstand und ewige Glücksseeligkeit ausbrechen." Nicht, daß Rot/Grün nicht nach demselben Motto gehandelt hätten - sie haben es nur weniger offensichtlich getan. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, wieso zu Regierungs-Zeiten von Rot/Grün weniger neue Arbeitslose entstanden sind als zur Regierungs-Zeit von Schwarz/Gelb.
"In der ROT-Grünen Koalition gab es keinen, der Wehrpflicht auf Frauen ausweiten wollte, Merz hingegen will es schon."
Ach ja? Wetten, daß davon nicht mehr ernsthaft die Rede sein wird, auch wenn Merz demnächst einen Posten im Kabinett bekommt?
"Die Grünen haben in den sieben Jahren keinen Antrag zur Abschaffung der Wehrpflicht gestellt, die FDP hat es schon, nur wurde der von SPD/Grüne abgelehnt."
Das ist richtig, aber der FDP ging es dabei ja weniger darum, Nachteile für Männer abzubauen. Sie wußten genau, daß sie damit eh nicht durchkommen, und so kann man sich einiges leisten. Die Grünen haben ja auch schon immer einen ähnlichen Kurs verfolgt, allerdings hast du durchaus Recht, wenn du ihnen vorwirfst, nicht nur nie ernsthaft die Abschaffung der Wehrpflicht beabsichtigt, sondern sogar noch dagegen gestimmt zu haben. Leider hat es aber auch sonst keine Partei oben auf ihrer Prioritätenliste stehen. Und wenn die Wehrpflicht irgendwann mal abgeschafft werden wird, dann wohl auch eher aus Kosten- und Effizienzgründen.
"Bei ROT/GRÜN gibt es einfach eine viel zu große Diskrepanz zwischen dem was vorher gesagt wird und dem was hinterher getan wird."
Das ist typisch für Spitzenpolitiker. Ich erinnere nur an Kohl Versprechen zu den blühenden Landschaften...
"Bei CDU/FDP ist es einfach realistischer - die verraten sich nicht selber, weil ihre Vorstellungen nicht mit der Realität in einem Konflikt stehen."
Nein? Sie behaupten, die höchste Kompetenz für die Bekämpfung der Erwerbslosigkeit zu besitzen. Das ist die Theorie. In der Praxis sind zur Regierungszeit von Schwarz/Gelb 2,5 Millionen neue Arbeitslose entstanden. Gut - ein Teil davon ist auf die Wiedervereinigung zurück zu führen, aber erstens hat die dabei gemachten Fehler ja ebenfalls Schwarz/Gelb maßgeblich zu verantworten und zweitens sind die Arbeitslosenzahlen auch schon vor 1990 fröhlich gestiegen. Allein zwischen 1982 und 1986 von 1,8 Millionen auf 2,2 Millionen - das sind nur 100.000 zusätzliche Erwerbslose weniger als während 7 Jahren Rot/Grün neu hinzu gekommen sind! Da sehe ich eine gewaltige Differenz zwischen Ansprüchen und Wirklichkeit.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Lucius I. Brutus, Monday, 29.08.2005, 21:38 (vor 7406 Tagen) @ Garfield
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Garfield am 29. August 2005 17:44:36:
Hallo Garfield,
Ein Zauberwort: "Väter".
Bei der SPD und vor allem bei den Grünen ist das Ressort Familie traditionell in Händen von FeministInnen. Betrachtet man den sonderbaren Frauenstatus bei den Grünen so ist eine solche Partei für Männer ABSOLUT NICHT WÄHLBAR! Ihr Paktpartner ist auch und gerade deshalb NICHT WÄHLBAR, Ergo ... Pukt aus.
Man kann ja die ideologisch motivierten Gender-Statements der linkspolitiker nur wieder in Erinnerung rufen, dann erkennt man sofort, ob ein solches Pack wählbar ist oder nicht!
Gruß.
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Wodan, Monday, 29.08.2005, 22:37 (vor 7406 Tagen) @ Garfield
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Garfield am 29. August 2005 17:44:36:
Gut Garfield. Ich glaube auch, daß es keine wirklich Alternative zur rot-grünen Frauen-haben-Vorrang-Politik gibt. Schwarz-gelb jedenfalls ist dafür viel zu brav. Und es ist wirklich wichtig, darauf hinzuweisen, was unter Kohl alles in dieser Richtung unternommen wurde. In der schwarzen Familienpolitik - immer mit der Mutti-ist-die-Beste-Devise - sieht es jedenfalls kaum besser aus. Rot-grün hat es immerhin geschafft, gemeinsames Sorgerecht als Regelfall für geschiedene Paare festzuschreiben. Wenn das denn auch in der Praxis oft herzlich wenig bringt. Dies war aber die Einlösung einer Forderung des BVG, die Kohl & Co. sein den 80er Jahren vorlag. Warum hatten die das nicht schon längst gemacht, wenn sie mehr an die Interessen von Männern dächten?
Richtig: weil eben für die Schwarzen Mutti immer die beste ist, und weil die Forderung Papi hin und wieder auch ein paar Rechte abzudrücken, gaaanz doooof ist, selbst wenn das BVG es fordert. Da macht man lieber nix und sitzt es aus.
Wir sollten das Männer-Frauen-Problem weniger parteipolitisch sehen. Nicht von einer bestimmten Partei wird die Lösung ausgehen, sondern nur von viel Druck. Und wenn Rot-grün abgewählt wird, dann kriegt eben Schwarz-gelb diesen Druck zu spüren. Trifft schon immer den Richtigen.
Gruß
Wodan
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Eugen, Monday, 29.08.2005, 22:57 (vor 7406 Tagen) @ Wodan
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Wodan am 29. August 2005 19:37:
Wir sollten das Männer-Frauen-Problem weniger parteipolitisch sehen. Nicht von einer bestimmten Partei wird die Lösung ausgehen, sondern nur von viel Druck. Und wenn Rot-grün abgewählt wird, dann kriegt eben Schwarz-gelb diesen Druck zu spüren. Trifft schon immer den Richtigen.
Gruß
Wodan
Exactly! So wie sie durch die Bank alle feministisch eingefärbt sind, sollen alle ihren Druck kriegen.
Gruß von Eugen
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Moni, Monday, 29.08.2005, 23:36 (vor 7406 Tagen) @ Eugen
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Eugen am 29. August 2005 19:57:05:
Exactly! So wie sie durch die Bank alle feministisch eingefärbt sind, sollen alle ihren Druck kriegen.
Gruß von Eugen
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Na, da wird sich der feministische Junkie aber freuen!
Immer wieder - Moni
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
ChrisTine, Monday, 29.08.2005, 23:00 (vor 7406 Tagen) @ Wodan
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Wodan am 29. August 2005 19:37:
Gut Garfield. Ich glaube auch, daß es keine wirklich Alternative zur rot-grünen Frauen-haben-Vorrang-Politik gibt. Schwarz-gelb jedenfalls ist dafür viel zu brav. Und es ist wirklich wichtig, darauf hinzuweisen, was unter Kohl alles in dieser Richtung unternommen wurde. In der schwarzen Familienpolitik - immer mit der Mutti-ist-die-Beste-Devise - sieht es jedenfalls kaum besser aus. Rot-grün hat es immerhin geschafft, gemeinsames Sorgerecht als Regelfall für geschiedene Paare festzuschreiben. Wenn das denn auch in der Praxis oft herzlich wenig bringt. Dies war aber die Einlösung einer Forderung des BVG, die Kohl & Co. sein den 80er Jahren vorlag. Warum hatten die das nicht schon längst gemacht, wenn sie mehr an die Interessen von Männern dächten?
Ich bin mir ziemlich sicher, das die Einführung hauptsächlich eine Vorgabe der EU war, die dringend umgesetzt werden muße.
Gruß - Christine
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen?
Wodan, Monday, 29.08.2005, 23:09 (vor 7406 Tagen) @ ChrisTine
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von ChrisTine am 29. August 2005 20:00:57:
Ich bin mir ziemlich sicher, das die Einführung hauptsächlich eine Vorgabe der EU war, die dringend umgesetzt werden muße.
Gruß - Christine
Ich meine, es hätte ein Verfassungsgerichtsurteil gegeben. Aber gleichviel - es sollte gesehen werden, daß diese Vorgabe von CDU/FDP (sicher nicht auf Betreiben der FDP) jahrelang nicht umgesetzt wurde, obwohl eben längst auf dem Tisch. Hieran läßt sich sehr schön der vermeintliche "Goodwill" der Schwarzen ablesen, was die Gleichberechtigung von Vätern angeht. Nämlich: kein Interesse!
Gruß
Wodan
Rot-Grünes Experiment gescheitert
Doink, Monday, 29.08.2005, 23:07 (vor 7406 Tagen) @ Garfield
Als Antwort auf: Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Garfield am 29. August 2005 17:44:36:
Das stimmt so auch nicht. Die Ideologie von CDU/CSU und FDP kann man in einem Satz so zusammen fassen: "So nehmet den Armen und der Mittelschicht und gebet es den Reichen, auf daß dann Wohlstand und ewige Glücksseeligkeit ausbrechen." Nicht, daß Rot/Grün nicht nach demselben Motto gehandelt hätten - sie haben es nur weniger offensichtlich getan. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, wieso zu Regierungs-Zeiten von Rot/Grün weniger neue Arbeitslose entstanden sind als zur Regierungs-Zeit von Schwarz/Gelb.
Hi Garfield!
Unter Rotgrün ist nicht nur die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen, auch die Schere zwischen Arm und Reich ist gestiegen (mit deutlich mehr Millionären), die Verschuldung ist enorm gestiegen und die Politikverdrossenheit noch dazu. Nennt man sowas nicht ein Versagen auf der ganzen Linie?
"Bei ROT/GRÜN gibt es einfach eine viel zu große Diskrepanz zwischen dem was vorher gesagt wird und dem was hinterher getan wird."
Das ist typisch für Spitzenpolitiker. Ich erinnere nur an Kohl Versprechen zu den blühenden Landschaften...
Das war aber auch eher symbolisch gemeint. So konkret wie Schröder hat das noch keiner formuliert. "Wenn wir es nicht schaffen die Arbeitslosigkeit signifikant zu senken haben wir es nicht verdient wiedergewählt zu werden" Wo er Recht hat, hat er Recht! Tun wir ihm doch wenigstens diesen Gefallen! Erfolglose Fussballtrainer werden ohne viel Tamtam entfernt. Warum hier nicht?
"Bei CDU/FDP ist es einfach realistischer - die verraten sich nicht selber, weil ihre Vorstellungen nicht mit der Realität in einem Konflikt stehen."
Bei Rotgrün sehe ich auch das große Problem der mangelnden Kohärenz. Da ist praktisch nichts so wie es scheint. Schwarzgelb legen auf intrinsische Logik einen größeren Wert - oder beherrschen diese Disziplin einfach besser. Beispielsweise verhindert das rechtsstaatliche Prinzip der Unschuldsvermutung die größten feministischen Auswüchse oder sollte es zumindest. Jedenfalls dürfte es das Schlimmste verhindern. Nach rotgrüner Logik wäre sogar eine Männersteuer möglich.
Das Spielchen mit den Arbeitslosenzahl ist mehr als akademisch. Es ist sehr unwissenschaftlich. Da treten leider nicht zwei Konkurrenten gleichzeitig unter gleichen Bedingungen an. Somit ist ein Vergleich wenig aussagekräftig.
Wollte nicht Schröder selbst am Stand der Arbeitslosigkeit gemessen werden? Die Wahl vor drei Jahren war ein unmissverständlicher Warnschuss: Noch einmal versetzt, aber sozusagen nur probehalber. Und dann wiederum dieses Hin und Her und Vorwärts und Zurück um die Reformen ... Handwerkskunst: daran hat es gemangelt; sie gehörte wohl nicht zum Sozialisationsprogramm der 68er Szene. Da haben die Repräsentanten einer Generation drei Jahrzehnte lang auf ihren Zugang zur Macht gewartet, und dann wussten sie nicht damit umzugehen: Vieles gut gemeint und vieles schlecht gemacht. Zu schlecht. Es ist Zeit für einen Wechsel. Wenn das Land in den nächsten vier Jahren nicht aus der Tinte kommt, stellen sich die Menschen spätestens dann die Systemfrage. Mit ungewissem Ausgang.
Gruss - Doink
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Magnus, Tuesday, 30.08.2005, 04:20 (vor 7405 Tagen) @ Doink
Als Antwort auf: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Doink am 29. August 2005 20:07:
Das ist typisch für Spitzenpolitiker. Ich erinnere nur an Kohl Versprechen zu den blühenden Landschaften...
Das war aber auch eher symbolisch gemeint.
Symbolisch gemeint aber konkret umgesetzt. Die Umweltverschmutzung in der DDR war dermaßen schlecht, dass einem tatsächlich übel wurde. Bin mal einst in Halle an der Saale spazieren gegangen. Das Wasser der Saale war so schmutzig, dass es ständig geblubbert hat (als ob es stark regnet) - aber es hat nicht geregnet. Kein Fisch im Wasser, die Luft hat gestunken etc.
Hinzukommt: Viele Häuser hatten kein Kanalisation sondern eine Sickergrube vor oder hinter dem Haus. Es gab keine Kläranlagen und die ausgepumpte Sickergrube wurde von uns damals 5km weiter hinten in den Wald gekippt.
All das hat sich verbessert. In den Flüssen gibt es wieder Fische, viele Häuser heizen nicht mehr mit Kohle wie vor der Wende und die Natur hat sich regeneriert. Die blühenden Landschaften sind gekommen. Versprechen eingelöst.
Magnus
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Garfield, Tuesday, 30.08.2005, 13:14 (vor 7405 Tagen) @ Magnus
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Magnus am 30. August 2005 01:20:34:
Hallo Magnus!
"All das hat sich verbessert. In den Flüssen gibt es wieder Fische..."
Weil die Industrie platt gemacht wurde.
"...viele Häuser heizen nicht mehr mit Kohle wie vor der Wende..."
Das ändert sich gerade wieder, übrigens nicht nur im Osten. Die steigenden Öl- und Gas-Preise zwingen immer mehr Menschen dazu, wieder mit Holz und auch mit Kohle zu heizen. Das ist übrigens nicht nur in Deutschland so. In Belgien will man jetzt Steinkohlezechen wieder öffnen, weil Öl und Gas immer teurer werden.
In der DDR mußte man Kohle als Heizmaterial bevorzugen, weil man große Braunkohlevorkommen hatte. Öl bekam man zwar aus der Sowjetunion, aber das verkaufte man dann teilweise weiter in den Westen, um so Devisen zu bekommen. Vor allem während der Ölkrise in den 1970er Jahren hat die DDR damit gute Geschäfte gemacht.
"Die blühenden Landschaften sind gekommen. Versprechen eingelöst."
Magnus, dir ist doch klar, daß Kohl mit seinen "blühenden Landschaften" nicht die Natur meinte?
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Odin, Tuesday, 30.08.2005, 17:23 (vor 7405 Tagen) @ Magnus
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Magnus am 30. August 2005 01:20:34:
All das hat sich verbessert. In den Flüssen gibt es wieder Fische, viele Häuser heizen nicht mehr mit Kohle wie vor der Wende und die Natur hat sich regeneriert. Die blühenden Landschaften sind gekommen. Versprechen eingelöst.
Magnus
Man denke auch nur an all die arbeitslosen Männer und Frauen, die jetzt ihre Vorgärten pflegen können. Sicher hat Kohl auch das gemeint - Versprechen eingelöst!
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Garfield, Tuesday, 30.08.2005, 13:04 (vor 7405 Tagen) @ Doink
Als Antwort auf: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Doink am 29. August 2005 20:07:
Hallo Doink!
"Unter Rotgrün ist nicht nur die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen..."
Ja, aber unter Schwarz/Gelb ist sie noch stärker gestiegen. Was sagt uns das nun?
"...auch die Schere zwischen Arm und Reich ist gestiegen (mit deutlich mehr Millionären), die Verschuldung ist enorm gestiegen und die Politikverdrossenheit noch dazu. Nennt man sowas nicht ein Versagen auf der ganzen Linie?"
Richtig - Rot/Grün hat auf der ganzen Linie versagt, genauso wie Schwarz/Gelb in den 16 Jahren davor.
"Das war aber auch eher symbolisch gemeint."
Bei Spitzenpolitikern kannst du fest davon ausgehen, daß jedes positive Wahlversprechen eher symbolisch gemeint ist.
"So konkret wie Schröder hat das noch keiner formuliert. "Wenn wir es nicht schaffen die Arbeitslosigkeit signifikant zu senken haben wir es nicht verdient wiedergewählt zu werden" Wo er Recht hat, hat er Recht! Tun wir ihm doch wenigstens diesen Gefallen! Erfolglose Fussballtrainer werden ohne viel Tamtam entfernt. Warum hier nicht?"
Ja, aber wieso soll ich dann Schwarz/Gelb wählen? Die haben noch viel mehr versagt! Wenn man schon bei Rot-Grün die zusätzlichen 0,5 Millionen Arbeitslosen als Indikator nimmt, dann sollte man bei Schwarz/Gelb die 2,5 Millionen zusätzlichen Arbeitslosen doch erst recht als Indikator nehmen, oder was meinst du?
"Bei Rotgrün sehe ich auch das große Problem der mangelnden Kohärenz. Da ist praktisch nichts so wie es scheint."
Das Problem sehe ich generell bei Spitzenpolitikern, egal aus welcher Partei.
"Beispielsweise verhindert das rechtsstaatliche Prinzip der Unschuldsvermutung die größten feministischen Auswüchse oder sollte es zumindest."
Dieses Prinzip hat nichts mit den gerade regierenden Parteien zu tun. Im Übrigen wurde es auch schon zu Kohls Zeiten gern mal ignoriert, vor allem in Vergewaltigungs-Prozessen.
"Nach rotgrüner Logik wäre sogar eine Männersteuer möglich."
Wir werden noch ganz andere Steuern kriegen, egal ob unter Rot/Grün oder unter Schwarz/Gelb. Es wird ja in jedem Fall so weiter gewurschtelt werden wie in den letzten Jahrzehnten, und so wird auch die Erwerbslosigkeit immer mehr ansteigen und immer höhere Kosten verursachen.
"Das Spielchen mit den Arbeitslosenzahl ist mehr als akademisch. Es ist sehr unwissenschaftlich. Da treten leider nicht zwei Konkurrenten gleichzeitig unter gleichen Bedingungen an. Somit ist ein Vergleich wenig aussagekräftig."
Aha? Die CDU spielt aber in ihrer Wahlkampfpropaganda genau dieses Spielchen. Sie wirft Rot/Grün die heutigen Arbeitslosenzahlen vor, ohne dabei zuzugeben, daß ein großer Anteil davon zu ihrer eigenen Regierungszeit entstanden ist. Findest du das seriös?
"Wenn das Land in den nächsten vier Jahren nicht aus der Tinte kommt..."
Es wird nicht aus der Tinte kommen, das garantiere ich dir. Egal, wie die Wahl ausgeht.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Wodan, Tuesday, 30.08.2005, 15:59 (vor 7405 Tagen) @ Garfield
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Garfield am 30. August 2005 10:04:38:
Hallo Doink!
"Unter Rotgrün ist nicht nur die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen..."
Ja, aber unter Schwarz/Gelb ist sie noch stärker gestiegen. Was sagt uns das nun?
Garfield, das Gedächtnis der Wähler ist traditionell kurz, zu kurz, um vorletzte mit letzter Politik zu vergleichen, und zu kurz, um klipp und klar festzustellen, daß ein und dieselbe Scheiße vorliegt. So ist das bei Wahlen immer.
Und wenn FrauIn Merkel ihre Regierungserklärung hält, wird wieder von der "Erblast" die Rede sein, die auch schon Schröder 1998 und Kohl 1982 bemüht haben, um das nicht halten zu müssen, was sie groß versprochen haben. Alle haben recht, alle haben unrecht. So what?
Gruß
Wodan
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Garfield, Tuesday, 30.08.2005, 17:20 (vor 7405 Tagen) @ Wodan
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Wodan am 30. August 2005 12:59:
Hallo Wodan!
"Garfield, das Gedächtnis der Wähler ist traditionell kurz, zu kurz, um vorletzte mit letzter Politik zu vergleichen, und zu kurz, um klipp und klar festzustellen, daß ein und dieselbe Scheiße vorliegt. So ist das bei Wahlen immer."
Ja, gerade das nervt mich ja so! Ich kann mich noch gut an die Diskussionen erinnern, die ich vor 15 Jahren mit diversen Leuten in den damals noch zukünftigen neuen Bundesländern hatte. Die waren meist der Meinung, daß es sofort bergauf gehen würde, wenn erst einmal die West-CDU an der Macht wäre. In der Wahl im Frühjahr 1990 haben sie ja auch die Ost-CDU gewählt. Ich versuchte ihnen zu erklären, daß Lothar de Maziere doch regelmäßig bei Kohl zum Rapport antritt und sich da seine Weisungen abholt, daß die West-CDU also de facto schon längst auch im Osten regiert. Das wollten die nicht wahrhaben. Nein, wenn Kohl an der Macht wäre, dann würde sofort allgemein Freude und Wohlstand ausbrechen...
Es waren nicht nur Menschen im Südosten, im berühmten "Tal der Ahnungslosen", wo man zu DDR-Zeiten kein West-Fernsehen empfangen konnte, die sich ein vollkommen falsches Bild von der Bundesrepublik machten. Viele Ostdeutsche glaubten daran, daß es mit der Arbeitslosigkeit im Westen schon nicht so schlimm wäre, daß jeder, der arbeiten will, auch Arbeit finden würde usw.
Ich bin da immer wieder auf ein unglaubliches Maß an Naivität gestoßen. Einer erzählte mir sogar ernsthaft, daß er in seiner Firma absoluten Kündigungsschutz für alle Zeiten hätte!
Kohl hatte dann vor der ersten gesamtdeutschen Wahl seit Jahrzehnten dementsprechend auch leichtes Spiel. Als dann die Kacke am Dampfen war, als überall im Osten Betriebe geschlossen wurden und immer mehr Menschen erwerbslos wurden, als ständig Korruptionsgeschäfte der sogenannten "Treuhandanstalt" bekannt wurden, als die Lebenshaltungskosten zwar schnell weitgehend an das Westniveau angepaßt wurden, die versprochene Anpassung der Löhne und Gehälter aber ausblieb und als man dann auch noch immer wieder sah, daß die alten SED-Bonzen jetzt - nicht selten mit neuen CDU-Parteibüchern ausgestattet - noch reicher wurden als zu DDR-Zeiten, da bewarfen sie Kohl mit Eiern. Ich bin mir sicher, daß die Eierwerfer auch zu denjenigen zählten, die Kohl vorher gewählt hatten. Die hätten sich die Eier lieber selbst auf die Köpfe hauen und etwas daraus lernen sollen.
Okay - den Ostdeutschen konnte man 1990 noch eine gewisse Unerfahrenheit mit westlicher Politik zugute halten. Sie waren halt leichte Opfer, oder um es mit den Worten der Böhsen Onkelz auszudrücken: "Ihr habt euch selbst besiegt, dieses Land ist kein Vergnügen. ... Man hat euch wieder mal belogen, doch was könnt ihr schon verlangen, es waren Worte der Freiheit auf den Zungen von Schlangen."
"Und wenn FrauIn Merkel ihre Regierungserklärung hält, wird wieder von der "Erblast" die Rede sein, die auch schon Schröder 1998 und Kohl 1982 bemüht haben, um das nicht halten zu müssen, was sie groß versprochen haben."
Heute sieht es aber so aus, daß die Masse der Bevölkerung eigentlich noch genau wissen sollte, daß zu Zeiten der schwarz/gelben Regierung alles mindestens genauso schief lief wie unter Rot/Grün. Aber nein - das haben sie schon wieder vergessen...
Allein schon die angekündigte Mehrwertsteuererhöhung (die Merkel ja am liebsten erst nach der Wahl ausgepackt hätte, wenn sich nicht einige Deppen zu ihrem Leidwesen verplappert hätten) wird uns noch tiefer herunter reißen. Die wird die Kaufkraft nämlich noch weiter schwächen. Wer glaubt, daß es ja "nur" 2% wären, und ja auch nicht auf alles, der irrt sich gewaltig. Erstens schlägt die Mehrwertsteuererhöhung selbstverständlich auch auf die Produkte mit geringerer Mehrwertsteuer (auch wenn es da bei 7% bleibt) durch, weil deren Produktion und Transport so auch teurer wird. Zweitens wird die Wirtschaft die Mehrwertsteuer-Erhöhung genau wie damals die Euro-Einführung wieder eifrig für versteckte Preiserhöhungen ausnutzen. Man kann sich dann also auf satte Preissteigerungen überall gefaßt machen. Die kommen dann noch auf die Preiserhöhungen für Treibstoff, Gas, Heizöl und Strom obendrauf. Früher, als man jedes Jahr noch eine satte Lohnerhöhung einkalkulieren konnte, war sowas zwar ärgerlich, aber nicht so tragisch. Heute gibt es aber kaum noch Lohnerhöhungen, für Erwerbslose und Rentner schon mal gar nicht, und so muß das den ohnehin schon schwachen Binnenmarkt zwangsläufig noch einmal hart treffen.
Dann wundern sich wieder alle, woran es wohl liegen mag, daß die Menschen plötzlich noch weniger konsumieren, daß deshalb noch mehr Unternehmen pleite gehen und so die Erwerbslosenzahlen munter weiter steigen.
Vor einigen Tagen las ich in der Zeitung, daß die Zahl der Kinobesucher rückläufig ist. Im Westen sank die Zahl um ein Sechstel, im Osten sogar um ein Fünftel. Das hat mich erstmal keineswegs verwundert. Interessant fand ich aber die Begründung, die man dafür an den Haaren herbei gezogen hatte: Viele Hollywood-Filme wären ja in letzter Zeit gefloppt, und deshalb wären weniger Menschen in die Kinos gegangen. Vor dem wahren Grund, nämlich daß immer mehr Menschen schlicht und einfach kein Geld mehr für Kinobesuche oder ähnlichen Luxus übrig haben, verschließt man lieber die Augen. Sich dieser Tatsache zu stellen, würde nämlich bedeuten, einzugestehen, daß man die Masse der Menschen jetzt nicht mehr weiter abzocken kann, daß das Ende der Fahnenstange längst erreicht ist und daß es so wie bisher nicht mehr weiter geht.
Na ja, aber wenn die CDU die Abwärtsentwicklung beschleunigt, besteht vielleicht Hoffnung darauf, daß dann doch noch ein paar Menschen zumindest kurzzeizig aufwachen. Aber wahrscheinlich denke ich nun in der Hinsicht wohl doch zu naiv...
Wie sagte Einstein einst so schön: "Zwei Dinge sind unendlich: Das Weltall und die menschliche Dummheit. Beim ersten bin ich mir allerdings noch nicht so ganz sicher."
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Doink, Tuesday, 30.08.2005, 17:40 (vor 7405 Tagen) @ Garfield
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Garfield am 30. August 2005 10:04:38:
Hi Garfield!
Hallo Doink!
"Unter Rotgrün ist nicht nur die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen..."
Ja, aber unter Schwarz/Gelb ist sie noch stärker gestiegen. Was sagt uns das nun?
Ich sagte bereits dass das eine Milchmädchenrechnung ist. Es ist kein fairer Vergleich, da nicht zwei Konkurrenten gleichzeitig unter gleichen Bedingungen antreten. Indes kann man eine Partei an ihren eigenen Worten messen "wenn wir es nicht schaffen die Arbeitslosigkeit...haben wir es nicht verdient wieder gewählt zu werden!" Das ist doch mal eine klare Ansage!
"...auch die Schere zwischen Arm und Reich ist gestiegen (mit deutlich mehr Millionären), die Verschuldung ist enorm gestiegen und die Politikverdrossenheit noch dazu. Nennt man sowas nicht ein Versagen auf der ganzen Linie?"
Richtig - Rot/Grün hat auf der ganzen Linie versagt, genauso wie Schwarz/Gelb in den 16 Jahren davor.
Nur dass die Grünen alles besser machen wollten wenn sie einmal an die Regierung kommen und die Roten für den kleinen Mann dasein wollten. Beides hat sich als Riesenirrtum erwiesen.
"Beispielsweise verhindert das rechtsstaatliche Prinzip der Unschuldsvermutung die größten feministischen Auswüchse oder sollte es zumindest."
Dieses Prinzip hat nichts mit den gerade regierenden Parteien zu tun. Im Übrigen wurde es auch schon zu Kohls Zeiten gern mal ignoriert, vor allem in Vergewaltigungs-Prozessen.
"Nach rotgrüner Logik wäre sogar eine Männersteuer möglich."
Wir werden noch ganz andere Steuern kriegen, egal ob unter Rot/Grün oder unter Schwarz/Gelb. Es wird ja in jedem Fall so weiter gewurschtelt werden wie in den letzten Jahrzehnten, und so wird auch die
Erwerbslosigkeit immer mehr ansteigen und immer höhere Kosten verursachen.
Du wirst wohl hoffentlich anerkennen, dass Schwarzgelb tendenziell eher den rechtsstaatlichen Prinzipien (Unschuldsvermutung, Verbot der Beweislastumkehr, strikte Gewaltenteilung) zugetan ist als Rotgrün?
Das hat mit der historischen Entwicklung dieser Bewegungen zu tun und findet sich auch heute noch in vielen Stellungnahmen wieder.
Du hast aber insofern Recht, dass der parteiübergreifende Zeitgeist natürlich auch einiges an Vernunft überlagert (beispielsweise gab es gegen das GewSchGesetz kaum kritische Stimmen).
"Das war aber auch eher symbolisch gemeint."
Bei Spitzenpolitikern kannst du fest davon ausgehen, daß jedes positive Wahlversprechen eher symbolisch gemeint ist.
"So konkret wie Schröder hat das noch keiner formuliert. "Wenn wir es nicht schaffen die Arbeitslosigkeit signifikant zu senken haben wir es nicht verdient wiedergewählt zu werden" Wo er Recht hat, hat er Recht! Tun wir ihm doch wenigstens diesen Gefallen! Erfolglose Fussballtrainer werden ohne viel Tamtam entfernt. Warum hier nicht?"
Ja, aber wieso soll ich dann Schwarz/Gelb wählen? Die haben noch viel mehr versagt! Wenn man schon bei Rot-Grün die zusätzlichen 0,5 Millionen Arbeitslosen als Indikator nimmt, dann sollte man bei Schwarz/Gelb die 2,5 Millionen zusätzlichen Arbeitslosen doch erst recht als Indikator nehmen, oder was meinst du?
Ich sagte bereits dass mich diese Rechnung nicht überzeugt, da unter ganz anderen Umständen zustande gekommen. Warum Du Schwarz/Gelb wählen solltest? Weil sie für unsere Belange mehr Chancen als Gefahren bergen.
Nehmen wir mal als Beispiel die Quotierungen, die der Männerbewegung ein Dorn im Auge sind. Schwarz und vor allem Gelb haben ein ganz anderes Verständnis von Leistung als Rotgrün. Quotenregelungen sind nach diesem Verständnis kaum (Schwarz) bzw. gar nicht (Gelb) zu rechtfertigen. Dagegen betrachten Rot (weniger) und Grün (sehr) Glechberechtigung als Gleichstellung sprich Ergebnisgleichheit. Die Folgen sind bekannt.
"Das Spielchen mit den Arbeitslosenzahl ist mehr als akademisch. Es ist sehr unwissenschaftlich. Da treten leider nicht zwei Konkurrenten gleichzeitig unter gleichen Bedingungen an. Somit ist ein Vergleich wenig aussagekräftig."
Aha? Die CDU spielt aber in ihrer Wahlkampfpropaganda genau dieses Spielchen. Sie wirft Rot/Grün die heutigen Arbeitslosenzahlen vor, ohne dabei zuzugeben, daß ein großer Anteil davon zu ihrer eigenen Regierungszeit entstanden ist. Findest du das seriös?
Nö. Das ist eben typisch Politikergelaber. Die wollen ihre Stimmen im Hinblick auf die Bundestagswahl maximieren. Mit ein Grund für die enorme Politikverdrossenheit. Aber ich sagte auch nicht dass ich von Schwarzgelb begeistert wäre. Die beiden Blöcke ähneln sich in Vielem, aber nicht in Allem (siehe oben).
Richtig ist es aber in jedem Fall Rotgrün auf gebrochene Wahlversprechen zu erinnern. Das ist nämlich ein Betrug am Wähler. Sollte Schwarzgelb versagen, kann man sie dann ja wieder abwählen. Die Zeit für den Wechsel ist aber reif.
Gruss - Doink
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Garfield, Tuesday, 30.08.2005, 19:12 (vor 7405 Tagen) @ Doink
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Doink am 30. August 2005 14:40:
Hallo Doink!
"Ich sagte bereits dass das eine Milchmädchenrechnung ist."
Ja, und warum bedient sich die CDU dann solcher Milchmädchenrechnungen für ihren Wahlkampf? Könnte das vielleicht damit zusammen hängen, daß ihnen nichts Vernünftiges eingefallen ist?
"Indes kann man eine Partei an ihren eigenen Worten messen "wenn wir es nicht schaffen die Arbeitslosigkeit...haben wir es nicht verdient wieder gewählt zu werden!" Das ist doch mal eine klare Ansage!"
Wann hat die CDU ihre Wahlversprechen gehalten? Spontan fällt mir da neben Helmut Kohls Märchen von den blühenden Landschaften auch noch der berühmte Satz von Norbert Blühm ein: "Die Renten sind sicher." Warum soll ich Wahlkampflügen der CDU ignorieren, Wahlkampflügen der SPD jedoch nicht?
"Nur dass die Grünen alles besser machen wollten wenn sie einmal an die Regierung kommen und die Roten für den kleinen Mann dasein wollten. Beides hat sich als Riesenirrtum erwiesen."
Richtig. Aber wird dieser Riesenirrtum besser, wenn man von vorneherein sagt, daß man sich nicht die Bohne für die Masse der Bevölkerung interessiert?
Um es mal deutlicher auszudrücken: Nehmen wir mal an, dir würden zwei Typen begegnen. Der eine tut freundlich, aber du spürst genau, daß er die Absicht hat, dich zusammen zu prügeln und auszurauben. Der andere macht erst gar keinen Hehl daraus, daß er dich zusammen prügeln und ausrauben möchte. Fändest du den letzten dann sympathischer, und würdest du dich lieber von ihm zusammen prügeln und ausrauben lassen als von dem ersten?
Oder würde dir nicht doch der Gedanke kommen, daß du doch lieber von beiden möglichst viel Abstand halten solltest?
"Du wirst wohl hoffentlich anerkennen, dass Schwarzgelb tendenziell eher den rechtsstaatlichen Prinzipien (Unschuldsvermutung, Verbot der Beweislastumkehr, strikte Gewaltenteilung) zugetan ist als Rotgrün?"
Nein. Wieso sollte ich das anerkennen?
"Das hat mit der historischen Entwicklung dieser Bewegungen zu tun und findet sich auch heute noch in vielen Stellungnahmen wieder."
In einem frühen Dokument der CDU findet sich u.a. die Aussage, daß der Kapitalismus überholt wäre... Die historische Entwicklung einer Partei ist nur insofern interessant, wie sie aus historischen Gründen eine bestimmte Wählerklientel hat. Und selbst das spielt nur im Wahlkampf eine Rolle. Für die real betriebene Politik ist in unserem politischen System vor allem entscheidend, wer die jeweilige Partei und auch die jeweiligen Politiker am reichlichsten mit "Schwarzgeld" beschenkt. Dessen Interessen werden dann maßgeblich wahrgenommen.
"Du hast aber insofern Recht, dass der parteiübergreifende Zeitgeist natürlich auch einiges an Vernunft überlagert (beispielsweise gab es gegen das GewSchGesetz kaum kritische Stimmen)."
Das kommt dann noch dazu. Auch CDU/CSU und FDP werden sich schwer davor hüten, sich mit Feministinnen anzulegen. Solange sie einen großen Teil der Bevölkerung dabei hinter sich wissen oder wähnen, werden sie Feministinnen bei jeder Gelegenheit bauchpinseln. Und wenn mal irgendwo Mittel für Berufsfeministinnen gekürzt werden, dann wird man das nur aufgrund leerer Kassen tun. Und man wird als Ausgleich dafür umso eifriger bemüht sein, dann anderswo, wo es nichts kostet oder dem Staat sogar Geld einbringt, feministische Forderungen zu erfüllen.
"Ich sagte bereits dass mich diese Rechnung nicht überzeugt, da unter ganz anderen Umständen zustande gekommen."
Ja. In den ersten 4 Jahren Schwarz/Gelb (1982-1986) sind offiziell etwa 400.000 zusätzliche Erwerbslose entstanden (von 1,8 auf 2,2 Millionen). Rot/Grün hatte nach 4 Jahren Amtszeit (also 1998-2002) sogar ca. 300.000 Erwerbslose weniger (von 4,3 auf 4,0 Millionen). Der Unterschied dabei bestand darin, daß die Bundesrepublik 1986 noch kleiner war und somit also auch die Erwerbslosenzahlen zwangsläufig niedriger sein mußten. Selbst wenn man das nicht berücksichtigt (also schon die von dir erwähnte Milchmädchenrechnung aufmacht), steht Rot/Grün immer noch für diese ersten 4 Jahre besser da als Schwarz/Gelb!
Wieso bitteschön, soll das nicht vergleichbar sein? Nun schreib bitte nicht, Helmut Kohl hätte 1982 so ein schweres Erbe übernommen! Schröder hat 1998 von Schwarz/Gelb 4,3 Millionen Arbeitslose und einen satten Schuldenberg übernommen. So waren allein die Kosten für die Arbeitslosen und die Zinsen 1998 schon eine weitaus größere Last als 1982.
Wenn die CDU angesichts dessen heute auf ihren Wahlplakaten "5 Millionen Arbeitslose sind genug - Deutschland braucht den Wechsel" schreibt, dann ist das eine bodenlose Unverschämtheit.
"Warum Du Schwarz/Gelb wählen solltest? Weil sie für unsere Belange mehr Chancen als Gefahren bergen."
Tut mir leid, ich sehe da nicht mehr Chancen als bei Rot/Grün, nämlich gar keine. Da paßt eine Passage aus der Internationalen gut: "Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun." Wer sich auf Politiker verläßt, der ist verlassen. Die werden nichts für uns tun, wenn wir sie nicht dazu zwingen.
"Nehmen wir mal als Beispiel die Quotierungen, die der Männerbewegung ein Dorn im Auge sind. Schwarz und vor allem Gelb haben ein ganz anderes Verständnis von Leistung als Rotgrün. Quotenregelungen sind nach diesem Verständnis kaum (Schwarz) bzw. gar nicht (Gelb) zu rechtfertigen."
Wenn Quotenregelungen nur der SPD zu verdanken wären, dann wären sie schon vor Kohls Regierungszeit eingeführt worden. Der Zeitgeist hat die Einführung von Quotenregelungen nahe gelegt, und dem werden sich auch CDU/CSU und FDP nicht wirklich widersetzen.
"Richtig ist es aber in jedem Fall Rotgrün auf gebrochene Wahlversprechen zu erinnern. Das ist nämlich ein Betrug am Wähler."
Richtig, aber auch die gebrochenen Wahlversprechen von Schwarz/Gelb dürfen nicht vergessen werden. Wenn man sich vom Regen in die Traufe stellt, wird man nicht trocken.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Doink, Tuesday, 30.08.2005, 22:38 (vor 7405 Tagen) @ Garfield
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Garfield am 30. August 2005 16:12:22:
Hallo Doink!
Hi Garfield!
"Ich sagte bereits dass das eine Milchmädchenrechnung ist."
Ja, und warum bedient sich die CDU dann solcher Milchmädchenrechnungen für ihren Wahlkampf? Könnte das vielleicht damit zusammen hängen, daß ihnen nichts Vernünftiges eingefallen ist?
Solche Vereinfachungen sind in der politischen Landschaft die Regel und nicht die Ausnahme. Wäre die Politik vernünftig, dann wäre sie keine Politik.
"Indes kann man eine Partei an ihren eigenen Worten messen "wenn wir es nicht schaffen die Arbeitslosigkeit...haben wir es nicht verdient wieder gewählt zu werden!" Das ist doch mal eine klare Ansage!"
Wann hat die CDU ihre Wahlversprechen gehalten? Spontan fällt mir da neben Helmut Kohls Märchen von den blühenden Landschaften auch noch der berühmte Satz von Norbert Blühm ein: "Die Renten sind sicher." Warum soll ich Wahlkampflügen der CDU ignorieren, Wahlkampflügen der SPD jedoch nicht?
Weil die letzte Legislaturperiode entscheidend ist. Rotgrün tritt mit der gleichen Truppe wie zuletzt an, Schwarzgelb hat sich erneuert.
Rotgrün hat gerade eben versagt, bei den anderen ists schon etwas länger her. Wenn die Regierung versagt kommt eben die Opposition an die Macht. So soll es jedenfalls sein. Alles andere wäre eine Zumutung.
"Nur dass die Grünen alles besser machen wollten wenn sie einmal an die Regierung kommen und die Roten für den kleinen Mann dasein wollten. Beides hat sich als Riesenirrtum erwiesen."
Richtig. Aber wird dieser Riesenirrtum besser, wenn man von vorneherein sagt, daß man sich nicht die Bohne für die Masse der Bevölkerung interessiert?
Um es mal deutlicher auszudrücken: Nehmen wir mal an, dir würden zwei Typen begegnen. Der eine tut freundlich, aber du spürst genau, daß er die Absicht hat, dich zusammen zu prügeln und auszurauben. Der andere macht erst gar keinen Hehl daraus, daß er dich zusammen prügeln und ausrauben möchte. Fändest du den letzten dann sympathischer, und würdest du dich lieber von ihm zusammen prügeln und ausrauben lassen als von dem ersten?
Oder würde dir nicht doch der Gedanke kommen, daß du doch lieber von beiden möglichst viel Abstand halten solltest?
Wessen Opfer ich nun werde ist letztlich egal. Aber: Typ2 ist gefährlicher als Typ1! Bei Typ2 weiß ich nämlich woran ich bin und kann evtl. mein Verhalten darauf abstimmen. Typ1 hält seine Absichten im Dunkeln und ist so schwerer zu berechnen. Wenn er seine dunklen Pläne umsetzt ist es für Gegenmaßnahmen zu spät.
Das kommt dann noch dazu. Auch CDU/CSU und FDP werden sich schwer davor hüten, sich mit Feministinnen anzulegen. Solange sie einen großen Teil der Bevölkerung dabei hinter sich wissen oder wähnen, werden sie Feministinnen bei jeder Gelegenheit bauchpinseln. Und wenn mal irgendwo Mittel für Berufsfeministinnen gekürzt werden, dann wird man das nur aufgrund leerer Kassen tun. Und man wird als Ausgleich dafür umso eifriger bemüht sein, dann anderswo, wo es nichts kostet oder dem Staat sogar Geld einbringt, feministische Forderungen zu erfüllen.
Kann schon sein, dass sich unmittelbar wenig bis nichts ändern wird. Bei Rotgrün ist aber dem Wahnsinn in Form von ADG sowie Quoten in der Privatwirtschaft Tür und Tor geöffnet. Das ist mit deren Ideologie vereinbar.
Du wirst wohl hoffentlich anerkennen, dass Schwarzgelb tendenziell eher den rechtsstaatlichen Prinzipien (Unschuldsvermutung, Verbot der Beweislastumkehr, strikte Gewaltenteilung) zugetan ist als Rotgrün?"
Nein. Wieso sollte ich das anerkennen?
"Das hat mit der historischen Entwicklung dieser Bewegungen zu tun und findet sich auch heute noch in vielen Stellungnahmen wieder."
In einem frühen Dokument der CDU findet sich u.a. die Aussage, daß der Kapitalismus überholt wäre... Die historische Entwicklung einer Partei ist nur insofern interessant, wie sie aus historischen Gründen eine bestimmte Wählerklientel hat. Und selbst das spielt nur im Wahlkampf eine Rolle. Für die real betriebene Politik ist in unserem politischen System vor allem entscheidend, wer die jeweilige Partei und auch die jeweiligen Politiker am reichlichsten mit "Schwarzgeld" beschenkt. Dessen Interessen werden dann maßgeblich wahrgenommen.
Im Netz finden sich unzählige Aussagen von rotgrünen PolitikerInnen, die mit den erwähnten rechtsstaatlichen Prinzipien unvereinbar sind. Sie handeln nach dem Motto "Fraueninteressen über alles". Auf dem Altar der Frauenverherrlichung wird so mancher Rechtsgrundsatz ad absurdum geführt.
Wieso bitteschön, soll das nicht vergleichbar sein? Nun schreib bitte nicht, Helmut Kohl hätte 1982 so ein schweres Erbe übernommen! Schröder hat 1998 von Schwarz/Gelb 4,3 Millionen Arbeitslose und einen satten Schuldenberg übernommen. So waren allein die Kosten für die Arbeitslosen und die Zinsen 1998 schon eine weitaus größere Last als 1982.
Wenn die CDU angesichts dessen heute auf ihren Wahlplakaten "5 Millionen Arbeitslose sind genug - Deutschland braucht den Wechsel" schreibt, dann ist das eine bodenlose Unverschämtheit.
Du hast ja selbst von einer Milchmädchenrechnung geschrieben. Und die ist es auch. Schon vergessen? Die MM-Rechnung wird nicht dadurch besser indem man sie analysiert.
"Warum Du Schwarz/Gelb wählen solltest? Weil sie für unsere Belange mehr Chancen als Gefahren bergen."
Tut mir leid, ich sehe da nicht mehr Chancen als bei Rot/Grün, nämlich gar keine. Da paßt eine Passage aus der Internationalen gut: "Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun." Wer sich auf Politiker verläßt, der ist verlassen. Die werden nichts für uns tun, wenn wir sie nicht dazu zwingen.
Schon richtig. Aber: Die schrägsten feministischen Blüten gedeihen auf rotgrünem Mist! Quoten in der Privatwirtschaft kann ich mir bei Schwarzgelb unmöglich vorstellen, die Grünen dagegen drängen dorthin und die Roten wanken. Da sollte auch Dir zu denken geben! Das Antidiskriminierungsgesetz ist eine grüne Idee, samt inkorporierter Beweislastumkehr. Ein Unsinn, wie es kaum einen größeren gibt.
"Nehmen wir mal als Beispiel die Quotierungen, die der Männerbewegung ein Dorn im Auge sind. Schwarz und vor allem Gelb haben ein ganz anderes Verständnis von Leistung als Rotgrün. Quotenregelungen sind nach diesem Verständnis kaum (Schwarz) bzw. gar nicht (Gelb) zu rechtfertigen."
Wenn Quotenregelungen nur der SPD zu verdanken wären, dann wären sie schon vor Kohls Regierungszeit eingeführt worden. Der Zeitgeist hat die Einführung von Quotenregelungen nahe gelegt, und dem werden sich auch CDU/CSU und FDP nicht wirklich widersetzen.
Letztgenannte sprechen sich aber eindeutig gegen Quotenregelungen in der Privatwirtschaft aus. Eben weil die Philosophie eine andere ist. Das sollte auch Dir nicht entgangen sein.
Gruss - Doink
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert @ Doink
East Bay Ray, Tuesday, 30.08.2005, 23:54 (vor 7405 Tagen) @ Doink
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Doink am 30. August 2005 19:38:
Moin Doink,
ich hätt da mal ne Frage:
Solche Vereinfachungen sind in der politischen Landschaft die Regel und nicht die Ausnahme. Wäre die Politik vernünftig, dann wäre sie keine Politik.
wenn dem wirklich so ist, welchen Grund sollte ich dann haben überhaupt irgendeine Partei (egal welche) durch meine Stimme zu legitimieren?
Das würde mich jetzt echt mal intressieren.
Einen freundlichen Gruß von
Andreas
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert @ Doink
Doink, Wednesday, 31.08.2005, 19:38 (vor 7404 Tagen) @ East Bay Ray
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert @ Doink von East Bay Ray am 30. August 2005 20:54:
Moin Doink,
ich hätt da mal ne Frage:
>Solche Vereinfachungen sind in der politischen Landschaft die Regel und nicht die Ausnahme. Wäre die Politik vernünftig, dann wäre sie keine Politik.
wenn dem wirklich so ist, welchen Grund sollte ich dann haben überhaupt irgendeine Partei (egal welche) durch meine Stimme zu legitimieren?
Das würde mich jetzt echt mal intressieren.
Einen freundlichen Gruß von
Andreas
Hi Andreas!
Die grossen Volksparteien CDU und SPD versuchen sich idealtypisch an den augenblicklichen Bedürfnissen der Bevölkerungsmehrheit auszurichten um in Wahlen den Median zu überschreiten, sind tatsächlich aber an nichts anderem interessiert als am bloßen Machterhalt oder Machterwerb. Ihr populistisches Gerede, dem keine entsprechende Handlungen folgen, gehem jedem Wähler auf die Nerven, der nicht stur und stumm aus reiner politischer Trägheit immer dieselbe Partei wählt.
Die Abgeordneten, an sich nur ihrem Gewissen verpflichtet, verkommen zu "Domestiken" der Parteien. Sie wissen, wem die ihre Existenz verdanken. Statt Nähe zum Bürger haben die Parteien in einem zunächst kaum vorstellbaren Ausmaß den Anschluß an die Bürokratie gesucht und gefunden.
Es gab einmal eine gute alte Zeit, in der die Kritik dem Staate galt: Es sei arrogant anzunehmen, besser zu wissen, was den in ihm lebenden Menschen nutzt, als diese selbst. Er bestimme, was dem Gemeinwohl förderlich sei und was ihm schade. Diese noch von A. von Hayek gegeißelte Idylle ist längst verschieden. Nicht mehr der Staat ist arrogant, denn er fiel in die Hände der Parteien. Sie besitzen die Unverschämtheiten, die von Hayek dem Staat anlastete. Nur sehr viel ausgeprägter.
Die konkrete Parteiendemokratie bestätigt wiederum alltäglich und drastisch die ökonomische Theorie der Politik. Politiker orientieren sich in ihrem politischen Geschäft an dem ökonomischen Grundsatz, es gelte, mit einem Minimum von persönlichem Einsatz ein Optimum an persönlichem Ertrag zu erwirtschaften. Das bedeutet u.a., daß sie sich nur dem Gemeinwohl verpflichtet wissen, wenn es zufällig mit dem Eigenwohl Hand in Hand geht. Leider hat sich diese an innerer Evidenz kaum zu überbietende Theorie noch nicht herumgesprochen. Es gibt tatsächlich noch Bürger, die der Auffassung sind, ein hauptberuflicher Politiker suche erststellig das Gemeinwohl und nur nachstellig das eigene. Sie allerdings werden durch die Alltagspraxis der Politik tief enttäuscht. Solche Enttäuschung ist der einzig plausible Grund, warum heute so viele Menschen der Politiker und der Parteien überdrüssig geworden sind.
In der Tat wäre vor diesem Hintergrund eine Stimmenthaltung rational.
Allerdings nur dann, wenn sie massenhaft auftritt. Nur dann käme bei den Politikern das Signal an, dass es so nicht weitergehen kann.
Gruss - Doink
Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert
Garfield, Wednesday, 31.08.2005, 13:50 (vor 7404 Tagen) @ Doink
Als Antwort auf: Re: Rot-Grünes Experiment gescheitert von Doink am 30. August 2005 19:38:
Hallo Doink!
"Solche Vereinfachungen sind in der politischen Landschaft die Regel und nicht die Ausnahme."
Vereinfachungen reichen mir aber nicht. Vielleicht bin ich da ja zu anspruchsvoll, aber ich erwarte auch von Politikern Ehrlichkeit. Und da kann man der SPD zumindest zugute halten, daß sie 1990 ganz klar gesagt hat, daß die deutsche Wiedervereinigung nicht zum Nulltarif zu haben ist, während Kohl & Co. von blühenden Landschaften fantasierten.
Ich denke zwar, daß diese Ehrlichkeit der SPD damals einen ähnlichen Grund hatte wie ihre Bemühungen zur Neuwahl in diesem Jahr, aber immerhin waren sie wenigstens damals ausnahmsweise mal ehrlich. Die CDU kann das leider nicht von sich behaupten. Auch mit der Mehrwertsteuer-Erhöhung wollte die Merkel ursprünglich wieder mal erst nach der Wahl herausrücken. Nur weil sich dann einige verplappert haben, war sie gezwungen, diesen Schildbürgerstreich jetzt schon anzukündigen.
"Wäre die Politik vernünftig, dann wäre sie keine Politik."
Unvernunft ist für mich eben nicht wählbar.
"Rotgrün tritt mit der gleichen Truppe wie zuletzt an, Schwarzgelb hat sich erneuert."
Ja, und Merkel soll nun Kanzlerin werden. Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie es überhaupt kam, daß sie so eine Karriere machen konnte? Nach der Wiedervereinigung war es nötig, den Ostdeutschen zu demonstrieren, daß auch Leute aus ihren Reihen politisch mitbestimmen. Außerdem wollte man auch demonstrieren, daß man auch Frauen eine Chance gibt. Zwar nützen ostdeutsche Spitzenpolitiker den Ostdeutschen genauso wenig wie weibliche Spitzenpolitiker den Frauen, aber das interessiert ja kaum jemanden. Hauptsache, man erzielt einen gewissen Show-Effekt. Um nicht zuviele gute Posten für solche inoffiziellen Quoten opfern zu müssen, bot es sich nun an, Frauen aus dem Osten auf hohe Positionen zu setzen, um so quasi beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
Die SPD bewies dabei mit Regine Hildebrandt ein weniger glückliches Händchen. Die Frau redete zuviel Klartext und wurde so häufig unbequem. Die CDU landete mit Angela Merkel jedoch einen Glückstreffer. Sie zeigte sich in der CDU genauso angepaßt wie in der DDR, eckte nirgends an und fügte sich prima in die etablierten Strukturen ein.
Ihre große Stunde kam dann, als wieder einmal Schwarzgeld auf CDU-Konten entdeckt wurde. Nun hatte man nämlich das Problem, daß so ziemlich die gesamte CDU-Führung in diesen Skandal verstrickt war. Hätte man einen der altgedienten Funktionäre zum Nachfolger von Kohl gemacht, dann hätte sich die Presse sofort auf ihn gestürzt, mit Sicherheit auch einiges herausgefunden, und ohne Kohls Autorität wäre er dann schnell geliefert und der Schaden für die CDU wäre noch größer gewesen.
Man brauchte also jemanden, der möglichst wenig vorbelastet war. Angela Merkel bot sich da regelrecht an. Sie war noch nicht so lange dabei und hatte deshalb auch noch nicht so viel mit der Affäre zu tun gehabt wie andere CDU-Größen. Außerdem war sie eine Frau, und man hatte so die Möglichkeit, eventuelle Vorwürfe gegen sie einfach als "Frauenfeindlichkeit" abzuschmettern.
Als Kanzlerkandidatin hat man sie nun aus ähnlichen Gründen eingesetzt. Mit Stoiber wollte man sich nicht noch einmal blamieren (was ihn sehr frustriert haben wird), und bei Merkel erhofft man sich noch zusätzlich einen Frauenbonus. Man hofft, SPD und Grünen sogar noch einige "politisch korrekte" Wähler abspenstig machen zu können, die es als revolutionäres Ereignis ansehen, wenn Deutschland eine Kanzlerin bekäme.
Merkel ist der lebende Beweis dafür, daß auch die CDU letztendlich der "political correctness" frönt, und das legt einmal mehr die Befürchtung nahe, daß Schwarz/Gelb sich für die Belange der Männerbewegung genauso wenig einsetzen wird wie Rot/Grün.
Ich kann da im Vergleich zur Kohl-Ära wirklich keine Verbesserung erkennen.
"Wenn die Regierung versagt kommt eben die Opposition an die Macht. So soll es jedenfalls sein. Alles andere wäre eine Zumutung."
Wenn die Opposition denselben oder gar (wie ja schon von der CDU angekündigt) noch größeren Mist baut, dann ist die für mich genauso wenig wählbar.
"Wessen Opfer ich nun werde ist letztlich egal. Aber: Typ2 ist gefährlicher als Typ1! Bei Typ2 weiß ich nämlich woran ich bin und kann evtl. mein Verhalten darauf abstimmen. Typ1 hält seine Absichten im Dunkeln und ist so schwerer zu berechnen. Wenn er seine dunklen Pläne umsetzt ist es für Gegenmaßnahmen zu spät."
Nicht, wenn du Typ1 durchschaust. Dann sind beide gleich übel.
"Kann schon sein, dass sich unmittelbar wenig bis nichts ändern wird. Bei Rotgrün ist aber dem Wahnsinn in Form von ADG sowie Quoten in der Privatwirtschaft Tür und Tor geöffnet. Das ist mit deren Ideologie vereinbar."
Es ist mit der grünen Ideologie vereinbar, aber die Grünen sind nur Juniorpartner in der Regierung. Wenn die SPD einer solchen Ausweitung der Quotenregelungen tatsächlich so offen stünde, dann wäre diese Ausweitung längst realisiert.
"Auf dem Altar der Frauenverherrlichung wird so mancher Rechtsgrundsatz ad absurdum geführt."
Ja, aber unter Schwarz/Gelb lief das 16 Jahre lang auch nicht wesentlich anders. Und das wird sich auch so bald nicht ändern. Schreib doch mal unter weiblichem Namen einem CDU- oder FDP-Abgeordneten eine Mail, gib dich darin als Feministin aus und frage, was sie gegen die immer noch schlechtere Bezahlung von Frauen zu tun beabsichtigen. Wetten, daß kein einziger darauf schreiben wird, daß diese schlechtere Bezahlung real gar nicht existiert?
"Du hast ja selbst von einer Milchmädchenrechnung geschrieben. Und die ist es auch. Schon vergessen? Die MM-Rechnung wird nicht dadurch besser indem man sie analysiert."
Ja, aber wenn die CDU die fast 5 Millionen Arbeitslosen in ihrer Propaganda der SPD zurechnet, dann ist das genau so eine Milchmädchenrechnung! Und es ist auch ganz klar ersichtlich, daß Schwarz/Gelb keineswegs mehr Kompetenz bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat. Ganz im Gegenteil: Es ist völlig klar und logisch, daß beispielsweise die Mehrwertsteuererhöhung da absolut kontraproduktiv wirken wird.
"Die schrägsten feministischen Blüten gedeihen auf rotgrünem Mist!"
Ja, aber das heißt nicht zwangsläufig, daß das dann auch realisiert wird. Auch die SPD macht letztendlich das, was ihre Geldgeber sich wünschen. Und "Frauenförderung" steht auf deren Wunschliste nicht gerade ganz oben.
"Quoten in der Privatwirtschaft kann ich mir bei Schwarzgelb unmöglich vorstellen, die Grünen dagegen drängen dorthin und die Roten wanken. Da sollte auch Dir zu denken geben! Das Antidiskriminierungsgesetz ist eine grüne Idee, samt inkorporierter Beweislastumkehr. Ein Unsinn, wie es kaum einen größeren gibt."
Ja, die Grünen müssen weg aus der Regierung, da hast du recht. Ich denke, das kleinste Übel wäre eine große Koalition aus SPD und CDU.
"Letztgenannte sprechen sich aber eindeutig gegen Quotenregelungen in der Privatwirtschaft aus."
Das tut die SPD auch - sonst wären solche Quotenregelungen längst Tatsache.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE abgebaut worden?
susu, Tuesday, 30.08.2005, 17:50 (vor 7405 Tagen) @ Christian
Als Antwort auf: Was ist an Diskriminierungen seit 1998 von SPD/GRÜNE hinzugekommen? von Christian am 29. August 2005 15:06:
Wäre ja auch zu fragen. Z.B. die Strafrechtsreform von 98, bei der das Sexualstrafrecht Geschlechtsneutral formuliert wurde. Insbesondere kann seit dieser Reform die Vergewaltigung/schwere sexuelle Nötigung bei männlichen Opfern auch als solche verfolgt werden.
Für mich weiterhin ein sehr wichtiger Punkt, der nicht ohne weiteres unter den Tisch gefallen lassen werden sollte.
susu