Strafe für Vergewaltigerinnen

ChrisTine, Sunday, 08.05.2005, 16:51 (vor 7524 Tagen)

Strafe für Vergewaltigerinnen
VON HARIETT DRACK, 05.05.05, 12:06h

Der Richter bescheinigt der Tat im Urteil „Einmaligkeitscharakter“.

Auf der Anklagebank sitzen zwei junge Mütter, der wenige Wochen alte Nachwuchs schlummernd im Kinderwagen auf dem Gerichtsflur. Was den beiden Frauen (22, 23) aus gutem Hause vorgeworfen wird - Vergewaltigung und Menschenhandel -, macht Gericht und Staatsanwalt fassungslos. „So was ist mir in meiner jahrzehntelangen Zeit als Richter noch nicht vorgekommen“, sagt Heinz Kaiser und spricht von einer „happigen Tat“, die gleichwohl milde mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe geahndet wurde.

Weil die ältere der beiden Angeklagten - eine Rechtsanwaltstochter - bei einer gleichaltrigen ehemaligen Freundin 300 Euro Außenstände hatte und vergeblich auf Rückzahlung drängte, war sie mit der Mitangeklagten auf die Idee gekommen, das Geld auf besonders rabiate Weise einzutreiben. Das Duo suchte die 23-Jährige an ihrer Arbeitsstelle auf, lockte sie ins Auto und brachte sie dann mit Hilfe eines unbekannt gebliebenen Mannes zum Kölner Straßenstrich nach Longerich. Dort wurden drei Freier ausgewählt, die insgesamt 80 Euro für den erzwungenen Oral- und Geschlechtsverkehr zahlten.

Obwohl beide Frauen im Gerichtssaal die Tat ohne Beschönigung einräumten, blieb bei Gericht eine gewisse Ratlosigkeit zurück. „Ich musste beim Lesen der Anklage aufpassen, vom Kopfschütteln kein Schleudertrauma zu kriegen, so ein starkes Stück ist das“, brachte der Ankläger sein Unverständnis auf den Punkt. Auch bemängelte er mit Blick auf die Geständnisse, die letztlich dem Opfer den Auftritt im Zeugenstand ersparten: „Von tiefer Reue ist da nicht viel zu sehen.“ Da half auch die nachgeschobene Bemerkung der Anwaltstochter nicht viel: „Ich hab' zu spät gemerkt, was da abgeht. Es tut mir Leid.“ Das Opfer war noch in derselben Nacht zur Polizei gegangen und hatte Anzeige erstattet.

(KStA)

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