Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gleichstellungsquote bei der Bundeswehr

ChrisTine, Monday, 30.05.2005, 03:15 (vor 7500 Tagen)

Hallo zusammen,

folgendes habe ich bei Max und Moni gefunden:
--

Bundestag führt Frauenquote für die Bundeswehr ein
Gleichstellung von Soldaten und Soldatinnen

Verteidigung. Der Bundestag hat am 24. November Regelungen getroffen, um die Gleichstellung von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr durchzusetzen. Ziel müsse es sein, bestehende Diskriminierungen wegen des Geschlechts zu beseitigen und künftige zu verhindern. Das Parlament beschloss mit der breiten Mehrheit von SPD, CDU/CSU und Bündnis 90/Die Grünen auf Empfehlung des Verteidigungsausschusses (15/4255) einen Gesetzentwurf der Bundesregierung (15/3918).

Das Gesetz legt konkret fest, dass Soldatinnen dann als unterrepräsentiert anzusehen sind, wenn ihr Anteil in den einzelnen Bereichen aller Laufbahnen mit Ausnahme des Sanitätsdienstes unter 15 Prozent liegt. Die Funktionsfähigkeit der Streitkräfte werde laut Bundesregierung dadurch nicht beeinträchtigt, weil das Gesetz im Spannungs- und Verteidigungsfall ruhe, um die Auftragserfüllung durch die Streitkräfte nicht zu gefährden. Das Gesetz bezieht die neu geschaffene Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung als ein Mittel zur Durchsetzung der Gleichstellungsziele ein. Ferner sind erstmals Gleichstellungspläne in militärischen Dienststellen zu erstellen.

Der Bundestag verkürzte auf Empfehlung des Verteidigungsausschusses bestimmte Fristen im Gesetz. So soll das Parlament nicht nach fünf Jahren darüber beraten, ob die Quoten dem Ziel der Förderung der Gleichstellung von Soldatinnen und Soldaten angemessen Rechnung tragen, sondern bereits nach zwei Jahren. Die Frist, nach der das Parlament entscheiden soll, ob zur Förderung der Gleichstellung eine Änderung der festgesetzten Quoten notwendig ist, wird von zehn auf fünf Jahre herabgesetzt. Schließlich wird die Frist, nach der die Regierung dem Bundestag einen Bericht über die Situation der Soldatinnen vorlegen soll, von vier auf zwei Jahre halbiert.

Die CDU/CSU wollte ursprünglich eine starre Quotierung des Frauenanteils in der Bundeswehr vermeiden. Stattdessen hätte bis zum Erreichen der Quote die Unterrepräsentanz des Anteils der Soldatinnen an den Geburtsjahrgängen des jeweiligen Bereiches definiert werden sollen. Ferner hätte das Beurteilungssys-tem von Soldatinnen und Soldaten überprüft werden müssen. Ziel sollte eine stärkere Leistungsdifferenzierung sein, um bei gleicher Qualifikation weniger auf Quotierung zurückgreifen zu müssen. Ein entsprechender Antrag (15/3717) wurde mit der Mehrheit der Koalition bei Zustimmung der FDP abgelehnt. Das Gleiche gilt für einen Antrag der Union (15/3049), der zum Ziel hatte, die Akzeptanz von Frauen in der Bundeswehr weiter zu erhöhen und Rahmenbedingungen für mehr "Familienfreundlichkeit" in den Streitkräften zu schaffen.

Die FDP, die sich als einzige Fraktion gegen das von der Regierung vorgelegte Gesetz ausgesprochen hatte, forderte in einem Antrag (15/3960) ihrerseits, Frauen im Qualitätswettbewerb mit ihren männlichen Kollegen angemessen zu berücksichtigen. Es seien keine Quoten festzulegen, sondern vielmehr transparente, im Nachhinein überprüfbare strategische Vorgaben zu machen, die dazu anspornten, die Anstrengungen im Bereich der Personalwerbung zu vergrößern. Der Antrag wurde mit den Stimmen aller anderen Fraktionen abgelehnt.
--

Im Grunde genommen ist das von mir schwarz unterlegte doch ein Eingeständnis, das es eben keine Gleichstellung geben kann.

Gruß - Christine

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Re: Gleichstellungsquote bei der Bundeswehr

stiller Mitleser ;-), Monday, 30.05.2005, 15:40 (vor 7499 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Gleichstellungsquote bei der Bundeswehr von ChrisTine am 30. Mai 2005 00:15:13:

Im Grunde genommen ist das von mir schwarz unterlegte doch ein Eingeständnis, das es eben keine Gleichstellung geben kann.

Je nachdem wie man Gleichstellung definiert..

Hey, daß noch keine darauf gekommen ist, auf die gleiche Weise die böse Männerdomäne "Feuerwehr" 'gleichzustellen'...
50% Frauenanteil (mindestens) bei Feiern, Paraden, Übungen (mit bezahlter Freistellung von der Arbeit, so vorhanden, Taxiservice und Kinderbetreuung) - wenns tatsächlich mal brennt muß den Männern freundlicherweise das Feld wieder ganz überlassen werden. Um die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr nicht zu beeinträchtigen...

Brauchen wir tatsächlich erst ne richtige Krise?

Zwei Dinge

Querdenker, Monday, 30.05.2005, 16:37 (vor 7499 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Gleichstellungsquote bei der Bundeswehr von ChrisTine am 30. Mai 2005 00:15:13:

künden von gewaltigen Umbrüchen in der hiesigen Gesellschaft:

1. Der Einbruch von gelackten Jungweibchen in die Vorabend-Sportschau der ARD

2. Die Umgestaltung der Bundeswehr zu einer weiteren weiblichen Kuschelecke

Besitzt Punkt 1 noch eher symbolischen Wert, indem die altvertrauten Kämpen
vom Schlage eines Ernst Huberty oder Mr. Sportschau himself, Heribert
"gnambdallerseits" Faßbender, durch die verjüngten Klone einer Carmen "Schalke
05" Thomas (»Ein Sportmoderator mit Busen«, lobte der stern dereinst)
abgelöst und verdrängt wurden und solcherart diese Sendungen für den
Puristen "unsehbar" geworden sind -----

nun, so ist die "Sache mit der Bundeswehr" absurdes Theater vom Feinsten,
allerdings mit Massenwirkung.

Erstaunlich zunächst mal, daß die harten Jungs von der kämpfenden Truppe
diesen Unsinn überhaupt mit sich machen lassen.

Reden wir nicht davon, daß immer noch Frauen dürfen und Männer müssen.

Übergehen wir lamoryant die dialektisch erarbeiteten Einwände des
Kalibers "Aber Frauen müssen sich schminken", nachdem man auf die
grundgesetzlich verankerte Dienstpflicht für Männer hingewiesen hat, der
nichts gleichartiges für die weiblichen Staatsbürger gegenübersteht.

Schwelgen wir in Erinnerung an das jahrezehntelang eingehaltene gentleman
agreement der Art 'Wir erfüllen die (uns auferlegte) Wehrpflicht, überlegt
ihr euch, ob ihr eurer Gebärpflicht nachkommen wollt' (die Ergebnisse
solcher Überlegungen sind bekannt...) -

Es hilft nichts.

Nach all diesem, als ob das noch nicht (beschämend) genug wäre, wird jetzt die Bundeswehr
- als eine der letzten "Bastionen" - ebenfalls mit einem Quotenwahn belegt,
der dem alten Blücher sicher die Zornesröte in Gesicht getrieben hätte.

Stattlich verordnete Zuckerstückchen für die Flintenweiber.

Bereits 2001 wurde die Bundeswehr für Frauen in allen Bereichen zugänglich.
Schön, schön....Damit sie sich da auch entsprechend wohl fühlen, sollen als
Gleichstellungsbeauftragte ca. 40 Frauen (Divisionsebene) eingestellt
werden.

Die Gesamtquote der Frauen in der Bundeswehr dürfte bei 2 bis 4 % liegen.
Das hindert aber nicht, in den "Laufbahnen" und "Führungspositionen" aktiv zu werden. Die Bundeswehr (!) schreibt auf ihrer Internet-Seite:

"So soll bis 2007 der Anteil von Frauen an der Gesamtheit aller Berufs- und
Zeitsoldaten in allen Laufbahngruppen auf 20 Prozent (derzeit 5,6 Prozent)
erhöht werden. Ausnahme ist die Laufbahn im Sanitätsdienst. Hier ist es das
Ziel, im kommenden Jahr eine Frauenquote von 50 Prozent zu erreichen."

Apropos Quote beim Sanitätsdienst: Die Gehirnwindungen quietschen beim Lesen
folgender Bekundungen:
"Im Sanitätsdienst soll sie jedoch 50 % betragen, da hier bereits heute mehr
als 15 % Frauen arbeiten und somit die Quote aller anderen Bereiche bereits
erfüllt ist."

(Zusammenhang ? Logik ? Gesunder Menschenverstand ? Fehlanzeige...)

Zusätzlich zu dieser unsäglichen Quote werden auch noch weitere Schmankerl
mit dem "Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsdurchsetzungsgesetz
(SDGleiG)" geregelt: Gleichstellungsbeauftragte (s.o.), Teilzeitstellen,
Kinderbetreuung, Anrechnung von Eltern- und Betreuungszeiten.

Ich bin nun wahrlich kein Militarist, eher das Gegenteil (bekennender Kriegsdienstverweigerer), aber daß die 'Interessen Deutschlands am Hindukusch' mit kinderbetreuenden Teilzeitweibchen nicht verteidigt werden können, ist offensichtlich. (Abgesehen davon: Die Lächerlichkeit militaristischer Überlegungen ist vollends offensichtlich, wenn eine Armee zur Spielwiese bzgl. "Quote", "Teilzeit" etc. verkommt und verkommen soll.
Insofern ein völlig überflüssiger gesellschaftlicher Ausgabenposten.)

Die Grenze des überhaupt noch Nachvollziehbaren ist bei mir bei Betrachtung dieser Vorgänge überschritten.

Der laufende Schwachsinn befindet sich längst schon im Galopp...aber alle reiten sie mit...

Die Forderung von Scipio: "Quote bei der Müllabfuhr" klingt zunächst völlig abwegig, ist aber die einzig adäquate Antwort auf den institutionell verankerten Wahnsinn, der sich hierzulande beobachten läßt.

Q.

Re: Zwei Dinge

Scipio Africanus, Monday, 30.05.2005, 17:41 (vor 7499 Tagen) @ Querdenker

Als Antwort auf: Zwei Dinge von Querdenker am 30. Mai 2005 13:37:

Die Forderung von Scipio: "Quote bei der Müllabfuhr" klingt zunächst völlig abwegig, ist aber die einzig adäquate Antwort auf den institutionell verankerten Wahnsinn, der sich hierzulande beobachten läßt.
Q.

Ich bin grundsätzlich gegen Quotenregelungen, weil ..

- weil in diesem Fall nur das Individuum Rechtsträger sein sollte. Quotenregelungen führen zur Diskriminierung von Idividuen mit der Begründung, sie seien Teil einer insgesamt privilegierten Gruppe

- sich unzählige Gruppen definieren lassen, somit so ziemlich jede(r) Benachteiligtenstatus geltend machen könnte

Wenn aber Quoten, dann überall. Das würde die Unsinnigkeit dieses totalitären Ansatzes schnell offensichtlich werden lassen. Also ca. 50 % männliche Hebammen, ca. 50 % Mülldamen ... die totale Gleichstellung.

Re: Zwei Dinge

Sven74, Monday, 30.05.2005, 19:16 (vor 7499 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Re: Zwei Dinge von Scipio Africanus am 30. Mai 2005 14:41:14:

Die Forderung von Scipio: "Quote bei der Müllabfuhr" klingt zunächst völlig abwegig, ist aber die einzig adäquate Antwort auf den institutionell verankerten Wahnsinn, der sich hierzulande beobachten läßt.

Q.

Ich bin grundsätzlich gegen Quotenregelungen, weil ..
- weil in diesem Fall nur das Individuum Rechtsträger sein sollte. Quotenregelungen führen zur Diskriminierung von Idividuen mit der Begründung, sie seien Teil einer insgesamt privilegierten Gruppe
- sich unzählige Gruppen definieren lassen, somit so ziemlich jede(r) Benachteiligtenstatus geltend machen könnte
Wenn aber Quoten, dann überall. Das würde die Unsinnigkeit dieses totalitären Ansatzes schnell offensichtlich werden lassen. Also ca. 50 % männliche Hebammen, ca. 50 % Mülldamen ... die totale Gleichstellung.

Da ja höchstwahrscheinlich die CDU/CSU den nächsten Verteidigungsminister stellt und damit die MÄNNERwehrpflicht eh beibehalten wird, hoffe ich auf einen echten und harten Hund! Dann wird wenigstens der Femiwahn innerhalb der Bundeswehr wieder abgeschaft.

Sven74

Re: Zwei Dinge

Antwortenschreiber, Monday, 30.05.2005, 20:33 (vor 7499 Tagen) @ Sven74

Als Antwort auf: Re: Zwei Dinge von Sven74 am 30. Mai 2005 16:16:

Die Forderung von Scipio: "Quote bei der Müllabfuhr" klingt zunächst völlig abwegig, ist aber die einzig adäquate Antwort auf den institutionell verankerten Wahnsinn, der sich hierzulande beobachten läßt.

Q.

Ich bin grundsätzlich gegen Quotenregelungen, weil ..
- weil in diesem Fall nur das Individuum Rechtsträger sein sollte. Quotenregelungen führen zur Diskriminierung von Idividuen mit der Begründung, sie seien Teil einer insgesamt privilegierten Gruppe
- sich unzählige Gruppen definieren lassen, somit so ziemlich jede(r) Benachteiligtenstatus geltend machen könnte
Wenn aber Quoten, dann überall. Das würde die Unsinnigkeit dieses totalitären Ansatzes schnell offensichtlich werden lassen. Also ca. 50 % männliche Hebammen, ca. 50 % Mülldamen ... die totale Gleichstellung.

Da ja höchstwahrscheinlich die CDU/CSU den nächsten Verteidigungsminister stellt und damit die MÄNNERwehrpflicht eh beibehalten wird, hoffe ich auf einen echten und harten Hund! Dann wird wenigstens der Femiwahn innerhalb der Bundeswehr wieder abgeschaft.
Sven74

Es wird aber auch eine kinderlose, kriegsgeile Bundeskanzlerin geben und wenn dann die Schwesterwelle noch Aussenminister, ebenfalls kinderlos,wird. Guckt Mann dann zu wie seine Söhne verheizt werden, am Hindukusch. mhm

Wahrscheinlich hat M.v. Crefeldt, doch recht mit seinem Buch "Zukunft des Krieges" . Die Zeit der Dreiteilung ( staat, Armee, Zivilbevölkerung)ist vorbei.

ungedienter, aus mehrfach historischen Gründen resultierend


Re: Gleichstellungsquote bei der Bundeswehr

Mikael, Monday, 30.05.2005, 21:21 (vor 7499 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Gleichstellungsquote bei der Bundeswehr von ChrisTine am 30. Mai 2005 00:15:13:

Das Gesetz legt konkret fest, dass Soldatinnen dann als unterrepräsentiert anzusehen sind, wenn ihr Anteil in den einzelnen Bereichen aller Laufbahnen mit Ausnahme des Sanitätsdienstes unter 15 Prozent liegt. Die Funktionsfähigkeit der Streitkräfte werde laut Bundesregierung dadurch nicht beeinträchtigt, weil das Gesetz im Spannungs- und Verteidigungsfall ruhe, um die Auftragserfüllung durch die Streitkräfte nicht zu gefährden.</

Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen:
Solange Frieden herrscht: Frauenquote.
Im Kriegsfall: Keine Frauenquote. D.h. die Männer müssen wieder ran.
Soviel zur Rosinenpickerei.

Gruß !

Ich würde es lieber „sexuellen Selbstmord“ nennen.

Antwortenschreiber, Monday, 30.05.2005, 23:10 (vor 7499 Tagen) @ Mikael

Als Antwort auf: Re: Gleichstellungsquote bei der Bundeswehr von Mikael am 30. Mai 2005 18:21:

Das Gesetz legt konkret fest, dass Soldatinnen dann als unterrepräsentiert anzusehen sind, wenn ihr Anteil in den einzelnen Bereichen aller Laufbahnen mit Ausnahme des Sanitätsdienstes unter 15 Prozent liegt. Die Funktionsfähigkeit der Streitkräfte werde laut Bundesregierung dadurch nicht beeinträchtigt, weil das Gesetz im Spannungs- und Verteidigungsfall ruhe, um die Auftragserfüllung durch die Streitkräfte nicht zu gefährden.</

Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen:
Solange Frieden herrscht: Frauenquote.
Im Kriegsfall: Keine Frauenquote. D.h. die Männer müssen wieder ran.
Soviel zur Rosinenpickerei.
Gruß !

Es ist vorbei, das hier war das letzte Mal!

"Die außerordentlich hohe Kampfkraft der Wehrmacht wird von dem Militärhistoriker Martin van Crefeld ausführlich untersucht und verglichen, wobei er dieses Phänomen aus dem politisch-militärischen Gesamtzusammenhang herauslöst und damit isoliert betrachtet. Er schreibt:" Das deutsche Heer war eine vorzügliche Kampforganisation. Im Hinblick auf Moral, Elan, Truppenzusammenhalt und Elastizität war ihm wahrscheinlich unter den Armeen des zwanzigsten Jahrhunderts keine ebenbürtig." Zu einem ähnlichen Urteil kommt der französische Historiker Philippe Masson (s.u., Bibliographie)."

http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrmacht

„Die Bundeswehr ist als Armee gegen den Kommunismus gegründet worden, hat aber nach der Wiedervereinigung ihre neue Rolle als Nationalarmee nicht gefunden…Sie darf keine Tradition haben. Ohne Tradition aber kann keine Armee funktionieren. Es bleiben also nur die Bürokratie, die Casinos und die Limousinen der Generale“.

Sezession: Sie beschreiben die Ablösung des trinitarischen Krieges durch den low intensity conflict, der zwar weniger waffenmächtig, dafür aber unkontrollierbarer ist und keine Regeln mehr kennt. Der low intensity conflict erscheint wie ein Rückfall in die Zeit vor der Entwicklung der taktischen und moralischen Kriegsregeln. Sie fassen darunter zum Beispiel Guerillakrieg, Terrorismus, Aufstände a la Intifada etc. zusammen. All dies kennen wir schon seit Jahrzehnten und länger. Haben Sie nicht lediglich einen neuen Oberbegriff für diese Phänomene gefunden?

Creveld: Nein, entscheidend für die Charakterisierung des low intensity conflict sind aus analytischer Sicht weniger dessen Kampfmittel, Angriff aus dem Hinterhalt, Bomben legen etc., sondern das Verschwinden der trinitarische Dreiteilung des Krieges. Das hat weitreichende Auswirkungen und kann mit dem bisherigen Auftreten von Partisanenkampf oder Terrorismus nicht gleichgesetzt werden. Es geht darum, daß in Zukunft die Staaten nicht mehr Träger, die regulären Streitkräfte nicht mehr Mittel, und die Zivilbevölkerung laut Kriegsrecht unantastbar nicht mehr vom Gefecht ausgenommen sein werden. Statt dessen wird alles durcheinander gewirbelt werden. Führen werden den Krieg alle Arten von nichtstaatlichen Organisationen. Kämpfen werden ihn Einzelpersonen, Terrorgruppen, GuerillaTruppen und KommandoEinheiten. Und Zielscheibe werden in erster Linie nicht mehr gegnerische Kämpfer, sondern die Zivilbevölkerung sein. Ein solcher Konflikt neuen Typs war zum Beispiel der 11. September, aber auch der Krieg danach in Afghanistan. So haben die USA dort zum Beispiel nicht gegen den afghanischen Staat, sondern gegen die Gruppe der Taliban gekämpft.

Creveld: Das Prinzip des Krieges der Zukunft ist es gerade, die technische Überlegenheit der entwickelten Länder zu unterlaufen. Man liest heute oft, wir brauchen keine Krieger mehr, sondern Techniker, Leute die nicht mehr kämpfen, sondern nur noch Waffen lenken. Aber schauen Sie doch genau hin: Selten waren mehr Soldaten im Einsatz als heute. Die USA lassen eine Viertelmillion Mann am Golf aufmarschieren, und nach dem 11. September mobilisierte man sogar die Reservisten. In Israel kommen auf einen palästinensischen Terroristen fünfzig israelische Soldaten und es hilft doch nichts!

Creveld: „Sieg“ wird in Zukunft anders definiert sein. Man wird darunter nicht mehr „erobern und besetzen“ verstehen, wie zu Zeiten des trinitarischen Krieges, sondern, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen und deshalb antworte ich mit ja.

Das ist doch auch, das Ziel der Männerbewegung? oder sehe ich das Falsch?

Creveld: In der Tat ist der Zustand der Bundeswehr erschreckend, es handelt sich lediglich um eine bürokratische Maschine ohne Zweck und ohne Geist. Ich bin fast regelmäßig bei der Bundeswehr zu Besuch und habe den Eindruck, keiner weiß, wozu diese Armee überhaupt da ist.

Sezession: Und so flüchtet sie in die Uno?

Creveld: Ja, aber bei der Bundeswehr kommt noch ein besonderes Problem hinzu, das sie in eine verzweifelte Lage bringt: Sie darf keine Tradition haben. Ohne Tradition aber kann keine Armee funktionieren. Es bleiben also nur die Bürokratie, die Casinos und die Limousinen der Generäle.

Sezession: Sprich, der Bundeswehr ist es verboten, eine deutsche Armee zu sein?

Creveld: Ich habe zum Beispiel die ClausewitzKaserne in Hamburg besucht. Aus Angst vor der jüngeren deutschen Vergangenheit findet sich dort kein militärische Identität stiftendes Sujet in Form eines Bildes, das historisch später als 1813 zu datieren ist. Fragen wie die, ob man ein Bild von Feldmarschall Rommel aufhängen darf, oder gar eines, das zum Beispiel einen Stuka darstellt, der natürlich auch ein Hakenkreuz am Leitwerk trägt, traut man sich nicht zu stellen. Ich kann nicht verhehlen, daß mir als Jude diese Skrupel ganz lieb sind, aber für Ihre Armee ist das eine schwere, um nicht zu sagen untragbare Bürde.

Sezession: Nehmen nach Ihrem Eindruck die Soldaten der Bundeswehr das Problem überhaupt wahr?

Creveld: Ich weiß es nicht, doch tatsächlich hat mich kein Soldat bei einem Besuch jemals darauf angesprochen. Stets bin ich es, der das Thema zur Sprache bringt. Aber seien wir fair, dieses Problem betrifft nicht nur die Bundeswehr, es betrifft ganz Deutschland.

Wie kompensieren wir den Verlust des Krieges?

Creveld: Gar nicht und der Beweis ist, daß wir keine Kinder mehr bekommen.

Sezession: Das Ende des Krieges bedeutet das Ende des Kinderkriegens?

Creveld: Schauen sie doch nur nach Europa, vor allem nach Deutschland, die Menschen dort scheinen ihren Lebenswillen verloren zu haben, sie sind weder bereit zu kämpfen, noch Kinder zu bekommen.

Sezession: Sie sehen schwarz für Europa?

Creveld: Es kommt darauf an, was sie darunter verstehen. Es wird in Zukunft keine Europäer mehr geben, falls Sie das meinen.

Sezession: Es ereilt uns das Schicksal der Dekadenz?

Creveld: Ich würde es lieber „sexuellen Selbstmord“ nennen.

http://www.swg-hamburg.de/Armee_im_Kreuzfeuer/Interview__Martin_van_Creveld/interview__martin_van_creveld.html

Re: Gleichstellungsquote bei der Bundeswehr

Tomator, Tuesday, 31.05.2005, 04:17 (vor 7499 Tagen) @ Mikael

Als Antwort auf: Re: Gleichstellungsquote bei der Bundeswehr von Mikael am 30. Mai 2005 18:21:

Die Funktionsfähigkeit der Streitkräfte werde laut Bundesregierung dadurch nicht beeinträchtigt, weil das Gesetz im Spannungs- und Verteidigungsfall ruhe, um die Auftragserfüllung durch die Streitkräfte nicht zu gefährden

Gibts einen Namen, dem man dieses Zitat zuschreiben kann?

Muß ich mir das etwa so vorstellen, daß ich beim Schach nicht einfach 2 Springer, sondern einen Hengst und eine Stute habe, die Stute aber, sollte ich tatsächlich mal spielen wollen, vor Beginn vom Brett trabt?

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