Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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auf die Welt ist Verlaß

ein weiterer Andreas, Friday, 08.07.2005, 16:16 (vor 7458 Tagen)

Moin allerseits,

auf die Welt ist in Sachen Feminismuskritik stets Verlaß. In der heutigen Ausgabe finden sich gleich zwei Beitrage, die dem Femi-Stuß in die Parade fahren:

* auf Seite 1 führt Gerd Habermann die Frauenpolitik als demütigende Staatseingriffe mit Überwachung durch Politkomissare (=Frauenbeauftrage) vor:

http://www.welt.de/data/2005/07/08/742880.html

* Desweiteren führt auf S. 8 eine gewiße Katharina Rutschky aus wie der Männerhaß mittlerweile schon die Artengrenze zu überschreiten beginnt und Rüden gegenüber Hündinnen in unserer dekadenten Spaßgesellschaft bei Kaufentscheidungen einschlägig feministisch gepolter Hundehalter immer mehr ins Hintertreffen geraden:

http://www.welt.de/data/2005/07/08/742739.html?search=kolumne&searchHILI=1

Überaus bedenkenswert ist auch der von ihr eingangs erwähnte Gedanke Riehls Kulturen zeichneten sich nicht durch Gleichmacherei, sondern durch Differenzierung aus.

Gruß

Andreas

Re: auf die Welt ist Verlaß

Ekki, Friday, 08.07.2005, 20:51 (vor 7458 Tagen) @ ein weiterer Andreas

Als Antwort auf: auf die Welt ist Verlaß von ein weiterer Andreas am 08. Juli 2005 13:16:

Hallo, ein weiterer Andreas!

Na, denn mal ins Detail:

<hr>

<p align="center[/link]Männlein und Weiblein
Kolumne
von Katharina Rutschky</p>

Der Volkskundler Wilhelm Riehl (1823-1897) war zwar ein Romantiker, der an den organischen Volksstaat glaubte und der modernen Gesellschaft opponierte. Aber in seinem erfolgreichsten Buch über "Die Familie" vertritt er eine These, mit der 150 Jahre später selbst die Adepten eines anspruchsvollen Gesellschaftstheoretikers wie Niklas Luhmann etwas anfangen können. Auch wenn die Idee der weiblichen Emanzipation für Riehl ein Horror war, so begründete er dies zukunftweisend: Kultur operiere mit Differenzierung, nicht mit Gleichmacherei. Riehl wollte beobachtet haben, daß die Physiognomie kulturferner Bauern und Proletarier quasi geschlechtsneutral wirkte und die Frauen dieser Klassen alle jene Schönheiten entbehrten, die das fortgeschrittene Bürgertum bei den Seinen in ästhetischer und moralischer Hinsicht erwartete.

Oh je!

Heute ist es unfein, über das Wesen der Frau oder überhaupt über die Differenzierung der Geschlechter zu spekulieren.

Ab hier ist der Text wieder (streckenweise) ernstzunehmen. In der Tat, daß diese Differenzierung geleugnet wird, ist ein Grundübel.

Anders sieht es aus, wenn man sich in die Hundewelt begibt.

Stimmt, ich mag Tiere: Sie zicken garantiert nicht feministisch rum.

Freunde haben sich gerade einen Collie-Welpen gekauft und begründeten ungescheut, warum es ein Mädchen sein mußte - rückgreifend auf alle Klischees des bürgerlichen Weiblichkeitsideals. Schön sollte sie sein, treu, einfühlsam und ohne jede Neigung zur Herrschaft über Haus, Hof und Leute.

Wenn's im Hundereich Entsprechungen zu den Radabfems unter den homines sapientes sapientes gibt und die besagten Freunde eine solche Entsprechung erwischt haben, dann werden sie ganz schön auf den Hund kommen.

Männlichen Hunden, gleich welcher Rasse, sagt man in der Hundewelt so ziemlich das Gegenteil nach. Sie kontrollieren ihr Revier und legen sich gern mit Rivalen an.

Ach nee! Und die "bürgerlichen Weiblichkeiten" aller Zeiten haben niemals "ihr Revier kontrolliert und sich mit Rivalinnen angelegt"?

Wenn mein Cockerspaniel verliebt ist, jault und kratzt er an der Wohnungstür wie an der Grenze zur Zivilisation, zu der er sich nur im Prinzip, nicht aber in jedem Fall bekennt.

Nix verstehen. Man sollte doch glauben, wenn das arme Vieh verliebt ist, dann steigt es seiner Angebeteten hinterher. Statt dessen kratzt es an der Tür. Oder läßt Frau Rutschky den armen Kerl zwecks Vermeidung von Unzucht nicht aus der Wohnung? So ein Hundeleben ...

Ich mag diesen rebellischen Unternehmungsgeist, habe aber auch gelernt, daß andere Hundefans das weibliche Element favorisieren. Es gibt eben den Rüdentyp, erklärte mir eine Züchterin, aber zahlenmäßig gleichauf jene, die der psychologischen Komplexität des weiblichen Hundes dem wilden Blut des Rüden den Vorzug geben.

Und um so einen Vergleich von Charaktereigenschaften anzustellen, mußte man aufs Tierreich zurückgreifen? *Kopfkratz*

Wie sieht es bei Kindern aus, die heute kaum weniger geplant werden als der Erwerb eines Hundes?

Das[/u] allerdings ist eine gelungene Provokation! Es stimmt wahrscheinlich - und gibt selbst einem begeisterten Kinderlosen wie mir schwerstens zu denken! - daß heute viele Menschen gegenüber ihren Kindern eine ähnliche Einstellung an den Tag legen wie gegenüber Hunden.

Welches Geschlecht das erste Kind hat, ist den meisten inzwischen gleichgültig. Die europäischen Monarchien akzeptieren inzwischen alle das Erstgeborene gleich welchen Geschlechts als Thronanwärter.

In der Tat ein Erkenntnisfortschritt bei den Angehörigen der blaublütigen Auweia-Sossaietih!

Jede Ein-Kind-Familie nährt für sich die Illusion, daß das Geschlecht keinen Unterschied macht.

Hä?

Aber die Familiendynamik ändert sich, wenn nach dem ersten Kind das zweite geboren wird und es sich nun um ein männliches handelt.

Und worin drückt sich diese Änderung der Familiendynamik - tolles Wort übrigens! - aus?

Behauptete meine Freundin G., die es wissen muß, weil sie als Feministin und Allgemeinhumanistin auf den Unterschied, den ein männliches Baby macht, gar nicht vorbereitet war.

Jo mei, auch eine Feministin muß irgendwann mal erfahren, worin der kleine Unterschied besteht. Auch wenn das ihr ganzes Weltbild ins Wanken bringt.

Ob der Kleine wirklich anders ist als sein älteres Schwesterchen oder ob er nur Klischees aufruft, die der Mutter kulturell angezüchtet wurden und die sie nun im Ernst bekämpfen muß, weiß sie nicht.

Kleiner Tip: Der Kleine ist wirklich anders. Seine Geschlechtsorgane sind nicht "kulturell angezüchtet", und die hormonellen Vorgänge, die zur Ausbildung dieser Geschlechtsorgane führten, werden auch fürderhin das Leben des Kleinen maßgeblich bestimmen - ebenso wie die anders gearteten Hormone der Mutter deren Leben. Wer da "im Ernst bekämpft", ist ein Don Quichotte im Wortsinne. Übrigens: Daß der Kleine die Klischees "aufruft", ist ein herrlicher Mißgriff in der Wortwahl.

Möge Allah den Geist unserer Schwester G. erleuchten!

Die Zeiten, wo Mütter in Feministenkreisen mit einem männlichen Kind bemitleidet wurden, weil es ihr Schicksal war, einen potentiellen Gewalttäter großzuziehen, sind ja längst vorbei.

Wo also ist in diesem Falle überhaupt das Problem und somit der Anlaß für diesen Artikel?

Vermutlich werden wir bald erstmals einen weiblichen Bundeskanzler haben.

Was dann hoffentlich in ein paar Jahren der deutschen Sprache eine neue Variante eines altbekannten Sprichworts hinzufügen wird: "Muschi schützt vor Torheit nicht".

Im Ernst:

Es hat schon so viele Staats- und Regierungschefinnen verschiedensten Zuschnitts gegeben, daß man sich nur noch über eines wundern kann: Darüber, daß Leute, die meinen, das Geschlecht sei in irgendeiner Form ausschlaggebend für die Eignung der betreffenden Person zum Politiker, überhaupt noch Gehör finden.

Manche erkennen darin ein willkommenes Zeichen dafür, wie weit Frauen es bringen, wenn man Vorurteile beiseite läßt. Angela Merkel wird einmal mehr beweisen, daß Frauen alles können, was Männern bisher vorbehalten war. Ihr Vorgänger ist deutlicher als andere Politiker betont männlich aufgetreten.

Ach du große Güte! Mit Männlichkeit verbinde ich u.a. Standfestigkeit, und die hat Schröder nicht mal zu imitieren versucht. Außerdem: Wer vor Gericht zieht gegen die Behauptung, seine Haare seine gefärbt, der legt die Attitüde eines Models an den Tag. Besteht vielleicht das größte Staatsgeheimnis darin, daß Schröder deshalb keine leiblichen Kinder hat, weil er der am längsten unentdeckte weibliche Transvestit der Republik ist? *lol*

Mit der braven Geschlechtsneutralität, die sie bisher an den Tag gelegt hat, wird Merkel aber beim Publikum und in den Medien auf lange Sicht so wenig ungeschoren davonkommen wie der Mann Schröder.

Also:

Der Schröder ist "deutlicher als andere Politiker betont männlich aufgetreten" und damit nicht ungeschoren davongekommen.

Die Merkel zeigt "brave Geschlechtsneutralität" und wird damit auch nicht ungeschoren davonkommen?

Ja, entgeht denn in diesem unserem Lande gar niemand dem Geschoren-Werden?

Von Frauen als Newcomern erwarten wir nämlich ungerechterweise nicht nur mehr, sondern immer noch anderes als von Männern.

Also, ein anderer Andreas, jetzt aber mal Butter bei die Fische:

Der oben zitierte Satz ist doch das Leitmotiv Nr. 1 in den Arien der Radabfems.

Wo also ist Rutschky einzuordnen?

Vor allem aber:

Was wollte uns die Autorin mit dem Text sagen?[/u]

<hr>

<p align="center[/link]Lähmung, Zehnter und Demütigung
Polemisches Soziallexikon</p>

Fiskalsozialismus. - Nachfolgemodell des abgewirtschafteten Produktionssozialismus und der Planwirtschaft. Es werden hier den Unternehmern nicht die Produktionsmittel geraubt, sondern der Ertrag ihrer und ihrer Beschäftigten Arbeit wird sozialisiert. Der Fiskalsozialismus ist der natürliche Feind einer Leistungsgesellschaft, die er unterminiert und lähmt. Wenn die Grenzabgabenbelastung bei 70 Prozent, die Durchschnittsbelastung selbst für Arbeitnehmer zwischen 50 und 60 Prozent liegt, ist die Wurzel einer freien und dynamischen Gesellschaft beschädigt. Die Gesellschaft wird insgesamt an den "staatlichen Tropf" gehängt und um ihre produktive Kraft und ihr Selbstbewußtsein gebracht. Die Menschen stellen zunächst einmal Ansprüche an andere, bevor sie an ihre eigenen Möglichkeiten denken.

Flat Tax. Eine Proportionalsteuer wie der biblische Zehnte. Zwar ist ein solches System auch nicht frei von zwangsweiser Umverteilung zuungunsten der "Besserverdienenden", doch sie enthält nicht dasselbe Maß an willkürlicher Besteuerung der Erfolgreichen wie die Progressivsteuer, die in sich keinerlei Begrenzung kennt und "Besserverdienende" schlechthin bis zur Erdrosselung schikanieren und diskriminieren kann. Der Vorteil der Flat Tax ist ein gleicher, vorhersehbarer Steuersatz für alle.

Frauen, Frauenpolitik. Für selbstbewußte Frauen demütigender Komplex paternalistischer Staatseingriffe, die erstens Frauen durchgängig und paritätisch in die bezahlte Erwerbsarbeit führen (und damit auch die Einnahmen des Finanzministers steigern) sollen und zweitens eine taktische Egalisierung mit männlichen Karrieremustern politisch erzwingen wollen. Frauenpolitik gehört in den großen Komplex fragwürdiger "Antidiskriminierung", zumal sie mit Zwangsquoten, bevorzugter Behandlung bei Bewerbungen, sogar politischer Überwachung durch Kommissare ("Frauenbeauftragte") arbeitet. Nur wenige couragierte Frauenpolitiker oder -politikerinnen sehen ein, daß es nicht der Würde der (dazu im übrigen gar nicht befragten) Frau entspricht, solchermaßen Objekt politischer, mit männlichen Mehrheiten beschlossener Begönnerung zu sein und es als "Emanzipation" zu feiern, wenn ihr die mechanische Imitation männlicher Verhaltensmuster zugemutet wird.

Gerd Habermann

<hr>

An dem Text fiel mir eigentlich nur eines auf:

Während das erste und das dritte Stichwort ("Fiskalsozialismus" und "Frauenpolitik") eindeutig negativ abgehandelt werden, kommt die Flat Tax mit allenfalls milder Kritik davon.

Meine Erwartung bei der Überschrift war eigentlich, daß in einem "polemischen Lexikon" lauter Begriffe gesammelt werden, die der Autor zu verreißen wünscht. Insofern habe ich bei dem Absatz über die Flat Tax etwas gestutzt.

Aber das ist ja nicht weiter schlimm. Gut begründet sind die drei Abschnitte allemal.

Gruß

Ekki

Welt am Sonntag - Stil: Kinder machen Zeitung

Sam, Sunday, 10.07.2005, 21:06 (vor 7456 Tagen) @ ein weiterer Andreas

Als Antwort auf: auf die Welt ist Verlaß von ein weiterer Andreas am 08. Juli 2005 13:16:

Moin allerseits,
auf die Welt ist in Sachen Feminismuskritik stets Verlaß.

Nun ja, die "Welt am Sonntag" zumindest leistet sich eine Kinderecke, die sich ironischerweise mit dem Titel "Stil" schmückt und in der sich regelmäßig Julia Winkenbach und Silke Wichert austoben - mit Texten auf dem sprachlichen und intellektuellen Niveau von "Bravo Girl". Freilich kann man eben dies auch als Feminismuskritik auffassen.

Eine ungezielte Suche fördert unter anderem Folgendes zu Tage:

http://www.wams.de/data/2005/06/19/732737.html>http://www.wams.de/data/2005/06/19/73...
http://www.wams.de/data/2005/06/19/732736.html>http://www.wams.de/data/2005/06/19/73...
http://www.wams.de/data/2005/05/08/714907.html>http://www.wams.de/data/2005/05/08/71...
http://www.wams.de/data/2005/06/05/726603.html>http://www.wams.de/data/2005/06/05/72...
http://www.wams.de/data/2004/11/28/365492.html>http://www.wams.de/data/2004/11/28/36...
http://www.wams.de/data/2005/01/09/384363.html>http://www.wams.de/data/2005/01/09/38...
http://www.wams.de/data/2005/03/20/612212.html>http://www.wams.de/data/2005/03/20/61...
http://www.wams.de/data/2004/12/26/378325.html>http://www.wams.de/data/2004/12/26/37...
http://www.wams.de/data/2004/12/12/372328.html>http://www.wams.de/data/2004/12/12/37...
http://www.wams.de/data/2005/04/10/650762.html>http://www.wams.de/data/2005/04/10/65...
http://www.wams.de/data/2005/02/20/476918.html>http://www.wams.de/data/2005/02/20/47...
http://www.wams.de/data/2005/01/02/381205.html>http://www.wams.de/data/2005/01/02/38...
http://www.wams.de/data/2005/05/15/717687.html>http://www.wams.de/data/2005/05/15/71...
http://www.wams.de/data/2005/04/10/650761.html>http://www.wams.de/data/2005/04/10/65...

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