@Fragezeichen
Hallo Fragezeichen!
Ich konnte deinen Beitrag ja am Freitag nicht mehr vollständig beantworten. Hier also nun der zweite Teil:
Du hast geschrieben, daß Frauen früher nicht arbeiten durften.
Tatsächlich waren sie aber über lange Zeit sehr wohl erwerbstätig. Hausfrauen gab es nur in den höheren Schichten, und die konnten dann die Hausarbeit selbstverständlich an diverses Dienstpersonal weiter delegieren. Zwar beschäftigten sich auch adelige Frauen im Mittelalter üblicherweise mit Tätigkeiten wie Kochen oder auch mit diversen Handarbeiten, aber sie mussten das nicht tun und konnten sich die Rosinen herauspicken, also alle unangenehmen und lästigen Tätigkeiten weiter delegieren und nur das tun, was ihnen Spaß machte.
Im einfachen Volk gab es praktisch keine Hausfrauen im heutigen Sinne. Vielen Menschen ging es nämlich so schlecht, daß ein Mann allein eine Familie gar nicht ernähren konnte. Da mussten auch die Kinder schon früh mitarbeiten. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es durchaus normal, daß Kinder mit 13 in eine Lehre gingen. Und auch die Frauen arbeiteten im 19./20. Jahrhundert immer noch häufig in Fabriken, oder sie wuschen Wäsche für andere Leute etc.
Im Mittelalter wurde es oft als selbstverständlich betrachtet, daß ein Paar einen Job gemeinsam erledigte. In Berufen, wo eine Vereidigung vorgeschrieben war z.B. bei Fleischern oder bei Zöllnern - wurden oft Mann und Frau gemeinsam vereidigt. Bei kleinen Handwerkern lief es häufig so, daß der Mann zu Hause in seiner Werkstatt Produkte herstellte und die Frau sie dann auf dem örtlichen Markt verkaufte.
Es gab im Mittelalter sogar Zünfte, die grundsätzlich nur Frauen aufnahmen.
Wenn du mehr darüber wissen willst, empfehle ich dir das Buch Die Frau im Mittelalter von Erika Uitz.
Erst als die Mittelschicht seit dem 19. Jahrhundert zunahm und wohlhabender wurde, gab es auch dort immer mehr Hausfrauen. Aber es entstanden dann auch immer mehr Bürojobs, in denen damals schon viele Frauen tätig waren.
Was nun das Verbot zur Erwerbstätigkeit angeht:
Früher waren die Menschen in Bezug auf Erwerbsarbeit ehrlicher als heute. Sie sahen Erwerbsarbeit keineswegs als Privileg an, sondern als lästige Pflicht. Es galt zwar als ehrenwert, dieser Pflicht fleißig nachzukommen, aber so richtig bewundern tat man nur diejenigen, die nicht für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten. Die zeigten und sagten dies dann auch stolz bei jeder Gelegenheit.
So sind die Frauen der Mittelschicht dann auch im 19. Jahrhundert durchaus nicht unfreiwillig an den Herd gegangen. Obwohl Frauen in den Jahrhunderten zuvor meist ebenfalls erwerbstätig waren, war es zwangsläufig immer so gewesen, daß sie immer wieder zeitweillig wegen Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit aus dem Erwerbsleben aussteigen mussten. Dazu zwangen sie nicht die Männer, sondern die biologischen Gegebenheiten. So sahen viele Frauen das Erwerbsleben eben auch nicht als ihr hauptsächliches Betätigkungsfeld an. Sie arbeiteten eigentlich nur, weil man nun einmal von etwas leben musste. Und um sich vielleicht mal den einen oder anderen kleinen Luxus zu gönnen.
So betrachteten es die Frauen aus dem Bürgertum nun mehrheitlich durchaus als angenehm, daß ihnen die lästige Erwerbsarbeit erspart blieb. Deshalb störte es sie auch überhaupt nicht, daß ihr Ehemann ihnen Erwerbstätigkeit verbieten konnte. Wenn er das tat, dann hatten sie noch mehr Berechtigung, von ihm zu verlangen, daß er genug Geld für die Familie heran schaffte. So galt es dann auch bald für einen Mann als Zeichen für Tüchtigkeit und Fleiß, wenn er es schaffte, seiner Frau ein Leben ohne Erwerbsarbeit zu ermöglichen.
Du hast gefragt, wie eine Frau an Geld kommen sollte, wenn sie nicht selbst erwerbstätig war. Ganz einfach: Dann war der Vater oder Ehemann verpflichtet, sie zu ernähren.
In den 1950er/1960er Jahren wurden diese Verhältnisse auch weniger auf Wunsch der Frauen geändert, sondern mehr auf Wunsch der Wirtschaft. Die wollte natürlich nicht auf gut qualifizierte und eingearbeitete Mitarbeiterinnen verzichten, sobald diese heirateten. Außerdem hoffte man, die Löhne wieder nach unten drücken zu können, wenn mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt drängen und sich so die Auswahl an Arbeitskräften erhöht.
Zum Thema Fremdgehen hast du geschrieben, daß Männern das erlaubt gewesen wäre, während man es Frauen verboten hätte.
Offiziell war Männern und Frauen Ehebruch verboten. Das hinderte allerdings weder Männer noch Frauen daran, Ehebruch zu praktizieren. Beide mussten das geheim halten, allerdings war es in den höheren Schichten häufig so, daß Fremdgehen des Mannes in der Prxais weniger geahndet wurde als Fremdgehen der Frau. So war es beispielsweise bei Katharina der Großen und ihrem Mann Peter. Er war ja ursprünglich der Zar, und er ging fleißig fremd. Katharina ging ebenfalls fremd, und als Peter das herausfand, ließ er ihren Liebhaber köpfen. Allerdings unter einem Vorwand, denn dieser Liebhaber blieb auch in der Haft loyal und hat das Verhältnis zu Katharina nie gestanden. Peter machte Katharina nun wilde Szenen. Einmal stellte er ihr nach einem Streit den in Alkohol eingelegten Kopf ihres Liebhabers auf den Tisch. Daß er selbst auch diverse Affären hatte, hinderte ihn nicht an diesem Theater. Aber Katharina revanchierte sich dafür, indem sie sich schließlich an seiner Entmachtung beteiligte und ihn wahrscheinlich auch umbringen ließ, um dann selbst seinen Platz auf dem Zarenthron einzunehmen.
Generell muß man dabei zwei Dinge bedenken:
Erstens heiratete in den höheren Kreisen fast niemand aus Liebe. Da wurde geheiratet, um Reichtum und Besitz zu vermehren und auch, um die Dynastie durch Nachkommen fortzuführen. Manchmal lernte sich ein Brautpaar erst am Tag der Hochzeit kennen. Das betraf so Männer und Frauen gleichermaßen. So war es dann gar kein Wunder, daß viele Menschen unter diesen Bedingungen fremdgingen.
Daß man dies bei Frauen enger sah als bei Männern, resultierte aus der Tatsache, daß sie durch Geschlechtsverkehr nun einmal schwanger werden konnten. Kaum ein Mann ernährt gern die Kinder eines anderen Mannes. Noch viel schwerer wog aber, daß so eine verheimlichte Vaterschaft später, wenn der Thronfolger die Macht übernehmen sollte, fatale Folgen haben konnte, wenn sie dann plötzlich bekannt wurde. Vor allem, wenn es ansonsten keinen weiteren Thronfolger gab. Deshalb war es vielen Herrschern so wichtig, sicherzustellen, daß sie wirklich die Väter der Kinder ihrer Frauen waren.
Es kam auch vor, daß eine Frau keine Kinder bekam. Dann wurde das nicht selten als Grund für eine Scheidung genommen, denn Thronfolger mussten her, so oder so. Das wurde auch weniger von den Männern bestimmt, als mehr von den Verhältnissen zur damaligen Zeit.
Übrigens spielten dabei oft die Schwiegermütter eine wesentliche Rolle. Häufig hatten sie in der Zeit zwischen dem Tod des Vaters und der Thronbesteigung des Sohnes als Regentinnen das Land regiert und traten dann nach Machtantritt des Sohnes auch keineswegs von ihren Machtpositionen zurück, sondern standen als graue Eminenz weiterhin hinter dem Sohn und bestimmten von dort aus seine Politik. Und oft mischten sie sich auch massiv in die Ehe des Sohnes ein. Sie bestimmten häufig ganz wesentlich mit, wen der Sohn heiraten durfte; und wenn ein Thronfolger geboren war, nahm ihn die Schwiegermutter nicht selten sofort nach der Geburt unter ihre persönliche Obhut und ließ selbst die Mutter und den Vater kaum zu dem Kind. Befaß dich mal mit den Biographien von Elisabeth von Österreich oder Katharina der Großen. Da findest du zwei gute Beispiele dafür, denn beide hatten anfangs jeweils unter einer mächtigen Schwiegermutter zu leiden, die aus dem Hintergrund alles kontrollierte.
Dann zu Scheidungen in der heutigen Zeit:
Es ist nun einmal so, daß die Mehrzahl der Scheidungen von Frauen eingereicht wird. Wie erklärst du dir das, wenn doch Frauen dabei angeblich soviel zu verlieren haben?
Frauen fanden und finden es durchaus angenehm, in gewissen Situationen als unmündig betrachtet zu werden. Zumal ihnen das in früheren Zeiten auch wenig geschadet hat. Bei Kauffrauen beispielsweise veranstaltete die Justiz zeitweise eine regelrechten Spaghat: Für Handelsgeschäfte, wenn es ihnen also nützte, betrachtete man sie als voll mündig und verhandlungsfähig. Wenn sie aber gegen ein Gesetz verstoßen hatten, dann galten sie plötzlich als unmündig und wurden deshalb nicht bestraft. Teilweise bestrafte man stattdessen sogar ihre Ehemänner. Das wirkt übrigens noch bis heute in der Justiz nach, denn wenn eine Frau eine Straftat zusammen mit einem Mann verübt hat, wird oft ganz selbstverständlich davon ausgegangen, daß sie nur seine Mitläuferin war, wenn es keine massiven Beweise für das Gegenteil gibt.
Und nach dem Gerichtsurteil, das besagte, daß der Ausschluß von Unterhaltsansprüchen in einem Ehevertrag nichtig wäre, habe ich auch keine Proteste von Frauen gehört. Immerhin wurde damit ja indirekt zum Ausdruck gebracht, daß Frauen bei Abschluß so eines Vertrages nicht in der Lage sind, die Auswirkungen dieses Vertrages voll zu übersehen
Zum Marquis de Sade hat Tomato ja schon einiges geschrieben. Ich finde ebenfalls, daß man ihn nicht mit Radikalfeministinnen vergleichen kann. Ihm ging es darum, sexuelle Neigungen auszuleben. Radikalfeministinnen dagegen geht es darum, der Menschheit irgendwelche Regeln zu diktieren, die sie oft selbst gar nicht wirklich wollen. Einfach nur um des Diktierens Willen.
Ich habe hier noch nie die Forderung nach Ausrottung von Radikalfeministinnen gelesen. Es wird zwar gefordert, sie zu entmachten, aber das ist nicht dasselbe wie physische Vernichtung. Manche Radikalfeministinnen fordern aber tatsächlich die physische Vernichtung der Männer, und zwar sämtlicher Männer, egal, ob sie maskulistisch, feministisch oder sonst wie eingestellt sind! Vergleichbare Forderungen nach der physischen Vernichtung sämtlicher Frauen habe ich noch von keinem Mann gehört!
Was die Allensbach-Umfrage angeht: Soweit ich mich erinnere, wurde die auch im Rote-Männer-Info mal erwähnt. Die Rote-Männer-Infos solltest du dir ohnehin mal komplett durchlesen.
Freundliche Grüße
von Garfield
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