Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Wiegengeld in Polen

Ekki, Saturday, 04.06.2005, 20:44 (vor 7494 Tagen) @ ein weiterer Andreas

Als Antwort auf: Wiegengeld in Polen von ein weiterer Andreas am 02. Juni 2005 10:41:

Hallo, ein weiterer Andreas!

Moin allerseits,
Polen, kaum im Westen angekommen, übernimmt schon dessen Dekadenzphänome: Die Geburtenrate hat sich im Vergleich zu den 80er Jahren halbiert. Pro Polin werden jetzt nur noch 1,25 Kinder geboren. Das einst so kinderfreundliche katholische Land verändert sich grundlegend.
Die Politik ist entsetzt und lobt ein "Wiegengeld" aus ...
Das hört sich doch alles irgendwie sehr bekannt an. Mehr im Link.
Gruß
Andreas

Dieser Text hat mich ziemlich kalt erwischt:

Ich lebe seit 7 Jahren in Polen, die polnische Entsprechung der "tagesthemen" ist fuer mich eisernes allabendliches Pflichtprogramm, und auch in den Printmedien lese ich viel.

Und ich muss gestehen:

Ich weiss nicht, worauf der Autor des verlinkten Artikels sich bezieht. Keine Ahnung, wie das "Wiegengeld" auf Polnisch heisst und wer es ausgelobt hat.

Wohl habe ich von der Diskussion um dem Alimentenfonds gehoert und hierzu auch einen laengeren Artikel aus der polnischen Presse uebersetzt und gepostet - in dem inzwischen dahingeschiedenen "schwarzen" M&M-Forum. Aber "Wiegengeld"?

Vor und nach dem Sterben von Johannes Paul II. war und ist die polnische Medienlandschaft beherrscht von Skandalen und Skandaelchen aller Art, Untersuchungsausschuessen, deren Live-Uebertragungen die ebenso inoffizielle wie unangefochtene Spitzenstellung im Kabarett-Genre haben, und von Meldungen ueber die Gruendung von immer mehr Parteien und Parteichen in immer kuerzeren Abstaenden.

Werde wohl mal den Autor des "Welt"-Artikels anmailen und fragen, worauf er sich bezieht.

Grundsaetzlich aber zu diesem Artikel:

Unter Fachleuten, die sich serioes mit Statistiken und Prognosen befassen, ist es herrschende Meinung, dass die Entwicklung von was auch immer nur fuer einen Zeitraum von maximal 5 Jahren halbwegs verlaesslich zu prognostizieren ist.

Es wirkt schon komisch, wie der Autor jede Menge Argumente auffaehrt, die dafuer sprechen, dass Polen weit, weit von der Art von demographischer Entwicklung entfernt ist, wie wir sie in Deutschland beobachten, um dann knallhart zu schlussfolgern:

Doch die neue demographische Entwicklung ist unerbittlich: Auch hier wird die Überalterung einsetzen, allerdings mit zwanzigjähriger Verzögerung gegenüber Westeuropa.

Die Tatsache, dass der Autor die von den Propagandisten der "Familienwerte" - auch hier im Forum! - immer wieder bestrittene These, dass hohe Geburtenraten unter den heute obwaltenden wirtschaftlichen Umstaenden auch hohe Arbeitslosenraten produzierten, eindrucksvoll belegt, rundet das Tragikomische dieses Artikels ab.

Es gehoert freilich zum kleinen Einmaleins der Propaganda, dass man seine Leute nicht nur durch Schulterklopfen und Positiv-Nachrichten, sondern - im Wechsel mit diesen - auch durch bewusst masslos uebertriebenen Alarmismus bei Kampfeslaune halten muss.

Vor diesem Hintergrund wundern wir uns kein bisschen darueber, dass die "Welt" als pseudointellektuelle Variante der "Bild"-Zeitung und treudoofes Baehlamm der allein seligmachenden Kirche der freiwilligen Zwangs-Zoelibataere deren "Seid-fruchtbar-und-mehret-euch"-Ideologie in die Welt hinausbloekt.

Gruss

Ekki


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