Warum der Mann ein Einkaufsmuffel ist
Düsseldorf (rpo). Frauen sollten ihre Männer beim Einkaufen besser zu Hause lassen. Denn der gemeinsame Bummel endet einer britischen Studie zufolge in der Hälfte der Fälle im handfesten Beziehungskrach.
Traut man der Konsumforschung, ist samstags jede Einkaufszone ein Schauplatz des Geschlechterkampfs. Die Hälfte aller gemeinsamen Shoppingtrips von Männern und Frauen endet, laut einer britischen Studie, im Streit. Von 1700 befragten Konsumenten bedauerten die weiblichen am Ende mehrheitlich, ihren Partner mitgenommen zu haben. Ihre Männer legten zum Teil Stresswerte an den Tag, die denen von Kampfpiloten und Polizisten im Einsatz gleichkamen. Fazit: "Männer haben gemeinhin eine alarmierende Unlust zum Einkauf." Und verderben den Frauen die Freude daran.
Das psychische Notprogramm, auf das Einkaufsmuffel umschalten, lässt sich hervorragend in Abteilungen für Damenoberbekleidung begutachten. An Blusenständer gelehnt und Halt an Plastiktüten suchend, übt sich das starke Geschlecht im resignierten Sekundenschlaf, während die kauflustige Begleiterin in der Umkleidekabine verschwindet. Taucht sie wieder auf, folgen jähes Erwachen und überschwängliches Lob für jedes noch so unvorteilhafte Kleidungsstück. "Männer sagen in solchen Situationen zu allem Ja und Amen, weil sie den Laden so schnell wie möglich verlassen wollen", stellte der Guru der US-Marktforschung, Paco Hill, fest. "Verkaufspsychologisch ist es darum das erste Ziel, den Mann ruhig zu stellen. Er stört beim Einkauf."
Spielhort für ihn
Was Supermärkte inzwischen veranlasst, Heimwerkerbedarf, TV-Geräte, Videos, Kamera- und Computerzubehör ins Sortiment aufzunehmen, damit das Kind im Manne spielen kann. Die Stadt Göppingen richtete sogar einen Spielhort für Männer ein. Dort konnten Frauen ihre Partner während der weihnachtlichen Einkaufssamstage zum Dartspielen oder zum Fernsehen abgeben.
Munter fühlen sich viele einkaufende Partner nur, wenn es ans Bezahlen geht. Underhill: "Handeln macht ihnen Freude, und einen Rabatt herauszuschlagen, erleben sie als Erfolg. Was sie kaufen, ist ihnen dabei weniger wichtig als der Triumph, ein Verkaufsgespräch gewonnen zu haben." Weshalb der deutsche Verband für den Textileinzelhandel Verkäufern anrät, modische Beratungsgespräche - auch die für Herrengarderobe - mit den Frauen zu führen, den Handelsabschluss aber mit dem Mann zu tätigen.
Frauen, die ihren Partner beim Einkaufsbummel dabei haben, werden schnell nervös und verweilen in Geschäften nur halb so lange, wie sie es allein tun. Was auch daran liegen kann, dass die Rabattsucht von Männern zu Käufen führt, die nicht auf dem Zettel stehen und deren Zweck ihren Partnerinnen verborgen bleibt: Etwa der Erwerb von 2000 verzinkten Eisenschrauben oder zehn Sechserpackungen Dunstabzugshaubenfilter zum Sonderpreis.
Strategische Kauf-Feldzüge
Männer bevorzugen strategische Kauf-Feldzüge, die eine vergnügliche und abwägende Begutachtung der Ware weitgehend ausschließen - außer es handelt sich um Autos und technische Geräte.
Frauen hingegen schätzen die Sinnlichkeit eines Einkaufserlebnisses. Sie lieben ansprechend gestaltete Schaufenster und neigen doppelt so häufig wie Männer dazu, Waren anzufassen. Sie streicheln Kaschmirpullover und betasten zärtlich Parfümflakons, selbst wenn sie beides nicht erwerben wollen. Schon gar nicht in Anwesenheit eines nörgelnden Man-nes. Die weibliche Lust an spontanen Käufen erhöht sich hingegen merklich, wenn sie mit Freundinnen shoppen.
Für US-Forscher Underhill, der Kundenverhalten mit Videokameras beobachtet, sind weibliche Einkaufsduos konjunkturelle Dreamteams: "Gemeinsam werden Frauen zu Einkaufsmaschinen. Entspanntes Bummeln und eine Snackpause erhöhen das soziale Erlebnis, das Männer im Einkauf selten entdecken können." Ausgeprägte weibliche Kauflust wird schnell mit Kaufsucht verwechselt. Dazu besteht jedoch kein Grund. Die Stuttgarter Universität Hohenheim stellte fest, dass von "krankhafter Kaufsucht" nur fünf Prozent der Deutschen betroffen sind, 20 Prozent gelten als gefährdet, darunter ebenso viele Männer wie Frauen.
"Das macht Mutti"
Der Verband der Herrenbekleidungsindustrie vermerkte kürzlich zwar erfreut, dass "Männer modisch motivierte Einkäufe vermehrt selbst erledigen oder wenigstens dabei mitreden wollen", glaubt aber insgesamt "an ein stark traditionelles Rollenverhalten".
So dehnt sich Adams neue Konsumlust nach wie vor nicht auf seine Unterhosen und Socken aus. Der Erwerb solcher "Bedarfsware" bleibt Frauensache, nach dem Motto "das macht Mutti". Herrenwäsche und Strumpfwaren werden deshalb in Textilkaufhäusern bevorzugt bei einer Kasse in Nähe der Damenabtei-lung platziert.
Ein europaweiter Vergleich ergab außerdem, dass 84 Prozent aller deutschen Männer ihren Partnerinnen neben den Socken auch alle Waren des täglichen Bedarfs wie Kartoffeln, Toilettenpapier oder Filtertüten zum Erwerb überlassen. Dass diese Einkaufsscheu deutscher Männer nicht naturgegeben ist, beweisen die Schweden. Hier teilen sich Männer und Frauen den regelmäßigen Griff zu Einkaufstasche oder Ökobeutel gleichberechtigt.
Auch ohne wissenschaftlichen Beleg ist davon auszugehen, dass sich das weibliche Kaufvergnügen bei Toilettenpapier, Kartoffelsäcken und Socken in Grenzen hält. Es gibt für Frauen also Anlass genug, sich in deutschen Einkaufszonen gelegentlich mit ihren Männern zu streiten.
Sabine Werz
gesamter Thread:
- Warum der Mann ein Einkaufsmuffel ist -
Joachim,
18.11.2002, 23:55
- Re: Warum der Mann ein Einkaufsmuffel ist.....oder auch nicht... -
carlos,
19.11.2002, 00:07
- Re: Warum der Mann ein Einkaufsmuffel ist.....oder auch nicht... - Jolanda, 19.11.2002, 20:22
- Re: Warum der Mann ein Einkaufsmuffel ist - Oberkellner, 19.11.2002, 10:22
- Re: Warum der Mann ein Einkaufsmuffel ist.....oder auch nicht... -
carlos,
19.11.2002, 00:07