Rote Männer Info
RoteMänner!
Prägnante und Vakante!
Mit einem Jungen schwangere Frauen seien weniger vergesslich als Frauen,
die ein Mädchen erwarten, ermittelten Forscher der kanadischen Simon
Fraser University in Burnaby. Während und nach der Schwangerschaft
klagen viele Frauen über Gedächtnisschwächen.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,355547,00.html
Vielleicht, so spekuliert dagegen das RoteMänner-Institut für
angewandte Gesellschaftsanalyse, liegt es einfach an der wegen des
vergrößerten Bauchumfangs geringeren Durchblutung des Großhirns, konnte
sich doch auch der großvolumige Altbundeskanzler und Dreieinhalbtonner
Helmut Kohl bei Befragungen häufig an nichts mehr erinnern. Auch der
von seinem beträchtlichen Gewichtsverlust wiedergenesene
Bundesaußenminister Joseph Martin Fischer hatte jüngst mit dem Problem
zu kämpfen.
Muttertag, neulich. Wir dachten an Rama-Brötchen und Jakobs-Kaffee, von
niedlichen kleinen blonden Kindern der ausgeschlafen lächelnden jungen
Mutter ins sonnendurchflutete und in Cremetönen gehaltene Schlafzimmer
getragen. Im Türrahmen steht ein irgendwie blöd grinsender Papa. Ein
Werbeklischee. Ist der Muttertag also überflüssig, fragte
inquisitorisch die "Süddeutsche". NEIN! "Anne Schilling,
Geschäftsführerin des Deutschen Müttergenesungswerks, spürt Tag für
Tag, wie Mütter darunter leiden können, wenn sie es Kind, Mann und
Gesellschaft recht machen wollen." WENN! - Nur wie "spürt" diese famose
Frau Schilling das? Ist die Macht mit ihr? Ist sie im Auftrag des Herrn
unterwegs? Wir wissen es nicht. Doch sie hat viel Gutes über die Mütter
zu berichten: "24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, 365 Tage im
Jahr übernehmen sie die Verantwortung für die Familie. Zuerst kommen
Kinder und Mann, ihre eigenen Ansprüche stellen sie hinten an. Sogar
für die schlechten Pisa-Ergebnisse fühlen sie sich verantwortlich." Was
um alles in der Welt tun Mann und Kinder in diesem furchterregenden
Disneyland? Wir erfahren es nicht, bestenfalls also tun sie nichts, in
der Regel aber lärmen, schmutzen, kränkeln sie. Und wollen sich am Ende
von Mutter auch noch die Illustrierten bringen lassen, wie Loriot schon
vor 30 Jahren wußte.
http://www.sueddeutsche.de/,tt5m3/panorama/artikel/588/52536/
Am 8. Mai 2005 scheiterte in Berlin die NPD mit dem Versuch, eine
Demonstration durchzuführen. Sie waren nicht genug - und die Anderen
waren zuviele und saßen im Weg. Ein schöner Tag! Über die
zusammengetrommelten Nazis schrieb die "taz": "Das Bild der nationalen
Avantgarde zum 60. Jahrestag des Kriegsendes, es war so, wie man es
kennt: Fast nur Männer, viele mit rasierten Schädeln, martialischen
Tätowierungen, schwarzen Monturen."
http://www.taz.de/pt/2005/05/09/a0177.nf/text Das wiederum wunderte
uns, nachdem am Abend vorher die "Tagesschau" von "erschreckend vielen
jungen Frauen" in den Reihen der Nazis berichtet hatte. Man muss nicht
unbedingt behaupten, dass das alte Klischee völlig überholt wäre. Man
muss darüber auch keineswegs glücklich sein! Aber den deutlichen Trend,
der in der rechten Szene eine Zunahme des Frauenanteils belegt, gibt es
nicht erst seit gestern. Möglich indessen, dass die androgynen
Fettglatzen von vorneherein alle wie Männer aussehen. Also irgendwie
widerlich!
Dass auch bei Menschen, ja selbst bei Männern, denen Sexualdelikte zur
Last gelegt werden, erst mal die Unschuldsvermutung gelten müsse,
forderte kackfrech Rechtsanwalt Günter Tews in der Wiener "Presse". Und
weist auf bemerkenswerte Bestrebungen einer Reihe österreichischer
Politikerinnen hin, dies in Frage zu stellen. DAS immerhin haben wir in
Deutschland so offen noch nicht vernommen.
http://www.diepresse.at/Artikel.aspx?channel=m&ressort=g&id=482050&archiv=f...
Väter und Mütter verteidigen das Leben und die Unversehrtheit ihrer
Kinder - manchmal buchstäblich - bis zum letzten Blutstropfen. Das ist
der Normalfall. Es gibt seltene Ausnahmen, wo sie genau das Gegenteil
tun, die umso mehr Aufmerksamkeit erregen. Nicht erst heute, wie eine
große Reportage in der "taz" deutlich machte: "Bei Kriegsende wollte
eine Mutter ihre vier Kinder umbringen. Es gelang ihr fast. Dass ihr
Sohn Heiko überlebte, war reiner Zufall. Was trieb die Mutter, eine
überzeugte Nationalsozialistin?"
http://www.taz.de/pt/2005/05/07/a0176.nf/text
Dass Meldungen wie diese manchmal dazu führen, Eltern unter einen
Generalverdacht zu stellen, ist auch nicht ganz neu. Längst mobilisiert
durch Krawallpresse und Privatfernsehen, schreiben empörte
"Familienväter" Leserbriefe, in denen sie nach schärferen Gesetzen
krähen. Aber wehe, wehe, wehe, wenn wegen dieser schärferen Gesetze der
Staat sich dann in ihre eigene Familie bevormundend einmischt! Das
gesunde Volksempfinden hat einen hohen Schwachsinns-Koeffizienten, der
es seinen Protagonisten schwerlich gestattet auch nur um die nächste
Butterblume herum zu denken. Sabine Beppler-Spahl hat sich in der neuen
"Novo" des Themas sehr kritisch angenommen und lehnt alle Interventionen
strikt ab. http://www.novo-magazin.de/76/novo7612.htm
Andererseits: Die "Zeit"-Autorin Sabine Rückert steht nicht im Verdacht,
staatsfixierte oder feministische Lösungen zu unterstützen. Zum manchmal
bedenklichen Agieren einzelner Jugendämter hat sie sich längst eindeutig
positioniert. Ihre Reportage über den Tod von Kindern durch
Vernachlässigung und Gewalt sollte man daher auch in seiner Suche nach
möglichen Konsequenzen nicht gar so einfach auf die leichte Schulter
nehmen! http://www.zeit.de/2005/17/Karolina Es wäre keine Entmündigung
und auch keine Beleidigung der Familien, wenn man (wie in Norwegen) eine
- selbstredend kostenlose - regelmäßige ärztliche Untersuchung von
Vorschulkindern verpflichtend einrichten würde. Im Gegenteil, dies wäre
ein kinder- und familienfreundlicher Service! Gegen die Schulpflicht hat
ja auch niemand ernsthafte Einwände. Gäbe es mehr alleinerziehende Väter
- denen man bekanntlich nichts oder wahlweise auch alles zutraut - würde
darüber gar nicht lange nachgedacht, und das monatliche Wiegen der
Kinder im Gesundheitsamt wären wahrscheinlich längst Pflicht.
Wenn die Situation von Alleinerziehenden aber, wie gerne betont wird, so
außerordentlichen Belastungen unterliegt, sollte man wenigstens diese
ein wenig fürsorglicher betreuen. Von einem alleinerziehenden Vater,
der sein Kind hätte verhungern lassen, haben wir dessenungeachtet noch
nicht gehört! Das Problem, schreibt Sabine Rückert, sind nicht zuletzt
jugendliche oder psychisch belastete Mütter: "Glaubt sie, ihrer neuen
Aufgabe ganz allein gewachsen zu sein, kann die Jugendhilfe auch nichts
machen und muss sie mit ihrem gefährdeten Säugling ziehen lassen." Die
Autorin bedauert mit einem gewissen Recht, dass unsere Politik selbst
vielleicht zuviel Angst vor einem übereifrigen Staat hat: "Eltern zu
zwingen, ihre Kinder regelmäßig einem Arzt vorzustellen, greife
unvertretbar in deren Freiheitsrechte ein." befand etwa das Berliner
Abgeordnetenhaus - mit rot-roter Mehrheit! Aber: "Dem vertrockneten
Lukas, der verhungerten Jessica, der totgemarterten Anette hätte eine
solche kleine staatliche Zuwendung jedenfalls das Leben gerettet."
Wer beim Kindernotdienst nachfragt, bekommt bisweilen erschütternde
Auskünfte über das Ausmaß kindlicher Verwahrlosung im
Wohlstands-Deutschland. Insofern darf man schon mal die Warnung
aussprechen, diese Kinder aus sozialen Parallelwelten nicht auf dem
Altar des Bepplerschen Anti-Etatismus zu opfern!
Bereits in unserer vorangegangenen Ausgabe haben wir unser Nachdenken
über die Rolle des Staates ein wenig intensiviert. Unweigerlich gerät
man dabei zwischen die Mühlsteine der traditionellen
sozialdemokratischen Staatsgläubigkeit einerseits und eines rigiden
Anti-Etatismus andererseits, der uns in den letzte Wochen immer
massiver unterkommt. Die fast schon prinzipiell anti-etatistischen
Reflexe gelten vielerorts offenbar als mächtig hipp! Und das offenbar
umso mehr, als ja selbst die früheren Protagonisten sozialer
Staatsfixierung mit der Agenda 2010 eine Kehrtwende vollzogen haben,
die sie demnächst teuer zu stehen kommen könnte.
Wer jetzt glaubt, das alles habe mit unserem alten Lieblingsthema nichts
mehr zu tun, hat nur teilweise Recht, denn auch die feministischen
Diskurse sind schließlich nur deswegen von weiter reichendem Interesse,
weil sie erheblichen institutionellen Einfluss auf unsere Gesellschaft
haben - und damit intensiv Staat machen! Wer glaubt, der Staat, das
seien die Anderen, hat offenbar die jüngere Entwicklung seit dem Jahr
1789 ein wenig verpennt - wobei man sich in Deutschland bekanntlich in
guter Gesellschaft befindet! Und weil wir gerade wieder ein bisschen
klamm an feministischen Steilvorlagen für unsere zukunftsweisenden
Sottisen waren, legen wir da nachher nochmal ein wenig nach.
1. Fast 30 Jahre nach der Novellierung des Ehescheidungsrechts, in
dessen Folge der Bund fürs Leben fast schon auf Zuruf annuliert werden
kann, wird das Unterhaltsrecht ein wenig an die Wirklichkeit
angeglichen. Der Parasitismus der Altgattinnen hat's danach ein
bisschen schwerer, Erwachsene sollen richtigerweise für sich selbst
sorgen!
2. An dem Druck, den die Zuweisung der Rolle des Ernährers auch heute
noch auf viele Männer ausübt, sind diese zu Teilen auch selbst schuld!
Männer tun zu wenig für ihre eigene Emanzipation, weil sie immer noch
zu bereitwillig den Prallo geben wollen - als "Familienoberhaupt".
3. Ein britischer Dampfplauderer entlarvt den Anti-Amerikanismus: Die
Bush-Kritiker, so behaupet er, beschuldigen Amerika, Muslime durch
"mentruierende Huren" quälen zu lassen. Nur blöd, dass der Autor eine
Kritik denunziert, die nirgends je das Licht einer veritablen
Öffentlichkeit erblickt hätte.
4. Von Rauchverboten bis zum Verbraucherschutz: Der Staat regelt
scheinbar alles. Nicht jedem ist das Recht - und manchmal maßt sich die
Politik auch zuviel an. Ein lautes Wort in der Familie gilt einem
oberlehrerhaften Staat rasch als "Männergewalt". Jetzt sammelt sich
eine Gegenbewegung, die genauso gaga ist - und nur in Extremen denkt.
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VORSCHLÄGE DER JUSTIZMINISTERIN ZUM UNTERHALTSRECHT:
DIE RECHTLOSIGKEIT DER VÄTER WIRD EIN WENIG BILLIGER
Die Bundesjustizministerin hat den Neuentwurf für das Unterhaltsrecht
vorgelegt, das in einem umfassenden Spiegel-Titel bereits im
vergangenen Herbst angekündigt wurde. Unterhaltspflichtige Exgatten
sollen mit diesem Entwurf eindeutig entlastet werden. Fast 30 Jahre
nach Etablierung eines Rechts, das die liberale Scheidungsindustrie
begründete, bekommen wir endlich ein Unterhaltsrecht, das dessen
schlimmste Konsequenzen lindert: Hunderttausende von fast
ausschließlich männlichen Exgatten wurden durch die seinerzeitigen
Neuregelungen in BGB § 1564 ff. materiell ruiniert, weil die
Rechtssystematik bis heute nicht stimmt. Maßgabliche Verantwortung
dafür hatte vor allem die Kohl-Regierung, die 16 Jahre lang die
Konsequenzen des Scheidungsrechts von 1977 komplett ignorierte, obwohl
spätestens seit Mitte der Achtzigerjahre eindeutige Erkenntnisse über
die massenhafte Ausplünderung geschiedener Männer vorlagen. Bis heute
muss die Mehrheit der geschiedenen Väter mit dem Selbstbehalt
auskommen, der seit Jahren schon bei 840 Euro liegt - gerade mal 100
Euro über dem üblichen ALG-II-Leistungspaket. Schon kurios, dass es
eine angeblich so feministenfreundliche Bundesregierung wie die
aktuelle ist, die endlich damit aufräumt und die Rechte der
Unterhaltsschmarotzerinnen beschneidet!
Ein leichtes Gruseln überkommt uns, wenn wir lesen, dass den
Familienrichtern ein größerer Entscheidungsspielraum zur
Berücksichtigung des Einzelfalls eingeräumt wird. Ein größerer
Ermessensspielraum soll besonders in Bezug auf die Unterhaltspflicht
nichtverheirateter Väter möglich sein, so dass diese die Mutter in mehr
Einzelfällen als bisher auch länger als drei Jahre alimentieren müssen.
"Zypries begründet das mit dem Kindeswohl: Auch der ledige Nachwuchs
hat Anspruch auf eine Mutter, die für ihn da ist."
http://www.taz.de/pt/2005/05/10/a0090.nf/text
Bezeichnend an der Debatte ist einmal mehr, dass vom Anspruch der Kinder
auf den Vater nirgends die Rede ist. In ihren dollen Sonntagsreden
werden die Familienpolitiker wohl auch weiterhin mehr Beteiligung der
Väter an Familie und Erziehung fordern. Nicht ohne den Vätern mahnend
und von oben herab ins Gewissen zu reden. In der konkreten Gesetzgebung
wird aber auch weiter das Gegenteil systematisch betrieben und der Vater
auf die Funktion des Zahlmeisters reduziert. Nimmt ein Vater - zumal ein
nichtehelicher - die Forderungen dieser Prosakünstler nämlich ernst,
werden ruckzuck die Türen ganz schnell zugeknallt, auch bei der
Bundesregierung! Die Vorschläge der Justizministerin zeichnen sich
einmal mehr dadurch aus, dass sie sich in Wirklichkeit nur für
Geldfragen interessieren. Ein geschiedener Arbeitsloser ohne Sorge-
bzw. Aufenthaltsbestimmungsrecht darf sich in der Mehrheit der Fälle
auch in Zukunft nicht um seine Kinder kümmern - obwohl er alle Zeit
dazu hätte. Die Mutter derselben Kinder, die arbeiten gehen könnte,
braucht dies nicht zu tun, wenn sie es nicht will.
Unser RedMan Joachim diskutierte das Thema Unterhalt kürzlich für den
"Väteraufbruch" mit der Familierichterin Sabine Heinke vom
Juristinnenbund in der Radiosendung "Redezeit" des NDR. Er wies dabei
auch auf die Situation der Zweitfamilien hin, deren familiäre Situation
durch das geltende Unterhaltsrecht (das nach Frau Heinke so bleiben
sollte) massiv beeinträchtigt wird. Frau Richterin meinte aber, die
"Zweitfrauen" wüßten doch vorher, worauf sie sich einlassen! Selten war
ein Plädoyer dafür, dass sich Frauen die Männer nach dem Umfang des
Portemonnaies auszusuchen, unverblümter. Wahre Frauensolidarität gilt
offenbar in erster Linie denen, die es sich in der unterhaltsrechlichen
Hängematte bequem gemacht haben. Für die anderen, die zu spät kommen und
einen Mann wegen so unverständlicher Gründe wie Sympathie auswählen,
haben Juristinnen wie Frau Heinke nur Hohn übrig.
Der Zahlmeister darf für seine Kinder zukünftig auch wieder ein kleines
bisschen tiefer in die Tasche greifen. Eine moderate Anhebung, wie die
Justizministerin findet. Zugestanden! Allerdings findet dieser
Anhebungsautomatismus keine Entsprechung in der Entwicklung von Löhnen
und Gehältern mehr, die tatsächlich in den vergangenen Jahren
stagnieren oder sogar sanken. Dies kritisierte jüngst der
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (ISUV): "Nach Auffassung
des Verbandes entspricht die Erhöhung der Regelbeträge nicht der
wirtschaftlichen Lage und der Einkommensentwicklung vieler
Unterhaltszahler. Wenn die Einkommen sinken, kann man nicht automatisch
alle zwei Jahre die Regelbeträge nach dem Rasenmäherprinzip erhöhen. .
Andererseits kann man auch nicht den Kindesunterhalt regelmäßig alle
zwei Jahre ,dynamisieren', den Selbstbehalt aber über mehrere Jahre
gleich belassen." www.isuv.de Abgesehen davon, dass das Bild der
"Erhöhung nach dem Rasenmäherprinzip" sehr komisch ist, hat der ISUV
Recht!
Immerhin kann ein Kind nicht gegen den Willen seines nicht
sorgeberechtigten Vaters adoptiert werden. Man ist ja schon für das
dankbar, was man eigentlich für selbstverständlich (weil natürlich)
hält! Selbst die taz" kritisiert: "Bislang üben Frauen eine Art
Naturrecht aus." Allerdings ein aus unserer Sicht höchst
widernatürliches! http://www.taz.de/pt/2005/05/10/a0186.nf/text Eine
solche Adoption ist nicht mehr möglich, "wenn sie nur dazu dient, den
Kontakt des biologischen Vaters mit seinem Kind zu unterbinden."
Allerdings liegt das familienrechtliche Mittelalter noch nicht weit
zurück: "Bis 1995 musste ein nichtehelicher Vater nicht einmal gefragt
werden, wenn ein anderer Mann sein Kind adoptieren wollte."
"Die Mutter hatte den Adoptionswunsch damit begründet, dass das Kind
sich vor Besuchen seines Vaters fürchte. Der BGH sah hierin aber vor
allem ein ,tiefgreifendes Erziehungsversagen' der Mutter, die die
Trennung vom Vater des Kindes noch nicht verarbeitet habe. Die Mutter
habe eigentlich die Aufgabe, ,ihrem Kind seinen Vater als weitere
Bezugsperson nahe zu bringen und die Verbundenheit beider angemessen zu
fördern.' Auch das dürften nichteheliche Väter gern hören." In der Tat,
hier wird eines der beliebtesten Argumente zur Verweigerung des Umgangs
höchstrichterlich mit einer heftigen Backpfeife auseinander genommen.
Väter, die um und für ihre Kinder kämpfen, sollten sich diesen Satz des
Bundesgerichtshof unbedingt merken!
http://www.taz.de/pt/2005/05/10/a0106.nf/text
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ABKEHR VOM LASTESEL-PRINZIP:
MÄNNER MÜSSEN SICH EMANZIPIEREN
"Die deutschen Männer glauben immer noch, sie müßten Alleinversorger der
Familie sein. Das macht ihnen Angst vor Kindern. Politik und Unternehmen
setzen sie zusätzlich unter Druck." Halleluja! Dies schrieb anlässlich
des Vatertags und einer zeitgerecht erschienenen Studie über die
Zeugungsunwilligkeit deutscher Männer Matthias Kamann in der "Welt".
http://www.welt.de/data/2005/05/04/714422.html Seit Jahren schon
richtet sich unsere Verwunderung auf die Tatsache, dass es die Frauen
und nicht die Männer waren, die irgendwann von ihrer Rolle die Schnauze
voll hatten und ihre Emanzipation ausriefen. Was wir übrigens bis heute
für verdienstvoll halten, öffnet es doch auch Männern die theoretische
Chance, mal über IHRE Unterwerfung unter entfremdete Arbeitszwänge
durch Gesellschaft und Familie gleichermaßen nachzudenken.
Hier wäre es an der Zeit, den Männern "in toto" - und damit natürlich
völlig unzulässig verallgemeinernd - mal mitzuteilen, wie erbärmlich
fantasielos sie seit 35 Jahren auf Alice und ihre Schwestern reagiert
haben. (Bis wir kamen!) Warum haben wir eigentlich den
Gleichheitsfeminismus der ersten Jahre nicht von Anfang an beim Wort
genommen? Warum haben wir sie nicht unterstützt in dem Anliegen, auch
mal richtig zu arbeiten - um im Umkehrschluss unseren Anteil am
blödsinnnig-fremdbestimmten Geldverdienen deutlich zurückzufahren?
Warum haben die Männer nicht vor Begeisterung getanzt, als die ersten
Frauen mit ihrer Forderung nach Gleichheit implizit die Bereitschaft
zum Verzicht auf den privilegierten Hausfrauenstatus bekundeten? Warum
haben unsere Väter nicht enthusiastisch beigepflichtet und
augenblicklich IHREN Anteil an ebendiesem privilegierten Status
gefordert? Die Geschichte des Feminismus wäre heute eine andere: Er
wäre nämlich augenblicklich in sich zusammen gebrochen, weil
schlaglichartig deutlich geworden wäre, dass mehr Rechte auch ein paar
unangenehme Pflichten mehr bedeutet hätten. Aber ach, unsere Vorfahren
waren - so wie die meisten Feministinnen heute - eher reflexgesteuerte
Hyperventilierer und empfanden vermutlich schon die Tatsache, dass ihre
Frauen mal eine grundsätzliche Änderung im Beziehungsgefüge vorschlugen,
ja forderten, als unglaubliche Zumutung.
Aus dieser Zeit rührten jene Keime unserer durchaus vorhandenen
Sympathie für die Emanzipation der Frauen - aber auch die Grundlage für
die Enttäuschung, als daraus der moderne Bezichtigungs- und
Opferfeminismus wurde, der keinen gesellschaftlichen Fortschritt mehr
anstrebte, sondern die Umverteilung der Ungerechtigkeit - anstelle ihre
Beseitigung.
Bei Kamann, der sich des Themas im Kontext der Zeugungs- und
Gebährverweigerung annimmt, liest sich das so: "Bei den Geburtenraten
bleibt Deutschland hinter jenen westlichen Ländern zurück, die eine
höhere Frauenerwerbsquote haben. Zu vermuten ist, daß die vorgestern
veröffentlichten Zahlen, wonach 26 Prozent der jüngeren deutschen
Männer (gegenüber nur 11 Prozent der Frauen) keine Kinder haben wollen,
in hiesigen Rollenmustern begründet sind: Wo die materielle Sicherung am
Mann hängt, dieser aber um seinen lebenslangen Vollerwerbsarbeitsplatz
fürchten muß und zudem mehr Geld für eigenen Genuß behalten will,
scheitert die Familiengründung am Mann. So ergibt sich das Paradox, daß
deutsche Männer gerade von ihrer Fixierung auf traditionelle
Rollenbilder daran gehindert werden, eine Familie zu gründen, in der
diese Rollenbilder extrem stabil sind. Anders gesagt: Die Männer
scheitern an dem Druck, den sie sich selbst machen."
Das ist die eine Seite der Wahrheit, die in den Kreisen der
Männerrechtler bis heute weitgehend ignoriert wird. Es gibt auch die
andere, selbst wenn wir fürchten müssen, dass sich nach deren
Thematisierung wieder allzuviele von uns zurücklehnen, zufrieden
grunzen, und wissen, dass sie es schon immer gesagt hätten. Vergesst
also nicht, das das Folgende nur die andere HÄLFTE der Wahrheit ist:
"Väter stehen unter Verdacht. Noch nicht ausgestanden ist jene
Mißbrauchsdebatte, in der Männern, die sich liebevoll kleinen Mädchen
nähern, Perversität unterstellt wurde. Welch unlauteren Motive man
Vätern ungestraft vorwerfen darf, zeigte sich auch im Streit um die
heimlichen Vaterschaftstests, wo Bundesjustizministerin Brigitte
Zypries (SPD) ein extremes Mißtrauen der Männer gegenüber den Müttern
ihrer (?) Kinder anprangerte. Mittlerweile geteilt wird vom
Justizministerium die Einsicht, daß Männer beim Scheidungs- und
Unterhaltsrecht massiv benachteiligt werden. Das soll geändert werden.
Keine Besserung jedoch ist dort in Sicht, wo die Väter nach Meinung
aller Familienrechtler am schlechtesten gestellt sind, beim Sorgerecht
für Kinder nach einer Trennung."
Gründe, warum Männer sich mal etwas gründlicher um IHRE Emanzipation
kümmern sollten, gibt es aber auch darüber hinaus reichlich. Eine der
Perversionen in der öffentlichen Debatte darüber, ob Frauen das "Recht"
haben, in der Bundeswehr auch "Dienst an der Waffe" leisten zu dürfen,
war schließlich, dass so getan wurde, als sei es eine jahrtausendealte
Privilegierung der Männer, auf Schlachtfeldern zu verbluten. Die
strafrechtliche Benachteiligung von Männern ist einerseits bekannt und
statistisch belegt, beispielhaft krass in Bezug auf die
geschlechtsselektive Anwendung der Todesstrafe in den USA für
identische Tatbestände. Es ist andererseits schon beinahe
atemberaubend, dass dieser buchstäblich mörderische Sexismus in den USA
bislang zu keiner Protestkampagne geführt hat. Aber auch "amnesty
international" ist von der Gewalt, der Frauen tatsächlich oder
angeblich ausgesetzt sind, viel stärker beeindruckt als von der
gegenüber Männern. Der überwältigende Anteil männlicher Gefangener in
den Folterkellern dieser Welt von Guantanamo Bay, über das mit dem
Westen verbündete Usbekistan, Tschetschenien bis zu den Rattenlöchern,
in denen man Menschen üblicherweise in Afrika festhält, hat daran nicht
viel geändert.
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MENSTRUIERENDER ANTIAMERIKANISMUS ?
ZUR METHODE DER "IDEOLOGIEKRITIK" IM "NOVO"-MAGAZIN
Wenn man eine andere Meinung gerne besonders lächerlich machen will,
dann sind sich manche Individuen auf der Höhe ihrer Zeit selbst für die
saublödesten Unterstellungen nicht zu schade. Das dokumentierte die
jüngste Ausgabe des "Magazins für Zukunftsdenker" "Novo". Soviel vorab:
Manche Beiträge in "Novo" finden wir durchaus anregend. Allerdings
unterliegt man in dieser Redaktion oft einer heftigen Zwanghaftigkeit
bei der Auseinandersetzung mit dem, was man vielleicht als
Mainstream-Denken wahrnimmt. Wir halten uns zugute, argwöhnisch zu
werden, wenn die Begeisterung für eine Wertvorstellung gar zu sehr um
sich greift. Aber im Gegensatz zu manchen Großdenkern lehnen wir eine
Aussage noch nicht allein deswegen ab, weil sie mehrheitsfähig ist.
Oder das Gegenteil.
Die britische Presse steht in einem besonderen Ruf, jedenfalls
erhebliche Teile. Insofern ist man gut beraten, was man von der Insel
an Publikationen übernimmt, mal ein wenig auf halbseidene Einflüsse zu
prüfen. Offenbar ist die "Novo"-Redaktion dieser Ansicht nicht, wenn es
um das Dreinschlagen darauf geht, was man in den einschlägigen Zirkeln
gerne als Antiamerikanismus bezeichnet. Unter der Überschrift "Die
Huren von Guantanamo" ging der britische "Novo"-Autor Brendan O'Neill
der Frage nach "Wurden Prostituierte nach Guantanamo eingeflogen, um
Gefangenen in die Gesichter zu menstruieren?" Nein, Freunde, das ist
nicht die Bildzeitung, es ist nicht mal die noch miesere Berliner
Variante "BZ", das ist "Novo"!
Natürlich ist weder "Novo" noch Brendan O'Neill der Meinung, dass Frauen
"menstruieren" können, so wie Männer etwa ejakulieren. Aber die
implizite Assoziation wird schon erzeugt. Oder besser: Sie wird
unterstellt. Denn weder "Novo" noch dieser zerebrale Hohlkörper O'Neill
selbst sind es, die sich das angeblich vorstellen können. Nein, es seien
vielmehr die Verbreiter antiamerikanischer Ideologie, die dergleichen
zum Zweck der Diskreditierung von God's Own Country im allgemeinen und
George W. Bush im besonderen in die Welt hinaus verbreiteten. So als
hätten die Damen ein kleines Spritzpistölchen im Allerheiligsten, mit
dem sie einmal im Monat ihr Gift verschössen! Das Dumme ist bloß, es
hat absolut niemand von diesem Schwachsinn jemals etwas gehört. Nicht
mal die einschlägigen Kabarettisten können damit dienen.
Eigentlich hat ja niemand etwas gegen Freedom & Democracy, solange ihre
Protagonisten dies ehrlich meinen. Die Diskrepanz zwischen diesem
Anspruch und der konkreten Realität amerikanischen Militärhandelns zu
benennen gilt denen, die die Kritik stört, üblicherweise als
Anti-Amerikanismus. So als wären nicht gerade die USA allzu oft das
Problem, für dessen Lösung sie sich selbst verkaufen: Man muss ja nur
mal kurz recherchieren, wer solche unerfreulichen Zeiterscheinungen wie
Saddam Hussein, Osama bin Laden oder die Taliban überhaupt erst
militärisch und finanziell aufgerüstet und damit groß gemacht hat. Es
war in allen drei Fällen die amerikanische Regierung.
Mit der Unterstellung, die Verbreiter des "Antiamerikanismus" glaubten
daran, dass die amerikanische Regierung "menstruierende Huren"
beschäftigte - weil er, O'Neill, das auf irgendeiner Homepage gelesen
hat -, widerlegt der Autor messerscharf gleich jede Kritik an der
Bush-Administration, die Manche in den USA selbst als "Junta"
bezeichnen. Obwohl er sich selbst zu der verwegenen Blasphemie
hinreißen lässt, das Konzentrationslager in Guantanamo sei zweifellos
"ein zutiefst unwirtlicher Ort, und es ist eine Schande dass dort 600
Männer ohne Anklage festgehalten wurden." Auch das ist eine Lüge, denn
sie WERDEN immer noch! Vor wenigen Wochen wurden Erkenntnisse
vorgelegt, dass diese Männer systematisch gefoltert werden. Mehrere
betroffene, inzwischen freigelassene Europäer haben dies jedenfalls
unabhängig voneinander bestätigt. Ist aber nicht so schlimm, solange
ihnen nicht "ins Gesicht menstruiert" wird, gell Brendan?
Der Beitrag gerät zu einem klassischen Beispiel von ideologischer
Denunziation, so klassisch, dass man schon - ohne O'Neill zu sehr
befördern zu wollen - an die Methoden eines Joseph Goebbels denkt.
Übertrieben? Dann lest mal das: "Wenn die Ablehnung von Lagern wie dem
in Guantanamo lediglich auf derlei moralischen Standpunkten beruht und
nicht politisch begründet wird, werden in Zukunft weitere frei
erfundene Horrorgeschichten die öffentliche Meinung beeinflussen,
solange sie nur die eigene Selbstgerechtigkeit stützen." Das hört sich
wie die Drohung an, dass Brendan O'Neill uns in den nächsten Monaten
mit weiteren frei erfundenen Horrorgeschichten erfreuen wird, die
tatsächlich die öffentliche Meinung nirgends erreicht haben, die er
aber all jenen unterstellen wird, die seine Meinung nicht teilen.
Gütiger Himmel, da möchte man ja fast lieber "konkret" lesen!
"Novo" bekennt sich in einigen Glaubenssätzen, die auf den ersten Seiten
ihrer Hefte stehen, zu einer "radikalen Kritik an den gängigen
Wahrnehmungsmustern". Wir geben zu: Das hatten wir uns eigentlich
anders vorgestellt, auch wegen dieser Aussage: "Der unvoreingenommene
Streit um Sachverhalte und Werthaltungen, die kritische Analyse und der
unbefangene, kreative Gedankenaustausch sind heute wichtiger denn je."
http://www.novo-magazin.de/dafuerstehtnovo.htm Nur dass von den
genannten Adjektiven auf Gipskopf O'Neill nur eins zutrifft, nämlich
kreativ. Im Übrigen ist er weder unvoreingenommen noch unbefangen,
sondern das genaue Gegenteil von beidem. Fragt sich aber, was die
"Novo"-Redaktion reitet, dass sie ein derartiges intellektuelles
Plankton auch noch für ihre Leser übersetzt. (O'Neills Aufsatz "Die
Huren von Guantanamo" ist leider (?) in der aktuellen Online-Ausgabe
nicht nachzulesen.)
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BÖSER STAAT UND GUTER STAAT:
ZWISCHEN REGLEMENTIERUNGSWUT UND VERBRAUCHERSCHUTZ
Manche Veröffentlichung lässt uns darüber spekulieren, ob das
RoteMännerInfo möglicherweise einen gewissen Trendcharakter hat. Frei
nach dem Motto: Wo wir sind, ist vorn! Nur einen Tag nach Erscheinen
unserer jüngsten Ausgabe fanden wir Beiträge, die teilweise anknüpften
an die alles andere als tagesaktuellen Überlegungen, die wir angestellt
hatten. In einem Interview mit der "Welt" räsonnierte Jürgen Habermas
über den Zustand Europas und seiner Beziehung zu Amerika - was wir in
unserer Auseinandersetzung mit den teils neokonservativen, teils
neuliberalen, ehedem linken Feminismuskritikern angesprochen hatten.
http://www.welt.de/data/2005/05/04/714221.html Zum selben Datum
erschien in der "taz" eine aufschlussreiche Zusammenfassung der
Bemühungen religiöser Eiferer, die Evolutionstheorie im amerikanischen
Schulunterricht zugunsten biblischer Schöpfungsmärchen auszubremsen.
http://www.taz.de/pt/2005/05/04/a0156.nf/text Bekanntlich kommt Vieles,
was sich in Nordamerika ausbreitet, mit Verzögerung auch bei uns an -
wie offensichtlich auch die NeoCon-Ideologie manch eines Ex-Linken.
Oder Women's Lib.
Gestattet den Schlenker zu einem bei uns eher unüblichen Thema: Die
CDU-Abgeordnete Katharina Reiche will das Rauchen im Auto verbieten.
Bettina Gaus, souverän autofahrende Kettenraucherin von der "taz", fand
das nicht gut: "Wer für ein entsprechendes Verbot plädiert, ist offenbar
der Meinung, dass es für die Einschränkung individueller Rechte keiner
zwingenden Begründung bedarf, solange man auf den Beifall derjenigen
hoffen kann, die nicht von der Reglementierung betroffen sind. Das
nennt man Populismus. Wenn sich diese Sichtweise durchsetzt, dann sind
dem Wunsch nach staatlicher Reglung der Privatsphäre kaum noch Grenzen
gesetzt." Natürlich wäre es schön, wenn ihre Sensibilität bei ähnlichen
Bevormundungen in der Vergangenheit genauso groß gewesen wäre. Damit
sind wir wieder beim reglementierenden Staat und den Parteien,
Verbänden und Medien, die jede Reglementierung an sich scheiße finden -
und andererseits jenen, die sich mit populistischer Begeisterung immer
neue Gesetze und Verordnungen einfallen lassen, allein schon weil sich
aus der Formulierung der Forderung so trefflich eine neue Pressemeldung
zimmern lässt.
Beide Seiten, hier zugegebenermaßen sehr holzschnittartig präsentiert,
schießen dabei nicht selten meilenweit über's Ziel hinaus. Am Staat
scheiden sich die Geister. "Zuviel, zuviel" rufen die neuen
Anti-Etatisten, aber wehe, die Autobahn ist in schlechtem Zustand, die
Müllabfuhr ist unzuverlässig, oder es gibt mal einen Vormittag lang
keinen Strom! Sabine Reul bespielsweise wettert in einem sonst ganz
brauchbaren Artikel in "Novo" plötzlich gegen den Verbraucherschutz. Da
stellt sich schon mal die Frage, ob das berühmte Beispiel einer
Normkrümmung von Bananen, angeblich mal in Brüssel beschlossen, einfach
wegpolemisieren kann, dass moderne Produktionsweisen Risiken mit sich
bringen. Man mag mich als "Gutmenschen" geisseln, ich lege trotzdem
Wert darauf, dass mein Frühstücksei aus Freilandhaltung kommt, und bin
für entsprechende Deklarierungen dankbar! Und ich finde auch, dass es
Vorteile hat zu wissen, dass der Cadmium- oder Quecksilbergehalt
einzelner Lebensmittel eher unbedenklich ist. Mögen andere eben ihr
Fieberthermometer aufessen, wenn sie drauf stehen! Wenn ich lieber
keine genmanipulierten Lebensmittel in mich reinstopfe, dann haben auch
die Superschlauberger der Nation Maxeiner & Miersch das gefälligst zu
respektieren, mögen sie mich darob auch für einen Schattenparker
halten. Weil, die Freiheit nehm' ich mir. Und um Freiheit geht's auch
hier. Um Informationsfreiheit!
Insofern - oder in Bezug auf die meistens ziemlich substanzlose, aber
höchst beliebte Gegenkritik am "Antiamerikanismus" (s.o.) - kommt man
schon zu dem Eindruck, dass man in manchen Kreisen den schieren Charme
des Untunlichen kultiviert und Aussagen sich gerade erst dadurch zum
Abdruck besonders eignen, weil sie an und für sich die Moralapostel
provozieren. Oder die man dafür hält. Dann landen wir dort, wo wirklich
nur noch geprüft wird, welches politische Etikett an einer Aussage
klebt, um sie entsprechend als "richtig" oder "falsch" zu
klassifizieren. Was als links, ökologisch, feministisch, pazifistisch,
antirassistisch etc. klassifiziert wird, ist dann ohne weitere
Auseinandersetzung apriori falsch, lächerlich, und nur Befindlichkeiten
geschuldet. Aus gesunder Skepsis wird dann genau die Reflexhaftigkeit,
die wir am gängigen Feminismus so grottendoof finden, eine reine
Kategorisierung in Gut und Böse, ohne Grauzonen. So wie beim
Oberdummdödel der Berliner Politik Guidomobil Westerwelle, der sich
nicht entblödete, diesen voll-logischen Rückschluss zu ziehen: "Wer
Deutschland für kapitalistisch hält, hält Kuba auch für demokratisch."
http://www.taz.de/pt/2005/05/06/a0073.nf/text Das kommt dabei heraus,
wenn Fremdworte für so eine zurückgebliebene Bildungsruine nur noch
einen Wallungsfaktor, aber keine Bedeutung mehr besitzen!
Sachen allein wegen der Zuordnung nach soziologischen oder politischen
Gruppen für falsch oder richtig zu halten, sollte man sich abgewöhnen!
Es verstellt die produktive Chance, hier und da auch mal das Richtige
im Feminismus (etwa dem von Elisabeth Badinter) zu sehen und es nicht
von vorneherein abzutun. Dieser Gefahr unterliegt, wer sich nicht die
Mühe macht, auch eine unattraktive Etikettierung auf positive
inhaltliche Substanzen abzufragen.
Der sprachliche Duktus deutet bei vielen dieser Artikel auf die
linksdogmatische Herkunft der Autoren hin. Das strukturbildende Moment
ihrer Rhetorik haben sie als einziges Relikt nicht abgelegt: die
Kultivierung von Feindbildern. Man beobachtet sehr häufig das Syndrom
der bekehrten Raucher, die nach zwei Stunden Abstinenz urplötzlich zu
den militantesten Nichtrauchern werden. Vielleicht ist es auch
irgendwann, nach Jahren der Selbstkasteiung durch Normen, die man mehr
aus Gründen der Mode als wirklich überzeugt vertreten hat, entspannend,
etwa in Sachen Menschenrechte mal ne Fünf gerade sein zu lassen - wenn
nur die richtige Seite sie verletzt. Früher, als "Linke", haben sie
auch selbst über die Menschenrechtsverletzungen im sowjetischen Gulag,
auf Kuba oder unter den Sandinisten geschwiegen. Da wird es jetzt doch
erlaubt sein, die Folterpraktiken unserer amerikanischen Freunde, die
wir im US-Strafvollzug seit Jahrzehnten rücksichtsvoll ignorieren, auch
mal "pragmatisch" zu (über)sehen. Es entlastet offenbar seelisch
ungemein, sich nicht ständig mit selbstkritischer "Nestbeschmutzung"
befassen zu müssen.
Überhaupt wir erdenschwere Deutsche und unsere ewige
Vergangenheitsbewältigung! Können wir uns nicht mal ein Beispiel an den
Türken oder Japanern nehmen, die ihre Kriegsverbrechen gegen die
Armenier bzw. Chinesen und Koreaner einfach unter den Teppich kehren?
Wir wollen jetzt, mit den Jahren saturiert und nach Zehnstundentagen im
Büro, auch mal asozial den Meckes raushängen lassen. Diese ständige Vor-
und Rücksicht auf Andere geht uns auf die Nüsse.Wir wollen endlich im
Hinterhof lärmende Kinder zusammenscheißen dürfen, ohne gleich von
aggressiven Eltern oder Bevölkerungspolitikern bedroht zu werden.
Außerdem wollen wir unsere Riesenköter ungeniert gewaltige Haufen aufs
Trottoir kacken lassen, ohne dass uns gleich zwei Greenpeace-Boote
umkreisen. Schwachsinn macht Spaß! Erst recht, wenn man ihn bis zur
Staatstheorie auswalzt.
Eine Chimäre soll das sein? Über einen Menschen, der auf seiner Homepage
- völlig idiotisch! - zum Boykott israelischer Produkte aufruft, regen
sich auch Maxeiner & Miersch mal richtig gutmenschlich auf. Denn weil
der Mann der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft angehört, machen
diese Doppelweichkäse daraus die Schlagzeile "GEW kauft nicht bei
Juden". Hätte einer aus den Reihen der FDP einen ähnlichen Mist
verzapft, so wie weiland Möllemann, wäre das für M&M keine Zeile wert
gewesen. Zwar ist es sicher lustiger, den bevorzugten Verbreitern der
Hochmoral den Spiegel vorzuhalten. Aber so zu tun, als wäre dies ein
Privileg altlinker Kadertruppen, stinkt einfach zu sehr nach Weihrauch
und "Moralkeulen"-Rhetorik. "Die rechten und linken Schubladen öden uns
an." schreiben diese beiden geistigen Recken auf ihrer Homepage. Dafür
bedienen sie diese Schubladen aber ziemlich unverdrossen! Wie sagte
schon Gustav Heinemann? "Bedenken Sie, wenn Sie mit dem Finger auf
jemanden zeigen, dass dabei drei Finger auf Sie zurückweisen!"
Das sollte vielleicht auch die sich immer gerne staatskritisch
gerierende FDP mal hinter die Ohren schreiben: Machtvoll geisselte sie
das Überhandnehmen staatlicher Kontrolle und nannte als ein Beispiel
aufgerechnet den Großen Lauschangriff - den sie selbst vor knapp acht
Jahren mit beschlossen und damit die eigene, tatsächlich liberale
Justizministerin mit dem hochkomplexen Namen
Leutheusser-Schnarrenberger in die Demission getrieben hatte. Das sind
wahrlich Riesenstaatsmänner!
http://www.taz.de/pt/2005/05/07/a0067.nf/text
Die grandiose Erkenntnis, dass auch manche Linke antisemitisch denken,
ist plötzlich für stramm rechte Entlarvungskünstler ein Thema, während
sie Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit im befreundeten Lager gerne
etwas niedriger hängen. Bei Linken wird so getan, als sei das jetzt DIE
Offenbarung schlechthin - was jene vielleicht auch durch ihre latente
moralische Selbstüberhöhung provozieren, aber hey: Sind die Rechten da
besser, hmmm? Gerade diese ganze beckmesserische Kritik aus dem
neokonservativen und pseudoliberalen Lager präsentiert sich uns ja am
liebsten als Plädoyer für das Ende jeder Ideologie. "Schluss mit dem
Schubladendenken" krakeelen uns Nischen-Zeitschriften wie "Novo" und
"eifrei" in protzender Weltoffenheit entgegen. Aber schon beim
Antrittsbesuch fliegt man gleich reihenweise über ihre doktrinären
Setzkästen und wähnt sich gleich im ideologischen Protektorat der
"Initiative soziale Marktwirtschaft", eine Art marktradikaler
Scientology-Church. (s. dazu http://www.zeit.de/2005/19/insm )
Das Ganze geht einher mit einer fantastischen "Umwertung der Werte": Als
links markierte Werte gelten als Ursprung von Regulierungswahn - ganz im
Gegenteil zu den rechten Werten, die als Grundlage der schieren Freiheit
firmieren. Nicht mehr die Trias der Französischen Revolution "Freiheit,
Gleichheit, Solidarität" zählt, sondern den Einen ausschließlich der
erste, den Anderen nur noch die nächsten beiden. Vielleicht wäre man
allseitig gut beraten, keinen dieser drei Werte als disponibel zu
betrachten. Grundlage einer vernünftigen Debatte jenseits stupider
Fixierungen könnte zum Beispiel die Wiederentdeckung eines
ernstgemeinten Subsidiaritätsprinzips sein.
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Als Betthupferl haben wir zum Abschluss noch einen besonders schönen
Link für euch aus der Zeit, als man die Wahrheit noch sagen durfte:
http://www.industrial-technology-and-witchcraft.de/movs/SiebterSinn1978.wmv
Und das war's dann auch schon wieder. Keine weiteren Pointen!
Tschö mit öööh
sagt RedZackAlex
(17.05.05)
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RotenMänner und ihrer Unterstützer/innen! Wir sind politisch links und
liberal, wir stehen für eine soziale und ökologische Politik und
kämpfen dafür, dass diese nicht durch einen Vulgärfeminismus
diskreditiert und beeinträchtigt wird, wie er in allen relevanten
linken Parteien inzwischen starke Positionen erobert hat. Beiträge,
Anregungen, Hinweise und Feedback zu bzw. auf die RoteMännerInfos sind
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