Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Kinderlärm - Grund für Mietminderung

ChrisTine, Sunday, 29.05.2005, 12:53 (vor 7500 Tagen)

Kinderlärm?
Grund für Mietminderung

Lärmende Kinder vor dem Haus sind ein Grund für eine Mietminderung - es sei denn, Schilder verbieten das Spiel. In diesem Fall ist die volle Miete fällig. Das geht aus einem am Mittwoch bekannt gewordenen Urteil des Amtsgerichts Frankfurt/Main hervor.

Der Richter gab einem Mieter Recht und erlaubte ihm, die Miete um fünf Prozent zu reduzieren. Das gelte aber nur für den Zeitraum, in dem der Vermieter noch keine Verbotsschilder aufgestellt habe. Mit den Schildern habe er seine Sorgfaltspflicht erfüllt.

CDU und Grüne kritisierten das Urteil. Wortgleich betonten beide Parteien in getrennten Mitteilungen: "Kinderlärm ist Zukunftsmusik!" Der CDU-Fraktionschef im hessischen Landtag, Franz Josef Jung, bezeichnete es als "unglaublich, dass spielende Kinder als störender Lärm abqualifiziert werden".

Der Landesvorsitzende der Grünen, Matthias Berninger, nannte das Urteil "skandalös". Es sei ein weiterer Schritt hin zu einer kinderfeindlichen Gesellschaft. Berninger fragte: "Hat sich der Kläger eigentlich schon mal die Frage gestellt, wer seine Rente finanzieren soll?"

Link

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

ein weiterer Andreas, Sunday, 29.05.2005, 13:08 (vor 7500 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von ChrisTine am 29. Mai 2005 09:53:45:

Ich kann ähnliches aus eigenem Erleben berichten. Meine Kinder (7 & 9) sind scheidungstypisch ja nur jedes zweite Wochenende bei mir. Trotzdem beschwert sich ein Nachbar. Meine Kinder machen dabei nicht ungebührlich viel Lärm.

Vor ca. 2 Jahren ging mal ein Fall durch die hamburger Presse, bei dem eine Frau (ca. 30, Typ mondäne Karrierefrau, Single, natürlich kinderlos) eine im gleichen Haus wohnende Familie auf 50.000 DM verklagen wollte, weil deren Kinder lärmten. Glücklicherweise war der Richter, der den Fall zur Verhandlung bekam, selbst 3facher Familienvater. Der hat der Klägerin zum Auftakt der Verhandlung kindgerechtes Verhalten am Beispiel seiner eigenen Kinder geschildet (O-Ton: "es steppt der Bär im Kettenhemd") und sie anschließend gefragt, ob es jetzt noch notwendig sei, den halben Tag weiter hier zu sitzen, um ihre Klage juristisch abzuarbeiten. Die Klägerin hat daraufhin kleinlaut einen Rückzieher gemacht.

Gruß

Andreas

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Krischan, Sunday, 29.05.2005, 13:59 (vor 7500 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von ChrisTine am 29. Mai 2005 09:53:45:

Hier muß ich mal den Grünen recht geben. Wenn sie jetzt noch wenigstens die letzten Monate ihrer Amtszeit nutzen würden, eine kinder- und familienfreundliche Politik zu fahren, bekämen sie vielleicht sogar ein paar Stimmen, bevor Deutschland eine Kanzlerin bekommt.

Krischan

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

AJM, Sunday, 29.05.2005, 14:53 (vor 7500 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von ChrisTine am 29. Mai 2005 09:53:45:

Hallo Zusammen,

auch wenn ich mich jetzt bei dem Einen oder Anderen unbeliebt mache: Irgendwo kann ich den Richterspruch verstehen. Kinderlärm ist für mich keine Zukunftsmusik sondern erst einmal eben Lärm (wie der Name schon sagt). Das Kinder spielen seollen und müssen ist zwar klar, aber es ist leider ein Zeichen unserer Zeit, daß es auch für das Spielen und Lärmen der Kinder keine Rgeln mehr gibt, keine Disziplin. Im Gegenteil: Wenn man sich über Lärm ärgert und dies auch noch kund tut, wird man sofort als kinderfeindlich gebrandmarkt.

Ein Kind braucht sein Spielen (verbunden mit dem entsprechenden Lärm), ICH brauche meine Musik etwas lauter. MIR wird so etwas zu bestimmten Zeiten verboten, bei Kindern soll es normal sein. Bei allem Verständnis: Lärm ist nicht gleich Lärm, es kommt u.a. auch auf die Zeit, Länge und Intensität an. Ich kenne den Einzelfall nicht genau, von daher ist eine pauschale Verurteilung schwierig. Aber mal als Beispiel: Meine ELtern wohnen in einer netten EInzelhaussiedlung etwas außerhalb. Dort wird streng darauf geachtet, daß alle Bewohner die Mittagspause (13-15 Uhr) einhalten, also kein Rasenmähen oder sonstige handwerkliche Tätigkeiten, die Geräusch verursachen. Seltsamerweise dürfen Kinder aber sehr Wohl spielen und lärmen. Wo bitte ist da der Unterschied?

Gruß

AJM

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Sebastian Schmitt, Sunday, 29.05.2005, 15:59 (vor 7500 Tagen) @ AJM

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von AJM am 29. Mai 2005 11:53:

Hallo,

das sehe ich ähnlich. Zu "meiner Zeit" (ich bin 40) wurden uns Kindern Grenzen gesetzt (man nannte das "Erziehung") innerhalb deren wir uns frei entfalten konnten. Darüber hinaus nicht.

Heute scheint es nur die Alternativen zu geben ein brutaler Kinderfeind zu sein oder die Kinder ohne Einschränkung machen zu lassen was sie wollen.

Früher hat man die Eltern von ständig die Grenzen verletzenden Kindern privat oder in der Schule im persönlichen Gespräch meist dazu bringen können, auf ihre Kinder entsprechend einzuwirken. Heute ist der Versuch zumeist sinnlos, denn moderne Eltern verbitten sich solcherart Einmischung oder werden ihrer Kinder selber nicht mehr Herr. Was soll man daher anders machen als vor Gericht zu ziehen?

Wenn ich mich im Freundes- und Verwandtenkreis umsehe, dann ist es die Ausnahme dass Kinder auch nur den harmlosesten Anweisungen gehorchen. "Hör auf damit" oder "ich möchte das du davon bleibst" werden demonstrativ ignoriert während die Eltern daneben stehen. Ich kann mich nicht erinnern ein einziges Mal Prügel bekommen zu haben, aber wenn ich mich als Kind so benommen hätte wie es heute üblich zu sein scheint, dann hätte ich täglich Backpfeiffen bekommen und die meiste Zeit meiner Kindheit mit Hausarrest in meinem Zimmer verbracht - und die meisten meiner Altersgenossen ebenso.

Ein Teil der heutigen Kinderfeindlichkeit ist sicher Ausfluß aus dem herrschenden, egoistischen Lebensgefühl. Ein bedeutender Teil liegt aber sicher auch daran, dass die moderne Erziehungsphilosophie Kinder zunehmend schwerer erträglich werden läßt.

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Sven74, Sunday, 29.05.2005, 20:56 (vor 7500 Tagen) @ Sebastian Schmitt

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Sebastian Schmitt am 29. Mai 2005 12:59:

Hallo,
das sehe ich ähnlich. Zu "meiner Zeit" (ich bin 40) wurden uns Kindern Grenzen gesetzt (man nannte das "Erziehung") innerhalb deren wir uns frei entfalten konnten. Darüber hinaus nicht.
Heute scheint es nur die Alternativen zu geben ein brutaler Kinderfeind zu sein oder die Kinder ohne Einschränkung machen zu lassen was sie wollen.
Früher hat man die Eltern von ständig die Grenzen verletzenden Kindern privat oder in der Schule im persönlichen Gespräch meist dazu bringen können, auf ihre Kinder entsprechend einzuwirken. Heute ist der Versuch zumeist sinnlos, denn moderne Eltern verbitten sich solcherart Einmischung oder werden ihrer Kinder selber nicht mehr Herr. Was soll man daher anders machen als vor Gericht zu ziehen?
Wenn ich mich im Freundes- und Verwandtenkreis umsehe, dann ist es die Ausnahme dass Kinder auch nur den harmlosesten Anweisungen gehorchen. "Hör auf damit" oder "ich möchte das du davon bleibst" werden demonstrativ ignoriert während die Eltern daneben stehen. Ich kann mich nicht erinnern ein einziges Mal Prügel bekommen zu haben, aber wenn ich mich als Kind so benommen hätte wie es heute üblich zu sein scheint, dann hätte ich täglich Backpfeiffen bekommen und die meiste Zeit meiner Kindheit mit Hausarrest in meinem Zimmer verbracht - und die meisten meiner Altersgenossen ebenso.
Ein Teil der heutigen Kinderfeindlichkeit ist sicher Ausfluß aus dem herrschenden, egoistischen Lebensgefühl. Ein bedeutender Teil liegt aber sicher auch daran, dass die moderne Erziehungsphilosophie Kinder zunehmend schwerer erträglich werden läßt.

Früher sind ungezogene Kinder in Restaurants unangenehm aufgefallen und heute fallen erzogene Kinder angenehm auf...

Sven74

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Dieter, Monday, 30.05.2005, 09:02 (vor 7499 Tagen) @ AJM

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von AJM am 29. Mai 2005 11:53:

Hallo Zusammen,
Dort wird streng darauf geachtet, daß alle Bewohner die Mittagspause (13-15 Uhr) einhalten, also kein Rasenmähen oder sonstige handwerkliche Tätigkeiten, die Geräusch verursachen. Seltsamerweise dürfen Kinder aber sehr Wohl spielen und lärmen. Wo bitte ist da der Unterschied?
Gruß
AJM

Rasenmäher, Bohrmaschine etc haben einen Auschalter, bei Kindern muss man zu anderen Mitteln greifen: Abrichten, Baldrian ...
Kinder waren früher leiser? Das ist ein Märchen, wir zumindest waren es ganz bestimmt nicht, aber rund herum wohnten nur Familien mit Kindern, und da war man daran gewöhnt. Heute sind Kinder je nach Wohnlage vollkommen exotisch und da fällt halt auf, das die laut sind. Mir fehlt, als zweifacher Vater, für diese Klage jedes Verständnis.

Gruß

Dieter

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Morb, Monday, 30.05.2005, 09:40 (vor 7499 Tagen) @ Dieter

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Dieter am 30. Mai 2005 06:02:37:

Hallo Zusammen,
Dort wird streng darauf geachtet, daß alle Bewohner die Mittagspause (13-15 Uhr) einhalten, also kein Rasenmähen oder sonstige handwerkliche Tätigkeiten, die Geräusch verursachen. Seltsamerweise dürfen Kinder aber sehr Wohl spielen und lärmen. Wo bitte ist da der Unterschied?
Gruß
AJM

Rasenmäher, Bohrmaschine etc haben einen Auschalter, bei Kindern muss man zu anderen Mitteln greifen: Abrichten, Baldrian ...
Kinder waren früher leiser? Das ist ein Märchen, wir zumindest waren es ganz bestimmt nicht, aber rund herum wohnten nur Familien mit Kindern, und da war man daran gewöhnt. Heute sind Kinder je nach Wohnlage vollkommen exotisch und da fällt halt auf, das die laut sind. Mir fehlt, als zweifacher Vater, für diese Klage jedes Verständnis.
Gruß
Dieter

Stimme dir zu.
Bin ebenfalls zweifacher Vater und wohne in einem Gebiet mit vielen Kindern.
Die sind den ganzen Tag zu hören, mal lauter, mal leiser.
Mir ist noch nie in den Sinn gekommen, das als Lärm zu empfinden.
Da vergleicht einer Kinder mit Bohrmaschinen, und fragt wo denn da der Unterschied sei!
Du wirst ihn wohl nicht finden.
Mit solchen Fahnenträgern braucht man sich nicht zu wundern, dass es mit uns nicht vorwärts geht.
Und beschwert euch nicht, dass die Medien uns nicht wahrnehmen.
Das kann manchmal durchaus von Vorteil sein.

Gruß
Morb

Re: Kinderentwöhnung

Norbert, Monday, 30.05.2005, 11:52 (vor 7499 Tagen) @ Morb

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Morb am 30. Mai 2005 06:40:

Hallo Zusammen,
Dort wird streng darauf geachtet, daß alle Bewohner die Mittagspause (13-15 Uhr) einhalten, also kein Rasenmähen oder sonstige handwerkliche Tätigkeiten, die Geräusch verursachen. Seltsamerweise dürfen Kinder aber sehr Wohl spielen und lärmen. Wo bitte ist da der Unterschied?
Gruß
AJM

Rasenmäher, Bohrmaschine etc haben einen Auschalter, bei Kindern muss man zu anderen Mitteln greifen: Abrichten, Baldrian ...
Kinder waren früher leiser? Das ist ein Märchen, wir zumindest waren es ganz bestimmt nicht, aber rund herum wohnten nur Familien mit Kindern, und da war man daran gewöhnt. Heute sind Kinder je nach Wohnlage vollkommen exotisch und da fällt halt auf, das die laut sind. Mir fehlt, als zweifacher Vater, für diese Klage jedes Verständnis.
Gruß
Dieter

Stimme dir zu.
Bin ebenfalls zweifacher Vater und wohne in einem Gebiet mit vielen Kindern.
Die sind den ganzen Tag zu hören, mal lauter, mal leiser.
Mir ist noch nie in den Sinn gekommen, das als Lärm zu empfinden.
Da vergleicht einer Kinder mit Bohrmaschinen, und fragt wo denn da der Unterschied sei!
Du wirst ihn wohl nicht finden.
Mit solchen Fahnenträgern braucht man sich nicht zu wundern, dass es mit uns nicht vorwärts geht.
Und beschwert euch nicht, dass die Medien uns nicht wahrnehmen.
Das kann manchmal durchaus von Vorteil sein.
Gruß
Morb

Dito.
Die Kinderentwöhnung in D ist so fortgeschritten, daß es zu völlig idiotischen Verhalten kommt.

Ich hatte schon davon berichtet.
Ich war mit meinen Kindern und Freundin bei einer Tanzveranstaltung.
Die Kinder spielten außerhalb des Tanzsaales auf einer Art Balkon eine Ebene höher.
Selbst eine Bohrmaschine hätte man von dort im Tanzsaal kaum hören können.
Die Kinder jedenfalls nicht.
Trotzdem gab es Beschwerden, die Kinder würden dort mit Rollschuhen laufen.
Die 'Rollschuhe' waren ein kleiner Puppenbuggy.
Hörbar nur, wenn man den Tanzsaal verließ, um z.B. zur Toilette zu gehen, was so ziemlich der einzige Grund sein konnte.

Bei einer anderen Tanzveranstaltung (anderer Ort) wurden wir von eine älteren Frau angesprochen, daß unsere Kinder so anständig und leise seien.

Eigenartig oder?
Denn ruhiger sind sie dort auch nicht.
(Sollen sie übrigens auch nicht sein. Denn dann wären sie krank.)

Die Gleichsetzung von Menschen (hier Kindern) mit Maschinen halte ich schlicht für abnormes Denken.
Aber man kann dann natürlich die direkte Schadstoffabgabe von Menschen auch zur Diskussion stellen.
Was dann aber schnell in den zynischen Sprachgebrauch abgleiten wird.

Gruß
Norbert

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Scipio Africanus, Monday, 30.05.2005, 12:58 (vor 7499 Tagen) @ Dieter

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Dieter am 30. Mai 2005 06:02:37:

Rasenmäher, Bohrmaschine etc haben einen Auschalter, bei Kindern muss man zu anderen Mitteln greifen: Abrichten, Baldrian ...
Kinder waren früher leiser? Das ist ein Märchen, wir zumindest waren es ganz bestimmt nicht, aber rund herum wohnten nur Familien mit Kindern, und da war man daran gewöhnt. Heute sind Kinder je nach Wohnlage vollkommen exotisch und da fällt halt auf, das die laut sind. Mir fehlt, als zweifacher Vater, für diese Klage jedes Verständnis.
Gruß
Dieter

Mir fehlt allerdings auch jedes Verständnis. Wer seine Ruhe haben will, der kann sichs auch im Altersheim gemütlich machen, dort hats keine lärmenden Kinder, nur das Gekeife der Alten untereinander stört den Seelenfrieden :)

scipio

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Garfield, Monday, 30.05.2005, 15:13 (vor 7499 Tagen) @ Dieter

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Dieter am 30. Mai 2005 06:02:37:

Hallo Dieter!

Früher habe ich das auch so gesehen. Ich bin nämlich auch davon ausgegangen, daß die heutigen Kinder sich auch nicht anders verhalten als ich selbst als Kind.

Wenn das bei deinen Kindern so ist, dann kannst du dir zu deiner Erziehungsleistung gratulieren. Sowas ist nämlich heutzutage wirklich selten.

Bei vielen Eltern frage ich mich echt, wieso sie überhaupt Kinder wollten. Die kümmern sich nicht um die Kinder, sind froh, wenn sie Ruhe vor ihnen haben und schicken sie raus auf die Straße. Da können sie dann ruhig andere Leute nerven - Hauptsache, die Eltern haben ihre Ruhe.

Ich habe einige Jahre in einem Mietshaus gewohnt, und da hatte ich dann genügend Gelegenheit, mitzuerleben, wie verzogen viele Kinder heutzutage sind. Da werden ganz bewußt Autos zerkratzt, die ballern mit voller Absicht Bälle gegen Fensterscheiben, beschädigen absichtlich Waschmaschinen in Gemeinschafts-Waschräumen, und ein Heiden-Lärm kommt noch obendrauf. Einmal kam ich abends nach Hause und dachte, hinten auf dem Rasen wäre eine ganze Kindergartengruppe. Da waren dann aber nur 3 Kinder, die rücksichtslos Lärm für 30 machten. Oder was meine Frau mal erlebt hat: Sie hörte ein Kind draußen um Hilfe rufen. Also ging sie nachsehen. Da stand ein Mädchen hinten mitten auf der Wiese. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Das Mädchen sah in die Luft und brüllte immer laut "Hilfe, Hilfe". Und lachte dabei. Wenn die vielleicht mal von einem irren Psychopathen dort im Wohngebiet weggefangen wird, wundern sich die Medien wieder darüber, wie das wohl angehen kann, daß niemand etwas davon mitbekommen hat... Dann sind wieder die bösen, kinderfeindlichen, ignoranten Nachbarn schuld.

Wenn es immer mehr Beschwerden und Klagen über Kinder gibt, dann ist das vor allem auf die Bequemlichkeit vieler Eltern zurückzuführen, die häufig der Meinung sind, daß Erziehung Sache der Lehrer ist und daß man sie als schwerstens überlastete Eltern nicht auch noch mit sowas belasten könne. Dazu kommt noch, daß viele Eltern heute Haftpflichtversicherungen haben. Früher mußten Eltern für Schäden, die ihre Kinder verursacht haben, aufkommen. Deshalb achteten sie darauf, daß ihre Kinder möglichst keinen Schaden anrichteten. Heute verlassen sie sich auf die Haftpflichtversicherungen oder auf die Justiz, die Kindern und Eltern immer öfter Narrenfreiheit gibt. Folglich interessiert es immer mehr Eltern auch nicht mehr, was ihre Kinder draußen so treiben. Solange sie nicht das eigene Auto zerkratzen oder die eigenen Fensterscheiben einwerfen, ist das ja gar kein Problem... Und wenn jemand anderer dann Schäden hat, wird ihm noch Kinderfeindlichkeit vorgeworfen, sobald er Schadenersatz verlangt.

Freundliche Grüße
von Garfield

Ein (beinahe) vorzügliches Urteil

Beelzebub, Sunday, 29.05.2005, 16:43 (vor 7500 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von ChrisTine am 29. Mai 2005 09:53:45:

Kinderlärm?
Grund für Mietminderung

Gut so! Lärm nervt und macht krank, egal, aus welcher Quelle er stammt.

Wer das anders sieht, der soll mal in Hörweite von einer Horde nervtötender egoistischer, rücksichtsloser kleiner Tyrannen leben, die jedesmal, wenn die Eltern nicht sofort tun, was verlangt wird, aus Leibeskräften drauflosplärren - 'Buhäääää, ich will sofort ein Eis haben!'

Was ich an dem Urteil nicht verstehe, ist, dass der Vermieter seinen Verpflichtungen bereits genügen soll, indem er ein - für gewöhnlich nutzloses - Schild aufstellt. Richtig wäre es, den Vermieter erforderlichenfalls dazu zu verurteilen, solche asozialen Elemente an die Luft zu setzen, wenn die nicht fähig oder willens sind, ihren Bälgern beizeiten beizubringen, dass sie nicht alleine auf der Welt sind und verdammt noch mal Rücksicht auf andere zu nehmen haben.

Und wer da glaubt, es sei eine Art unabänderliches Naturgesetz, dass Kinder ihrer Umgebebung mit unerträglichem Radau auf die Nerven gehen müssen, dem sei eine Reise nach Asien empfohlen. Dort gibt's jede Menge Kinder, die von Anfang an lernen, dass die Harmonie menschlichen Zusammenlebens ein schützenswertes Gut ist, das nicht durch unnötigen Lärm gestört werden soll. Und das funktioniert - übrigens ohne jede Gewaltanwendung gegenüber den Kindern.

Gruß

Beelzebub

Re: Ein (beinahe) vorzügliches Urteil

Eugen Prinz, Sunday, 29.05.2005, 17:16 (vor 7500 Tagen) @ Beelzebub

Als Antwort auf: Ein (beinahe) vorzügliches Urteil von Beelzebub am 29. Mai 2005 13:43:52:

Zustimmung, Beelzebub!

Das ist m.E. nicht unbedingt ein Problem mit den Kindern, sondern oft mit den Eltern, für die Rücksichtnahme ein Fremdwort ist, welches sie ihren Kindern nicht glauben übersetzen zu müssen.

Gruß von Eugen

Re: Ein (beinahe) vorzügliches Urteil

Magnus, Tuesday, 31.05.2005, 05:34 (vor 7499 Tagen) @ Beelzebub

Als Antwort auf: Ein (beinahe) vorzügliches Urteil von Beelzebub am 29. Mai 2005 13:43:52:

Kinderlärm?
Grund für Mietminderung

Gut so! Lärm nervt und macht krank, egal, aus welcher Quelle er stammt.

Das stimmt. Gegenüber wohnt ein Nachbar - Rentner. Der hat ein tolles Hobby: Äste und Holz aus seinem Garten schreddern und kleinhaxeln in einer eigens dafür gekauften Maschine. Damit die sich auch amortisiert, wir sie möglichst häufig eingesetzt. Man glaubt gar nicht, wieviel Holz der in seinem kleinen Garten findet, wenn er mal loslegt. Wenn der mal stirbt, ist das eine wesentliche Wertsteigerung für die Umgebung.

Leider sind jetzt noch Leute in ein Nachbarhaus eingezogen, die es sich im Winter zur Gewohnheit gemacht haben, nach 0.00 Uhr Schnee zu schippen. Da ich grundsätzlich bei offenem Fenster schlafe ist das mehr als störend - und auch völlig unsinnig, wenn es in der Nacht wieder schneit.

Da sind hingegen Kinder weitaus rücksichtsvoller - bzw. stört mich auch gar nicht so - als diese uneinsichtigen Erwachsenen und böse Terror-Rentner, die zu unmöglichsten Zeiten ihrem lautstarken Hobby nachgehen, damit sich ein Kauf amortisiert oder übermotiviert zu den unmöglichsten Zeiten in sonstige Aktion treten.

Magnus

Ein bisschen gegoogelt …

Daddeldu, Sunday, 29.05.2005, 16:58 (vor 7500 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von ChrisTine am 29. Mai 2005 09:53:45:

Das Originalurteil konnte ich nicht finden. Aber hier ist noch eine Meldung dazu sowie ein Link auf eine ausführliche Urteilskritik:

Amtsgericht Frankfurt: Fußballspielen ist Grund für Mietminderung: Unterbindet der Vermieter nicht das lärmende Fußballspielen auf der Wiese vor dem Mietshaus, so kann ein Mieter 5% Mietminderung geltend machen. Seiner Unterbindungspflicht genügt der Vermieter, wenn er ein entsprechendes Verbotsschild aufstellt. Wenn aber Schilder das Spielen verbieten, ist die volle Miete fällig. So urteilte das Amtsgericht Frankfurt in seinem Urteil vom 15.04.2005 (Az. 33 C 1726/04-13). Auf einem begrünten Geländestreifen zwischen zwei Wohnblocks haben sich Jugendliche aufgehalten und haben dort lautstark Fußball gespielt und sonst gelärmt. Das Spielen war nicht ausdrücklich untersagt. Deshalb konnte der Mieter nach Ansicht des AG Frankfurt eine Mietminderung verlangen. Nachdem das Urteil für landesweite Aufregung in den Medien und den politischen Parteien gesorgt hatte, bemühte sich das AG Frankfurt hevorzuheben, dass die Entscheidung nur den Lärm Jugendlicher zum Gegenstand habe und den Kinderlärm eines nahe gelegenen Kinderspielplatzes nicht beträfe. (06.05.2005)

Anders hingegen hatte das Landgericht München I am 24.Februar 2005 entschieden: "Kindergeschrei und Quietschen rechtfertigen normalerweise keine Mietminderung. Es muß als sozialadäquat und durchaus im Rahmen des Üblichen angesehen werden, dass Kinder im Alter von eineinhalb oder zwei Jahren, bevor sie das Haus morgens verlassen, schreien und quietschen", erklärte das Landgericht München (Aktenzeichen: 31 S 20796/04). Auch das Landgericht München II hat die Klage einer Grundbesitzerin aus Schwabhausen (Landkreis Dachau) weitgehend abgewiesen. Die Frau hatte einen Vater verklagt, dessen minderjähriger Sohn zweimal einen Fußball auf das Grundstück geschossen hatte. Landet ein Fußball in Nachbars Garten, dürfen Kinder ihn nicht selbst holen, sondern müssen klingeln. Der Nachbar hingegen muss den Ball herausgeben und kann kein Fußballverbot vor seinem Haus verlangen. Urteil des Landgerichts München II vom 03. November 2003 Aktenzeichen 5 O 545403.

Urteilskritik

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

BerndausMünster, Sunday, 29.05.2005, 19:27 (vor 7500 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von ChrisTine am 29. Mai 2005 09:53:45:

Ich verstehe immer nicht diese Extremdiskussionen. Weder dürfen Kinder ALLES, noch kann man sie rund um die Uhr wie ein Radio leise drehen oder gar abschalten.

Deshalb liegt das faire Urteil für mich in der Mitte: Kinder dürfen draussen lärmen, ausser zu den festgelegten Ruhezeiten (Mittagszeit usw.). Und wenn sie Krach machen, würde ich wieder unterscheiden nach Dauerlärm (z.B. ständiges Schiessen eines Balls gg. die Hauswand = verboten und zeitweiligem Lärm z.B. ab und zu Gebrüll beim Fangespielen = erlaubt). Ich weiss nicht, ob diese näheren Umstände so genau untersucht wurden. Mir kommen solche Urteile, wenn sie von den Parteien aufgegriffen werden, mehr so vor als ginge es weder um die Mieter noch um die Kinder sondern um pure Ideologie.

Mit meinem Kind bin ich zum Brüllen und Toben immer auf den Abenteuerspielplatz gefahren, im Treppenhaus hatte Ruhe und Disziplin zu herrschen. Das würde ich auch von meinen Mitmenschen und ihren Kindern erwarten.
Wer in seiner Umgebung keine guten Spielmöglichkeiten für Kinder hat und auch nicht regelmässig Zeit für sie aufbringen kann, hat allerdings zugegebener Massen ein Problem. Dann aber sicher nicht nur in der Lärmfrage!

B.

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Garfield, Monday, 30.05.2005, 13:02 (vor 7499 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von ChrisTine am 29. Mai 2005 09:53:45:

Hallo ChrisTine!

Man muß sich mal in die Situation eines Schichtarbeiters versetzen, der tagsüber schlafen muß. Da ist es schon sehr störend, wenn Kinder direkt vor dem Schlafzimmerfenster extremen Lärm veranstalten. Umgekehrt würde es ja auch niemand für gerechtfertigt halten, wenn dieser Schichtarbeiter dann, da er ja sowieso nicht schlafen kann, seine Musikanlage voll aufdreht und dann eventuell ein Kind nebenan keinen Mittagsschlaf halten kann...

Menschen müssen nun einmal Rücksicht aufeinander nehmen, und Kinder können das gar nicht früh genug lernen. Deshalb finde ich es gut, wenn die Eltern notfalls eben auch durch einen Gerichtsbeschluß dazu angehalten werden, ihren Kindern Rücksichtsnahme beizubringen. Viele Eltern halten das nämlich heute nicht mehr für nötig und wundern sich dann irgendwann darüber, daß ihre Kinder auch auf sie keinerlei Rücksicht mehr nehmen.

Hundebesitzer müssen sich schließlich auch Gedanken darüber machen, wie sie ihren Hunden beibringen, daß sie nicht öfter als 50mal am Tag bellen dürfen. Ich denke, es ist schwieriger, einem Hund das Zählen beizubringen als einem Kind die simple Tatsache, daß man auf andere Menschen nun einmal Rücksicht nehmen muß.

Spielen muß nicht zwangsläufig mit lautem Gebrüll verbunden sein. Es ist auch nicht zwingend erforderlich, beispielsweise einen Ball immer wieder gegen ein Garagentor in der unteren Etage eines Wohnhauses zu ballern, so daß es durch das ganze Haus dröhnt. Sowas läßt sich ohne Nachteile für die Kinder auch anders gestalten.

Übrigens fällt mir auf, daß auch Eltern sehr schnell jegliche Toleranz gegenüber solchen Rücksichtslosigkeiten verlieren, sobald es um die Kinder anderer Leute geht.

Ein Beispiel:

In dem Mietshaus, in dem wir bis zum letzten Jahr wohnten, wohnte auch eine Familie mit einem kleinen Jungen. Der warf mal ein Steinchen gegen die Hauswand und prompt rief unsere Nachbarin aus dem Fenster, daß er das gefälligst lassen solle. Weil er noch ziemlich klein war, drückte er die Haustür immer auf, indem er die Handflächen auf die Glasscheibe legte. Das verursachte natürlich immer Spuren auf der Scheibe. Unsere Nachbarin schimpfte dann immer deswegen mit ihm.

Der Witz bei der Sache war: Sie hatte selbst auch einen Sohn, der alles das in jüngeren Jahren auch getan hat. Den hat sie dafür natürlich nie ausgeschimpft, und da durfte auch sonst niemand etwas sagen. Als der mal mit einem Ball Zielschießen auf unsere Fensterscheiben machte und meine Frau sich bei der Nachbarin darüber beschwerte, wurde ihr die Tür vor der Nase zugeknallt, mit den Worten "man kann sich auch anstellen".

Die eigenen Kinder sind nach Meinung vieler Eltern immer Engel, die selbstverständlich alles dürfen. Wer dann was dagegen sagt, ist natürlich ein übler Kinderfeind. Aber wehe, die Kinder anderer benehmen sich rücksichtslos und man hat womöglich Schaden dadurch: Dann finden Toleranz und "Kinderfreundlichkeit" auch bei Eltern plötzlich ein jähes Ende.

Freundliche Grüße
von Garfield


Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

blendlampe, Monday, 30.05.2005, 14:32 (vor 7499 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Garfield am 30. Mai 2005 10:02:44:

Die eigenen Kinder sind nach Meinung vieler Eltern immer Engel, die selbstverständlich alles dürfen. Wer dann was dagegen sagt, ist natürlich ein übler Kinderfeind. Aber wehe, die Kinder anderer benehmen sich rücksichtslos und man hat womöglich Schaden dadurch: Dann finden Toleranz und "Kinderfreundlichkeit" auch bei Eltern plötzlich ein jähes Ende.

Gut beobachtet, aber nichts kindertypisches, eher gesellschaftstypisch. Die Schizophrenie mit der eigenen Vorteilsnahme findet in allen Lebensbereichen statt. Wir haben Nachbarn, die sich über die Flugzeuge der Einflugschneise des nahen Flughafens aufregen - aber selber zweimal im Jahr per Flugzeug in Urlaub fliegen und es sehr geniessen, dass der Weg zum Flughafen nicht weit ist. Andere bemerken die schlechte Luft des industriellen Ballungsraums - und heizen selber mit grünem Holz und vermutlich auch Abfall (Müllgebühren sind hoch hier), so dass der weite Umkreis zeitweise einer stinkenden Räucherkammer gleicht. Das Nabu-Mitglied betoniert den Garten wegen einer grossen Garage (aus Holz ;-) für den Camper zu. Die Verlärmung und Zerstörung des Lebensraums durch den Strassenverkehr - Kritikpunkt Nummer eins, aber Zweitwagen sind populärer denn je, selbst die höchsten Treibstoffpreise ändern nichts an immer weiter steigenden Kilometerzahlen.

Je mehr man die Umgebung einschliesslich der darin lebenden Menschen als eine Art erweiterte Familie und Gemeinschaft betrachtet, desto mehr wird auch Toleranz und Interessenabwägung gelernt. In einem Land, das durchkommerzialisiert und hochmobil sein will gehört das leider zur Vergangenheit, nicht zur Gegenwart.

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Garfield, Monday, 30.05.2005, 17:47 (vor 7499 Tagen) @ blendlampe

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von blendlampe am 30. Mai 2005 11:32:

Hallo Blendlampe!

Ja, du hast natürlich recht. Letztendlich ist das alles nur Ausdruck von allgemein zunehmendem Egoismus und Rücksichtslosigkeit.

Teilweise werden die Menschen aber auch dazu gezwungen, sich rücksichtslos zu verhalten. Zweitwagen und zunehmenden Verkehr führe ich beispielsweise vor allem darauf zurück, daß viele Menschen immer weitere Fahrten zur Arbeit in Kauf nehmen müssen und dafür und auch zum Einkaufen wirklich Autos brauchen. Meine Frau und ich haben auch zwei Autos, und die haben wir nicht aus Langeweile. Ich würde gern auf ein eigenes Auto verzichten - wenn ich es denn könnte. Aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln würde ich etwa die vierfache Fahrzeit benötigen (2 Stunden statt 30 Minuten für eine einfache Fahrt zur Arbeit) und hätte obendrein noch höhere Kosten. Da meine Frau und ich in völlig entgegengesetzt liegenden Orten arbeiten, können wir auch nicht zusammen zur Arbeit fahren. Das mußten wir mal zwei Monate lang so machen und haben dabei festgestellt, daß das mit den hohen Benzinpreisen durch die höheren Kilometerzahlen (die Strecke zu meiner Arbeitsstelle und zurück mußte meine Frau so täglich praktisch doppelt fahren) teurer wurde als die Kosten für ein zweites Auto. Wenn ich meine Frau zur Arbeit fahren würde, würde es noch viel teurer werden. Außerdem käme das zeitlich auch gar nicht mehr hin. Bis vor kurzem hat meine Frau noch 35 Wochenstunden gearbeitet. Ich habe 40 Wochenstunden, und so war es noch zeitlich möglich, daß sie mich zur Arbeit fahren und wieder abholen konnte. Neuerdings arbeitet meine Frau aber 38 Wochenstunden (selbstverständlich bei gleichem Gehalt), und seitdem würde das zeitlich nicht mehr passen. Sie hätte dann entweder zu wenig Arbeitszeit oder ich zuviel.

Letztendlich haben die Menschen früher auch durchaus nicht freiwillig mehr auf ihre Kinder geachtet als heute. Haftpflichtversicherungen kannte kaum jemand, und so mußte man für Schäden, die die Kinder verursacht haben, dann wirklich zahlen. Heute haben viele Menschen Haftpflichtversicherungen, außerdem urteilen auch Gerichte sehr oft zugunsten der Eltern. Und selbst wenn die Eltern zu Schadenersatz verurteilt werden, bleibt man oft auf dem Schaden sitzen. Meine Frau beispielsweise hat sich auf dem Parkplatz ihrer Firma mal zwei Reifen kaputt gefahren, weil ein Mädchen aus der Nachbarschaft dort Nägel verstreut hatte. Auf dem Parkplatz liegt Splitt, und dazwischen waren diese Nägel kaum zu sehen. Es gab eine Gerichtsverhandlung dazu, und es fand sich sogar ein Zeuge, der gesehen hatte, daß dieses Mädchen auf dem Parkplatz mit Nägeln gespielt hat. Die Nägel hatte ihr Vater liegen gelassen, nachdem er seinen Zaun repariert hat. Die Eltern wurden zu Schadenersatz verurteilt, leisteten einen Offenbarungseid, und natürlich sah meine Frau keinen Cent und konnte die neuen Reifen selbst bezahlen.

Die Kinder wissen heute oft ganz genau, daß sie sich alles erlauben können und nutzen das natürlich voll aus. In dem Mietshaus, in dem wir mal wohnten, lief das so, daß jeder, der mit unserer Nachbarin Streit hatte, kurz darauf ganz zufällig lange Kratzer an seinem Auto vorfand. Ich glaube nicht, daß diese Nachbarin irgendwelche Kinder dazu angestiftet hat. Nein, das lief so ab: Sie hat sich in ihrer Dummheit vor ihrem Sohnemann über andere Leute aufgeregt, der hat das dann seinen Kumpels weiter erzählt, die hatten Langeweile und haben dann eben die Autos zerkratzt. Nachweisen konnte man das nie, und die Geschädigten blieben dann natürlich immer schön auf den Schäden sitzen. Wir haben dann in der letzten Zeit schon manchmal Videoaufnahmen gemacht, wenn einige Kinder aus der Nachbarschaft wieder extrem abgedreht sind und z.B. das Haus mit Steinen beworfen haben. Damit wir nicht auf eventuellen Schäden sitzen bleiben. Dann bekamen wir natürlich prompt Post von den Eltern mit leeren Drohungen mit Anwälten, da wir angeblich ihre Kinder ohne deren Erlaubnis gefilmt hätten. (Das ist auf öffentlichen Straßen aber nicht verboten.) Für solchen Unsinn hatten sie Zeit, aber für ihre Kinder offensichtlich nicht.

Für die Kinder ist es gar nicht gut, wenn ihnen so immer weniger Grenzen gesetzt werden. So wachsen sie mit der Illusion auf, daß sie sich alles erlauben und auch ungestraft ihre Mitmenschen terrorisieren können, wenn ihnen danach ist. Irgendwann fällt das aber auf sie selbst zurück, und dann ist es meist zu spät.

Der Sohn einer Kollegin meiner Frau beispielsweise hat mal irgendetwas angestellt, und danach wurde festgelegt, daß er innerhalb einer bestimmten Frist keinen Führerschein machen darf. Ich weiß nicht - vielleicht hat er ein Moped geklaut und ist damit herum gefahren. Er ist deshalb jedenfalls auch polizeilich registriert. Erstmal wird er darüber gelacht haben, weil das für ihn keine direkten Konsequenzen hatte. Jetzt will er aber eine Ausbildung machen, und die Firma liegt weit weg von seinem Elternhaus. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt er nicht hin, und fürs Fahrrad ist es zu weit. Also wollte er den Führerschein fürs Moped machen. Das darf er aber jetzt nicht, und so muß er auch die Lehrstelle sausen lassen. Damit hat er nun ein echtes Problem. Das hat er sich selbst eingebrockt, aber in früheren Zeiten wäre es vielleicht gar nicht erst so weit gekommen. Da hätte er gleich einen saftigen Anschiß abgefaßt, wenn er nur mal laut draußen herum gegrölt hätte. Noch mehr anzustellen hätte er sich da vielleicht gar nicht mehr getraut. Dann könnte er jetzt den Moped-Führerschein und damit auch die Ausbildung machen. Aber so...

Freundliche Grüße
von Garfield


Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Rüdiger, Wednesday, 01.06.2005, 04:12 (vor 7498 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Garfield am 30. Mai 2005 10:02:44:

Hundebesitzer müssen sich schließlich auch Gedanken darüber machen, wie sie ihren Hunden beibringen, daß sie nicht öfter als 50mal am Tag bellen dürfen.

Gibt's dafür etwa eine Richtlinie *erstaunt und amüsiert* ?

Ansonsten Zustimmung. Es hat nichts mit Kinderfeindlichkeit zu tun, wenn man den Kindern Grenzen setzt.

Gruß, Rüdiger

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Odin, Monday, 30.05.2005, 15:04 (vor 7499 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von ChrisTine am 29. Mai 2005 09:53:45:

Soetwas wie Beschwerden vom Nachbarn kenne ich aus meiner Kindheit überhaupt nicht. Jeder hatte damals eigene Kinder und jeder wußte, daß Kinder Lärm machen. Hinterm Haus war der Rodelplatz, Spielplätze gab es nicht - alles war Spielplatz!
Die Beschwerden über Lärm halte ich für ein Zeichen der Überalterung der Gesellschaft. Das wird noch schlimmer. Kinder in die Reservate - schlimm!

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Garfield, Monday, 30.05.2005, 15:34 (vor 7499 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Odin am 30. Mai 2005 12:04:23:

Hallo Odin!

"Soetwas wie Beschwerden vom Nachbarn kenne ich aus meiner Kindheit überhaupt nicht."

Vielleicht lag das ja auch daran, daß du den Nachbarn kaum Anlaß zu Beschwerden gegeben hast?

Ich schreibe dir mal zwei Geschichten auf:

Die erste spielte so um 1980. Meine Frau war damals 5-6 Jahre alt. Sie spielte mit einem Tennisball, und der prallte schließlich gegen ein parkendes Auto. Sie sah nach und fand keinen Schaden am Auto. Trotzdem ging sie zu den Leuten, denen das Auto gehörte, klingelte dort und sagte, daß ihr der Ball dagegen geprallt ist. Weil ihre Eltern ihr das so beigebracht haben. Der Nachbar ging runter, sah selbst nach, fand auch keinen Schaden und alles war bestens. Und wenn ein Schaden am Auto gewesen wäre, dann hätten die Eltern meiner Frau die Reparatur bezahlt.

Die zweite Geschichte ist etwa von 2000. Da war der Sohn unserer Nachbarin so etwa 5-6 Jahre alt. Er fuhr mit seinem Kinderfahrrad auf dem Gehweg herum. Kurz danach fand eine Frau aus dem Haus an ihrem dort am Straßenrand parkenden Auto einen Kratzer. Sie hatte diesen Jungen dort fahren sehen, also ging sie zu seiner Mutter. Die hatte wohl gerade gute Laune, jedenfalls knallte sie der Nachbarin ausnahmsweise mal nicht die Tür vor der Nase zu, sondern ging sogar mit raus. Sie rief dann auch ihren Sohn, und der behauptete, daß er den Kratzer nicht verursacht hätte. Seine Mutter sagte ihm, er könne es doch ruhig sagen, aber der blieb dabei, daß er es nicht gewesen wäre. Die Nachbarin war sich aber sicher, daß er das war. Nach ewigem Hin und Her hat er es dann endlich zugegeben.

Der Unterschied zwischen beiden Fällen ist kein Zufall, sondern ganz typisch. Diese Nachbarin hatte noch Glück. Wenn sie den Jungen nicht dort so dicht am Auto gesehen hätte, dann wäre sie natürlich auf dem Schaden sitzen geblieben. Und wenn die Eltern keine Haftpflichtversicherung gehabt hätten, dann hätten sie wahrscheinlich auch freiwillig nichts gezahlt. Dann hätte die Nachbarin vor Gericht gehen müssen, und wahrscheinlich wäre das dann auch darauf hinausgelaufen, daß sie den Schaden selbst hätte bezahlen müssen.

Einfach so ohne Grund ist kaum jemand "kinderfeindlich".

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Odin, Tuesday, 31.05.2005, 02:30 (vor 7499 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Garfield am 30. Mai 2005 12:34:20:

Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.

(Aristoteles 384-322 v.Chr.)

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

Magnus, Tuesday, 31.05.2005, 05:20 (vor 7499 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Odin am 30. Mai 2005 23:30:10:

Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.
(Aristoteles 384-322 v.Chr.)

Ja - dieser Satz fällt vermutlich in jeder Generation der Menschheitsgeschichte. Vermutlich höre ich ihn irgendwann aus meinem Munde sprechen und erinnere mich daran, dass meine Eltern ihn auch gesagt haben.

Magnus

Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung

blendlampe, Tuesday, 31.05.2005, 11:12 (vor 7498 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von Odin am 30. Mai 2005 23:30:10:

Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.
(Aristoteles 384-322 v.Chr.)

Unsere Jugend existiert nicht. Die "Männer von morgen" halbieren sich fast - in nur einer Generation.

Kinderlärm ist....

Magnus, Tuesday, 31.05.2005, 05:14 (vor 7499 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Kinderlärm - Grund für Mietminderung von ChrisTine am 29. Mai 2005 09:53:45:

...Zukunftsmusik.

Magnus

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