Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Mädchen ticken auch bei Gewalt anders

Joachim, Wednesday, 04.12.2002, 19:09 (vor 8410 Tagen)

Mädchen ticken auch bei Gewalt anders


Das Familienleben beeinflusst stark, wer gewalttätig ist. Das ermittelten Greifswalder Kriminologen in Schülerbefragungen.

Greifswald (OZ) Drei junge Männer quälen einen Jugendlichen zu Tode. Die drei sind rechts und verroht. Der Tote war anders, „undeutsch“.

Jungerwachsene prügeln mehrere Obdachlose in Vorpommern tot. Die Täter sind gewaltbereit und rechts. Ihre Opfer waren: „undeutsch“.

Eine Mädchen-Clique quält ein Mädchen. Es wird mit Zigaretten verbrannt, in einen Müll-Container geworfen. Es habe die anderen provoziert.

Warum sind Jugendliche so gewalttätig? Und: Werden es Mädchen immer mehr? „Das sind Fragen, denen auch wir nach gewalttätigen Auswüchsen in mehreren Befragungen nachgegangen sind“, sagt Bernd Geng (48). Der Soziologe am Lehrstuhl für Kriminologie der Universität Greifswald hat Schüler in Greifswald (1998 und 2002) und auf Usedom (2002) nach Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Gewalt befragt. „Da haben wir auf Usedom hohe Gewaltpotenziale ermittelt“, erklärt er. Hohe Arbeitslosigkeit, wenig Perspektiven, die Ursachen seien vielschichtig. „Die Tendenz ist, dass Jugendliche mit Identitätsproblemen, Misserfolgs- und Misshandlungserfahrungen ein hohes Risiko haben, selbst gewalttätig zu werden“, sagt der Kriminologe. Vor allem Jungen. Die Familie – soziale Stellung, Einkommen, Bildung, Klima – spiele dabei eine Hauptrolle, ob ein Kind gewalttätig wird. „Die Eltern haben den größten Einfluss auf die Ausrichtung ihrer Jugendlichen“, meint Bernd Geng. Je gewaltloser und harmonischer das Familienleben und die Erziehung seien, zu desto weniger Gewalt neigten die so aufwachsenden Jugendlichen.

Und Mädchen? „Dass die immer gewalttätiger werden, kann ich aus den Befragungen nicht bestätigen“, sagt der Soziologe. Es gebe Einzelfälle wie diese Quälereien. Mädchen übten in gemischten Gruppen nicht nur die Mitläufer-Rolle aus, sondern auch vermehrt eine aktive. Mädchen seien trotzdem in Gewaltausübung deutlich anders als Jungen. „Ihre Gewaltakzeptanz ist stärker von Gruppennormen abhängig. Mädchen sind aber nicht so direkt aggressiv wie Jungen“, erklärt Geng. Sie lenkten Gewalt gegen sich: Selbstverletzungen, um Schmerz zu erleiden; Depressionen; Gefühle der Zurücksetzung. In der Gewaltausübung gegen andere seien Mädchen unterrepräsentiert. Werden sie jedoch gewalttätig gegen andere, dann stünden sie voll dahinter, mit Schlägen Probleme lösen zu können.

Infos zu den Schüler-Studien: Tel.: 03834/86 21 36.

B. SCHMIDTBAUER

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