Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ein kleines Märchen für die Großen

Odin, Wednesday, 25.05.2005, 19:51 (vor 7505 Tagen)

Deutsche Väter und ihr Recht

Eine Schöne aus der Karibik verschlug es in den hinteren Odenwald. Dort
lebten drei Brüder, die beim Anblick ihrer Glutaugen in Liebe entbrannten.
Kurz entschlossen heiratete sie der Erste vom Fleck weg. Dem gebar sie einen
Sohn. Zwei Jahre war die Schöne ihm ein treues Weib. Dann ließ sie sich
scheiden und ergab sich dem zweiten Bruder, mied aber die Ehe. Auch diese
Verbindung wurde mit einem Sohn gesegnet. Drei Jahre war die Schöne dem
Zweiten eine treue Lebensgefährtin. Dann trennte sie sich und erhörte den
Dritten, mied aber Ehe und weiteren Nachwuchs. Sieben Jahre sorgte der
Dritte wie ein Vater für die Söhne seiner Brüder. Dann übermannte die Schöne
Heimweh. Sie nahm ihre Söhne, versprach ihnen ein schöneres Leben in der
Karibik und schickte sich an, den hinteren Odenwald zu verlassen.

Das wollten die Brüder nicht leiden. Der Erste ging zum Gericht. Als er nach
Hause kam, strahlte er: "Ich darf meinen Sohn behalten. Er ist im Odenwald
zuhause und nicht in der Karibik, hat der Richter gesagt". Der Zweite ging
zum Gericht und kehrte betrübt nach Hause zurück: "Mein Sohn muss in die
Karibik, hat der Richter gesagt, weil die Mutter ihn nicht verwahrlosen
lässt. Aber er ist doch im Odenwald zu Hause, habe ich eingewandt. Das zählt
bei einem nicht ehelichen Kind nicht, hat der Richter erwidert. Darauf ich:
Sind nicht eheliche und nicht eheliche Kinder gleichberechtigt? Und der
Richter: Gleichberechtigung hat ihre natürlichen Grenzen. Darf man denn
Geschwister trennen, habe ich eingewandt? An sich nicht, hat der Richter
zugegeben, doch es muss sein, von Gesetzes Wegen, leider"! Betreten
schwiegen die Brüder, bis der Jüngste aufsprang: "Lasst mich das für euch
richten", sprach er und eilte davon. Als er nach Hause kam, lächelte er
stolz. "Die Söhne bleiben hier, hat der Richter entschieden. Wenn man sie in
die Karibik brächte, würden sie mir entfremdet, das ist nicht erlaubt".

Aufatmen bei den Brüdern. Sie gelobten alle drei, den Kindern gute Väter zu
sein und tranken auf ihrer aller Wohl, bis sie besinnlich wurden. "Versteht
ihr das deutsche Recht", fragte da einer? und alle drei schüttelten den
Kopf.

Herzlich Ihr Ernst Spangenberg

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Frankfurt e.V.

Re: Ein kleines Märchen für die Großen

Ekki, Wednesday, 25.05.2005, 21:26 (vor 7505 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Ein kleines Märchen für die Großen von Odin am 25. Mai 2005 16:51:14:

Hallo Odin!

Sehr interessant, das Märchen, vor allem, weil es von den Mitgliedern einer Richtervereinigung stammt.

Tja, aber was ist jetzt die Moral von der Geschicht'?

Les' ich da richtig heraus: Am besten ist es, uneheliche Kinder in die Welt zu setzen?

Gespannt auf Antwort wartet

Ekki

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