Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Und die Männer schauen tatenlos zu ...

Arne Hoffmann, Tuesday, 26.04.2005, 00:53 (vor 7538 Tagen)

Hi,

weiter unten - index.php?id=49245 - hatte ich einen Text des Gewaltexperten Helmut Wilde vom Männerbüro Trier verlinkt, in dem es um die Gleichverteilung häuslicher Gewalt unter beiden Geschlechtern bei gleichzeitiger einseitiger Belastung der Männer ging. Mit dem Hinweis auf diesen Beitrag hatte mir Helmut auch einen Artikel per pdf mitgeschickt, bei dem ich erst rückfragen wollte, ob ich ihn hier im Forum veröffentlichen darf. Ich darf. :-)

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Und die Männer schauen tatenlos zu, wie ihren Geschlechtsgenossen der Prozess gemacht wird.

von Helmut Wilde

Die Frauen haben den Männern den Kampf angesagt und dies nicht erst seit gestern. Eine der letzten erfolgreichen Bastionen, mit denen es Frauen gelingt, Männer an der Pranger zu stellen, ist das Thema der Gewalt, insbesondere der häuslichen Gewalt. Denn hier, so die öffentliche Meinung, liegen klare Verhältnisse vor, und diese scheinbare Gewissheit wird durch Verweis auf die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) bestätigt. Eigentlich ist damit alles in Ordnung, denn niemand kommt offenbar auf die Idee, dass hier Unrecht im Namen des Volkes an der Tagesordnung sein könnte.

In dieser gesellschaftlichen Stimmung der Ignoranz und der Übervorteilung von Frauen ist es für diese ein Leichtes, ihre Partner vor Gericht zu bringen und verurteilen zu lassen oder eine gegen sie selbst gerichtete Klage abzuwenden, selbst dann, wenn sie Täterinnen waren.

Männer sind es gewohnt, sich um der Gunst des vermeintlich schwachen Geschlechts wegen verdient zu machen. Vermeintlich schwache Menschen - und dazu zählen nun mal ausnahmslos Frauen und Kinder - müssen geschützt werden, wobei die eigentlich Schwachen die Kinder sind. Die Männerbewegung hat fast ausnahmslos die Kritik, die aus der Frauenbewegung heraus erfolgte, aufgenommen und dieser damit den Rücken gestärkt. Kritische Positionen hat die Männerbewegung bislang kaum bezogen und eigene Emanzipationsentwürfe sind ebenso wenig selbstverständlich geworden.

Männer beschützen Frauen auch vor Gewalt und übersehen dabei geflissentlich, dass sie selber in dieser Konstellation ebenfalls Opfer werden können. Aus Dunkelfeldstudien, die auch für die Bundesrepublik Deutschland vorliegen, wissen wir, dass ca. 5-15 % der Männer und Frauen im häuslichen Bereich Gewalt ausüben und Männer eben so oft Täter wie Opfer in solchen Konstellationen sind. Ein Tatbestand, den sie und der überwiegende Teil der Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, ausblenden. Denn es existieren für diese Männer, die Opfer und für diese Frauen, die Täterinnen werden, keinerlei Hilfseinrichtungen.

Es scheint so, als wenn es Frauen, die unter den Folgen des Patriarchat gelitten haben, nun erlaubt ist, gesellschaftlich und im Namen des Staates für das erlittene Unrecht Rache zu nehmen, was sich durch die Übervorteilung im Gewaltbereich ausdrückt. Männer die ebenfalls unter dem Patriarchat zu leiden hatten, werden aus der bereits oben angesprochenen Ignoranz nicht wahrgenommen. Eine differenzierende Position im Gewaltbereich einzunehmen und den Tatbestand weiterer Opfer- und Tätergruppen anzunehmen scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt bei anhaltender Ignoranz diesem Phänomen gegenüber unmöglich zu sein.

Denn hierzu müssten sich vor allem die Männer bewegen, die Betroffenen und auch die Nichtbetroffenen, und die tun es ja aus welch Gründen auch immer bisher nicht oder nicht ausreichend. Und darüber hinaus kommt nun der Wunsch von Männern und nicht von Frauen. Ob es wohl daran liegen mag, dass ihnen dieses Thema nicht am Herzen liegt?

Wie auch immer, es ist an der Zeit sich angesprochen zu fühlen, um die gewaltbetroffenen Männer und die zu Unrecht Verurteilten, die Täterinnen ebenso, die unbeachtet bleiben, aus ihrer Einsamkeit/Isolation und Ohnmacht zu befreien. Denn diese damit verbundenen Gefühle verheißen nichts Gutes, weder für Mann und Frau und deren Beziehung zueinander, noch für die Kinder und auch nicht für das Zusammenleben in einer Gesellschaft, die etwas auf sich hält.

(grammatisch/stilistisch von mir minimal überarbeitet, A.H.)

http://www.maennerbuero-trier.de

(Man beachte auf dieser Website übrigens auch das Gesuch von Julia Bennwitz. Natürlich habe ich mich mit Julia schon in Verbindung gesetzt. Schon komisch, wieviele den Männerrechten positiv aufgeschlossene Frauen und Männer aus meiner ehemaligen Mainzer Uni kommen ... :-))


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