Zeugungsstreik - wenn Männer sich nicht fortpflanzen wollen
Zeugungsstreik - wenn Männer sich nicht fortpflanzen wollen
Am 5. Mai ist Vatertag. Wie viele Männer haben das Recht, den Vatertag zu bestreiten? Bei dem anhaltenden Rückgang der Geburtenrate stellt sich die Frage: Wer ist Schuld daran? Mann oder Frau. Im Allgemeinen wird den Frauen die Schuld in die Schuhe geschoben. Doch wie steht es um die Fortpflanzungslust unserer Männer? Sind Sie in den "Zeugungsstreik" verfallen?
Von Martina Bleier
Haben sich Männer zum Zeugungsstreik versammelt?
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Brigitte" setzt sich Meike Dinklage, die Autorin des Buches "Der Zeigungsstreik. Warum die Kinderfrage Männersache ist", mit den Gründen dafür umfassend auseinander.
Früher waren die Lebensziele eines "richtigen Mannes" klar definiert: Er sollte in seinem Leben ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen. Das Haus bleibt heutzutage für viele ein unerschwinglicher Traum, außerdem kann man mit einem Haus beruflich nicht sonderlich flexibel sein - es wäre nur ein lästiger Klotz am Bein.
Mit dem Baum pflanzen sieht es da schon besser aus. Es muss ja nicht unbedingt gleich ein großer Baum sein - ein Bonsaipflänzchen genügt, ist in der Mietwohnung doch Platz eher Mangelware.
Doch wie sieht es mit dem Kind zeugen aus? In der Frauenzeitschrift "Brigitte" ist von so genannten "später-vielleicht-Männern" die Rede, die eine Zeugung immer weiter hinausschieben wollen.
Zeugungsstreik - wenn Männer sich nicht fortpflanzen wollen
Was sagen die Statistiken?
Dieses Bild wird in Zukunft Seltenheitswert besitzen. Denn immer mehr Männer wollen kinderlos bleiben.
Laut einer Studie des Berliner Soziologen Christian Schmitt im Auftrag des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung für das Jahr 2003 gäbe es erste Anzeichen auf einen steigenden Anteil dauerhaft kinderloser Männer. Demnach würden 26 Prozent der Männer zwischen 45- bis 50-Jährigen kinderlos bleiben. Bei den 70- bis 65-Jährigen hingegen seinen nur neun Prozent keine Väter.
Fest steht, dass Männer die Elternschaft deutlich länger aufschieben als Frauen. Gründe dafür liegen auf der Hand. Bei Männern tickt die biologische Uhr nicht so laut wie bei Frauen. Außerdem ist es in den meisten Partnerschaften so, dass Männer älter sind als ihre Partnerinnen.
Die Studie ergab, dass Männer erst dann ihre Fortpflanzung in Betracht ziehen, wenn sie (in ihren Augen) der Familie genug finanzielle Sicherheit bieten können. Das Vaterwerden richtet sich also immer noch nach althergebrachten Rollenmodellen. Schmitt nennt dies das "male-breadwinner"-Prinzip. Das ist auch die Ursache dafür, warum Frauen mit hohem Bildungsniveau eher kinderlos bleiben, höher gebildete Männer hingegen kinderreicher sind. Zurückzuführen sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede auf das immer noch vorherrschende Problem "Kind oder Karriere" bei Frauen.
Aber abgesehen vom "Erst-Vater-werden-wenn-ich-es-ernähren-kann"-Syndrom - warum wollen so viele Männer nicht mehr Vater werden?
Laut "Brigitte" flüchten sich Männer in Ausreden. Viele wollen ihre "Freiheit" noch nicht aufgeben, fühlen sich zu unreif dafür, Vater zu werden. Andere wiederum wollen auf die "Richtige" warten, vor allem aber auf den "richtigen" Moment. Sehr beliebt ist auch die Ausrede "in diese kaputte Welt keine Kinder setzen zu wollen". Das Argument von anderen Adams ist, sie hätten keinen "Bock", für eine Frau und ein Kind ewig zu zahlen.
Das Thema "Kinder kriegen" wird häufig auf die lange Bank geschoben
Die Studie des Berliner Soziologen besagt, dass 57,5 Prozent der Männer zwischen 30 und 34 Jahren im Jahr 2002 kinderlos waren. Bei den Frauen dieser Altersgruppe lag die Quote bei 37,8 Prozent. In der Gruppe der 35- bis 39-Jährigen verzichten 33,6 Prozent potentielle Väter und 17,4 Prozent der Frauen auf Nachwuchs.
Auf der einen Seite stehen Männer, die für sich früh beschlossen haben, keine Kinder kriegen zu wollen. Meist halten diese konsequent fest an ihrem Entschluss. Weit größer ist hingegen die Gruppe der Herren der Schöpfung, die "mal abwarten" wollen.
Ein Faktor ist, dass es heutzutage eher von der Gesellschaft toleriert wird, kinderlos zu bleiben als vor 50 Jahren. Damals stellte sich die Frage "Kinder oder nicht?" erst gar nicht. Jeder heiratete, bekam Kinder, er ging arbeiten, sie blieb zuhause. Im 21. Jahrhundert sieht die Sache anders aus. Frauen haben sich emanzipiert. Sie drängen in die einstigen Männerdomänen vor. Durch die Veränderung des weiblichen Rollenbildes hat sich aber unweigerlich das männliche Bild verschoben.
Die Männer stehen der Kinder-Frage mit großer Ratlosigkeit gegenüber, denn nun müssen sie sich selbst entscheiden. Die Gesellschaft übernimmt dies nicht mehr für sie. Darum wird die Fortpflanzungsfrage erst einmal auf Eis gelegt oder an die Partnerinnen abgeschoben. Viele hoffen auf das Schicksal. Aussagen wie "Wenn sie schwanger wird, dann hat es eben so sein sollen", dominieren.
http://www.gmx.net/de/themen/gesundheit/kind/9monate/838878,page=0.html
gesamter Thread:
- Zeugungsstreik - wenn Männer sich nicht fortpflanzen wollen -
Christian,
17.04.2005, 22:06
- Re: Zeugungsstreik - wenn Männer sich nicht fortpflanzen wollen -
Sven,
18.04.2005, 12:19
- Wer ist schuld? ;-) -
Gast,
19.04.2005, 02:06
- Re: Wer ist schuld? ;-) - Nikos, 19.04.2005, 13:40
- Wer ist schuld? ;-) -
Gast,
19.04.2005, 02:06
- Re: Zeugungsstreik - wenn Männer sich nicht fortpflanzen wollen - Joseph S, 19.04.2005, 03:51
- Re: Zeugungsstreik ... und Gebärstreik - Eugen Prinz, 19.04.2005, 13:51
- Ist doch ganz klar - scipio africanus, 19.04.2005, 17:10
- Re: Zeugungsstreik - wenn Männer sich nicht fortpflanzen wollen - Mikael, 19.04.2005, 20:27
- Re: Zeugungsstreik - wenn Männer sich nicht fortpflanzen wollen -
Sven,
18.04.2005, 12:19