Mütter drohen an Mehrfachbelastung zu zerbrechen
... während sich Papi mit dem Sprößling auf dem Fußballplatz amüsiert. Damit beim Leser auch nur ja dieser Eindruck entsteht, bedarf es lediglich der kreativen Umdeutung von ein paar Statistiken, und fertig ist ein weiterer Beleg für die Benachteiligung der armen Frauen.
Mit dem Zeittagebuch zu mehr Gleichberechtigung
BAYREUTH."Kinder brauchen Zeit mit ihren Eltern, und Eltern wollen Zeit für ihre Kinder. Zeit ist das Zauberwort für ein geglücktes Familienleben", meinte Familienministerin Renate Schmidt letzte Woche bei ihrem Besuch in Bayreuth.
Spagat zwischen Beruf und Haushalt
Hier liegt das Problem: Viele Mütter drohen am Spagat zwischen Beruf, Haushalt- und Kindererziehung zu zerbrechen, weil auch ihr Tag nur 24 Stunden hat. Große Bedeutung erlangt die gleichberechtigte Verteilung der Lasten unter den Partnern. Doch hier liegt noch einiges im Argen, wie die Zeitbudgeterhebung des Bundesfamilienministeriums zeigt. In mehr als 54000 Haushalten wurden dafür 37 700 Zeit-Tagebücher geführt. Das Ergebnis: Die Frauen leisten mit knapp 31 Stunden deutlich mehr unbezahlte Arbeit als die Männer mit 19,5 Stunden.
Männer machen nicht alles
Die Haus- und Gartenarbeit nimmt bei der unbezahlten Arbeit die meiste Zeit in Anspruch: Bei Frauen sind es 63 Prozent und bei Männern 46 Prozent. Kochen und Spülen (bei Frauen 24 Prozent, bei Männern 14 Prozent) und die Reinigung von Haus und Wohnung (bei Frauen 18 Prozent und bei Männern 15 Prozent der unbezahlten Arbeit) nimmt am meisten Zeit in Anspruch. Von einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung kann bei diesen Zahlen nicht die Rede sein: In den alten Bundesländern verbringen Frauen 1,6-mal so viel Zeit mit unbezahlter Arbeit wie die Männer.
Rosinen für die Männer
Insbesondere Haus- und Gartenarbeit sowie Pflege und Betreuung von Kindern wird noch weitgehend von Frauen übernommen. Während sich bei der Haus- und Gartenarbeit das Verhältnis des Zeitaufwands von Frauen und Männern von 2,7 auf 2,3 und in den neuen Bundesländern von gut 2,2 auf knapp 1,9 verbessert hat, ergibt sich bei der Kinderbetreuung ein anderes Bild.
Hier hat sich die Arbeitsteilung seit der letzten Zeit-Studie sogar noch weiter zu Ungunsten der Frauen verschoben. Ein Beispiel: Bei einem Paar ohne Kinder - beide Partner sind berufstätig - verbringt die Frau 3 Stunden 26 Minuten mit unbezahlter Arbeit, der Mann lediglich: 2 Stunden 33 Minuten.
Sind beide Partner berufstätig und kommen zusätzlich Kinder dazu, sieht die ganze Sache schon ganz anders aus: Jetzt verbringt die Frau 5 Stunden 11 Minuten mit unbezahlter Arbeit, beim Mann sind es lediglich 2 Stunden 43 Minuten. Das heißt, bei der Frau steigt die Arbeitszeit im Haushalt mit Kindern um gut zwei Stunden, beim Mann lediglich um zehn Minuten.
Frauen übernehmen 63 Prozent der Arbeiten
Auch bei den einzelnen Arbeiten im Haus sieht es nicht viel besser aus: Putzen, Kochen, Waschen, Einkaufen, Tier- und Pflanzenpflege übernehmen die Männer im Durchschnitt zu 37 Prozent. Oder besser gesagt: Frauen übernehmen 63 Prozent der Arbeiten.
Hart trifft es die berufstätigen Mütter und Hausfrauen: Ihre "zweite Schicht" beläuft sich auf über 5 3/4 Stunden. Davon widmen sie sich 2 1/4 Stunden (Alleinerziehende: 3 Stunden) den Kindern. Bei den Männern sind es knapp 1 1/4 Stunden, die sie sich intensiv um die Kinder kümmern. Laut der Studie suchen sich die Männer dabei die Rosinen raus: Sie gehen mit den Kids auf den Spielplatz oder zum Fußball, die Hausaufgabenbetreuung bleibt an den Müttern hängen.
Männer mit mehr Freizeit
Und in der Freizeit? Insgesamt 6 1/4 Stunden wenden Männer für ihre Freizeitgestaltung wie Hobbys, Spiele, Sport und soziale Kontakte auf. Das ist täglich eine halbe Stunde mehr Freizeit als die Frauen haben. Fazit: Es gibt noch viel zu tun, bis die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht länger ein frommer Wunsch ist. Und nicht nur die Wirtschaft ist gefragt, die notwendigen Rahmenvoraussetzungen zu schaffen. Die Trendwende vom "kinderentwöhnten" zum "kinderverwöhnten" Land muss in der Familie beginnen.
Informationen zur Studie "Wo bleibt die Zeit?" auch unter: www.destatis.de oder beim Bundesfamilienministerium.
Miriam Mandt
Quelle:
http://www.bayreuth.de/xist4c/web/displayAction_id_4_.htm?detail_view_id=2995390
gesamter Thread:
- Mütter drohen an Mehrfachbelastung zu zerbrechen -
Frank,
10.05.2005, 16:19
- Der übliche Mumpitz -
scipio africanus,
10.05.2005, 17:44
- Re: Der übliche Mumpitz - Wodan, 10.05.2005, 18:38
- Bezahlte oder unbezahlte Familienarbeit... - pit b., 10.05.2005, 21:58
- Der übliche Mumpitz -
scipio africanus,
10.05.2005, 17:44