Wahlkampf in NRW - die Erste
Heute finde ich in meinem Briefkasten eine mehrseitige Hochglanzbroschüre der SPD, in welcher sich der Spitzenkandidat Peer Steinbrück mir vorstellt.
Früher landeten soche Selbstdarstellungen politischer Parteien, gleich welcher Couleur, sofort im Altpapier.
Seit der feminisierung der Politik habe ich jedoch den Unterhaltungswert dieser Blätter entdeckt, und so machte ich mich gleich auf die Suche nach den Stilblüten in dem SPD-Blatt.
Obwohl gerade die Sexualdemokraten dafür bekannt sind, mit ihrer persönlichen Entblödung nicht lange zu warten, bleibt Steinbrück erstaunlich lange standhaft.
Der feministische Kotau erfolgt erst im zweiten Satz!
...Vor über 30 jahren hatte ich den schönsten Grund, ins Rheinland zu gehen, den man sich vorstellen kann - meine Frau Gertrud. Sie nennt mich auch heute noch ein Musterbeispiel für die Integrationsfähigkeit der Menschen in NRW...
Seine Biographie ist dann weniger ergiebig:
...Zurück ans Meer. Meine Frau ließ sich für diese Zeit von ihrem Beruf beurlauben. Das rechne ich ihr hoch an...
Das Klischee wird gnadenlos bedient. Die Frau hält ihm den Rücken frei, verzichtet auf eigene Ansprüche ....
Doch beim Interview mit Gertrud und Peer Steinbrück wird der verlorene Boden wieder gut gemacht:
Gibt es eigentlich ein normales Leben an der Seite eines erfolgreichen Politikers?
Gertrud Steinbrück: Eigentlich gibt es das gar nicht mehr. Man kann von alten erinnerungen zehren und zumindest wie jetzt an den Feiertagen kurz einen normalen Rhytmus finden. Mein Mann ist übrigens sehr gut im Brötchenholen!
Bringt er auch immer alles mit?
Gertrud Steinbrück: Absolut perfekt. Sogar schweren Herzens Körnerbrötchen!...
Peer sind aber Croissants lieber.
Ist denn ein Ministerpräsident im Haushalt überhaupt noch einsetzbar?
Peer Steinbrück: Ich bin für die blaue Mülltonne zuständig!
Gertrud Steinbrück: Das lassen wir mal so stehen!...
Weitere...
Sie sind jetzt seit 30 Jahren verheiratet: Wie haben sie sich kennen gelernt?
Peer Steinbrück: Das musst du erzählen!
Gertrud Steinbrück: Ein gemeinsamer Freund [...] blablabla
Peer Steinbrück: Mein erster Eindruck war: endlich mal eine Frau, die quatschen kann!
Gertrud Steinbrück: Und ich fand dich unmöglich, weil du so schlechte Laune hattest. Angeblich Migräne...
Peer Steinbrück: Wir hatten am Abend vorher gefeiert, und [...] blablabla
Gertrud Steinbrück: Das hast du aber damals nicht verraten! Irgendwann habe ich dich dann, na ja, aktiver gemacht...
Also ist der Blitz eingeschlagen!
Peer Steinbrück: Nein, es war nicht gleich der Blitz...
Gertrud Steinbrück: Natürlich. Und zwar direkt am ersten Abend!
Weitere...
Helfen da auch gemeinsame Hobbys?
Gertrud Steinbrück: Nicht unbedingt.
Wiso?
Gertrud Steinbrück: [...]Mein Mann hat das größte Zimmer unseres Hauses für seine Modellsammlung belegt...
Peer Steinbrück: Ich liebe halt Schiffsmodelle.
Gertrud Steinbrück: Nein, du liebst Automodelle, Eisenbahnmodelle, Flugzeugmodelle und was sonst noch alles.[...]Und diese Modelle wären im ganzen Haus verteilt, wenn ich es nicht verhindern würde.
Frau Steinbrück, beraten Sie Ihren Mann eigentlich vor seinen Auftritten?
Gertrud Steinbrück (schmunzelt): Beim Äußeren mische ich mich gelegentlich ein, weil ich glaube, dass Männer tendenziell farbenblind sind...
[...]Es geht höchstens um Äußerungsformen: wenn ich zum Beispiel glaube, man könnte etwas freundlicher sagen oder langsamer erklären, damit die Menschen es verstehen. Ich bin so seine Bodenhaftung.
Wie können sie sich gegenseitig auf die Palme bringen?
Gertrud Steinbrück: Meinen Mann nervt meine Besserwisserei.
Peer Steinbrück: Stimmt! Bei mir ist es wohl mangelnde Aufmerksambeit.
Gertrud Steinbrück: Das kann so stehenbleiben.
Sie sind beide große Kinofans: der schönste Film des letzten Jahres?
Peer Steinbrück: "Tatsächlich ... Liebe" mit Hugh Grant.
Gertrud Steinbrück: Fandest du den wirklich so gut? Oder sagst du das nur, weil ich ihn so schön fand?...
Wie können Sie sich gegenseitig eine Freude machen?
Peer Steinbrück (grinst): Mit einem Schiffsmodell. Oder einem alten Schachtisch.
Gertrud Steinbrück: Mein Mann könnte mir mal einen Brillanten schenken. Das tut er aber nicht...
[...]
Zwei Sätze wurden hervorgehoben und rot gerahmt wiederholt:
Peer Steinbrück: Ich bin für die blaue Mülltonne zuständig!
Gertrud Steinbrück: Beim Äußeren mische ich mich gelegentlich ein, weil ich glaube, dass Männer tendenziell farbenblind sind.
Unglaublich, wie männliche Politiker heute bei mir um ihre Gunst werben.
Es gehört anscheinend zum guten Ton, sich selbst als unfertigen Deppen hinzustellen, möglicht unter Beihilfe der Frau - die das auch gerne mitmacht.
Unter weiblichen Politikern undenkbar, dass sich der Gatte in ähnlicher Form äußert. Er ist meist gar nicht öffentlich existent. Frau glänzt lieber allein.
Ich erinnere mich an einen Fernsehbeitrag vor ca. fünf Jahren. Kurz vor der Schleswig-Holstein-Wahl stellt Simonis ihre schlechtere Hälfte dem Publikum vor. Sie macht ihn total zum Deppen: "Du kannst dir ja noch nicht mal ein eigenes Essen kochen!" usw. Er glotz dumm in die Kamera und schweigt.
Nicht etwa, dass ich bei ihrer Demontage Schadenfreude empfunden hätte, aber meine Erektionsprobleme sind seitdem wie weggeblasen. ;)
Morb
